Partner von Überlebenden

sporadischer Gast 24 Berlin M, 31

Hallo,

ich habe seit kurzem diese Seite gefunden. Irgendwie fühle ich mich auch etwas komisch. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich hier richtig bin. Seit kurzem bin ich mit einer tollen Frau zusammen, die als Kind sex. missbraucht wurde. Eigentlich klappt es auch alles gut, bis auf die körperliche nähe. Alles läuft gut und von einer Sekunde auf den anderen bekommt sie so ein Anfall. Sie schliest ihre Augen und zieht sich komplett zurück. Sie ist nicht ansprechbar und hält die Luft an. Sie hörrt mich nicht mehr und reagiert auf nichts. Sie sagt dann immer so sachen wie ich fühle meinen Körper nicht mehr und ich möchte sterben. Manchmal hält der Zusatnd länger mal ist es auch schneller vorbei. Ich habe mir vor kurzem auch ein Buch geholt aber ich bin der Meinung, das man durch Leute die es selbst erfahren haben, besser lernen kann. Ich wollte euch Fragen, ob ich mir tips geben könnt, wie ich mich in dieser Situation verhalten soll und wie ich sie am schnellsten wieder zurückholen kann.
Danke
Ti-Mi

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo Ti-Mi,
ich denke, deine Freundin sollte sich ganz dringend um Hilfe und Unterstützung durch einen Profi kümmern. Du kannst sie dabei nur unterstützen, aber wollen und tun muss sie es selbst.

Glaub mir, du kannst ihr alleine nicht helfen. Das wird dich, sie, und die Beziehung überfordern. Lies dir doch mal andere Threads zu diesem Thema durch - die Probleme, die in den Beziehungen von Mißbrauchsopfern vorkommen, ziehen sich wie ein roter Faden durch alle Geschichten.

Viele von uns Betroffenen haben solche Zustände, von einer Minute auf die andere, da ist dringend Exclamation

fachliche Unterstützung notwendig!

Mir ist es am liebsten, wenn mein Freund dann einfach da ist und nicht so viel redet. Wenn's dann vorbei ist, kuschel ich mich meistens recht gern an ihn. Sexuelle Annäherungen wären für mich in so einem Moment eine Katastrophe (aber auf die Idee kommt er ja Gott sei Dank auch nicht, wenn es mir so geht).
Ansonsten ist wichtig: glaub ihr, was sie sagt, auch wenn es sich für dich eigenartig oder unglaubwürdig anhört. Sei einfach da für sie. Mach keinen Druck. Bohr nicht nach. Lass ihr Zeit.

Und hilf ihr, Hilfe von einem Therapeuten/einer Therapeutin zu bekommen. Exclamation

Alles Gute.

P.S.: Vielleicht solltest du den Titel des Threads ändern (Partner von Überlebenden oder so). Der ist überhaupt nicht aussagekräftig.

sporadischer Gast 24 Berlin M, 31

Hallo Karen,

danke für deine Antwort. Das Problem ist aber, das sie, wenn sie ein Anfall hat (ich nenne es mal so) garnicht redet. Es macht nur komische geräusche. Das einzige was hilft ist, das ich meist versuche ihre Augen zu öffnen, damit sie sieht, das ich es bin. Letzten bin ich extras laut geworden, um sie dazu zu bringen, wieder zurück zu kommen, hat auch geklappt aber anschließend hat sie geschrieben, das sie Angst vor mir hat. Zum Glück hat sie verstanden, das ich in dem Moment nur so getan habe.

Therapie klingt gut. Wie fängt man so was an? Wie kann ich ihr helfen. Kennt ihr erste Anlaufstellen in Berlin? Gruppensitzungen, wo man mal so hingehen kann. Gibt es auch Literatur, was ihr mir
empfehlen könnt?

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo nochmal Wink

,

Ein Buch, das eigentlich überall sehr gelobt wird: "Trotz allem" von Ellen Bass/Laura Davis. Ich hab's selbst noch nicht gelesen, aber es wird wirklich oft empfohlen.

"Verbündete", ebenfalls von Laura Davis, soll ganz besonders für Partner/Freunde sehr hilfreich sein.

Was konkrete Anlaufstellen in Berlin angeht, kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Sieh doch mal im Telefonbuch nach, es gibt bestimmt einige Stellen, die euch weiterhelfen können.

Was sagt denn deine Freundin, wie du mit ihren Zuständen am besten umgehen sollst?
Mir kommt es ein bisschen eigenartig vor, dass sie da aus so einem Flashback "rausgeholt" werden muss - hast du das Gefühl, dass sie akut gefährdet ist dann?
Ich meine, meine Erinnerungen kommen gelegentlich auch sehr stark hoch, und es ist sehr schmerzhaft und anstrengend (ich rede auch nicht mit meinem Freund, heule oder schreie aber manchmal), aber eigentlich glaube ich nicht, dass man das unter allen Umständen verhindern oder unterbrechen muss. Wichtig ist nur, dass man einen Profi zur Seite hat, mit dem man das Erinnnerte dann bearbeiten kann.

