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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Sat, 19.Mar.05, 17:06 Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo,
bin heute das erste hier. Ich suche seit Tagen "Beweise", dass es stimmt oder dass es nicht stimmt. Das dies nur in meinem Kopf ist.
Vielleicht könnt Ihr ein wenig Licht in meine Gedanken bringen.
Mine Eltern waren beide Alkoholiker. Nicht solche, die rumhangen. Bin auch nicht misshandelt worden, von meinen Eltern geliebt!
Aber die Ehe war denkbar schlecht. Gerade die Wochenenden hatte ich eine unsagbare Angst, dass etwas geschehen könnte. Mein Vater meiner Mutter was antut.
Ich habe damals mit dem Essen Probleme gehabt,als es ganz schlimm war, habe ich richtig mit der Magersucht begonnen, da war ich 13. Und da fing ich auch an, mich ab und zu mit einer Rasierklinge zu schneiden. Nie gefährlich, nur bis Blut austritt. Ich nahm Apetitzügler,ich dachte, ich esse mit 3 trockenen Brotscheiben zuviel.
Es ist zu ungeheuerlich. Und ich zweifle an meinem Verstand, ob dies wirklich so war. Die ganzen Jahre habe ich es verdrängt und geglaubt, die Sachen mit meinen Eltern wäre das schlimmste. Aber da ist noch was.
Einerseits habe ich das Gefühl, es ist was ganz schreckliches dunkles als Kind passiert, aber andererseits können die Symptome auch andere Ursachen haben oder?
Aber es ist tief in mir drin und es ist schlecht. Es verbrennt mich. Und ich mache viele Dinge, die seltsam sind.
Ich habe an gewissen Stellen Ekel, mich anzufassen. Wenn ich mich eincreme, dann schnell und manche Stellen gar nicht.
Ich möchte Nähe, kann sie nicht zulassen. Nur kurze Umarmungen, nicht zu lange. Dann werde ich "stocksteif". Sehne mich danach, kann sie trotzdem nicht ertragen.
Selbst bei meinen KIndern schwer. Die Magersucht, früher Suiz.Gedanken. Die Selbstverletzungen die ganzen Jahre, obwohl sie nur noch sehr wenig waren. Fühle mich leer. Ständige Schmerzen im Bauch. Habe auch Probleme mit meinem Mann...Habe kein Verlangen.
Und die Angst vor etwas, was nicht fassbar ist. Das etwas hochkommt, was ich nicht will, der Nebel sich lichtet.
Ich habe einige Filmrisse, da fehlt ein Teil meines Lebens. Dann glaube ich, ich rede mir etwas ein, was nicht ist. Es ist etwas da, was sehr dunkel und sehr grausam ist, das fühle ich.
Manchmal habe ich so ne Wut in mir drin. Weiss nicht, wohin damit. Dann muss ich mich selbst verletzen,es nicht anders verdient. Ich verletzte die anderen damit. Dann wiederum ist eine grosse Leere in mir drin.
Mein Leben fühlt sich zur Zeit an, als sei es ein grosser dunkler schmutziger Sumpf und ich mittendrin.
Ich fühle mich machtlos, dies zu beenden. Warum muss es jetzt raus, wenn ich es die ganzen Jahre geschafft habe.
Ich bin nicht fähig, in bestimmten Dingen "normal" zu sein. Aber, es war zwischenzeitlich mal besser,hatte einen Freund, der mir auch bei der Magersucht sehr geholfen hat. Nach einiger Zeit konnte ich seine Nähe ertragen und habe sie auch gesucht. Dann kann es das nicht sein oder?
Ich kann bis heute bestimmte Melodien nicht hören,mein Herz rast und ich muss rennen.
Und ich war fanatisch darauf bedacht, meine Kinder nie mit einem Mann allein zu lassen.
Ich hatte das mit der Magersucht und dem Schneiden mit ca. 20
geschafft. Nur ab und zu hatte ich ein paar "schrammen". jetzt ist wieder alles da.
Vor 4 Wochen geht es mir so schlecht, komme gar nicht mehr aus diesem dunklen Loch.
Ein Arzt meinte, meinen ganzen gesundheitl.Probleme sitzen ganz tief in meiner Kindheit begraben.
