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Kibou
Forums-InsiderIn
186
Deutschland / Hessen M, 19
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Wed, 09.Mar.05, 12:21 Immer das selbe... ständig wiederkehrende Depressionen |
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Hallo.
Dieser Beitrag dient mir einerseits, um meine Gedanken zusammenzufassen, anderseits, um Feedback von euch zu erhalten. Ich habe viele Gedanken dazu, der Beitrag ist dementsprechend lang.
Ich habe ständig wieder Depressionen. Am Morgen kann ich total fröhlich sein, und Nachmittags möchte ich einfach nichts tun... gar nichts mehr. Ich denke dann nicht an Selbstmord, sondern einfach nur daran, dass ich mich am liebsten hinlegen möchte und nichts mehr tun möchte. Meine Gedanken sind verwirrt und kreisen immer wieder darum, dass ich eben nicht dazu bestimmt wäre, glücklich zu sein...
Ich gehe regelmäßig zur Schule und in einen Karate-Verein. Ich kann eine kleine Gruppe von Leuten in beiden Bereichen sehr gut leiden, aber wir unternehmen fast nichts zusammen, und ich wüsste auch nicht wirklich, was wir unternehmen sollten... ich habe nicht die geringste Ahnung, um ehrlich zu sein. Sowohl die Schule als auch der Verein sind zu weit entfernt, als dass die Leute Tür an Tür mit mir wohnen und man sich "mal so" treffen könnte und schauen, was aus dem Treffen wird. Somit, mein fazit, soziale Kontakte im "Real life" (ich gehe gleich darauf ein, warum ich es so nenne) gleich null - ich gehe eigentlich fast nie aus.
Die Leute in meinem Dorf und in den Nachbardörfern kann ich nicht sonderlich leiden... fast alles rauchende und trinkende Idioten, und da ich beides nicht tue, werd ich wohl nie zu ihnen gehören. Ich brauche Leute, mit denen ich einfach Spaß haben und Blödsinn machen kann, ohne das wir was trinken und uns toll dabei fühlen. Leider stemple ich viele Leute von vornherein als Gefahr, Idioten oder Uninteressante ab, so dass ich wirklich ernte, was ich da gesät habe... ebenfalls kein Interesse.
Ich spiele sehr oft ein Rollenspiel namens Ragnarok im Internet, das "Virtual life". Dort habe ich zwar auch nicht sehr viele Kontakte, aber doch einige, und so fühl ich mich recht gut da. Im Moment habe ich kein Geld und somit auch kein "Virtual life", und abgesehen davon bin ich auch nicht glücklich damit, dass ich mehr VL als RL habe, aber ich weiß nicht, wie ich es ändern kann.
Ich habe eine Freundin, allerdings eine Fernbeziehung. Ich habe sie in Ragnarok kennengelernt, dann haben wir uns getroffen und im Moment telefonieren und spielen wir eigentlich nur. Sie kann leider nicht so gut (Vergangenheitsprobleme) ihre Gefühle ausdrücken und meint, ich müsste auch so merken, dass sie mich liebt und vermisst. Leider ist das nicht immer der Fall, und so fühle ich mich oft ungeliebt, alleine und es kommt mir sehr oft so vor, als wenn sie mich eigentlich nicht braucht, da sie auch ohne mich genug Spaß hat (aus diesem Grund werde ich oft traurig, wenn sie erzählt, was sie für Spaß hatte) und mich scheinbar nicht vermisst. So habe ich das Gefühl, ich bekomme von ihr nicht, was ich brauche, und zweifle meine eigene Liebe an (auch: Liebe ich sie wirklich, oder ist sie für mich nur ein Ausgleich der fehlenden sozialen Kontakte?) und ob sie die richtige für mich ist. Möglicherweise versuche ich auch durch sie meine fehlenden sozialen Kontakte zu ersetzen, und das ist einerseits nicht richtig, andererseits geht es gar nicht, da es eine Fernbeziehung ist. Ich schwanke ständig dazwischen, ihr oder mir die Schuld dafür zu geben.
Wenn ich depressiv bin habe ich keine Motivation, irgendwas zu tun, und so bleiben ausstehende Aufgaben und Arbeiten auf der Strecke, was natürlich über kurz oder lang (eher kurz) zu Problemen und neuen Depressionen führt.
Falls du dir das wirklich bis hier hin durchgelesen hast, danke ich dir dafür und würde mich über Feedback freuen.