Ich glaube, wenn mein Freund in dem Moment schreien würde, würde ich komplett den Boden unter den Füssen verlieren.
Aber vielleicht sind wir da verschieden. Frag sie doch, was ihr am liebsten wäre.

Forums-Gruftie 626 wohnort W, 50

hallo!

ich habe beide gelesen: "trotz allem" und "verbündete", finde beide sehr gut. allerdings etwas umfangreich. mein patner konnte sich damals nicht aufraffen, sie zu lesen.
daher ein weiterer tip (das hat mein mann gelesen): ellen und siegfried rachut: "folgen sexueller gewalt, verstehen lernen - helfen lernen.
die rachuts sind bereits dreißig jahre ein glückliches paar, als ellen sich eines traumas bewußt wird, das sie ihr leben lang verdrängt hat, den mißbrauch in der kindheit. gemeinsam versuchen sie, ihn zu verarbeiten.
echt lesenswert!!

lg
mp

Forums-Gruftie 626 wohnort W, 50

Das Problem ist aber, das sie, wenn sie ein Anfall hat (ich nenne es mal so) garnicht redet.
Letzten bin ich extras laut geworden, um sie dazu zu bringen, wieder zurück zu kommen, hat auch geklappt aber anschließend hat sie geschrieben, das sie Angst vor mir hat.

ich rate dir dringend davon ab, solche aktionen zu setzen. laut werden - du weißt nicht, was dies bei deiner freundin auslösen kann, vielleicht eine retraumatisierung. deine freundin versinkt in "sprachlosigkeit", das ist ganz "normal". was macht es für dich so schwer, die situation einfach "auszuhalten"??? sei bei ihr, das genügt! frage sie, was ihr in solchen situationen helfen könnte.

alles andere hat karen schon gesagt.

lg
mp

sporadischer Gast 24 Berlin M, 31

Hallo Karen,

vielen Dank für den Tip. Ich bin froh, die Seite zufällig gefunden zu haben.
Du musst wissen, ich hatte noch nie mit sex. Gewalt zu tun gehabt. Ich bin mir auch meist nicht sicher, wie ich mich verhalten soll. Wir haben einige male darüber gesprochen bzw. ich habe ihr zugehörrt, jedoch weiß ich nicht welche position ich einnehmen soll. Eher mitfühlend oder besser neutral und distanziert? Es sind so Punkte , wo ich nicht weiß , was ich sagen soll oder wie ich mich verhalten soll. Wenn ich ihr sagen, das ich sie schön finde, verneint sie es. Soll ich damit aufhören oder weitersagen.
Ich habe das Gefühl sie beschützen zu müssen vor allem aber ich möchte ihr aber nicht den eindrück geben, das ich sie einenge. Ich habe manchmal das Gefühl, egal was ich mache, ich mache es falsch.

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo Ti-Mi,
erstmal glaub ich nicht, dass du die Seite "zufällig" gefunden hast - du hast sie ja gesucht! Wink

Das ist schon mal gut.

Ti-Mi wrote:

Ich habe das Gefühl sie beschützen zu müssen vor allem aber ich möchte ihr aber nicht den eindrück geben, das ich sie einenge. Ich habe manchmal das Gefühl, egal was ich mache, ich mache es falsch.

Ja, das kann ich verstehen. Ich glaube, dieses Gefühl gebe ich meinem Freund auch oft. Es ist sicher nicht leicht, mit den vielen Gefühlen und Erinnerungen einer Überlebenden umzugehen. Für sie selbst aber schon gar nicht!
Du darfst nicht vergessen, dass ALLES für sie plötzlich total ambivalent ist. Lies dir doch bitte mal zumindest Teile des Threads "(Spät-)folgen vom sexuellem Missbrauch" durch (ich weiß, er ist sehr umfangreich). Aber dort kannst du vieles lesen, was sicher auch auf deine Freundin zutrifft, wie es in ihr aussieht, und was sie dir vielleicht nicht so leicht sagen kann. Ich bring hier auch vieles besser auf den Punkt als meinem Freund gegenüber.

Ich denke nicht, dass du "neutral" und "distanziert" sein solltest. Wie kann man so etwas "neutral" gegenüberstehen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie ganz dringend jemanden braucht, der ihr einfach glaubt und der einfach da ist.
Wenn du sie schön findest, sag ihr das (ohne daran etwas zu knüpfen, was sie dafür "tun" oder "geben" soll). Wenn sie sagt, dass sie das nicht hören will, dann sag es eben nicht. Vermutlich kann sie einfach nicht glauben, dass sie jemand schön findet, so elend wie sie sich gerade fühlt.

Du kannst sie nicht vor allem beschützen. Das weiß sie auch. Du kannst sie vor allen Dingen nicht vor dem beschützen, was schon passiert ist.

