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Viviane
sporadischer Gast
6
Irgendwo in Deutschland W, 34
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Sat, 19.Mar.05, 23:00 Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hallo allerseits!
Ist es sinnvoll, einen Menschen, der vermutlich an Schizophrenie leidet, alleine zu lassen bis er sein Problem erkennt, oder sollte man ihm weiterhin Unterstützung anbieten?
Mein - jetzt leider - Exlebensgefährte leidet vermutlich an Schizophrenie, wendet sich aber grundsätzlich von allen Leuten ab, die sein Problem erkennen bzw. zumindest erkennen, dass er ein massives Problem hat. So hat er es nun auch mit mir gemacht, da er seine Fassade nicht mehr aufrechterhalten konnte und für ihn alles zusammengebrochen ist, und er hat sich von mir unter fadenscheinigen Gründen nach einer sehr liebevollen und guten Beziehung Knall auf Fall getrennt.
Der Mann hat schon einen zweimonatigen Klinikaufenthalt hinter sich, der bereits einige Jahre zurückliegt. Davon hatte er mir auch erzählt, aber einen völlig anderen Grund dafür angegeben, der auch gleichzeitig seine vorangegangene Arbeitslosigkeit erklärt hat. Ich hatte ihn erst danach kennengelernt, aber er machte auf mich und sein ganzes Umfeld einen völlig soliden Eindruck. Auch seine Familie dachte, er habe sich stabilisiert. Das war leider ein Trugschluss, den er hat seitdem weiterhin eine Fassade aufgebaut. Jedes Mal, wenn er scheinbar nicht mehr weiter wusste, kam irgendeine Katastrophe, so dass es echt nur seinem Schutzengel zu verdanken ist, dass es diesen Menschen überhaupt noch gibt. Das sah zwar immer nach Unfällen aus, war dafür aber zu auffällig. Zwei dieser "Unfälle" gab es auch während unserer Beziehung, die jedoch ausschließlich ihn betrafen; andere Menschen hat er scheinbar nie in Mitleidenschaft ziehen wollen (zumindest in dieser Hinsicht nicht).
Jetzt scheint es wieder so weit zu sein, es gibt viele Anzeichen und Beweise dafür, dass sein ganzes Gerüst zusammenbricht und somit er selbst auch. Ich weiß nicht, ob ich den Mann auflaufen lassen soll, damit er am Boden liegt und endlich Hilfe annimmt (klingt hart, aber Gespräche, die selbst nur im Ansatz in solch eine Richtung gehen, wurden schon immer gnadenlos abgewürgt) oder ob ich versuchen sollte, den direkten Kontakt zu ihm zu halten um zu zeigen, dass ich trotz allem immer für ihn da bin?!
Er meint, dass er allein sein muss, aber ich denke und seine Familie (die die Katastrophe vor dem damaligen Klinikaufenthalt hautnah mitbekommen hat) weiß, dass er gerade damit überhaupt nicht klar kommt. Vielleicht genießt er das Alleinsein nun tatsächlich für eine Weile, schön. Aber aufgrunddessen, was ich im Laufe der Zeit herausgefunden habe, mache ich mir echt Sorgen um ihn, denn irgendwann ist selbst der beste Schutzengel überfordert ...
Habt Ihr irgendwelche Tipps?
Danke schon mal im voraus.
Viviane
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hannah
Helferlein
64
W, 24
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Sun, 20.Mar.05, 11:31 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht |
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Also ich denke, dass er durch die Katastrophen die er erfunden hat versucht, Dir und seinem Umfeld klar zu machen, dass er nicht an Schizophrenie, oder was ihm jetzt auch fehlen mag, leidet. Du sagst, er steht nicht zu seiner Krankheit. Das ist sehr schwierig, denn es ist auf alle Fälle total wichtig, dass er sie akzeptiert und es sich eingesteht. Leider gibt es in unserer Gesellschaft sehr viele Tabus die mit psychischen Erkrankungen einhergehen. Er kann nicht akzeptieren, dass er eben krank ist und Hilfe braucht. Du wirst wahrscheinlich schon alles versucht haben ihm das klar zu machen, aber Du solltest ihm sagen, dass es ganz ok. ist, wenn er Hilfe annimmt.
