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Gothika
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Post Tue, 22.Mar.05, 9:41      Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Für mich ist das Gefühl dass das Leben, das Schicksal gerecht ist, ganz, ganz essentiell. Sehr vereinfacht: Mein Glauben gibt mir die Kraft so einiges durchzustehen.

Aber beim besten Willen verzweifelte ich in regelmäßigen Abständen - immer wenn so etwas kommt wie heute z.B: eine Jahresabschlussrechnung, die aber auch alle doch sehr positiven Pläne kaputt macht oder z.B. ein Autounfall , eben diese Sonderkosten...

(Ansonsten geht es)

Viele würden sagen, dass ich heute in dieser finanziellen Situation bin, (alleinerziehende Studentin) sei halt mein eigener Fehler. Aber ich kann es so nicht sehen.

Den falschen Mann ausgewählt? Nein.

Und schuld am Scheitern? 3 Jahre lang haben er und ich an der Schuldfrage gearbeitet, Vorwürfe, Verzeihen, Annähern... Schuld ist seine psychische Krankheit.

Ansonsten: Dass er nichts dagegen tat, und ich zu lange aushielt statt rechtzeitig den Schluss-Strich zu ziehen. (Also 50: 50)

Das Finanzielle so ist schon schlimm genug, aber durch die Probleme meines Gemahl gibt es nichts, was man von vorher hat. Keine Möbel, oder sagen wir mal Kleidung, ... da war jahrelang nur Schulden. Und mit ohnehin zu wenig zum Auskommen, kann man eben diese ALTEN Defizite an Lebensstandard definitiv nicht ausgleichen. Ergo: Mein Lebenstandard ist absolut (!) Null.

Psychisch bin ich soweit wieder ganz okay... aber so kann man einfach nicht leben! Jede psychische Verbesserung wird von Geldproblemen zu nichte gemacht, weil sie sich nicht leben lässt.

Doch an den schlechten Lebensstandard - mei, ich kenne seit 8 Jahren nichts anderes. Irgendwann wird es besser. Hoff man zumindest.

Das eigentlich Problem in solchen Moment ist, dass ich nicht weiß, womit ich das verdient habe und dass ich es so furchtbar ungerecht finde.

Von der Liebe her und allem drum und dran WAR es der richtige Mann. Dass er psychisch krank war, war damals nicht offensichtlich und kam erst im Laufe der Zeit ans Tageslicht. Ein Fehler war, dann nicht gleich sofort knallhart zu sagen: "Therapie oder Scheidung", aber bis man das erkannt hat, war es ohnehin schon weit zu spät. Deswegen gibt man auch nicht die ganz große Liebe, wenn die Gefühle beiderseits noch da sind, auf.

Im Grunde war also der Fehler zu glauben: "Wenn man sich liebt, kriegt man die Probleme in den Griff!". Und dem war nicht so.

Und so kam ich also in diese Situation. Ich habe so viele Abstriche gemacht, auf allen Ebene... aber ich verzweifle darüber, dass es einfach nicht aufhört, dass es so aussieht, als ob ich für den Rest meines Lebens nun darunter zu leiden habe, und kaum glaubt man einen grünen Zweig erreicht zu haben, wird einem das kaputt gemacht.

Und ohne Geld und den geringsten Lebenstandard... da bringt auch die ganze gute Arbeit an der Psyche nichts. Nada! Weil sich die positiven Veränderungen einfach nicht leben lassen und der Zwiespalt zwischen äußere SItuation und innerem Fühlen nur immer größer und größer wird.

Bsp: Als ich mich fett und häßlich fühlte, da waren mir die unschönen Klamotten auch egal. Jetzt brachte ich mich in Form, fühle mich hübsch, bin wieder auf dem "Männermarkt"... jetzt stören a) die Kleider mehr b) sind nun zusätzlich noch 3 Nummer zu groß und c) jetzt wo ich wieder will, kann ich mir eigentlich nicht mal die Verhütung leisten. Ist im Endeffekt also schlechter als vorher wo man gar keine Ambitionen in diesen Richtungen hatte und nur depri da saß.
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Post Wed, 23.Mar.05, 14:12      Re: Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Nun der Rest des Lebens liegt vor dir ... ob der kaputt ist, kannst du nie im Vorhinein sagen. Das Leben ähnelt ein bisschen der Stilrichtung des Pointilismus - mittendrin erkennt man nichts, erst von der Distanz, in der Rückschau kann man die Punkte zusammenfügen und sieht dann, ob ein Lebensabschnitt, "das Leben" kaputt ist/war oder eben nicht.

