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yoni
sporadischer Gast
24
märchenwald W, 23
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Mon, 07.Feb.05, 21:59 Kreatives Schreiben? |
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Hallo ihr da!
ich habe einmal an einem seminar über kreatives schreiben teilgenommen.
dort haben wir anfangs ein leeres blatt vor uns liegen gehabt und sollten es mit unseren momentanen gedanken füllen. einfach drauflos.
ohne pause.
gar nicht einfach!!
hat damit jemand erfahrungen in der therapie oder persönliche?
das man insgesamt lockerer wird, besser reden kann und vor allem viel unterbewusstes aufdeckt?
yoni
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carö
Forums-InsiderIn
456
Deutschland W, 38
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Tue, 08.Feb.05, 13:02 Re: Kreatives Schreiben? |
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hallo yoni,
ja, ich habe erfahrung mit sog. kreativem schreiben. ich habe das nicht mit einer bestimmten absicht angefangen, sondern es „kam so über mich“ es drängte sich regelrecht auf. ich konnte nicht anders. im kopf formierten sich sätze.. gedichtzeilen, die ich teilweise nur „abklauben“ musste. war so faszinierend. eine ganze lange zeit.. ca. 2-3 jahre habe ich – wie ich finde – sehr sehr viel geschrieben… ne menge an gedichten… und sehr viele texte.. ich kann einfach besser nachdenken, wenn die finger über die tasten eilen können… habe nicht über schreibfehler oder sinn und unsinn der texte nachgedacht, sondern immer nur drauflos. es hat mich beruhigt, sortieren geholfen.. es sind jetzt erinnerungen an diese zeit, wenn ich das jetzt lese, die ich so detailliert nie behalten hätte, ich wundere mich beim lesen oft über die enorme verwirrung aber auch über die einsichten, die ich damals hatte.
also mir hat es unheimlich gut getan zu schreiben. habe viel über mich erfahren, was so nicht ans tageslicht gekommen wäre. es hatte etwas traumartiges. das habe ich v.a. in den gedichten so erlebt. für mich war es auch sehr bereichernd zu erfahren, welches kreative potential in mir steckt… das hätte ich niemals vermutet. ausgelöst wurde das schreiben bei mir durch die fortschreitende therapie. die gefühle wurden heftiger und schreiben war das erste ventil… mit meinem thera konnte ich darüber auch manchmal, nicht immer, besser ins gespräch kommen. habe aber auch schreibübungen gemacht. das schreiben, die kreative kraft, kann und muss trainiert und gelockt werden. ich habe es so erlebt: je besser das handwerkszeug ist, desto besser und leichter kann man sich dem eigenen selbst im schreiben überlassen. und natürlich ist es auch anstrengend und echte gedankliche arbeit mit dem kreativen „schreibmaterial“ weiterzuarbeiten, d.h. mit dem wissen und den kenntnissen, die man über die sprache bzw. die wirkung von sprache hat, ein stimmiges „werk“ zu schaffen. aber ich glaube das geht jetzt über deine frage hinaus.
hoffe, ich habe dich jetzt nicht so sehr mit meinen gedanken zugeschüttet.
LG caroline
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_________________ Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können. |
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yoni
sporadischer Gast
24
märchenwald W, 23
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Wed, 09.Feb.05, 9:29 Re: Kreatives Schreiben? |
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Hallo Caroline!
Nein, im Gegenteil, ich habe eher noch mehr Interesse an deinen Gedanken bzw. Erfahrungen.
Erst einmal: Danke für deine Antwort!!
Du schreibst, du hast auch deiner Schreibkraft nachgeholfen.
Was hast du denn geübt?
Hast du auch viel gelesen?
Ich bemerke bei mir, wenn ich ein Buch lese, dass mir gefällt ( z.B. Tolstoi, Hesse) dann übernehme ich etwas den Schreibstil des Autors oder forme in meinem Kopf Szenen, die ici in ähnlicher Weise ausdrücke.
Kennst du soetwas?
Ich schreibe sehr viel Tagebuch, wenn ich dann ein paar seiten (oder auch "Jahre") zurückblättere, bin ich selber manchmal erstaunt, in welchre weise ich mich ausdrücken kann, weil ich finde, während ich das schreibe, das mein ausdruch sehr einfach und platt ist.
Willst du mir noch ein bischen von dir und deinem schreiben erzählen?
Schreibst du jetzt auch noch?
Ich würde mich freuen.