Ich denke auch, dass er zwar für den Moment alleine sein möchte (vielleicht auch, weil er sich eben geniert?) aber er wird das alleine sicher nicht schaffen. Es ist halt immer die Frage, wie sehr Du das Ganze dann durchstehst, weil jemandem zu helfen, der nicht einsieht, dass er krank ist, ist total schwer. Er sollte schon das Gefühl haben, dass Du da bist, dass Du aber kein Verständnis hast, wenn er sich nicht helfen lässt.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen.
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Viviane
sporadischer Gast
6
Irgendwo in Deutschland W, 34
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Sun, 20.Mar.05, 20:39 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hallo Hannah,
danke für Deine Antwort! Klar habe ich immer wieder versucht, das Problem anzusprechen und ihm Unterstützung anzubieten. Wirklich helfen kann ich ihm nicht, das kann er nur selbst mit Hilfe von Therapeuten und Medikamenten, aber ich wollte ihn auf dem Weg begleiten und für ihn da sein ...
Die Katastrophen waren nicht erfunden, die haben – leider!!! - tatsächlich stattgefunden! Ansonsten wäre das ganze Theater nur halb so dramatisch. Es waren ziemlich offensichtlich als Unfälle getarnte Suizidversuche, denn ansonsten wären echt zu viele Zufälle zusammengekommen. Aber diese Katastrophen haben zumindest vorübergehend davon abgelenkt, dass in diesem Moment wieder mal ein Lügengebilde zusammengebrochen ist und scheinbar erklärt, warum etwas nun eben nicht mehr durchgezogen werden kann. In Wirklichkeit konnten verschiedene Dinge nicht durchgezogen werden, weil sie nur eine Fassade und das Ergebnis von verwirrtem Wahrnehmungsvermögen oder Größenwahn gewesen sind. Und wenn dann irgendein Tag X kam, an dem unweigerlich die Wahrheit rausgekommen wäre, hat eine der Katastrophen stattgefunden. Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um so etwas überhaupt nur zu versuchen? Zwar hat der liebe Gott mit dem Mann wohl doch noch einiges vor, denn sonst hätte der diese Inszenierungen echt nicht überlebt ... Aber trotzdem habe ich – zusätzlich zu meinem Liebeskummer, keine Frage - wirklich Angst um den Mann, dass er wieder zusammenbricht. Die Zeichen stehen auf Sturm, und unsere Trennung ist eher eine “Begleiterscheinung“. Denn er wendet sich von allen Menschen ab, die der Wahrheit zu nahe kommen. Und vor dem damaligen Klinikaufenthalt war die Situation vergleichbar mit der aktuellen, nur dass damals wohl keine Lebensgefährtin “entsorgt“ werden musste ... Leider kenne ich die offizielle Diagnose von der Therapie nicht (daher ist das mit Schizophrenie “nur“ eine Vermutung, aber wie auch immer, ein schwerwiegendes Problem ist es auf jeden Fall), aber er war davor wohl so richtig am Ende und hatte sich bis ins Detail zum Sterben bereitgelegt, bis er gefunden wurde ...
Zwischen unserer Trennung und unserem Auszug hatten wir ein Gespräch, in dem er sich zu öffnen begann. Blöd, dass ich es nicht länger durchgezogen habe, aber nach einiger Zeit schien er wirklich vollkommen geschafft davon. Ich wollte ihn nicht überfordern und das Gespräch an einem anderen Tag weiterführen, aber dazu kam es leider nicht mehr ... Zu dem Zeitpunkt kannte ich auch noch nicht das ganze Ausmaß der Katastrophe von damals (wie gesagt, ich wusste zwar von dem Klinikaufenthalt, aber mit einem angeblich völlig anderen Hintergrund).
Ich weiß wirklich nicht, ob ich Kontaktversuche starten soll oder nicht um meine Unterstützung zu zeigen ... Andererseits habe ich zwischendurch immer wieder - denke ich mal - ganz klar Stellung bezogen, aber das war für ihn scheinbar nicht zu ertragen?!
Vielen Dank!
