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David-O
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Post Wed, 16.Feb.05, 15:02      ich Diskutiere, doch verstehen tut mich niemand Reply with quoteBack to top

Seit einigen Jahren habe ich gute Übung darin dinge die mich stören auszudiskutieren,
die Übung kommt nicht von ungefähr. Mein Vater ist immer schnell dabei Leute in seinem Umfeld zu beschuldigen, wenn etwas fehlt (Werkzeug, Kleinteile etc.) oder etwas kaputt gegangen ist.
Idealer weise, da mein Bruder vor längerer zeit ausgezogen ist, komme ich schnell ins spiel, der Sündenbock. So ist es eben gekommen das ich mit ihm das eine oder andere mal die eine oder andere Begebenheit auszudiskutieren hatte, ideal! so hatte ich allerbestes Training, auch wenn es nicht immer leicht war und ist!

Ich habe keine Ahnung was ich machen soll, ich denk mittlerweile ich bin bescheuert das ich als einziger hier versuche mit einer mehr oder minder ruhigen Diskussion die dinge wieder ins lot zu rücken. Stattdessen darf man sich anhören das die Leute dann keine lust haben zu diskutieren, ich lasse schei** aber nicht auf mir sitzen und so versuche ich es natürlich immer wieder.

Ich werde darauf mit Ignoranz und oder dummen Sprüchen überschüttet gegen die man sich meist eh nicht wehren kann.

Bin ich denn bekloppt? Bin ich so anders? Wieso wollen die Leute nicht reden?
Sie sagen einem „ ja du hast ja eh immer recht“ oder „du hast recht und ich habe meine ruhe!“ (klasse Spruch  ) das finde ich nicht fair! Einer Diskussion so aus dem weg zu gehen! Wenn ich diskutiere, will ich nicht beweisen das ICH ÜBERALLES recht habe! Ich will die Wahrheit rausfinden! (mehr oder weniger) ich will wissen wie jemand zu seinen Erkenntnissen kommt und diese dann ausdiskutieren, vielleicht mit meinen ergänzen und gemeinsam „auf den richtigen Pfad finden“
Ich will nicht kollidieren und dann hoffen das ich ohne Kratzer aus der Sache komme während mein gegenüber einen Totalschaden hat. Das scheinen die Leute nicht zu begreifen, sie gehen mir, wie gesagt, eher aus dem weg oder spotten.

Kurzes Beispiel mit meinem Vater, ich sollte aus einem Brief vorlesen warum ein bestimmter Termin verschoben wurde, ich antwortete nicht sofort da ich entsprechende stelle noch suchte, darauf hin kommt meine mom und nimmt mir den Brief weg um selbst nachzuschauen, so war die Sache für mich erledigt und ich nehme mir einen anderen Brief der auch noch auf dem Tisch lag, ich entfaltete ihn mit einer Handbewegung und prompt sagt man mir ich sei aggressiv – ich denk natürlich „ das kann doch nicht angehen“ erkläre ihm das ich nur den Brief aufgeschlagen habe, worauf hin mein Vater anfängt mir zu erzählen was wäre wenn ich nicht sein Sohn währe blah blah immer aggressiv blah ( ich bin Das Kind der Ruhe!, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen die „Ruhe“ ist meine Mutter!). Super denk ich, hat er überhaupt kapiert was ich ihm eben erzählt hab? Ich hab nur den Brief aufgeschlagen – keine
Aggression – kein Gedanke an den Brief davor ( und an die ungeduldige Handlung mir den Brief einfach aus der hand zu nehmen )

Ich kann nur sagen ich kann nicht mehr, ich habe mittlerweile kaum einen tag an dem ich mich nicht rechtfertigen muss, mir fehlt bald die kraft dazu, ich habe keine lust mehr.
wenn das das leben ist das mir bevor steht, wenn das die auflage ist um als erwachsener zu gelten, ich würde dann lieber ewig ein Kind bleiben wollen, oder am besten gar nicht mehr sein wollen.

David-O. 24, Ständig nachdenkend, nie reifend, und das ziel … welches ziel? ...

PS: Warscheinlich habe ich mir für diesen beitrag das falsche Forum ausgesucht, ich hoffe es nicht. Was ich allerdings hoffe ist auf diese weise hilfe zu finden, auch wenn ich diese chance jemanden hiermit zu erreichen der mich versteht und mir helfen kann als sehr gering einstufe.

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Azahara
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Wohnort Süddeutschland
W, 24


Post Wed, 16.Feb.05, 16:53      Re: ich Diskutiere, doch verstehen tut mich niemand Reply with quoteBack to top

Lieber David,

ich kann Dich, glaube ich, sehr gut verstehen.