Ich habe Angst, dass es Mißbrauch gewesen sein könnte. Ich hatte die ganzen Jahre eine Vermutung. Aber ich will mir selbst nicht glauben und mir nicht was einreden, was nicht ist.
Ich werd noch irre, weiss nicht, was ich glauben soll. Kann man sich das alles einbilden? Woher kommen diese Symptome? Ich will mich nicht wichtig machen. Es darf auch keiner erfahren aus meinem Umfeld. Meine Heile-Welt soll bestehen bleiben.
Kennt das Jemand? Das man sich nicht glauben kann und darf?
Grüsse,
sternenkruemel
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_________________ Es gibt Bücher,durch die man alles erfährt,doch von der Sache nichts begreift. |
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mitplauderin
Forums-Gruftie
626
wohnort W, 50
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Sat, 19.Mar.05, 17:17 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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hallo sternenkruemel!
hm, sind die ursachen wirklich so entscheidend??? es geht dir nicht gut, das ist es und du brauchst hilfe!! vielleicht kommen dann die erinnerungen. und sie kommen, wenn die zeit reif dafür ist. wichtig scheint mir jetzt erst einmal, dass du dir professionelle hilfe suchtst, deine leere, selbstverletzungen, eßprobleme ect. angehst.
lb und alles gute
mp
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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Sat, 19.Mar.05, 17:46 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo Mitplauderin,
ja die Symptome müssen behandelt werden. Ich kann sie jetzt nicht mehr verdecken.
Was für mich schlimm ist: ich kann mir nicht glauben. Ich bin so innerlich zerrissen. Einerseits fühle ich, dass dies so war, andererseits denke ich dann wieder, ich könnte mir das auch einreden.
Es ist horror sowas. Wenn man sich nicht mal selbst glaubt, wem dann?
l.g.
sternenkruemel
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_________________ Es gibt Bücher,durch die man alles erfährt,doch von der Sache nichts begreift. |
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mitplauderin
Forums-Gruftie
626
wohnort W, 50
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Sat, 19.Mar.05, 18:05 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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hallo sternenkruemel!
glaub an dich und nur dir!!!
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Kibou
Forums-InsiderIn
186
Deutschland / Hessen M, 19
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Sun, 20.Mar.05, 1:21 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hi sternenkruemel,
willkommen im Forum! Ich glaube allerdings nicht, dass wir hier herausfinden können, ob es Missbrauch war oder nicht... auch wenn deine Symptome darauf hindeuten. Du wirst wohl auf jeden Fall eine Therapie brauchen, selbst wenn du die Ursache alleine herausfinden solltest. Ein Therapeut kann dir helfen, dich an deine Vergangenheit zu erinnern (z.B. Hypnosetherapie) und dich dann zu einer fachspezifischen Therapie weiterleiten.
Viel Kraft,
kibou~
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_________________ I turn my eyes up to the moon~ |
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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Mon, 21.Mar.05, 9:13 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo kibou und die Anderen,
ich weiss auch nicht, was ich suche. Das mir jemand sagt "nein, so war es nicht". Klar, das wird es nicht geben.
Es ist letztendlich auch nicht mehr wichtig, ob es so war oder nicht. Die anderen Dinge muss ich in den Griff bekommen.
Aber ich brauche für mich den Beweiss, dass ich nicht unnormal bin.
Ich hab im Kindergartenalter Dinge getan - auch im Kindergarten selbst - die sind mir so peinlich und ich habe heute noch das Gefühl, ich bin abgrundtief verdorben.
Ich habe das nie bei anderen Kindern gesehen und von daher glaube ich nicht, dass es normal ist.
Es fällt mri schwer, das zu schreiben. Aber wenn nicht hier, wo alle so offen reden....
Jedem, den ich sehr sympatisch fand, habe ich mein Hinterteil entgegengestreckt, manchmal ohne Hose. "Für Dich" dachte ich jedesmal. Die anderen, ob Erwachsene oder Kinder konnten damit nichts anfangen.
Oder ich habe mit Puppen gespielt. Ich habe sie zu gerne ausgezogen. Und der mann ist dann zu jeder hin - ob klein oder gross.
