Kann mich nicht auf Problematisches einlassen

sporadischer Gast 5 W

Hallo,

ich habe ein großes Problem, mich auf meine "wunden Punkte" einzulassen, wenn ich in der Thera-Sitzung bin. Bisher habe ich zwar einiges zuhause durchgemacht und dann davon berichtet, aber ich war nie bereit, in der konkreten Thera-Situation einen weiteren Schritt zu gehen. Es "ging" einfach nicht.
Vielleicht liegt das daran, dass es sich um einen TherapeutEN handelt, aber eigentlich habe ich nie in Erwägung gezogen, zu einer Frau zu gehen. Ich könnte nicht sagen, ob es mir leichter fallen würde. Auch habe ich meinem Thrapeuten gegenüber schon angedeutet, dass ich es "mit ihm" (nicht aufgrund seiner Person, sondern einfach mit irgendjemand anderem) nicht kann. Mich irritiert das, weil ich eigentlich keine extremen Erinnerungen/Traumata erwarte - ich weiß bis heute nicht so richtig, wie das bei mir alles zusammenhängt. Jedenfalls habe ich sein Angebot einer Traumatherapie schon einmal ausgeschlagen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass da immer noch etwas herumschwelt und gerade das extreme Sträuben gegen das gemeinsame Aufarbeiten irritiert mich so. Ich habe natürlich keinen Vergleich, aber ich glaube, dass unsere "Therapiebeziehung" schon ziemlich kühl und "distanziert" ist (wenn ich das mit anderen Berichten hier vergleiche), aber das liegt daran, dass ich nur schlecht "aufmachen" kann, allgemein, auch in privaten Beziehungen. Es dauert auch bei privaten Kontakten bei mir ewig, bis so etwas wie eine Freundschaft (mit intensiverem persönlichem Austausch) daraus entsteht (was nicht oft vorkommt). Daher glaube ich nicht, dass es an meinem Therapeuten liegt.
Ich habe wohl wirklich eine panische Angst davor, eine für mich schlimme und irgendwie auch unkontrollierbare Situation (im Sinne von: ich kann die Situation und/oder mich nicht kontrollieren) mit jemandem zusammen zu erleben. Da fehlt mir wohl das Vertrauen in die Menschen. Wie aber soll ich so "rankommen" an die Ursachen (auch für dieses Problem)? Das frage ich mich langsam immer verstärkter. Momentan reden wir (von mir gewünscht) wieder mehr über aktuellere Dinge und Probleme, aber ich weiß, dass das "Dahinter" noch lange nicht gelöst ist. Kennt jemand dieses Problem oder hat damit vielleicht trotzdem weitergehende Erfahrungen gemacht?

Helferlein 129 Wien W, 25

hey!

also ich kenn das sehr gut... konnte mich auch - eigentlich ewig lang - net wirklich drauf einlassen. ich brauch auch extrem lang, bis ich wem vertrauen kann. mit der zeit gings dann aber immer besser. aber es dauerte wirklich sehr lang. jetzt bin ich schon über 3 jahre bei meiner therapeutin, hatte die letzten eineinhalb jahre 2 stunden pro woche - also wir sahen uns wirklich sehr oft. und das hat mir geholfen, mich doch näher ran zu wagen.

tipp kann ich dir keinen geben, außer: mach dir keinen stress! irgendwann kommt alles. es kommt der augenblick, wo du dich drauf einlassen kannst. es hat alles seine zeit...