Und ja, ich stimme mitplauderin sehr zu: versuch nicht, mit Schreien oder ähnlichem zu ihr durchzudringen. Das kann schon eine Wiederholung sein. Ausserdem kannst du diese Erinnerungen nicht "verscheuchen" - sie kommen sowieso wieder, so lange, bis sie bearbeitet und aufgelöst werden. Das muss sie aber mit einem Profi machen, wie schon gesagt.

@mitplauderin: Danke für den Buchtipp! Werd ich mir auch mal anschauen!

sporadischer Gast 24 Berlin M, 31

Hallo,

habe mir ein Teil der Eintragungen durchgelesen und festgestellt, das sich die meisten Überlebenden sowie meine Freundin sich nicht schön finden. Wir haben mal aus Spass vor zwei Tagen, Nacktaufnahen von ihr mit einem Handy gemacht. Eins davon habe ich ausdrucken und lamienieren lassen. Gestern Abend habe ich ihr das gezeigt und zum ersten mal wurde ihr bewußt, wie toll sie aussieht und das mit einer einfachen Aufnahme ohne viel Schnickschnack. Vielleicht sollten es die anderen Überleben das auch mal probieren. Ihr hat es geholfen, glaube ich.

Forums-InsiderIn 339 Hessen W, 50

hallo Ti-Mi
grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht. Ich habe einmal einige Aufnahmen von mir selber gemacht, erst dann wurde mir bewußt, wie hüpsch ich bin.

lg
vita

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Bei mir hängt das total von der Tagesverfassung ab. Manchmal mag ich mich einfach, und da brauch ich dann auch keine Bilder, die mir das bestätigen (bzw gefall ich mir da drauf dann eher sowieso), und manchmal könnten mir 1000 Experten bestätigen, dass ich toll bin Wink

und ich würd mich unscheinbar, klein und elend fühlen.
Aber Nacktfotos sind da nochmal was ganz ganz anderes. Confused

Forums-InsiderIn 285 Deutschland W, 30

was willst du mit deinen postig erreichen?

glaubst du ihm ernst, damit irgendetwas zu erreichen? dass du dann vielleicht eine schinbar lockerere Frau hast, weil sie sich schöner fühlt, hat nichts damit zu tun, wie es um ihre inneren Wundne bestellt ist. Ganz im Gegenteil. der Schuss kann nach hinten losgehen. Ein viel zu oberflächlicher Ansatz.

Mein Exfreund war auch immer hin- und weg von mir, seine Nacktfotos von mir türmten sich, ich war zwar froh, dass es ihm gefiel, aber später hasste ich den Gedanken, fühlte mich genauso schmutig, also hätte ich sonst was getan. WIll da gar nicth weiter drüber sprechen.

abgeshen davon, dass ich den Begriff "Überlebende" gar nicht mag. Er stammt aus der Zeit der Trotz-allem-Bibel, grässlich.

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Hallo shifra,
hm. "Trotz allem"-Bibel??

Wie ich schon geschrieben habe, hab ich das Buch noch nicht gelesen (hab's aber grad gestern bestellt). Trotzdem wundere ich mich über deine Kritik. Bis jetzt hab ich nur Positives darüber gehört und gelesen.
Was magst du denn an dem Buch nicht?

@Überlebende: ich fand den Ausdruck anfangs auch gewöhnungsbedürftig (hat mich an "Holocaust-Überlebende" erinnert), aber mittlerweile kann ich mich damit schon identifizieren. Erstens hab ich (haben wir) wirklich Grauenhaftes überlebt (was ich gar nicht so selbstverständlich finde), und dem wird mit dem Ausdruck Rechnung getragen.
Zweitens mag ich den Begriff "Opfer" oder "Mißbrauchsopfer" weniger, weil es mich nach wie vor so passiv darstellt. Ja, ich WAR Opfer, aber jetzt kann ich etwas tun, bin nicht mehr so machtlos.

Mehr Schwierigkeiten hab ich mit "Mißbrauch" - das würd ja heissen, dass es einen - möglicherweise legitimen - GEbrauch gibt. Und das trifft im Bereich Sexualität nicht zu, schon gar nicht zwischen Erwachsenen/Eltern und Kindern.

Ach ja: das Thema, vorallem der Nacktfoto-Vorschlag von Ti-Mi wird auch im Thread "Spät-folgen von sexuellem Mißbrauch" behandelt. Auch Ti-Mi hat dort nochmal Stellung genommen. Nur zur Info.

Forums-InsiderIn 285 Deutschland W, 30

ich schenk es dir. bestell es ab.
es ist out, in meiner letzten therapie sogar als lesestoff verboten worden.
es galt mal als bibel... das ist aber 30 jahre her oder so. spar dir das geld. es gibt viel viel bessere.

Forums-InsiderIn 368 Österreich W, 27

Ich werd es auf alle Fälle lesen. Kann mir ja mal meine eigene Meinung bilden. Wink

Was würdest du denn empfehlen?

Und ich bin ja froh, dass ich in einer Therapie bin, in der kein "Lesestoff verboten" wird. Rolling Eyes

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