Ich hatte auch ein Verlangen, wo ich nicht wusste, was es ist.
Versteht Ihr, ich versuche eine Normalität in meine Gedanken zu bringen. das ich nicht verdorben war, nicht schlecht usw.
Heute kann ich nicht mit einem Mann intim sein. Das Blatt hat sich gewandelt.
Ich habe grosse Angst vor einer Therapie. Und doch weiss ich, dass ich sie machen muss.
Was ich geschrieben habe, kennt das irgendeiner? Es soll ein weiteres Symptom sein. Aber wär das nicht zu einfach?
l.g. sternenkruemel
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_________________ Es gibt Bücher,durch die man alles erfährt,doch von der Sache nichts begreift. |
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Kellerkind
Helferlein
49
Thüringen W, 42
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Tue, 29.Mar.05, 16:48 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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hallo sternenkruemel
ich habe auch in der Kindheit Dinge getan, wofür ich mich heute schäme. Als ich mich bewusst an sie erinnerte, bekam ich einen richtigen Schreck. Nach Jahren traf ich eine Bekannte wieder und sie sagte: Weißt du noch......? Mir war ganz schlecht. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass es meine Erinnerungen waren, zu denen ich beharrlich geschwiegen habe. Mir wurde plötzlich bewusst: wenn ich mich erinnerte, konnten die anderen sich auch daran erinnern. Es gab eine Zeit, da mochte ich keinen mehr anschauen, aus Angst, auch sie könnten sich erinnern oder es steht auf meiner Stirn. Ich habe das dann in der Therapie besprochen und das hat mir sehr geholfen. Die Angst erdrückt mich nicht mehr so.
Auch das sind Erinnerungen die zu meinem Leben gehören. Manchmal kann ich sie gut manchmal weniger annehmen. Aber sie gehören zu meinem Leben.
Ich weiß, dass du Angst vor einer Therapie hast. Aber sehe es doch mal so. Sich Hilfe zu suchen ist auch ein Teil von Verantwortung und Stärke. Du suchst dir Hilfe, weil du so nicht mehr leben möchtest und vielleicht auch nicht mehr kannst. Du nimmst die Verantwortung auf dich, für dich zu sorgen, das es dir wieder gut geht. Alles andere wäre nur ein vernebeln, abdecken. Du hast alles Recht der Welt angst davor zu haben und vielleicht wirst du auch den Tag verfluchen, an dem du diese Therapie begonnen hast, aber du tust etwas weil du es brauchst um weiter funktionieren zu können.
Ich kennen das Gefühl - nicht zu leben sondern zu überleben. Oft denke ich, die Jahre gehen dahin, doch ich fühle nicht wie eine 42-jährige. Ich sollte doch mehr im Leben stehen. Ich denke nicht wie eine 42-jährige. Ich beobachte die Menschen und bin immer ganz erstaunt wie viel Familien miteinander reden. Ich meine wirklich reden. Persönliche Gespräche führen. Da komme ich mich wie ein Kind vor, dass überlegt, was es sagen darf und was nicht.
Auch im Umgang mit Kindern bin ich sehr unbeholfen. Habe Angst falsch zu reagieren. Meine Nachbarin war mit ihren 3-jährigen Jungen bei mir. Wir saßen auf einer Bank und er lief immer zwischen uns hin und her. Er fasste mich immer an meinen Ausschnitt. Ich wurde immer nervöse und wütend. Er ließ nicht ab. Er sollte das lassen - aber er war auch nur ein Kind. Es war nicht das Kind, es war der männliche Teil der ohne Erlaubnis mich berührte. Es war eigentlich egal wer es war. Ich spürte diese Wut und hatte gleichzeitig Angst, dass sie raus kommt. Mein Ziel war nur noch, mich unter Kontrolle zu halten. Ich hörte nicht mehr, was meine Nachbarin erzählte, sie merkte zwar, dass mir das unangenehm war, hielt sich aber sonst zurück.
Ich traute mir auch nicht meine Reaktion zu erklären, aus Angst sie bekäme Angst um ihren Jungen. Ich bin froh, dass ich merkte, was da abging und ich Gegenmaßnahmen treffen konnte. Auch das verdanke ich meiner Therapie.