Viviane
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eichinger
sporadischer Gast
9
wien W, 21
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Mon, 21.Mar.05, 17:02 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hallo Viviane,
dein beitrag spricht mir aus meiner seele!
auch mein freund hat seit ein paar wochen wieder einen rückfall, und er verhält sich ähnlich wie dein ex-mann.
man brauchte nur das wort psychose oder krank in den mund nehmen, und schon hat mein freund das gespräch abgewürgt oder wurde total wütend. auch will er momentan allein seine, er ist seit 2 wochen abgehaun, und kein mensch wo er ist...
nun wussten seine familie und ich auch überhaupt nicht, was wir tun sollen. schon bevor er abgehauen ist, war es total schwierig mit ihm. nun habe ich einen arzt gefunden, der meinen freund behandelt hat, und der meinte, man soll solche psychotischen menschen einfach lassen. lassen in dem sinn, das man ihnen die grenzen zeigt.
z.B. war mein freund immer sehr verletzend zu mir und auch zu seinem bruder. der arzt hat daraufhin gemeint, man soll das nicht alles runterschlucken, so auf die art, er ist ja krank, er meint das nicht wirklich so. sondern einfach klipp und klar sagen, so wie du mit mir umgehst, das lass ich nicht mit mir machen, das ist sehr verletzend. ich will für dich da sein, aber du musst dich ändern.... so in der art.
oder "deinen egotripp unterstütze ich nicht weiter"
"mit deinem verhalten tust du vielen menschen weh"
wenn dann mein freund was von mir wollte, dann immer sagen, ich tu gerne etwas für dich, aber wenn du so mit mir umgehst, dann ist das nicht fair.
also ich weiß nicht, ob du das jetzt verstehst, was ich meine.
der arzt meint halt, dass psychotische menschen von selbst einsehen müssen, dass sie in dem zustand, mit diesem verhalten nicht weit kommen. das heißt, auf keinen fall ihr verhalten tolerieren, das ist keine abweisung, man ist trotzdem da für sie.
also einfach grenzen setzen, ich hab dich gern, aber dein verhalten nicht.
an deiner stelle würde ich ihn einfach lassen, sonst merkt er nie, dass er krank ist. lass ihn alleine, früher oder später melden sich psychotische menschen und wollen hilfe! sie müssen nur erst die change bekommen, das selbst zu erkennen, und das kann manchmal auch schmerzhaft für sie sein.
nun ja, ist jetzt sehr lang geworden, ich hoffem du verstehst was ich meine.
ich bin grad etwas neben mir, deswegen weiß ich nicht obs so rübergekommen ist, wie ichs meinte!
auf jeden fall wünsche ich dir alles gute und viel kraft!
lg
eichinger
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Viviane
sporadischer Gast
6
Irgendwo in Deutschland W, 34
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Wed, 23.Mar.05, 8:30 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hallo Eichinger,
erstmal vielen Dank für Deine Meldung! Irgendwie helfen mir solche Antworten sehr, mit der Situation zumindest ansatzweise zurechtzukommen. Zwar habe ich mit verschiedenen Leuten auch darüber gesprochen, aber zum einen sind sie bei aller Unterstützung entweder selbst schockiert über diese Trennung und/oder können das alles nicht so richtig nachvollziehen. Mit Sicherheit auch deswegen, weil ich ihnen letztendlich natürlich nicht das komplette Ausmaß erzählen kann ... Mein Exmann (wir waren zwar nicht verheiratet, aber für mich war das einfach mein Mann – wie Du ihn witzigerweise auch bezeichnet hast) hat immer versucht, die Fassade zu wahren. Zwar ist genau das sein riesiges Problem und der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte, aber trotzdem würde es mir respektlos erscheinen und als ob ich ihm seine Würde nehmen würde, wenn ich nun alles überall breittreten würde – klingt wahrscheinlich völlig daneben ...
Ich habe mich selten in meinem Leben so hilflos gefühlt – Liebeskummer ist eine Sache, aber der geht trotz aller Schmerzen irgendwann vorbei. Aber seitdem ich die fehlenden Puzzleteile zu diesen teilweise echt absurden Geschichten bekommen habe und mehr verstehen kann, geht es nicht mehr primär um diesen Mann und mich als Paar (so sehr er mir verdammt noch mal auch fehlt), sondern um ihn als Mensch ... Wahrscheinlich ist es wirklich die einzige Möglichkeit zur Hilfe, ihn allein zu lassen, mich über Umwege zu vergewissern dass es ihm – zumindest scheinbar und momentan – gut geht und ihm im Zweifelsfall beizustehen ... Ansonsten fällt mir echt nichts mehr ein!