Gruß,
kibou~
edit: Möglicherweise passt dieser Thread besser in "Selbstsicherheit, Kontaktschwierigkeiten"... ich möchte einen Moderator bitten, ihn dahin zu verschieben. Danke.
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_________________ I turn my eyes up to the moon~ |
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aeroplane
neu an Bord!
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Zürich M, 26
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Thu, 10.Mar.05, 3:16 Re: Immer das selbe... ständig wiederkehrende Depressio |
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Dein analytisches Verständnis und die Sensibilität, mit der du deine gegenwärtige Situation schilderst, erstaunen mich. Es steckt eine grosse Klarheit hinter deinen Gedankengängen, und ich glaube, dass du dir einen grossen teil der "antwort" schon selbst gegeben hast: ich glaube schon, dass du dich von deiner freundin abhängig machst: jemanden lieben, das ist auch jemanden liebe zeigen, und dann fühlt man sich automatisch geborgen, egal, von welcher distanz geliebt wird. du fühlst dich aber nicht wirklich wohl und geborgen.
Andererseits zum thema distanz:ich hab schon auch das gefühl, dass die art, wie du dich und deine gegenwärtige Situation schilderst, von einer gewissen Distanz zeugt: Dein soziales leben spielt sich in der virtuellen realität ab, oder eben in der fernbeziehung; aber du merkst, dass dir etwas fehlt, du merkst, dass du die dinge irgendwie anders anpacken musst, die depression ist ein zeichen dieser intuitiven unzufriedenheit..ein zeichen dafür, dass du deinen problemen, die du ja selbst erkannt hast, aus dem weg gehts. zu deinen vorurteilen gegenüber den rauchenden und trinkenden idioten: bevor du nicht deine vorurteile abbaust und lernst offen auf menschen zuzugehen (im sinne von eben gerade nicht vorurteile in die welt setzen und dich danach richten), kannst du über niemanden so urteilen: einer säuft und schreibt die geilsten gedichte, ein anderer raucht und hört plötzlich damit auf, ein dritter verbringt sein leben im virtuellen raum, ein vierter hockt morgens um drei noch vorm compi...das alles hat mit idiotie viel zu tun haben soll, aber auch mit menschsein, und da ist niemand perfekt, auch du nicht...bemüh dich mal um e c h t e menschen, statt immer nur auf leute, die soweit weg sind, dass du die schuld auf sie oder die umstände schieben kannst. sorry, klingt vielleicht hart, aber um's mit sokrates zu sagen: ich weiss, dass ich nichts weiss, und meine freie interpretation und übertragung auf deine situation davon: wer sich nicht selbst als idiot unter idioten fühlen kann - sich gehenlassen, dumm sein, risiken eingehen, gefahren in kauf nehmen - der wird nicht akzeptieren können, dass wir alle nur ein beschränkter haufen stumpfsinniger, aber doch zumeist sehr liebenswürdiger idioten sind. Arbeite an deiner Einstellung gegenüber menschen; man kommt viel herum im leben, du musst lernen, dich um deine Mitmenschen (RL!) zu bemühen; überleg dir, was du am allerliebsten machen würdest, und dann versuch zu erfühen, ob du nicht jemanden kennst, der daran auch freude haben könnte. menschen sind im allgemeinen für gute ideen zu begeistern...deine eigenen interessen sind da gefragt, deine phantasie!
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_________________ Ach! Mich ergreift der Furien Wahn!
Gruss Plane |
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babyblue
neu an Bord!
1
zu Hause W, 32
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Fri, 11.Mar.05, 14:29 Re: Immer das selbe... ständig wiederkehrende Depressionen |
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Hallo,
Bei mir fingen meine Symptome jetzt so im Nachhinein betrachtet vor zirka 1,5 Jahren an.
Ausgelöst durch ein aprubtes Beziehungsende ging es mir nur mehr schlecht.
Ich hatte massive Schlafstörungen, und kleinere Panikattacken in Form von Luftproblemen wenn ich mich hinlegte zum schlafen.
Daraufhin dachte ich zuerst es sei ein körperliches Problem und lies mich durchchecken. Ich habe dann auch über eine Firmenpsychologin Angebote zu Psychotheraphien erhalten welche ich dann auch 9 Monate durchhielt.
Mir gings nur noch schlechter in dieser Zeit und ich brach dann diese Theraphie ab. Das war zirka vor 9 Monaten.