Liebe Grüße
Kellerkind
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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Tue, 29.Mar.05, 22:42 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo Kellerkind,
danke für Deine Antwort.
Ich benötige eine Therapie, so schnell wie möglich. Das merke ich selbst. Wenn nur nicht diese Angst davor wäre.
Nicht Jeder hat doch so eine Angst davor. Ich kenne einige, die gehen da relativ locker hin. Meist Probleme mit Partner, Job usw. Wie geht das?
Mit dem Kind kann ich verstehen. Konntest Du es nicht einfach runter setzen?
Es geht bei mir soweit, dass ich ausraste, wenn mein Mann über mich bestimmt. Z.B. ob ich morgen Zeit hätte o.ä. Meine Zeit, mein Leben verplant und mir damit meine Distanz nimmt.
Quote: | Ich beobachte die Menschen und bin immer ganz erstaunt wie viel Familien miteinander reden. Ich meine wirklich reden. Persönliche Gespräche führen. Da komme ich mich wie ein Kind vor, dass überlegt, was es sagen darf und was nicht.
| Genau das! Es ähnelt alles.
Liebe Grüsse,
sternenkruemel
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Kellerkind
Helferlein
49
Thüringen W, 42
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Thu, 31.Mar.05, 10:34 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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hallo sternenkruemel,
ich ging zur Hausärztin weil ich nicht mehr mit meinen Leben zurecht kam. Ich war ausgebrannt, alles schien sich aufzulösen. Meine Mutter war plötzlich gestorben und ich fühlte mich schuldig. Als ich sie im Koma lag, stand ich an ihren Bett und ich wusste nicht was ich tun oder sagen sollte. Alles war leer. Meine Geschwister haben die Beerdigung organisiert und ich wäre am liebsten an die Arbeit gegangen. Ich wehrt mich das alles anzuerkennen. Ich war wütend auf meine Mutter, weil sie mir mein Zuhause genommen hatte. Hatte Angst vor Erbstreitigkeiten. Ich fühlte mich wie ein heimatloses Kind. Ich ging zur Ärztin um Trost zufinden. Dann erzählte ich ihr alles.
Zu diesen Zeitpunkt war der Missbrauch für mich nicht verantwortlich für meinen derzeitigen Zustand. Ich fand alle Menschen böse und gefährlich. Ich verstand nicht, wieso mein Leben so aus den Fugen geriet. Ich hatte keinen eigenen Willen mehr. Meine Ärztin überwies mich zu meiner Therapeutin, die sofort einen Kurantrag stelle - 9 Wochen war ich in der Kur.
Ich kann dir sagen eine Therapie ist mit ein paar Stunden nicht getan und du musst bereit dazu sein. Jeder hat seine eigene Geschichte. Ich weiß nicht ob meine Therapeutin die Beste war oder ob ich bei anderen schnellere Fortschritte gemacht hätte. Ich kam von der Kur heim und habe dann anders mit ihr gearbeitet und ich kam von meiner Umschulung (wo auch eine Psychologin war) und habe wieder mit ihr anders gearbeitet. Wir haben oft gekämpft mit einander, ich dachte oft sie versteht mich nicht, aber heute denke ich, sie hat ganz genau gewusst was sie tat.
Zu der Sache mit dem Kind ist zu sagen. Es war ein 3-järiges Kind, ich schämte mich für meine Gedanken und war zugleich überfordert mit dieser Situation. So etwas hatte nicht noch nicht erlebt. Ich verstand gar nicht was da ablief - es war doch nur ein Kind. Bei all den vielen Kindesmisshandlungen die man heute sieht, hatte ich Angst es könnte anders ausgelegt werden. Es ging nicht um das Kind, es ging um das unerlaubte Anfassen. Ich wollte nicht angefasst werden. Ich habe immer einen Horror davor angefasst zuwerden. Mir braucht nur jemand die Hand länger auf meine Hand zu legen. Ich ertrage dann seine Wärme und die Schwere der Hand nicht. Frage mich immer sehe ich Gefahr wo keine ist? Ist er verletzt, wenn ich sie ihm entziehe? Ich will dann immer eine "gute Lösung", die beiden so nutzt, dass jeder zufrieden ist. Welch ein Blödsinn red ich denn da!