Aber eine Frage habe ich doch an Dich – wie hast Du es denn geschafft, einen früher behandelnden Arzt ausfindig zu machen? Ich meine, das alleine wäre ja nicht wirklich das Problem, aber von ihm trotz ärztlicher Schweigepflicht Informationen zu bekommen?! Hast Du einen Rat? Danke!
Viviane
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hannah
Helferlein
64
W, 24
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Fri, 25.Mar.05, 22:00 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht |
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Naja den Arzt um seine Schweigepflicht bringen finde ich ist nicht so eine tolle Idee. Schließlich haben auch psychisch Kranke das Recht auf eine Schweigepflicht. Und ob Du ihm dann besser helfen kannst, sei dahingestellt.
Aber damit Du besser damit zurecht kommst, solltest Du Dich an einen sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Den sollte es in jeder größeren Stadt geben und da können sich eben auch Verwandte hinwenden.
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Hiob
Forums-Gruftie
607
Berge M, 32
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Sat, 26.Mar.05, 15:06 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hallo Viviane,
Quote: | Ich weiß nicht, ob ich den Mann auflaufen lassen soll, damit er am Boden liegt und endlich Hilfe annimmt (klingt hart, aber Gespräche, die selbst nur im Ansatz in solch eine Richtung gehen, wurden schon immer gnadenlos abgewürgt) oder ob ich versuchen sollte, den direkten Kontakt zu ihm zu halten um zu zeigen, dass ich trotz allem immer für ihn da bin?! |
Also meiner Meinung nach kann man eine schizoide Persönlichkeit nicht mit dem Holzhammer behandeln. Er wird in diesem Falle davon überzeugt sein, dass nun auch noch der letzte gute Mensch, also du (?) ihn wegstößt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er diese Erfahrung schon zu oft gemacht hat...früher oder später sieht er möglicherweise wirklich keinen grund in einer für ihn so furchtbaren Welt weiterzuleben. Er lehnt die Realität ohnehin nicht nur ab, sondern verleugnet sie sogar (vielleicht hast du das Ausmaß auch gespürt), wofür er gute Gründe hat.
In meinen Augen kann man nur mit unglaublich viel Verständnis und „liebsein“ mit ihm umgehen. Die furchtbare Welt müsste sich zumindest soweit freundlicher entwickeln, dass er sie und vor allem sich wieder wahrnimmt. Außerdem funktioniert es m.E. nur, wenn man es schafft ein riesengroßes (fast unmögliches) Vertrauen und einen speziellen Draht zu ihm zu finden. Dabei stößt man allerdings selbst immer wieder an seine Grenzen, merke ich. Ohne einen guten Grund oder eine Spur Masochismus hält man das als „Helfer“ (wenn man sich über ein bestimmtes Maß hinaus einbringen und einbinden lassen will) m.E. nicht aus, es ist wirklich schwierig. Die Hilflosigkeit hast du gut beschrieben, die eigene sich aufstauende Wut ist auch nicht zu unterschätzen. Also, wenn du dich ohnehin von ihm getrennt hast, fürchte ich, wird dir auf Dauer die Motivation fehlen, das auf dich zu nehmen. Mit ein bisschen Zuspruch oder „änder dich mal“ erreicht man nichts...im Grunde muss man ihn fast wie ein Kind bedingungslos lieb haben und dann beginnen nach tausend Stecknadeln im Heuhaufen suchen, es ist verdammt schwierig. Wenn du dich sonst in deinem Leben stark und ausgeglichen dazu fühlst, wäre das mit intensivem Beschäftigen mit der Materie schon machbar, andernfalls, wird es schwer, könnte auch zum Martyrium werden, dann würde ich auch eher auf Abstand gehen.
Hiob
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Viviane
sporadischer Gast
6
Irgendwo in Deutschland W, 34
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Sat, 26.Mar.05, 18:40 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hallo Hiob,
erstmal danke für Deine Nachricht!