Jetzt bin ich ( da es immer noch schlecht ging) zu einen Psychologen gegangen. Ich vermutete selbst eine Depression da ich durch verschiedenste Artikel darauf hingewiesen und aufmerksam gemacht wurde. Ich wollte es sogesehen nun einige Monate nicht wirklich wahrhaben, bis ich jetzt die Bestätigung durch den Arzt erhielt und ich es endlich akzeptieren konnte, was gar nicht mal so einfach ist wenn man selbst nicht weiß was man hat und doch irgendwie glaubt da muss etwas sein, sonst würde es einem nicht so schlecht gehen.
Meine Gedanken kreisen tag täglich umher, man kommt zu keinen Lösungen, irgendwie verfällt man in ein gedankliches Chaos und weiß nicht weiter. Man weint mehrmals täglich und weiß nicht warum.
Man vernachlässigt Freunde, zieht sich zurück und hofft auf Hilfe - somit ist dies immer wieder wie eine Art Teufelskreis.
Selbstmordgedanken stehen bei mir an der Tagesordnung.
Ich zumindestens habe es so empfunden.
Ich habe nun eine Gruppentheraphie verschrieben bekommen und Cipralex Tabletten in Kombination damit sich mein Gefühlszustand verbessert.
Hat jemand schon mit diesen Tabletten Erfahrungen? Vorallem wie lang dauert es bis man eine Veränderung bemerkt und wie äußern sich diese.
Ich hoffe ....
lg
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Kibou
Forums-InsiderIn
186
Deutschland / Hessen M, 19
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Fri, 11.Mar.05, 20:40 Re: Immer das selbe... ständig wiederkehrende Depressio |
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Hi aeroplane,
ich habe einen Grund, sie als Idioten zu bezeichnen: lange, bevor ich auch nur Vorurteile entwickeln konnte, haben sie mir recht deutlich gezeigt, dass sie nichts mit mir zu tun haben wollen (Mobbing, Ausschluss etc). Möglicherweise haben sich so auch meine Vorurteile gebildet. Auf jeden Fall denke ich nicht, dass ich Anschluss an Leute finden kann, von denen ich früher runtergemacht (deswegen früher, weil ich mich heute kaum noch sehen lasse, so dass sie keine Möglichkeit haben) wurde. Mir fehlt dadurch auch einfach Erfahrung auf dem Gebiet, Partys mit anderen zu feiern, Spaß zu haben und einfach rumzualbern und lustige Sachen zu machen... mir sind da praktisch ein paar Jahre verloren gegangen. Sobald ich auf einer Party bin, verfalle ich sofort wieder in mein Außenseiter-Dasein, und wer sich als Außenseiter sieht, wird schnell zu einem solchen.
Ich würde gerne was mit anderen unternehmen, aber ich weiß nicht, mit wem... und ich wüsste auch nicht, wo und was. Und ich fange an mich einsam, unbeachtet und ausgeschlossen zu fühlen, sobald zu viele (~4+) Leute in einer Gruppe sind... und verhalte mich dann auch ausgeschlossen, was den Eindruck noch verstärkt. Puh... ich brauche wirklich einen Psychater und eine Therapie, nicht?
Mit meiner Freundin ist das so eine Sache... sie muss mich wirklich lieben, denn sie ist recht beliebt und hätte vermutlich kein Problem, jemand anders aufzutreiben, falls es ihr nicht ernst wäre mit mir... aber sie bleibt trotzdem, und es ist für sie vermutlich nicht viel einfacher als für mich. Ich hab viele verschiedene Theorien, warum ich nicht glücklich bin und ihre Liebe manchmal nicht spüre. Ich schreib die jetzt mal auf, einfach nur so zur Stellungnahme.
a) Mülleimer-Theorie (Aus: "Männer sind anders. Frauen auch.")
Jetzt, wo ich Liebe bekomme, kommen die alten Gefühle des allein-seins wieder hoch, und ich fühle die statt der Liebe, um sie zu verarbeiten.
b) Minderwertigkeits-Theorie
Ich habe auch Minderwertigkeitskomplexe, und möglicherweise fühle ich mich einfach nicht wert, Liebe zu bekommen (ist auch gut möglich) und spüre ihre deshalb nicht.
