Sind andere Menschen immer glücklich?

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Ich weiß, diese Frage mag naiv und dumm klingen, aber manchmal frage ich mich, wie es anderen Menschen so geht.

Zu mir: eigentlich ist bei mir alles ok. Ich hab nen Job, nen Freund, ne Wohnung, keine Schulde oder wirklich großen Probleme. Und trotzdem bin ich phasenweise immer nahezu depressiv. Bis ich 18 war konnte ich mich darauf verlassen, dass ich mindestens einmal im Monat einen Tag hatte, an dem mich alles, aber auch alles zum heulen gebracht hat. Ich hatte an diesen Tagen das Gefühl den gesamten Weltschmerz in meiner Seele zu versammeln. Ich schob das damals auf die Pubertät, aber daraus sollte ich mit fast 21, denke ich, langsam raus sein.

Heute ist es immernoch so, dass ich zeitweise einfach traurig und unglücklich bin, ohne größeren Hintergrund, ich fühle mich einfach so. Gerade ist eine ganz schlimme Phase in der ich zudem auch noch sehr lustlos geworden bin. Ich möchte mich am liebsten nur im Bett verkriechen und schlafen und essen.

Ich habe viele Bekannte, aber nur eine wirkliche Freundin, was mir oft auch sehr zu schaffen macht. Mein Freund beteuert zwar, dass es bestimmt nicht an mir liegt, weil ich ein sehr, sehr liebenswerter und feinfühliger Mensch sei, aber in diesen Momenten, wo mich die Einsamkeit mal wieder übermannt, kann ich das einfach nicht glauben.

Ich habe schon öfter mal darüber nachgedacht mal zum Therapeuten zu gehen, aber dann scheinen meine Probleme doch wieder so normal und ich denke, dass es anderen bestimmt auch so geht und die rennen auch nicht gleich in die Therapie. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass es sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht. Nichts krieg ich richtig auf die Reihe, habe keine Zukunftswünsche, weiß nicht was ich machen will, sondern lebe halt so vor mich hin.

Aber ich will das nicht! Ich will glücklich sein, Spaß haben, Freunde haben, so wie andere auch. Wenn ich irgendwo eine Gruppe Menschen sehe, die offensichtlich Freunde sind und gemeinsam Spaß haben, macht mich das unglaublich traurig. Klar, manchmal bin ich auch mit irgendwelchen Leuten unterwegs oder auf ner Party, aber das ist eben nicht die Regel. Und dann frage ich mich: warum kann es nicht immer so sein?! Was läuft falsch bei mir? Bin ich so verkehrt?

Was meint ihr zu meiner Situation? Soll ich Hilfe in Anspruch nehmen, oder bin ich eine ganz normale, junge Erwachsene, die einfach noch ihren Weg finden muss? Und wenn, WIE mache ich das?

Helferlein 61 nähe BS W, 22

Hallo,

so wie du schreibst macht es den Eindruck das du zuhause sitzt und wartest das was tolles passiert. Das wird es nicht solange wie du das nicht in die Hand nimmst. Unternimm was mit deinem Freund lernt neue Leute kennen. Jetzt wird es bald wieder wärmer draußen da klappt das dann noch besser. Wirste sehn. Jetzt besonders zu dieser Jahreszeit geht es vielen so wie dir (mir auch) dieses Lustlose blöde Gefühl verfolgt einen richtig... Aber das geht auch wieder weg.

PS: Nein kein Mensch ist immer glücklich

Lieben Gruß

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Nein, das ist es nicht. Es liegt nicht am Wetter, im Sommer geht es mir genauso.

Und ich sitze auch nicht zu Hause und warte auf Besserung. Ich habe einen Vertrag im Fitness-Studio, gehe da auch ca. 3-4x die Woche hin, bin gerade dabei mit dem Klettern anzufangen und gehe ja auch ab und zu mit der einen Freundin aus. Aber ich bin auch zu schüchtern um jemand anzusprechen. Klar, im Grunde hab ich nix zu verlieren wenn ich "nen Korb" bekomme, aber ich hab trotzdem Angst davor.
Und wenn ich dann doch mal jemand kennenlerne, dann hat er/sie schon so seinen Freundeskreis, in dem ich mich dann meist nicht wohlfühle, weil alle schon so ein Zusammengehörigkeitsgefühl haben und ich sozusagen der "Eindringling" bin. Leider sind die Menschen hier im Nürnberger Raum da sehr ... eigen. Sehr verschlossen und nicht wirklich offen.

Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll... Und dazu kommen noch diese Phasen unbegründeter Traurigkeit in der ich einfach nur sinnlos vor mich hinheulen könnte, weil ja alles ach-so-schrecklich ist Sad

Helferlein 70 in da Hut M, 23

So wie dir geht es denke ich vielen Menschen, mir zB geht es ähnlich. Ich habe zwar auch ein geregeltes Leben und hatte keine traumatische Kindheit oder dergleichen und versinke dennoch hin und wieder in ein Gemütstief. Ich habe einige Freunde (auch richtige) und seit kurzem auch eine Freundin, aber vom Typ her bin ich trotzdem eher melancholisch. Ich war deswegen auch schon in Therapie und werde jetzt wieder eine beginnen, das bedeutet doch nicht dass ich verrückt oder ignorant gegenüber den (vielleicht größeren) Problemen anderer bin Wink

Helferlein 61 nähe BS W, 22

Hey,

das sind dann kleine Depressions schübe. Aber es zwingt dich doch keiner diese "Freundeskreise" mitmachen zu müssen du kannst dich doch auch mit mehreren Leuten treffen die Du kennst aber die sich unternander nicht kennen. Bring doch deine Freunde mal einfach zu einem Videoabend zusammen dann entsteht ein neuer Freundeskreis, nicht sofort aber nach und nach. Das wäre eine Möglichkeit. Klar ohne weggehn lernt man keine neuen Leute kennen... Fittnes ist doch super da lernt man auch Leute kennen...

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Vielleicht sollte ich echt einfach mal Hilfe suchen. Ein Fachmann wird mir schon sagen können, ob ich Hilfe brauche oder "normal" bin. Aber wenn dieser Zustand normal ist... Ich fresse aber auch immer alles in mich hinein. Nach außen wirke ich frech und fröhlich und innerlich bin ich ein Trauerkloß. Das kann es doch nicht sein...

Helferlein 61 nähe BS W, 22

Hey,

dann haste Recht einen Versuch ist es in jedem Fall wert dann weißt du genaueres. Kannst ja erst mal mit deinem Hausarzt sprechen wenn du zu dem ein gutes Verhältniss hast...

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Was kostet so ein Ersttermin denn? Oder übernimmt das die Krankenkasse? Dass ich ne Überweisung vom Hausarzt brauchen würde ist mir klar. Ich hoffe nur dass die Kostenfrage nicht wieder ein Punkt ist, der mich davor zurückschrecken lässt. Auch so ne Sache: ich brauch nur einen leisesten Anflug von Unsicherheit bekommen und zieh das, was ich mir vorgenommen habe nicht durch, weil ich Angst habe mich zu blamieren, oder so. Aber daran arbeit ich selbst schon, indem ich mich einfach dazu zwinge es trotzdem zu tun. Danach stelle ich auch oft fest, dass vieles gar nicht so schlimm ist, wie ich anfangs dachte...

Helferlein 61 nähe BS W, 22

Also ich habe da noch nie was bezahlt. Geh erst mal zum Hausarzt der wird dir alles erklären auch die kostenfrage...

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Dank dir und auch an Black Bauer Smile

neu an Bord! 4 Wien W, 32

Hi!

Deine Frage hat mich angesprochen. Ob andere Mensch immer glücklich sind, das frag ich mich seit Jahren auch.

Deine Situation kommt mir sehr bekannt vor. Ich hab nicht wirklich einen Grund dazu, fühle mich trotzdem manchmal einfach elend und unglücklich. Und in Phasen in denen es mir besser geht kommt mir das alles schlicht und einfach lächerlich vor und ich kann mit niemandem darüber reden. Ich wüßte auch gar nicht worüber, hab ich doch gar keine Probleme. Und wenn Leute, die wissen dass es mir manchmal schlecht geht, mich in einer Hoch-Phase darauf ansprechen ist mir das mehr als unangenehm, weil es mir wie gesagt, lächerlich vorkommt.

Ich habe solche Phasen immer wieder, schon seit ich ein Kind war.
Ich rate dir dringend, Hilfe zu beanspruchen. Ganz egal was es kostet.

Ich habe mein Leben lang eine Maske getragen. Immer nur gelächelt, immer gut gelaunt und freundlich, immer für einen Spaß zu haben.
Um mit meinen geheimen Stimmungsschwankungen klar zu kommen habe ich mir unzählige Tricks ausgedacht. Unter Anderem hab ich mich gezwungen, ein Tagebuch zu führen in dem ich mindestens eine Sache täglich reinschreiben musste, die ich "getan" habe. Wenns nur Spazierengehen war. Da hat mir mein durchsetzungskräftiger, willensstarker Steinbock Aszendent "geholfen". Ich habs immer wieder geschafft, mich scheinbar aus einem Stimmungstief zu befreien. Hab mich immer wieder selber ausgetrickst und eigentlich die ganze Zeit nur selber belogen.
Das hat viele Jahre mal mehr, mal weniger geklappt.

In den letzten 10 Jahren sind die Hoch-Phasen langsam aber sicher immer kürzer und die Tief-Phasen immer länger geworden. Mittlerweile bin ich 32, habe 3 Kinder, einen tollen Mann, einen halbwegs angenehmen Job, liebe Kollegen. Trotzdem scheinen meine Tricks nicht mehr zu funktionieren und spätestens seit letztem Sommer weiß ich dass ich unter Depressionen leide. Phasen in denen ich nur noch aggressiv herumbrülle und mich die kleinste Kleinigkeit in Rage versetzt, Heulanfälle, das kommt manchmal stündlich abwechselnd. Das Einzige was mich vor Selbstmordgedanken bewahrt, sind mein Glaube und meine Kinder.