Zunächst möchte ich noch sagen, dass nicht ich mich von dem Mann getrennt habe, sondern er sich von mir ... Wie sich das zugetragen hat, war sehr ambivalent. Ich war - glaube ich - der Wahrheit ziemlich nahe und habe ihn zudem noch mit einer konkreten Lüge, die er mir aufgetischt hatte, sehr direkt konfrontiert. Aber ich wußte nicht mehr weiter, alle "netten" Gespräche auch in diesem einen Zusammenhang haben nicht gefruchtet. Das war der liebste Mensch der Welt, solange ich keine Ungereimtheiten hinterfragt habe. Wir hatten einerseits ein super Vertrauensverhältnis, aber nach einem der scheinbaren Unfälle damals hat er einen Teil von sich vor mir verschlossen - andere Teile schienen allerdings immer noch offen zu sein ...
Nachdem ich meinen Exmann bei dieser einen Lüge ertappt hatte (das war nicht das erste Mal, aber ich habe es zum ersten Mal gewußt und nicht nur geahnt), hat wieder sein Fluchtmechanismus eingesetzt - wie jedes Mal, wenn ihn ein Stück Realität einholt, das er sich selbst bzw. seiner Umwelt gegenüber anders dargestellt hat. Das sind keine Bagatellen gewesen, sondern Dinge von einer großen Tragweite - also nichts, was man auch später noch einfach mal ein bißchen "schön reden" kann. Wenigstens hat er sich "nur" von mir getrennt - klingt bescheuert, ist aber zumindest insofern ein Fortschritt, als dass er in der Vergangenheit ja schon mehr als einmal versucht hat, sich von seinem Leben zu trennen, wenn ihn ein Stück Realität eingeholt hatte ...
Das Verhalten unmittelbar vor der Trennung sowie von dem Zeitpunkt an bis zu seinem Auszug war ausgesprochen ambivalent - vielleicht wollte er das alles tatsächlich so, vielleicht wollte er es auch nicht und konnte einfach nur nicht anders ... Ich weiß es nicht, aber ich würde ihm trotzdem beistehen, wenn ich es irgendwie kann. Nur hat der Mann auch bei seiner früheren Therapie - wie ich im Nachhinein erfahren habe - alles alleine machen wollen. Die Familie kennt noch nicht einmal die offizielle Diagnose. Jeder der Menschen, die ihm beistehen und für ihn da sein wollen, wissen ganz genau, dass er vielleicht situativ allein sein muss und das auch genießt, gerade er aber auf Dauer irgendeinen Halt braucht! Wie einsam muss der Mann in seiner Welt eigentlich sein? Er hat selbst in der Trennungsphase immer wieder den Kontakt zu mir gesucht, um sich dann wieder schnell abzuwenden. Wir hatten über die gesamte Zeit gesehen wirklich eine sehr gute Beziehung, aber vermutlich hat er sich trotzdem fürchterlich einsam gefühlt, weil er auch mir gegenüber nicht genügend Vertrauen aufbringen konnte ... Soweit ich weiß, lässt er sich momentan von seiner Mutter und einer seiner Schwestern bedienen (scheinbar braucht er im Moment einfach diese Form von Halt), während er paradoxerweise zu der Schwester, zu der er immer ein superenges Verhältnis hatte und die die Wahrheit sieht, den Weg nicht findet ...
Wie ich schon vorher geschrieben hatte, stehen im Moment die Zeichen wieder auf Sturm. Seine Form der Realität ist in vielen Bereichen zusammengebrochen und holt ihn somit ein. Und in genau solchen Situationen kamen immer wieder die früheren Katastrophen zustande - ich mache mir wirklich Sorgen um den Menschen!
Viviane
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Naomi
[nicht mehr wegzudenken]
2093
Wien W, 42
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Sat, 26.Mar.05, 20:00 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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hallo viviane,
du bist als ex-angehörige von einem vermutlich psychisch kranken mensch in einer sehr schwierigen, dich belastenden situation. deswegen würde ich an deiner stelle das gespräch, z.b. mit einem(r) psychotherapeuten(in), eventuell von einer angehörigenberatungsstelle suchen.
generell würde ich dazu sagen, dass du nur dann etwas machen kannst, wenn er es auch zuläßt. es hat also keinen sinn, etwas forcieren zu wollen, was er nicht will, zumal er sich ja von dir getrennt hat. ich denke, da solltest du schon auch an deinen eigenen selbstschutz denken.