Ich denke ich höre jetzt lieber auf.
Kellerkind
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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Thu, 31.Mar.05, 18:14 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo Kellerkind,
es wird eine Weile dauern, dass ist klar. Die Probleme sind ja nicht in 5 Monaten gewachsen und gehen damit wieder.
Mit dem KInd, ja da weiss ich auch nicht. Ich würde ihn ablenken, seine Hände nehmen und Spiele spielen (Backe Kuchen o.ä.), dass lieben sie. So würdest Du Dir selbst die Gefahr nehmen. Das habe ich immer bei meiner Tochter gemacht. Nicht, dass sie mir reingegriffen hat, aber sie hat mir immer sämtliche Knöpfe auf und zu gemacht. Zu Hause ok, aber woanders?
Wusstest Du von Anfang an vom Missbrauch? Habe jetzt nicht nachgelesen. Frage einfach. Oder war es für Dich auch nur so ein Gefühl? Sorry, falls ich falsch frage. Bin eben vom Tierarzt zurück und irgendwo daneben.
l.g. sternenkruemel
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Kellerkind
Helferlein
49
Thüringen W, 42
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Fri, 01.Apr.05, 10:00 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo sternenkruemel,
irgend wie wusste ich vom Missbrauch und irgendwie nicht. Ich hatte teilweise sehr deutliche Erinnerungen. Ich wusste das "ich" etwas getan hatte, was niemand aus meinem Umfeld erfahren durfte. Durch all diese Dinge wie Missbrauch, Erziehung und Umgang mit anderen Menschen, hatte ich ein völlig anderes Weltbild. Nach außen hin verhielt ich mich immer zurückhalten, nie fordernd, nie negativ auffallen war meine Auftrag.
Ich fühlte diesen Ekel in mir, dachte aber auch, das geht vorüber. Ich war mir die Schwere nicht bewusst. War mir nicht bewusst, dass ich wirklich ein Problem habe. Ja, redete mir sogar ein, dass ich besser bin als die anderen, da ich ja nicht mit jeden ins Bett gehe. Ich betrog mich selber indem ich mir sagte, nicht ich bin böse sondern die anderen. Aber auch das schien nicht wirklich zu helfen. Die anderen wollten nichts mit mir zu tun haben. Ich blieb immer ein Außenseiter, von dem man zwar alles mögliche fordern konnte, dem man aber nicht weiter beachten noch etwas zu geben brauchte.
Während der Therapie erkannte ich, dass es viele andere Missbrauchssituationen mit anderen Personen gab, die ich aus Scham vergessen hatte. Hatte sie tief unten vergraben. Missbrauch hat viele Seiten, für mich beginnt er schon wenn ich mich in Arm nehmen lassen muss, obwohl ich es nicht will. Erkläre mal jemanden, dass man es nicht will obwohl es die offene Art der Familie (nicht meine) ist? Man will sie nicht brüskieren. Man will nicht die Fragen nach dem Warum? beantworten. Ich weiß, dass ich das Recht dazu habe, aber in der Situation denke ich anders als ich sollte.
Wenn ich heute zurück blicke, habe ich vielleicht manchmal den Missbrauch als Entschuldigung benutzt, dass ich so unnahbar bin. Ich wollte nicht immer erklären, dass ich manche Dinge einfach nicht will. Ich wollte nicht verachtent behandelt werden. Manche Menschen, die es wussten, nahmen sogar mehr Rücksicht auf mich. Andere waren so erschrocken, dass ich mich wunderte, wieso? Was war mir denn schon passiert? Andere haben viel schlimmeres durchgemacht.
Ich war mir der ganzen Tragweite nicht bewusst, jede Faser meines Seins ist betroffen. Das macht mich wütend, weil ich gewiss nicht um diesen ganzen Mist gebeten habe, ich ihn aber jetzt ausbaden muss. Das dieser ganze Dreck an mir klebt und ich ihn einfach nicht abbekomme. Es macht mich wütend, dass ich so kaputte Gedanken habe, dass ich nicht weiß wie ich mich oft verhalten soll. Ja, ich habe sehr viel Wut in mir und am meisten trifft sie mich selber, weil ich ja heute für mein Leben selbst verantwortlich bin.
