gesellschaft und smalltalk

Guest W

hi,

ich habe totalen bammel vor veranstaltungen und gesellschaften. ich gehe ihnen aus dem weg wenn es geht. aber manchmal, beruflich oder familiär, kommt man nicht drum rum.

ich stehe mal wieder vor so einer "sache" und obwohl es noch tage hin ist, habe ich schon magenschmerzen und das nervöse flattern wenn ich daran nur denke.

small talk führen und all das - es ist mir verhasst. ich versuche mich daher im hintergrund zu halten und hoffe, das alles bald wieder vorbei geht. komm ich nicht drum rum, weiß ich nichts zu sagen. entweder es ist leer in meinem kopf (auch wenn ich ansonsten genug meinungen zu einem thema habe) oder ich wüsste nur zynische dinge. da ich es mir mit den leuten dort nicht verscherzen darf/will, kann ich mich nicht so "aufführen". also schweige ich, grinse, nicke und bete, die person wendet sich bald gelangweilt ab - nur um mich dafür dann zu hassen - weil, ein bisschen interessierter hätte ich wirken können.

ich weiß, dass ich das ereignis irgenwie durchstehen werde. mich macht nur die angst vorher so fertig. warum kann ich nicht völlig entspannt hingehen, auf wunsch ein bisschen blabla machen und dann ebenso unbefangen wieder gehen. die anderen machen es wohl auch kaum anders.

warum fühle ich mich so gestresst und verunsichert? es ist wie eine prüfungssituation oder test (obwohl ich keine angst vor prüfungen oder tests habe - aber so würde es sich wohl anfühlen). ich habe ein gutes benehmen gelernt und kann höflich und freundlich sein. ich weiß also eigentlich wie man sich verhält - dennoch macht mir die situation höllisch angst.

ich sehe es schon vor mir. ich sitze da mit einem unbeweglichen mona-lisa-lächeln, kaltem schweiß und zittrigen händen. leute kommen und gehen, stellen fragen oder erzählen etwas, ich antworte knappest mit möglichst nur einem wort, und kann allenfalls nicken um zu verstehen zu geben, dass ich zu höre. ich hoffe, dass keiner von mir wirklich nähere gespräche erwartet, und bei der ersten möglichen gelegenheit suche ich das weite. kaum draussen bei der türe werde ich mir sagen: war gar nicht so arg. was hätte ich nicht alles sagen und fragen können. wie hätte ich nicht glänzen können. aber um nichts in der welt würde ich kehrt machen.

von diesem abend brauche ich dann wieder laaaange laaaaange zeit erhohlung....

eigentlich würde mir glaub ich nichts helfen. ich "leide" darunter schon seit immer. und ich würde den teufel tun, auf solchen "zuständen" öfter zu erscheinen. ich werde wohl ein zwei oder drei mal im jahr mit großem bauchweh augen zu und durch das alles durchstehen....müssen. ob ich mich jemals daran gewöhne? weiß nicht. ob ich mich daran gewöhnen möchte? nur, um keine angst zu haben... aber nicht um regelmäßiger in den genuß solcher veranstaltungen zu kommen.

warum ich das hier schreibe? weil ich wissen will, ob es anderen auch so geht. und wie es anderen so geht. auch leuten die keine angst vor derlei veranstaltungen haben. ich könnte vielleicht beruhigter an den tag heran gehen und mir vorstellen, dass hinter dem einen oder den anderen dem ich begegne auch jemand steckt dem es so geht... wie mir, oder einem anderen hier.

Forums-InsiderIn 413 Away, beyond, above... M, 22

Hallo criseldis,

ob es anderen Leuten auch so geht, ist eine gute Frage, die ich Dir garantiert mit JA beantworten kann. Ich persönlich bin zwar nicht betroffen, aber sicherlich bist Du nicht allein.

Wie auch immer, die interessantere Frage ist doch eigentlich, warum Du dieses Problem hast. Schau'n wir doch mal:

Quote:

da ich es mir mit den leuten dort nicht verscherzen darf/will, kann ich mich nicht so "aufführen".