Vile grüsse von Yoni
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cathy
sporadischer Gast
20
NRW W, 20
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Wed, 09.Feb.05, 12:33 Re: Kreatives Schreiben? |
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Quote: | Ich bemerke bei mir, wenn ich ein Buch lese, dass mir gefällt ( z.B. Tolstoi, Hesse) dann übernehme ich etwas den Schreibstil des Autors oder forme in meinem Kopf Szenen, die ici in ähnlicher Weise ausdrücke. |
oh ja, das geht mir irgendwie genau so.
aber ich MUSS auch manchmal erst lesen, um wieder schreiben zu können. also ich lese dann erst mal an einem buch, und dann fällt es mir leichter selbst an etwas weiter zu schreiben, weil ich plötzlich wieder viele ideen habe.
ich glaube, ohne schreiben könnt ich gar nicht leben. ich habe so viele probleme mit dem sprechen, das mir oft nur das schreiben als kommunikation bleibt.
cathy
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carö
Forums-InsiderIn
456
Deutschland W, 38
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Wed, 09.Feb.05, 13:23 Re: Kreatives Schreiben? |
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das mit den schreibübungen habe ich so gemacht, dass ich – wenn ich spürte, es arbeitet in mir, ist aber nicht so deutlich in worte zu fassen wie manchmal, wenn sich sätze regelrecht aufgedrängt haben – dann habe ich einfach am PC eine neue leere seite aufgemacht und worte, satzfragmente, etc., die mir durchs hirn flatterten einfach mal aufgeschrieben. einfach so, ohne korrektur, ohne viel sinngebungsversuche. ist gar nicht so einfach, das was kommt, aufzugreifen und zuzulassen, finde ich.
na ja, ist schwer zu beschreiben, aber ich habe halt mit den worten herumgespielt, zeilen verschoben, neu arrangiert, geschaut, ob es sich so besser anfühlt. manchmal ist dann auch so was wie „arbeitsgedicht“ dabei herausgekommen. das sind so die texte, die ich als fingerübung bezeichnen möchte. so kannst du deine sprachgewandheit schulen, grammatik durchdenken und wieder verwerfen. gerade bei gedichten finde ich schön, dass man in der gestaltung sehr frei ist, aber dennoch merkt man - finde ich – wenn einer von satzstellung bzw. grammatik wenig ahnung hat und nur aus unkenntnis einen satz „verdreht“ formuliert. ich finde schon, dass man merk, ob jemand weiss, was er da tut. und das ist eben auch viel erfahrung und übung. viel lesen vor allem auch.
ich fand es auch sehr schön, mich von meinen eigenen gedanken überraschen zu lassen. an sich kennt man sich selbst ja am wenigsten. es ist ja mitunter auch ziel einer therapie, die unbewußtebn anteile, die einen ausmachen und bestimmen, besser kennenzulernen. das habe ich eben auch mit dem schreiben erlebt.
also ich hatte eine richtige phase, in der ich überall zeilen und gedanken aufnotiert habe, oder wo intensive gefühle mich sehr schnell dazu gebracht haben, zu schreiben. das war eine sehr schöne, sehr kreative und produktive schaffensphase. leider ist diese kraft bzw. dieser „schub“ dann langsam verebbt. das hat mich ziemlich traurig gemacht, weil ich angst hatte, dass es „nur“ mit der therapie in zusammenhang stand. aber mittlerweile denke ich, dass es ja eine fähigkeit ist, die ich wirklich habe und dass ich immer wieder diesen zugang finden werde, wenn meine seele es braucht. ich erlebe es wie eine phase des ersten, großen verliebtseins, die nun langsam in eine alltagsbeziehung übergeht. da stellt sich die frage, wie kann man das feuer der leidenschaft auch im „normalen“ zusammensein bewahrten ? ich lese nun eher mehr von andern, bin sehr neugierig, wie andere ihre gefühle in eine sprachliche form gebracht haben. übrigens habe ich mal einen sehr interessanten satz von einer lektorin gelesen, die einen artikel zur buchmesse geschrieben hatte: sie antwortete auf die fage, was denn aus ihrer sicht einen guten schriftsteller ausmache: lesen, lesen, lesen….
ob ich mich von bestimmten autoren, dichtern im stil beeinflussen lasse ? ja, bestimmt, aber nicht so, dass ich klaue. ich finde aber, man darf eindrücke, die einen stark beeindrucken, ruhig auch einbringen, oder was meinst du ?
darf ich dich nun fragen, was dich so am schreiben interessiert ? welche erfahrungen hast du damit schon gemacht ? tagebuchschreiben kenne ich übrigens auch, bin aber da eher untypisch, glaub ich. ich kann einfach schneller mit dem PC schreiben - von hand kann ich meine schrift oft kaum mehr entziffern deshalb… hab ich das schreibheft ein wenig aufgegeben. nur nachts, dann ist es was anderes.
finde aber sehr spannend, dass du dich mit dem thema schreiben offenbar auch so auseinandersetzt…
LG von caroline (die mal weder kein ende gefunden hat, sorry)
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_________________ Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können. |
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Wed, 09.Feb.05, 14:11 Re: Kreatives Schreiben? |
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Hallo Yoni!