Auch mein Vater besaß die Gabe, Diskussionen mit dem lapidaren Satz "Damit hören wir jetzt auf, das wird mir zu blöd!" zu beenden. Nämlich genau dann, wenn er merkte, dass er mal nicht im Recht war. Als "schwächere Person" in diesem Moment, nämlich als Kind, wird von einem erwartet, dass man nachgibt. Ich war oft gefrustet, da ich diese Dinge lieber ausdiskutiere und nicht auf mir sitzen lassen kann. Habe ich nicht die Möglichkeit dazu, geht mir der Vorfall tagelang nicht aus dem Kopf und ich ärgere mich ständig darüber.

Für mich war und ist es bisher die schwierigste Aufgabe meines Lebens zu aktzeptieren, dass man andere Menschen nicht ändern kann und dass man nicht alles so beeinflussen kann, wie man es möchte. Sehr oft war ich verzweifelt und habe mich gefragt "Warum ?? Warum sind die so?? Wie kann man nur so sein? Warum ist das so? Wieso kann ich das nicht ändern ? Ich strenge mich doch so an!".

Die bittere Wahrheit ist, dass man nicht alles ändern kann. Ich musste lernen, dass es Leute gibt, deren Meinung und Art absolut mit der meinigen kollidieren, die ich aber nicht ändern kann. Einer davon ist mein Kollege. Beinahe täglich diskutieren wir, und als Antwort kommt oft "Jaja, Du hast ja Recht, ist ja gut jetzt!", weil er keine Lust hat, weiter zu diskutieren. Das ist aber eine Schwäche von IHM, nicht von mir.

Ich finde, ein gesundes Mittelmaß an Nachgiebigkeit wäre optimal. Leider bin ich auch noch davon entfernt. Was mir aber doch geholfen hat war ein Buch Senecas "Der Lebensmeister". Darin steht unter anderem (sinngemäß), dass man sich nicht über die Fehler oder überhaupt über die Art anderer Menschen aufregen sollte, denn es wäre anmaßend zu glauben, man hätte das Recht, über sie richten zu dürfen. Diesen Personen würde automatisch Gerechtigkeit wiederfahren, ohne das man selbst etwas dafür tun müsste. Hört sich jetzt blöd an, ist im Buch aber viel besser dargestellt.

Das heisst für mich: Wenn mir wieder so ein Depp die Vorfahrt nimmt, versuche ich, mich nicht mehr so sehr aufzuregen und sage mir "Du Gurke, Du bekommst Deine Strafe auch noch dafür, Dir nimmt auch mal wieder einer die Vorfahrt!". Und schon wird´s leichert.

Alles in allem konnte ich mit den "Weisheiten" Senecas echt was anfangen (und dabei hab ich das Buch nicht mal ganz durchgelesen Wink )

Also - Du bist nicht allein Very Happy

Grüße

Azazara
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Nessa
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W, 54


Post Wed, 16.Feb.05, 16:53      Re: ich Diskutiere, doch verstehen tut mich niemand Reply with quoteBack to top

Hallo David-O,

es ist kein Wunder, dass du immer meinst, du musst dich für alles rechtfertigen, alles begründen, warum und wieso du etwas sagst, tust... (das ist mir nicht fremd). Dein Vater hat dazu wahrscheinlich die Grundlagen gelegt, indem er dir ständig vorgehalten hat, etwas falsch zu machen, und dich beschuldigt hat, auch wenn es zu Unrecht war. Irgendwann entwickelt man dann diese Strategie, um sich selbst zu schützen. Aber das Rechtfertigen hat offensichtlich bei deinem Vater nicht viel genutzt, denn du hattest (so ist mein Eindruck) trotzdem noch das Gefühl, dass er nicht mit dir zufrieden ist.

Wahrscheinlich bist du ein Mensch, der viel Harmonie braucht, der Streit und eine schlechte Atmosphäre kaum ertragen kann und möchtest am liebsten jeden Zwist aus der Welt schaffen, was du versuchst, indem du alles ausdiskutierst. Das ist doch auch in Ordnung und sehr verständlich! Wenn man aber an Menschen gerät, die das Problem nicht sehen, weil sie viel zu oberflächlich sind, dann gibt es nichts zu diskutieren (für diese Menschen). Dann wird man irgendwann dumm angeredet und nicht ernst genommen. Das heißt aber doch nicht, dass du alles falsch machst...

Quote:
Ich kann nur sagen ich kann nicht mehr, ich habe mittlerweile kaum einen tag an dem ich mich nicht rechtfertigen muss, mir fehlt bald die kraft dazu, ich habe keine lust mehr.

Das kann ich verstehen. Wenn du keine Lust hast, dich zu rechtfertigen, dann tu es nicht mehr! Du musst dich nicht für alles rechtfertigen, was du machst. Wenn du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, dann es nichts Verkehrtes, und du musst keinem Menschen Rechenschaft ablegen. Ich glaube, du traust dir zu wenig zu, du stehst zu wenig zu dir selbst, du zweifelst ständig an dir. Ist das wirklich nötig?

Du bist volljährig, wohnst offenbar noch bei deinen Eltern. Was hindert dich daran auszuziehen und dein eigenes Leben zu leben?

Liebe Grüße
Nessa
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