Nicht mal mehr meine 10000 Aktivitäten und ehrenamtlichen Tätigkeiten, die ich mir angeschafft habe, nutzen.

Mit jedem Jahr das seit meiner Kindheit verstrichen ist, wird es schwieriger der Sache auf den Grund zu gehen. Zur Zeit bin ich damit beschäftigt, den richtigen Weg zu finden, mir helfen zu lassen. Mein Leben lang Antidepressiva nehmen zu müssen, will ich nicht so akzeptieren, so hab ich sie seit einem Jahr in meiner Hausapotheke liegen und rühre sie nicht an. Andererseits sehne ich mich nach nichts mehr als danach, mich endlich mal einfach nur wohl zu fühlen.

Also, pack die Sache besser jetzt als später an, bevor das noch stärker wird. Deine phasenweise fast schon Depressionen, wie du beschrieben hast, darfst du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die sind durchaus NICHT normal und man kann der Sache sicher auf den Grund gehen.

lg Mone

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Hallo Mone,

danke für deine Antwort. Sie hat mir zum einen Teil weiter geholfen, zum anderen macht sie mir Angst. Ich spüre schon wieder die Tränen aufsteigen, weil ich doch einfach nur ein "normales" Leben führen will...

Aber auch wenn es mich wirklich unglaublich viel Überwindung kosten wird, ich werde versuchen mich erstmal an meinen Hausarzt zu wenden. Es ist nur so schwer jemand meine Gefühle verständlich zu machen. V. a. da sie ja nach außen hin offenbar wie Allerweltsprobleme wirken. Es scheint nichts ungewöhnliches zu sein und dennoch bin ich zutiefst unglücklich... Meine Mutter meint, ich hätte schon immer das Talent mich in alles reinzusteigern...

neu an Bord! 4 Wien W, 32

Klar macht sowas Angst. Ist ja auch nicht lustig.

Dass dir, wie mir beim lesen deines Beitrages auch schon, die Tränen hochsteigen, sollte dir Anzeichen genug sein, dass du dir helfen lassen musst.

Ich weiß, der Wunsch nach einem normalen Leben kommt einem, wenn man das "wirkliche" Leid auf der Welt betrachtet, so anmaßend vor, er ist aber berechtigt.

Ich kann meine Gefühle immer noch nicht in direkten Gesrpächen mit anderen Menschen ausdrücken. Ja, wie macht man jemandem verständlich, dass man sich, auf nichts hinauf, einfach nur elend fühlt. Wenn man auf die Frage "Was bedrückt dich denn??" antworten muß: eigentlich nichts.... ist das ziemlich seltsam.

Lass dir nichts einreden. Mir hat zwar noch niemand gesagt dass ich mich in etwas hineinsteigere, dar Gedanke verfolgt mich selber aber regelmäßig. Das ist das was ich mit lächerlich gemeint hab.
Mütter! Die können einiges an ihren Kindern falsch machen. Glaub mir, ich bin selber Mutter, ich weiß was alles man falsch machen kann. Man darf ihnen nur nicht zu viel glauben... ha,ha.

liebe Grüße Mone

sporadischer Gast 17 Bonn W, 35

Hey,

auf deine Ausgangsfrage zurückzukommen: Nein, andere Menschen sind nicht immer glücklich, sie haben nur nicht so intensive und lange Phasen der Trauer wie Menschen, die an einer Depression erkrankt sind. Das eine ist ein Verstimmung, die bekommt man in den Griff, das andere ist eine Krankheit, bei der man die Ursache suchen muss um sie dann auch in den griff zu bekommen.
JEDE Depression ist heilbar, sagt mein Psychiater immer. Und ich glaube ihm.
Deine Ängste und Sorgen sind nicht unscheinbar und klein gegenüber anderen. Sie belasten dich und deswegen sind sie wichtig! Das wird auch jeder Arzt verstehen, also hab keine Angst dort hinzugehen. Psychische Probleme sind auch bedeutsam für das Wohlbefinden, nicht nur körperliche.

(Bisschen komisch ausgedrückt, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine)

Mach dich nicht klein, du bist etwas wert!
Und wir hier aus dem Forum glauben an dich!

Claudi

Helferlein 30 Nürnberg W, 20

Hallo Claudi,

Dank auch an dich für deine Worte. Es macht mir wirklich Mut diesen Zuspruch zu bekommen. Smile

Das man am liebsten alles verhamlost ist glaube ich eine Art Selbstschutz um sich nicht eingestehen zu müssen was Wirklichkeit ist. Dabei macht man sich nur selbst kaputt.

LG liberté

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