positiv würde ich sehen, dass er ja offensichtlich doch bereitschaft zeigt, eine therapie zu machen, da er so eine ja auch in der vergangenheit schon machte. es besteht also durchaus hoffnung, auch wenn du diesen weg, zumindest derzeit, nicht mitgehen kannst. du darfst nie vergessen, dass er trotz seiner krankheit auch ein mensch mit einem eigenen willen ist, und den muss man - auch wenn´s weh tut respektieren. und im moment wünschte er sich die trennung von dir, weil er der wahrheit nicht ins gesicht sehen wollte. vielleicht findet er ja mal einen menschen, der/die ihm diese wahrheit sagen kann, so dass er es akzeptieren kann. aber glaube nicht, dass du das sein musst, denn du hast es ja schon erfolglos versucht. und denke ja nicht, dass das unbedingt an dir liegen müsse. manchmal kann man leider gar nichts machen, wenn der andere nicht mitmacht.
alles gute!
lg, naomi
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_________________ I beg your pardon, I never promised you a rose garden. |
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Viviane
sporadischer Gast
6
Irgendwo in Deutschland W, 34
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Sat, 26.Mar.05, 20:24 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Hi Naomi,
danke für Deine Nachricht! Das mit der Beratungsstelle werde ich unabhängig davon auf jeden Fall tun, da bin ich nur noch auf der Suche - ich musste zunächst auch erstmal einen ansatzweise klaren Kopf bekommen ...
Das mit der Therapie seinerzeit war nicht so wirklich freiwillig, da wurde er in desolatem Zustand gefunden und mehr oder weniger zwangseingewiesen. Nach den "Unfällen" bestand in der Hinsicht kein offensichtlicher Handlungsbedarf, denn das war ja zumindest im Groben gut getarnt (man musste sich zwar SEHR wundern, aber keiner konnte was beweisen) ... Den Willen respektiere ich und nehme keinen Kontakt auf (auch wenn's in doppelter Hinsicht schwer fällt), nur die Sorge bleibt trotzdem .. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendjemand aus der Familie doch den Knackpunkt findet - denn diesen Menschen kann er definitiv nicht aus dem Weg gehen!
Viviane
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eichinger
sporadischer Gast
9
wien W, 21
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Sun, 27.Mar.05, 15:58 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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hallo viviane,
also die schweigepflicht beinhaltet ja nur direkte üínformationen über die persönliche behandlung des patienten. der arzt hat mir lediglich hilfestellung gegeben, wie ich mit meinem freund umgehen kann - wie es das beste für meinen freund und auch für mich ist.
mir ist auch noch ein wichtiger satz eingefallen, der mir sehr geholfen hat:
Quote: | "gehen sie ein stück auf distanz und passen sie gut auf sich selber auf. ist
ihr freund bereit,einiges zu tun, kommen sie ihm auch entsprechende schritte
entgegen, macht er es nicht, gehen sie auch wieder ein paar schritte zurück.
suchen sie so ihr maß der erträglichkeit!
das heißt, unterstützen sie ihren freund soweit und soviel wie sie das können und wollen und in dem maße, wie er selber zu seiner gesundung
beiträgt. die ganze unterstützung fällt sofort weg, wenn er selber zu sich
destruktiv ist, also gegen sich und seine gesundheit arbeitet bzw. selber
nicht genug verantwortung übernimmt." |
das hat mir der arzt geschrieben und ich fand das eine sehr gute hilfestelltung!
vielleicht konnte ich dir damit ein wenig helfen
ich wünsch dir viel kraft und alles gute!
lg
eichinger
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Borderline/Hilfe
Helferlein
132
W, 45
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Sun, 27.Mar.05, 18:55 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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eichinger wrote: |
ihr freund bereit,einiges zu tun, kommen sie ihm auch entsprechende schritte
entgegen, macht er es nicht, gehen sie auch wieder ein paar schritte zurück.
suchen sie so ihr maß der erträglichkeit!
das heißt, unterstützen sie ihren freund soweit und soviel wie sie das können und wollen und in dem maße, wie er selber zu seiner gesundung
beiträgt. die ganze unterstützung fällt sofort weg, wenn er selber zu sich
destruktiv ist, also gegen sich und seine gesundheit arbeitet bzw. selber
nicht genug verantwortung übernimmt." |
das hat mir der arzt geschrieben und ich fand das eine sehr gute hilfestelltung! eichinger[/quote]
Schon sehr verwunderlich das so was ein Arzt scheibt ! Was für ein Arzt ist das ?