Quote: | hat damit jemand erfahrungen in der therapie oder persönliche? |
beides!
ich schreib seit dem ich so 10 (?) bin, mal mehr mal weniger, mal gut und kreativ, mal ganz schlecht...
In die Thera habe ich das mit eingebracht,d.h. ich habe oftmals nach einer Thera-Stunde etwas geschrieben. Hin und wieder hab ichs ihm gezeigt (wenn es ein "mehr" für mich bedeutete in meinem Suchen)
Quote: | das man insgesamt lockerer wird, besser reden kann und vor allem viel unterbewusstes aufdeckt? |
k.A. ?
Ich denke schon, dass mir das Schreiben/Assoziieren/Verknüpfen/Formen/Ausdrücken sehr hilft, mir bewusst zu sein. Ich versuche, mir selbst "klar" zu sein - aber da ist manchmal so ein Chaos in mir ... - nach dem Schreiben bin ich ruhiger. (imIdeallfall)
Aber eigentlich schreibe ich (nur) dann, wenn ich das Gefühl habe, ich müsste genau das jetzt tun. Gedanken, die mir im Kopf schwirren, Bilder gestalten, zu Worten werden... ich muss dann förmlich schreiben
Unter "kreativem Schreiben" im eigentlichen Sinne kenne ich ein Modell von äh.. tja...(also, es war eine Autorin und das Buch war gelb )
die stellt die Clustermethode vor. D.h. um ein zentrales Wort werden assiziierte Wörter gruppiert, die sich verzweigen. Anhand dieser Grundidee/Begriffe kann dann ein (oder mehr ) Texte verfasst werden.
Lg,
Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Wed, 09.Feb.05, 14:36 Re: Kreatives Schreiben? |
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ou ja. schreiben!!!
ich bin auch eine fast besessene schreiberin mit unterbrechungen. es gab zeiten in meinem leben, da habe ich einen tag ohne zehn A4 seiten voll zu haben gar nicht überleben können. ich habe tagebuch genauso geschrieben wie geschichten und romane. ich glaube - sobald ich technisch fähig war, meine gedanken aufzuschreiben, hab ichs getan. hab sogar märchen"bücher" (waren so 40 blatt hefte) gefunden die ich mit 8 jahren oder so meiner mutter zum muttertag schenkte...
hab auch ein paar bücher geschrieben, unzählige gedichte... ich fand diese zeit schön - dieses sich in die geschichten und personen reinleben. ich schrieb die romane oft an einem stück - also im urlaub saß ich gut zwei wochen jeden tag 20 stunden und schrieb ununterbrochen - konnte nicht aufhören...
...leider ist das irgednwie verlaufen - wie caroline sagt - und ich bin teilweise richtig verzweifelt deswegen. denn ich erinnere mich gerne an diese kreativen explosionen - will weiter erschaffen. aber irgendwie... vermutlich hab ich irgendwann begonnen ansprüche an das zu stellen was ich schreibe - und ab dann gings nicht mehr so. mein ziel ist nach wie vor, schriftstellerin zu sein/werden. aber das ist von der falschen seite gedacht.
zwanghaft kreatives finde ich nervtötend. es gibt im netz einige seiten die versuchen "total kreativ" zu sein und das klingt für mich sehr affektiert.
was ich früher so liebte ist nun meine größte angst: das leere blatt papier. und ich kämpfe so darum, wieder diesen zugang zu finden. ein bisschen hilft es mir, in foren zu schreiben - da bleib ich "im training" und ich brauche es auch zum leben, meine gedanken aufzuschreiben. aber ich habe derzeit fast eine phobie vor der wortwerdung meiner gefühle/gedanken/fantasien.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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yoni
sporadischer Gast
24
märchenwald W, 23
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Fri, 11.Feb.05, 15:39 Re: Kreatives Schreiben? |
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danke für eure interessanten antworten!
ich kann aber im moment nicht näher darauf eingehen, da es mir nicht so gut geht. leider hilft da auch kein schreiben, weil ich das gefühl habe, als wäre mein gehrin sehr lahm.
ich möchte das alles noch mal in ruhe lesen und dann antworten.
yoni
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