D.h. carpe diem um etwas zu verändern, um etwas zu erreichen. Das scheinst du auf psychischer und körperlicher Ebene bereits getan haben. Nun geh ans Materielle ... suche dir eine Schuldnerberatung, überlege ob du nicht gegenüber dem Staat Ansprüche stellen kannst. Wir leben in einem Sozialstaat - das Existenzminimum (dazu gehört übrigens die Verhütung! Und vernünftige Kleidung sowieso) ist für jeden gesichert. Warte nicht darauf, das etwas von selbst besser wird ... das kann genauso schief gehen, also wenn du etwas tust. Und es geht mit größerer Wahrscheinlichkeit schief als das eigene Handeln. Mach kleine Schritte. Irgendwann wirst du auch mit dem Studium fertig sein und durch einen Job finanziell besser dastehen. Ist dieses Studium nur eine Beschäftigung und kein wirkliches Anliegen, überlege, ob es durch einen anderen möglichen Job nicht besser geht und/oder nebenbei. Lass dir helfen (Schuldnerberatung etc.) und tue etwas - du hattest bei deiner Psyche und deinem Körper doch Erfolg. Warum sollte das bei deinem Umfeld und dem dich Umgebenden nicht auch gelingen ?

Alles Gute!
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Post Wed, 23.Mar.05, 17:00      Re: Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Hmm... klar, leben wir in einem Sozialstaat. Der sieht allerdings leider nur mal so aus, dass man als alleinerziehende Studentin schlechter dasteht als eine alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin.
Theorethisch hat man 100 Euro mehr. Praktisch aber so viel mehr Kosten... Als Student --> Sozialamt nicht mehr zuständig. Nur noch wenn ich was für das Kind bräuchte.

Normalerweise klage ich auch nicht, gerade WEIL die Uni mein Ein- und - Alles ist, mit dem monatlichen Einkommen bin ich eigentlich zufrieden. Nicht viel, aber meins.

Das finanzielle Problem ist nicht, dass ich Schulden habe. Ich komme grad so über die Runden. Sondern dass ich durch die vielen Jahre davor mit den SChulden meines GEMAHLS man sich nie was zulegen konnte, also keine Kleidung, Möbel, Grundausstattungen in allen Bereichen... und um das aufzuholen, Defizite auszugleichen... das geht halt gar nicht.

Und so... das ist kein Lebensstandard. Z.B. nicht mal einen Schreibtisch zu haben für die Uni-Sachen, keinen Kleiderschrank, passt aber auch vieles nicht rein, keine neue Wohnung finden wegen Behörden-Bürokratie, etc... alles stagniert.

FALLS ich mal eine neue Wohnung habe werd ich mich bei meinen Eltern verschulden und alle Defizite auf einmal ausgleichen...
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Post Wed, 23.Mar.05, 21:42      Re: Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Hm ... du schreibst aber:

Quote:
Ist im Endeffekt also schlechter als vorher wo man gar keine Ambitionen in diesen Richtungen hatte und nur depri da saß.


Gleichtzeitig aber, dass genau dieses "vorher" das Problem war, nämlich:


Quote:
Sondern dass ich durch die vielen Jahre davor mit den SChulden meines GEMAHLS man sich nie was zulegen konnte


Widerspricht sich das nicht ?
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Post Thu, 24.Mar.05, 10:29      Re: Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Ja, schon. Es bezog sich auf das Gefühl der "inneren Zerrissenheit". Als man damals so richtig depri war, war einem alles irgendwann nur noch egal...

Wobei ich mir die alte Zeit ganz sicher nicht zurück wünsche...

Es geht auch schon wieder. Der Anfall ist wieder mal vorbei. Wie eingangs gesagt, es gibt einfach so Momente... *arrrghhh*...

Die meiste Zeit hat man die Hoffnung, dass es mit dem Lebenstandard, finanziellen irgendwann besser wird...

Aber dann kommen neue Gesetze raus - das allgemeine Tief und Ängste in der Bevölkerung. Dann kommt noch irgendein Rückschlag. Und vor allem kann man in meiner Situation NIE genau sagen, wie es weitergeht. Jedes Semester ist anderes, das Kind entwickelt sich... neue Herausforderungen, neue Situationen... auch so wie der Alltags jetzt mit NOch-Ehemann organisiert ist, ändert sich stets, da kann man dann einfach keine klare Linie ziehen und auf die Zukunft hoffen.