Helferlein 69 Österreich W, 34

Hallo, kenne Deine Schilderung aus eigener Erfahrung sehr gut. Nehme mir während der Woche oft vor, mich auf die Interventionen des Psychotherapeuten einzulassen, schaffe es dann aber in der aktuellen Stunde nicht. Habe aber festgestellt, daß es mit der Zeit besser wird. Es gibt jetzt kein Thema mehr, über das noch nicht gesprochen wurde. Allerdings hängt es von der Intensität und natürlich auch von meiner aktuellen Verfassung ab, ob ich mich einen Schritt weiter darauf einlassen kann und somit in tiefere Schichten vordringen kann. Eine Vertrauensbeziehung aufzubauen braucht eben seine Zeit. Im privaten Rahmen dauert es ja auch länger, bis ich mich öffne und die andere Person an mich ran lasse. Aufgabe des Psychotherapeuten ist es unter anderem auch, die nötige Geduld aufzubringen und immer wieder an der Beziehung zu arbeiten, damit Vertrauen entstehen kann. Mach Dir mal keinen Stress. Mit der Zeit wirst Du bereit sein, Dich weiter vorzuwagen. Ich schreibe nach der Stunde kurz zusammen, was sich getan hat. Manchmal dauert es Wochen oder Monate, bis ich wieder zu einem Thema zurück komme und es bearbeiten kann. Aber ich bin davon überzeugt, daß für uns wichtige Themen immer wieder kommen werden.

Forums-Gruftie 609 Germany W, 54

Hallo qwertz,

mir ging es ganz ähnlich wie dir... Ich habe von 10 Jahren eine (ambulante) Gesprächstherapie begonnen, die knapp 3 Jahre dauerte. Bis ich einigermaßen Vertrauen zur Therapeutin gefasst hatte, waren 30 - 50 Stunden vergangen. Trotzdem konnte ich mich immer noch nicht so richtig einlassen, vor allem gefühlsmäßig nicht. Damals war mir das gar nicht so bewusst - heute weiß ich, dass ich viel noch nicht bearbeitet habe, auch weil ich die besagten "wunden Punkte" nicht thematisieren konnte.

Erst seit letztem Jahr, als ich stationär sechs Wochen in einer Klinik war, bin ich ein Stück weiter gekommen. Seitdem weiß ich, dass es noch einiges zu tun gibt... allerdings bin ich im Moment nicht in Therapie, aber heute wäre ich endlich so weit, auch Dinge anzusprechen, über die ich früher nicht hätte reden wollen/können.

Quote:

Ich habe wohl wirklich eine panische Angst davor, eine für mich schlimme und irgendwie auch unkontrollierbare Situation (im Sinne von: ich kann die Situation und/oder mich nicht kontrollieren) mit jemandem zusammen zu erleben.

Dieser Satz hätte von mir stammen können - ich kann das sehr gut nachvollziehen. Einmal ist es mir passiert (allerdings nicht bei meiner Therapeutin), dass ich gefühlsmäßig "außer Kontrolle" geraten bin. Ich glaube, seitdem ist die Angst davor etwas geringer geworden. Aber diese Situation war sehr, sehr schlimm für mich... Ich hatte längere Zeit daran zu "knabbern".

Ich glaube, ich bin dir in gewisser Weise ähnlich. Bei mir dauert es auch ziemlich lange, bis ich "aufmachen" kann... Deshalb hoffe ich für dich, dass du es früher schaffst als ich, in deiner Therapie voranzukommen.

Liebe Grüße
Nessa

Forums-InsiderIn 281 Bayern W, 40

Hallo qwertz,

wie lange bist Du schon in Therapie? Am Anfang (im ersten Jahr) reicht es vollkommen, wenn Du das Gefühl hast, Deinem Therapeuten vertrauen zu können und den Rest ihm überlässt.
Ich bin jetzt schon seit einigen Jahren in Therapie. Was denkst Du denn, was wir die ganzen Jahre getan hätten, wenn ich mich schon im ersten Jahr vollkommen geöffnet hätte? Ich glaube, meiner hätte das garnicht so schnell gewollt. Er hat mir sehr oft gesagt, dass es besser ist zu warten, bis die Dinge reif sind.
Also, wenn Du das Gefühl hast, Dich Deinem eines Tages öffnen zu können, ist alles in Ordnung. Wenn nicht, hast Du ein Problem Exclamation

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