Kellerkind
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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Sat, 02.Apr.05, 7:41 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo Kellerkind,
so empfinde ich auch. Ich merke, dass etwas nicht stimmt, mache komische Dinge und auch ich denke manchmal so anders wie andere.
UNd da kommen wieder meine Zweifel, ob ich mir das nicht einrede, damit ich mein Verhalten rechtfertigen kann.
Ich weiss es nicht, denn ich habe noch keine Therapie. Dass etwas schlimmes passiert sein muss, das haben mir 2 Psychologen bestätigt.
Eigentlich sollte es mir egal sein, was es schlimmes war. Aber es kann mir nicht egal sein. Ich muss es einfach wissen. Wobei ich das irgendwann den Tag verfluchen werde, wenn die ERinnerung kommt.
Ich hatte immer geglaubt, ich bin nicht normal. Und das teilweise schon als Kind. Die Seelenqualen, die man durchleidet, kann kein Aussenstehender verstehen.
Wie Du sagst, Du hast um den Mist nicht gebeten und musst es ausbaden. Genau das. Ich habe auch nicht drum gebeten. Ich will endlich ein halbwegs normales Leben führen -mit allem, was dazu gehört. Und wie soll ich das jemals, wenn ich nicht weiss, warum ich so bin...
Mein Verhalten mag einzeln betrachtet noch ok sein, haben andere bestimmt auch. Das mit der Nähe, die man nicht ertragen kann. Ich wirke nach aussen immer so kühl. Bin ich nicht. Nur weil ich mich nicht laufend in irgendwelchen Armen schmeisse, bin ich nicht kühl. Brauche Distanz.
Meine Abscheu vor bestimmten Körperstellen bei mir. Gibt es vielleicht bei manchen Frauen ohne MB auch.
Meine Selbstverletztung bestimmt auch.
Meine damalige Magersucht auch.
Das ich bestimmte Melodien nicht hören kann, ohne umzufallen - auch.
Wenn ich Männer schreien höre, muss ich wirklich k.....
Und es gibt noch so viele kleine Dinge.
Das alles ist einzeln betrachtet ok, aber alles zusammen?
Bisher habe ich keinen gefunden, der solche Sachen als Kind tat. Mit den Puppen. Die habe ich ständig ausgezogen, vor allem den Mann. Manchmal habe ich den dann gequält. Getreten, mit Nadeln gepiekst.
Oder wenn ich Jemanden besonders mag. Als Sympatiebeweiss hatte ich mich denen immer rückwärts entgegengestreckt (möchte es nicht weiter beschreiben). Mein Gott, da war ich vielleicht 4! Und wie kann man das in dem Alter blos machen?
Und wer hatte das auch?
Es sind alles Dinge, die mir wieder in Erscheinung treten und die so peinlich sind. Aber wem soll man das fragen?
l.g. sternenkruemel
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_________________ Es gibt Bücher,durch die man alles erfährt,doch von der Sache nichts begreift. |
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ichbinich
Forums-InsiderIn
153
österreich W, 35
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Sun, 03.Apr.05, 9:44 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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hallo sternenkrümel,
ich habe gestern deinen thread im anderen forum gelesen.
seither ist mir kalt wie im tiefsten winter; diese nach habe ich sehr schlecht geträumt, noch dazu sehr symbolhaft in die richtung...
und bin traurig.
