Schiva Moon
Helferlein
35
Norddeutscher Raum W, 29
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Fri, 25.Feb.05, 14:27 Nacht der Agonie (=Todeskampf) |
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Nacht der Agonie
Wieder sitze ich schweigend hier
an deinem Bett und halt dir deine Hand
In unruhigem Schlaf liegst du vor mir
ich bin sehr angespannt.
Meine Gedanken und Worte
erreichen dich nicht mehr
Du bist innerlich nicht mehr hier am Orte,
sondern auf dem Weg der Heimkehr.
Du wurdest nun auf den Weg geschickt.
Sehr unpassend in der Zeit,
doch ist es nie der rechte Augenblick,
wenn man zurück muß in die Ewigkeit.
Dein Weg dahin scheint endlos lang;
genau davor war dir immer so bang'!
Du kämpft, auch wenn dir die Kraft gebricht,
hast kalten Schweiß in deinem Gesicht.
Bis vor kurzem noch hast du laut geschrien
und dich dabei fürchterlich abgenallt,
als entludest du deine letzten Energien.
Deine Finger hast du in die Decke gekrallt.
Oft weintest du ohne Tränen.
Zu groß war dein Elend, deine Not.
So begehrt all dein müdes Sehnen
jetzt nur noch den Tod.
Seit 9 Tagen trinkst und ißt du nun nicht mehr.
Dein Rufen ist zu einem Seufzen erlahmt,
selbst das Heben eines Fingers fällt zu schwer,
und deine Atmung ist flach und verlangsamt.
Dein Atem ist am Rasseln und am Pfeifen,
dein Gesicht ist schmal geworden.
Ich möcht' am liebsten Flucht ergreifen
und kann die Angst nicht überborden.
Aber etwas hält mich fest hier,
ich kann nicht einfach wegrennen!
Mich hält die Liebe bei dir,
sie ist im Herzen am Brennen.
So bleib ich bei dir sitzen,
werde mit dir schwitzen,
ich aus Angst vor der Endgültigkeit,
du in der Agonie und vor der Ewigkeit.
Erinnerungen überschlagen sich,
mich übermannt die Trauer,
hab das Gefühl, als wenn mein Herz zerbricht,
die Tränen liegen ständig auf der Lauer.
So kämpft du mit dem Tod
und ich kann nichts machen.
Du leidest bitt're Not
und ich kann nur an deinem Bette wachen.
Ach, wie ist das Sterben so schwer,
ich weiß nicht, womit du das verdient hast!
Es ist wirklich so unfair,
wann befreit Gott dich von dieser Last!?
Deine Atmung geht schneller, wird stoßweise.
Voll elend' Warten und Beten wein ich leise.
Die 10 Nacht ist verstrichen...
Wir haben Ebbe, das Hochwasser ist gewichen. *)
Ich hab mal von dir aufgenommen,
daß die Menschen mit dem Wasser kommen
und mit dem Wasser wieder gehen.
-nun, wir werden's sehen...
Die Sonne ist just aufgegangen.
Deine Atempausen werden lang und länger.
Ich fühle wieder Tränen auf meinen Wangen
und in meinem Hals wird es eng und enger.
Du bist still geworden, hast es endlich geschafft.
Der Druck ist weg, mir ist so sonderbar.
Ich fühle, daß da jetzt 'ne Wunde klafft,
wo einst deine Liebe war.
Oma, ich danke dir und seh dich nochmal an.
Dann öffne ich das Fenster leise,
damit deine Seele raus kann.
Ich wünsch' dir eine letzte gute Reise.
*) Ort des Geschehens an einem Tidengewässer
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_________________ Es sagte Schwester Seele zu Bruder Leib:
Sag Du's ihm, mir glaubt er ja nicht! |
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