Im psychotischen Zustand erkennt der Erkrankte meistens nicht, daß er krank ist. Bei der schizophrenen Psychose kommt oft ein Beeinträchtigungs- und Verfolgungserleben dazu. Deshalb ist es in vielen Fällen notwendig, zum Schutz des Erkrankten vor Selbstmord oder zum Schutze der Umwelt vor evtl. zerstörerischen Aktivitäten, den Erkrankten /e zwangsweise in eine psychiatrische Einrichtung zu bringen
aber nicht so einen ***t zu schreiben .
Renate
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_________________ Es gibt Menschen, die behaupten, wir seien unnormal. Irre oder bekloppt. |
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hannah
Helferlein
64
W, 24
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Sun, 27.Mar.05, 21:14 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht |
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Anmerkung Kleine Fee: Fullquotes (also Komplettzitate) entfernt, bitte nur das Nötigste zitieren.
@Borderline/Hilfe (Renate)
Achso - und Du glaubst also, dass Schizophrene gleich agressiv sind usw. (In vielen Fällen wie Du schreibst: DU hast null Ahnung...) Eine Zwangseinweisung ist für jeden Menschen, ein schlimmer Eingriff und sollte wirklich nur in einer absoluten Ausnahmesituation unternommen werden. So wie Viviane schreibt, ist dafür m.E. keine Veranlassung.
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Last edited by hannah on Mon, 28.Mar.05, 12:03; edited 1 time in total |
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eichinger
sporadischer Gast
9
wien W, 21
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Sun, 27.Mar.05, 21:58 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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An Renate,
ICH bin seine Freundin, und in diesen Sätzen ging es darum, wie ich mit der Situation meines Freundes umgehen kann und NICHT darum, wie ICH ich ihn schnellst möglich in die Klappse einweisen kann!!
Eine Psychose ist KEIN alleiniger Grund, einen Menschen zwangseinzuweisen!! und dass diese Menschen keine krankheitseinsicht haben, wissen wir wohl mitlerweile auch schon
Versuch mal einen Menschen zwangseinzuweisen: Das ist erstmal vom Gesetz her fast ein Ding der Unmöglichkeit (da muss erkennbare Fremd -oder Eigengefährdung da sein, nicht einmal Drohnungen reichen da aus)und zweitens gleicht eine Zwangseinweisung einer Vergewaltigung. Und ich geb Dir einen Rat, bevor du hier so klug daher redest: Schau mal zu, wie Dein Freund zwangseingewiesen wird, das vergisst Du dein lebtag nicht!!
lg eichinger
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eichinger
sporadischer Gast
9
wien W, 21
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Sun, 27.Mar.05, 22:22 Re: Vermutlich Schizophrenie: Alleine lassen oder nicht? |
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Aussage von mir:Quote: | Zitat:
mir ist bekannt, dass psychosen mit neuroleptika behandelt werden |
Quote: | wer sagt das ?
Eine Psychose ist und bleibt ein krankhafter Geisteszustand ! der geprägt ist durch Wahnerleben und veränderte Wahrnehmung bzw. Interpretation der Realität.Für die Reduzierung der Krankheitssymptome ! steht eine breite Palette von Neuroleptika zur Verfügung aber nur dann !Glücklich kann sich schätzen, wer ganz ohne Tabletten oder Depotspritzen auskommt.
LG Renate |
Aber brav in die Klappse stecken oder wie?? Weißt Du, was die in der Psychiatrie mit dir machen???Die behandeln Dich nach der klassischen Schulmedizin, weißt Du was das bedeutet?? Die pumpen Dich mit der höchstmöglichen Dosis von Haldol und Tavor zu!!!!
PS: und in der Psychiatrie ist man der Meinung, das die Neuroleptikabehandlung über einen weit längeren Zeitraum genommen werden sollen, als die psychotischen Symptome überhaupt andauern.
Soviel zu Zwangseinweisungen....
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