...jetzt denke ich mir, ich lass' es wohl besser wieder, ich meine die beschäftigung damit.
ich frage mich wirklich, ob es nicht besser ist, ruhen zu lassen, was ruhen will.
ich vermute, bei dir ist das anders. es will gar nicht mehr ruhen.
ich jedenfalls frage mich, ob es wirklich nötig ist, "aufzudecken". ich kann doch auch so an mir arbeiten... mache ich ja nun auch schon geraume zeit. (frage mich aber andererseits, ob ich "so" wohl jemals ans ziel komme...)
angesichts dessen, dass in diesen tagen viel über leid gesprochen wird und wurde, in zusammenhang mit krankheit und tod des papstes, habe ich mir folgende frage gestellt:
inwiefern beeinflusst unsere christlich-katholische erziehung in der beziehung unser denken dahingehend, dass wir glauben, nur durch das leid kämen wir zur erlösung?!
ich mag einfach nicht mehr leiden. vielleicht kann ich mich ja einfach dazu entscheiden?! ich mag nicht mehr daran glauben, dass ich mich durch sämtliche sümpfe kämpfen und durch die tiefen meines unbewussten graben muss, um ein zufriedener mensch zu werden.
(gleichzeitg weiss ich nicht wirklich, ob , einmal mit dem graben angefangen, so einfach wieder damit schluss zu machen ist...)
ichbinich
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_________________ werde der, der du bist (nietzsche) |
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sternenkruemel
Helferlein
61
Deutschland W, 40
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Sun, 03.Apr.05, 20:07 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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Hallo ichbinich,
tut mir leid, dass Dich das so runtergezogen hat. War der Meinung, es triggert nicht, bin nicht ins Detail gegangen.
Was hat Dich denn so erschreckt?
Also Du solltest Dich da nicht entmutigen lassen. Wenn Du damit leben kannst, nicht zu wissen, was genau war - dann ist es doch gut.
Ich bin die ganze Zeit auch gut damit klargekommen. Gut ich hatte meine ganzen Symptome, aber ich hatte mich daran gewöhnt.
Wie Du sagtest, bei mir gibt es kein zurück.
Mich hat sozusagen einer ins kalte Wasser geschmissen und da muss ich jetzt durch. Es gibt kein Stehenbleiben oder zurück mehr.
Die Phase, die ich jetzt durchmache ist eklig - ja. Und was ich bisher gehört habe, die ungeduldigste und mieseste. Danach soll es Aufwärts gehen. Na mal sehen, soweit bin ich noch nicht.
Mit der katholischen Kirche kann ich nichts sagen, bin evangelisch. Aber das mit dem Leid zur Erlösung, nee, daran glaube ich überhaupt nicht.
Ich glaube eher daran, dass man ganz weit unten sein muss, um neu anfangen zu können. Um HIlfe annehmen zu können.
Hör auf Dich selbst. Wenn Du "so" an Dir arbeiten kannst, dann mach das. Mit oder ohne Hilfe - ganz egal. Warum solltest Du so nicht ans Ziel kommen?
Habe mich die letzten Tage eingehend mit den Therapieformen beschäftigt. Warum gibt es eine Verhaltenstherapie?
Wenn man bei Jedem immer im Sumpf graben muss, dann würde es doch nur Psychoanalyse oder Tiefenpsychologen geben.
Nee, daran glaub ich auch nicht.
Aber schreib mal bitte, was Dich so erschreckt hat. Vielleicht kann man das noch rausnehmen, editieren oder so.
Grüsse,
sternenkruemel
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ichbinich
Forums-InsiderIn
153
österreich W, 35
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Sun, 03.Apr.05, 20:43 Re: Mißbrauch oder andere Ursache |
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hallo sternenkruemel,
keine sorge, da musst du nichts rausnehmen.
erschreckt hat mich meine eigene nähe zu dem ganzen.
es geht mir immer nicht besonders, wenn ich mich mit dem thema beschäftige. mein körper sucht sich da seine wege, meine seele auch.
das hatte nichts konkret mit deinem beitrag zu tun, nur dein nicht-wissen hat mich berührt, da ich ja auch nicht weiß. daher ist es mir vielleicht noch etwas schwerer gefallen als sonst, mich da abzugrenzen. ansonsten kann ich mir ja immer gut sagen: nee, bei mir ist das ja nicht, nicht wirklich, wahrscheinlich nicht, sicher nicht.
übrigens, in einem anderen zusammenhang, hat mir meine therapeutin mal gesagt, es wuerde ja gar nicht stimmen, dass ich keine erinnerungen habe. meine assoziationen, meine gefühle und stimmungen, meine phantasien seien auch eine art der erinnerung.
alles gute für deinen baldigen start mit der therapie.
lg
ichbinich
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