Ist das zufällig die Wurzel allen Übels? Hast Du (vielleicht auch unbewusst) Angst, etwas falsches zu sagen, was den anderen nicht gefallen könnte? Vielleicht sogar die Angst, dass die anderen Dich wegen dem, was Du sagst, nicht mehr mögen könnten?

Solle dies der Fall sein, so kann ich Dir auf jeden Fall sagen, dass diese Angst unbegründet ist. Als erstes ist es beim Smalltalk nun mal so, dass man da quasi jeden Sch*** erzählen kann und am Ende interessiert es sowieso keinen. Es wird da also oft nur geredet *um zu reden*, nicht um irgendwelche weltbewegenden Dinge auszutauschen. Unter diesem Aspekt musst Du also zunächst mal keine Angst haben, etwas "plattes" zu sagen, denn das ist Sinn der Sache, Smalltalks sind immer platt.

Dennoch, bleiben wir bei meiner ursprünglichen These: Falls Du also befürchtest, Dich bei anderen unbeliebt zu machen, wenn Du etwas sagst, was diesen nicht gefällt, so kann ich folgendes raten: Die meisten Leute reagieren nicht gleich so, nur wenn man eine andere Meinung hat als sie. Um sich wirklich unbeliebt zu machen, müsste man schon auf Schimpfwörter zurückgreifen. Und auch wenn jemand Dich aufgrund dessen, was Du sagst / Deiner Meinung nicht mehr mögen sollte, so ist das sein Problem und nicht Deines. Nur das zu sagen, was andere hören wollen, finde ich nicht sonderlich klug. Stattdessen gar nichts zu sagen ist zwar schon besser, aber eben auch noch nicht ideal. Wink

Ganz nebenbei: Falls Du dieses Problem beheben willst, so machst Du gerade einen Fehler:

Quote:

ich sehe es schon vor mir. ich sitze da mit einem unbeweglichen mona-lisa-lächeln, kaltem schweiß und zittrigen händen. leute kommen und gehen, stellen fragen oder erzählen etwas, ich antworte knappest mit möglichst nur einem wort, und kann allenfalls nicken um zu verstehen zu geben, dass ich zu höre.

So wird das nichts. Wenn Du schon mit einer schlechten Einstellung an die Sache rangehst, und Dir sicher bist, dass es so be******** wird, wie immer, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es auch wirklich so kommen wird. Somit entwickelt sich dann eine Art Teufelskreis und Deine Angst wird immer größer. Da kann man aber etwas gegen tun, und zwar positiv denken. Der Lösungsweg würde wahrscheinlich so aussehen: Setz Dir einfach in den Kopf, dass es beim nächsten Mal schon nicht so schlimm wird. Mach Dir das oben gesagte klar - also, dass die das, was andere über Deine Meinung denken, ziemlich egal sein kann. Und dann gehst Du da hin und haust ordentlich auf'n Putz - sprich: Du fängst nicht gleich an, alle und jeden vollzulabern, sondern Du nimmst Dir einfach vor, zunächst mit ein oder zwei Personen ein etwas ausführlicheres Gespräch zu führen.

Als Resultat dessen solltest Du feststellen, dass das ganze gar nicht so schlimm ist. Deine Angst sollte langsam abnehmen, und bei der nächsten Gelegenheit kannst Du dann "noch einen Schritt weiter" gehen. Das sollte sogar funktionieren, ich hab's in Zusammenhang mit anderen Problemen selbst getestet. Wink

Grüße
Nils

Helferlein 78 Ingolstadt M, 41

Hallo criseldis,

gut dass Du Dir schon heute Sorgen machst. Denn wenn Du hinkommst und es ist nicht schlimm, dann könntest Du Dir überhaupt nie Sorgen darüber machen. Das wäre doch schade. Oder ?