Man kann nur - was mir meistens gelingt wenn nicht gerade ein Rückschlag o.ä. komm - neutral bleiben, nicht mißtrauisch oder ängstlich sein, einfach nur nichts. Aber es bleibt Ungewißheit. Dank Bürokratie ändert sich ja sogar mein "Einkommen" auch fast jeden zweiten Monat.

Es ist dieses Gefühl - egal was man macht - zumindest finanziell - dass es immer 2 Schritte vorwärts und 3 zurück geht. Man kriegt 20 Euro mehr, hat aber 40 Euro mehr Kosten etc...

In anderen Bereichen erkennt man irgendwann, dass es trotz allem vorwärts geht, dass die vermeintlichen Rückschritte ein Fortwärtskommen war. Aber dank der Abhängigkeit vom Staat und jenen Menschen, die mir anders helfen damit ich mit Kind studieren kann, gibt es da kein Vor- und Zurück, und man weiß, dass es mindestens noch 3 bis4 Jahre so gehen wird.... und dann?
Dann muss man erst mal einen Job finden, man weiß nicht, wie es dann mit dem Kind sein wird... man weiß nicht, ob man dann nicht Unterhalt für den Noch-Gemahl zahlen muss (was nicht so unwahrscheinlich ist).

Und ich war früher immer so finanziell unabhängig, würde so gerne mit Nebenjob das Studium finanzieren... aber das geht alles nichts mehr.

Der Rückschlag diesmal war folgendes: Ich war seit Jahren nicht mehr auf Reisen. Es gab zwischenzeitlich Monate (!) wo ich Angstzustände hatte aus der Haustür zu gehen. Mittlerweile ist das alles vorbei, es wird Zeit für den nächsten Schritt: Mal wieder verreisen. Es ist für meine Entwicklung absolut notwendig - und auch zur Entspannung bei der Dreifach-Belastung (Studium, Kind, Behören, psychich kranker Noch-Ehemann) wichtig. Über ein Jahr lang habe ich mir 500 Euro vom Mund abgespart, und habe eine winzige WE-Reise (ca. 150 Euro) geplant. Ich alleine geplant und organisiert! Wagte es endlich wieder. Bin es mir wert. Fand endlich die Begleitung, die mit kommt... wollte nächste Woche fahren. Und dann kommt die Jahresabschluss-Rechnung und man ist total pleite... Reise muss abgesagt werden. Und ich hab so ganz deutlich das Gefühl, wenn ich jetzt nicht das Eisen schmiede, solange es heiß ist, d.h. jetzt wo ich die Power habe... dann kommt wieder die Resignation, und der nächste Versuch etwas in dieser Richtung zu ändern dauert dann 1 bis 2 Jahre...
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Post Thu, 24.Mar.05, 10:38      Re: Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Ergänzung: Das war jetzt nur der Anlaß. Reisen gehört nicht unbedingt so zwingend zum Lebensstandard. Es wäre jetzt nur wichtig, weil ich seit 10 jahren nicht mehr rauskam. Dass ich was sparen konnte kommt zum großen Teil von daher, dass öfters mal ein Amt für Wochen nicht zahlt, und ich dann wirklich NULL Geld habe und später dann eine Nachzahlung. Aber dazwischen kann man sich dann sozusagen nicht mal die Zusatz- Semmel zwischen durch in der Uni-Cafete leisten...
Das gesparte Geld war für neue Möbel bzw. Umzug gedacht, aber das haut ja auch nicht hin.
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Post Fri, 25.Mar.05, 12:19      Re: Eine falsche Entscheidung - der Rest des Lebens kaputt? Reply with quoteBack to top

Tiefs haben alle, wirklich alle Menschen.

Menschen, denen es ohnehin schon schlecht geht, fallen natürlich tiefer - oder können nicht mehr ganz so tief fallen. Wie auch immer man es sehen will.

Du schreibst ganz richtig, dass Hoffnung der Strohhalm ist. Hoffnung darauf, dass es besser wird. Und du tust etwas dafür, dass es besser wird. Dadurch hast du gute Chancen auf Besserung.

UND - Im Vergleich zu den letzten Jahren ist es auch schon besser.
Hol dir die Hilfe, die du bekommen kannst. Und mache das beste aus dem, was du hast. So wie bisher auch. Das ist gut. Und das ist richtig. Und dadurch wird es besser - wenn du es willst, daran glaubst, und durchhältst.

Ich wünsche dir alles Gute!
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