Es könnte aber genauso gut sein, dass sie mir wirklich nicht das richtige gibt, dass sie nicht die richtige ist, dass Fernbeziehungen nix für mich sind oder dass ich zu viel von ihr erwarte, um meine fehlenden Kontakte auszugleichen...
babyblue, ich würde gerne was zu deinem Beitrag schreiben, aber ich weiß nicht was... er scheint mir auch wenig mit meinem Beitrag zu tun haben, oder ich erkenne den Zusammenhang nicht.
So long,
kibou~
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_________________ I turn my eyes up to the moon~ |
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aeroplane
neu an Bord!
3
Zürich M, 26
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Sat, 12.Mar.05, 10:11 Re: Immer das selbe... ständig wiederkehrende Depressio |
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Ja, möglicherweise brauchst du ne thera, aber gut möglich, dass du es auch so schaffst! Diese Einsamkeitsgefühle in der Gruppe, die hatte ich früher auch...ich glaube aber, dass die jeweils mit dem mass an vertrautheit mit den andern sich legen...und mit dem mass an selbstvertrauen, aber das ist natürlich so ne sache...
zum thema, was du machen könntest, zb mit deinen karatekumpels: gibts denn bei euch in der nähe nicht die üblichen sozialen Nischen, wo man sich so trifft? kino? konzerte? theater? oder mach doch mal nen film-nachmittag bei dir und lad leute, die du magst, zu dir nach hause ein!
ich weiss, dass es schwer klingt, aber versuche, all deine innere kraft gegen die einsamkeitsmomente zu mobilisieren, von flashbacks und so weiter; einsamkeitsgefühle sind einerseits machtvoll, aber vergegenwärtige dir, dass du ebenso machtvoll bist, um gegen diese anzutreten; lass dich nicht einschüchtern und zolle ihnen gegenüber nicht so viel respekt! Wenn Du dich alleine fühlst, dann bist du grundsätzlich mal dir selbst überlassen: beachte dich selbst dann auch! tu dir gutes! spielst du n instrument? wenn nicht, dann erlen doch eins...
ich bin davon überzeugt, dass dir irgendwas einfallen wird, um dein alleinsein (oder das gefühl davon) zu überwinden...es hängt zum grossen teil auch davon ab, dass du dich in dir selbst geborgen fühlst....
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_________________ Ach! Mich ergreift der Furien Wahn!
Gruss Plane |
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Kibou
Forums-InsiderIn
186
Deutschland / Hessen M, 19
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Sat, 12.Mar.05, 12:53 Re: Immer das selbe... ständig wiederkehrende Depressio |
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Hi aeroplane,
diese sozialen Nischen sind alle weiter von mir entfernt, genau wie die, mit denen ich mich gut verstehe aber die ich nicht besser kennenlerne, weil sie eben weiter weg sind... in Richtung Karatekumpels müsste ich sogar ein Bahnticket kaufen. Einen Filmnachmittag/abend bei mir würde ich mir dann doch nicht zutrauen.
In der "Nähe" (Kassel, da geh ich zur Schule, deswegen hab ich ein Bahnticket) gibt es eine Disko, in die ich gerne mal gehen würde... blöd nur, dass ab ca 23:30 Uhr kein Zug mehr fährt.
Auch hab ich Angst, dass einige mich schon für einen Außenseiter halten (gut möglich...), und dann Gerede anfängt über den Außenseiter, der in die Disko geht und da dies und jenes gemacht hat... ich hasse Klatsch und Tratsch und hab ständig Angst davor.
Instrument? Das wäre eine gute Idee, ich müsste mir dann eben mal die Zeit dafür nehmen...
Ich gehe heute abend doch mal in die Disko, da tritt live eine Band auf, deren Musik ich einfach genial finde... und nebenbei kaufe ich mir Karten für ein JBO-Konzert morgen, zu dem auch einige Schul-Bekannte gehen.
Mal schauen, wie das wird...
Danke für deine Tipps,
kibou~
Edit1:
Es war viel zu kurz, ich bin naß und die Live-Sängerin hatte Schnupfen... trotzdem war es nicht schlecht für das erste Mal... keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich freu mich riesig auf morgen.
Edit2:
"Morgen" war einfach klasse... ich bin immer noch in Party-Laune, obwohl es schon lange vorbei ist.
Hab mich mit denen, die auch da waren, super verstanden... hoffentlich geht's jetzt endlich bergauf mit mir.
Ich werde auch versuchen, meine Vorurteile abzulegen. Danke, aeroplane.
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