Also mich öden solche förmlichen Veranstaltungen auch sehr an. Besonders im Vorfeld denke ich, was ich dort überhaupt soll. Oft kann man einfach nicht nein sagen. Wenn ich dann dort bin, will ich auch Spaß haben. Ich sage mir, ich werde das beste draus machen. Die meisten anderen Gäste sind oft genauso gelangweilt. Viele sind dankbar wenn jemand den Kasper spielt. Du kannst auch den Leuten einfach nur ausgiebig zuhören. Mir wurde schon nachgesagt das ich ein guter Gesprächspartner wäre, nur weil ich mir eine Krankengeschichte komplett angehört hatte. Viele Leute erzählen sehr gerne von sich. Sie merken es gar nicht wenn Du nichts von Dir erzählt hast.
Früher habe ich den Small Talk verachtet, dabei ist er nur der harmlose einstieg um miteinander warm zu werden. Alle tiefgreifenden Gespräche entwickeln sich daraus. Hol Dir mal ein Verkaufsbuch für Vertreter. Die leben davon gut mit Menschen zu kommunizieren. Eine Verkaufssituation verursacht für den Vertreter durchaus vergleichbaren Stress. Ich hab z.B. Happy Selling im Buchladen gefunden und es gleich zuhause verschlungen.

Noch ein paar kleine Tipps, die Du schon selbst kennst.
Sag einfach banale Sachen die offensichtlich wahr sind. Das gute alte Wetter interessiert jeden. Letztlich musst Du bereit sein auch mal negatives Feedback zu erhalten.
Mir half der Satz: ``Jeder blamiert sich so gut er kann´´

LG

Hans

Helferlein 116 zu hause M, 20

Hallo erstmal, bin neu hier!

Also, ich, m 18, hab so meine Probleme mich mit anderen Menschen (m und w) zu unterhalten, da mir recht schnell die Themen ausgehen. Die einzige Ausnahme sind meine engsten Freunde, da hab ich eigentlich immer genug zu erzählen. Deshalb kennen mich einige eher als Labertasche und andere als Schweiger. Mich würd interessieren was ihr glaubt, woran das liegen könnte. Verbesserungsvorschläge wären natürlich noch besser Wink

Dazu sollte ich vielleicht noch sagen, dass ich mich selbst als sehr selbstsicher einstufe. Ich bekomme noch nicht mal ein komisches Gefühl wenn ich im Mittelpunkt von hundert Menschen stehe und scheue mich auch nicht meinen Standpunkt zu vertreten, egal in welcher Gesellschaft. Ich komme locker rüber und bin anderen schnell symphatisch (denk ich mal Laughing

), also habe viele Kumpel mit denen ich klarkomme.

So jetzt mal zum negativen: Ich habe meine Gefühle nicht richtig im Griff; es ist ein riesen Problem für mich zu zeigen, dass mir etwas an anderen, vor allem vom anderen Geschlecht, liegt. Außerdem kann ich es nicht richtig verarbeiten, wenn jemand etwas wirklich nettes unter 4 Augen zu mir sagt. Ich weiß dann gar nicht wie ich reagieren soll und muss aufpassen dass ich nicht einfach losschreie oder sonst was mache.

Dazu kommt noch, dass ich mich ziemlich einsam fühle (hatte noch nie eine Freundin) und diese Einsamkeit wird in letzter Zeit immer unerträglicher.

Hier mache ich erstmal stopp, ich will euch ja nicht sofort mit meiner seitenlangen Leidensgeschichte vergraulen Razz

Bin gespannt auf eure Antworten ... dann werde ich euch noch ein paar weitere Aspekte meines auf Messers Schneide stehenden Lebens erzählen.

Vielen Dank und Gruß, Hans Wurst

neu an Bord! 1 NRW M, 18

oh, hier sollte mein letzter post eigentlich nicht landen. naja wer schön wenn auch noch jemand darauf antwortet.

@criseldis:
Dein Problem habe ich selber in der Form nicht, deshalb kann ich nur bedingt guten Rat geben. Aber was immer gut kommt und hier auch schon angedeutet wurde ist folgendes:

Du musst dir selbst klarmachen, dass es keinen Grund gibt nervös zu sein. Du weißt ja auch, dass es keinen Grund gibt. Weils keinen Grund gibt, existiert die Panik nur in deinem Kopf und du musst dir klarmachen, dass du eine zu negative Einstellung hattest und dass das der Hauptgrund für die Nervosität ist. Also dir immer wieder einreden, dass es nicht so schlimm ist, das hilft wirklich. Dann musst du dir ein ganz kleines Ziel setzen, also etwas auf der Veranstaltung zu tun, woran du schon oft überlegt hast es zu tun (zum Beispiel eine Antwort in einem ganzen Satz zu geben Wink

). Jetzt kommt der Schritt der etwas Überwindung kostet: Du musst es dann auch wirklich tun. Aber weil du weißt, dass ja nix passieren kann, wirst du das schaffen. Außerdem winkt ne fette Belohnung: hinter am Abend darfst du stolz auf dich sein und das solltest du auch! Denk oft daran oder sag es dir auch, dass du das richtig gut gemacht hast. Du wirst dich dann wahrscheinlich unglaublich gut fühlen, weil du es geschafft hast. Diese ganz Prozedur wird dann immer wiederholt, nur musst du jedesmal dir etwas mehr vornehmen auf einer Veranstaltung zu tun. Das gute daran ist, dass es dich nicht mehr Überwindung kostet als das letzte Mal, weil du schon gezeigt hast, dass du es kannst.

Ich hoffe das hilft ein bisschen

EDIT: @Die Moderatoren: Das ist mir jetzt aber peinlich ... ich wusste gar nicht dass ich schon einen account hatte. Hans Wurst und Daniel0815 sind beides meine.

neu an Bord! 3 Köln M, 33

Hallo criseldis,

gute Ratschläge kann ich Dir leider nicht geben, ich wollte nur auf Deine Frage hin antworten: Mir geht es ähnlich. Vielleicht nicht so krass wie bei Dir, mit Angstschweiss und zittrigen Händen, aber auf jeden Fall hab ich auch riesigen Bammel vor solchen Treffen, hauptsächlich wenn es Treffen mit mir unbekannten Personen sind. Ich kann mich nicht einfach zu einem Grüppchen gesellen und munter mitplaudern, Ich bekomm dann meistens kein Wort raus. Es ist schon so, dass ich meine Meinung habe und viel sagen könnte, ich schaff es aber nicht, diese Meinung zu sagen. Und wenn ich mir dann doch ein Herz nehme und anfange, kommt es so zögerlich raus, dass eh keiner zuhört und drauf eingeht, so dass ich denke, komm lass es lieber. Solche Situationen frustrieren mich extrem, weil ich eigentlich ganz gerne auch mal neue Leute kennenlernen würde, nur auf diese Art lernt man natürlich keinen kennen, wenn man einfach nur dumm da steht. Es fehlt mir dann auch ganz einfach an Selbstbestätigung.
Allerdings habe ich das Problem oft auch bei Treffen mit mir bekannten Personen. Inzwischen hab ich allerdings gelernt, wie, das kann ich Dir nicht genau sagen, mit diesem Makel zu leben. Ich sage mir, dass ich für mich weiss, wer ich bin und wofür ich stehe und entweder akzeptieren es die anderen oder sie lassen es bleiben. Das zieht natürlich eine äusserst arrogante Aura nach sich, was wiederum einige abstösst. Aber inzwischen habe ich einen kleinen, aber feinen Bekanntenkreis, die mich eben so akzeptieren, wie ich bin, und ... schwupdiwupp, kann ich wieder reden. Dies war aber wirklich ein langer und mühevoller Weg.

Helferlein 32 Leverkusen M, 53

Hmm, das geht anderen Leuten also auch so. Na, immerhin. Also meinereiner hat den Frieden mit der Unfähigkeit, ein unverbindliches Gespräch zu führen, im zarten Alter von 36 Jahren geschlossen. Da bin ich vorübergehend mit einem absoluten Kommunikationstalent zusammengekommen und war hin- und hergerissen von der Leichtigkeit, mit der die jede Wohnzimmertür in ein zweistündiges Gelabere verwickeln konnte.
Aus meiner Sicht mußte das einfach der glücklichste Mensch der Welt sein. Ein paar Monate später wußte ich, daß dem nicht so ist und auch absolute Kommunikationstalente nur mit Wasser kochen.
Seitdem herrscht Frieden an dieser Smalltalk-Front, aber besser geworden ist das bis heute trotzdem nicht.

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