Therapeutin verliebt?

neu an Bord! 4 somewhere over the rainbow... W, 38

Servus!

Ich werde seit der letzten Sitzung das Gefühl nicht los, daß meine Therapeutin dabei ist, sich in mich zu verlieben... möglicherweise ist es längst geschehen, daß das geschehen könnte, war immer irgendwo "on my mind". Bin selber Psychologin (keine Therapeutin), und mir gehen viele, viele Gedanken durch den Kopf... Allen voran natürlich: auweh - was tun?

Bis zu nächsten Sitzung habe ich noch etwas Zeit, weil ich jetzt drei Wochen Urlaub habe.

Mag jemand mit-denken? gruebel

witko

Helferlein 98 M, 36

Hallo witko,

Quote:

Allen voran natürlich: auweh - was tun?

Wie wäre es mit direkt ansprechen? Ein wichtiger Teil der Therapie besteht doch darin mitzuteilen, welche Gedanken, Gefühle, Phantasien der Therapeut im Klienten erweckt und diese genauer anzusehen. Dann gemeinsam mit der Therapeutin herausfinden, um was es sich wirklich handelt. Könnte doch auch Übertragung, Projektion, Wunschdenken u.a. sein.

Worauf baut sich dein Gefühl? Wie kommt es, dass dies immer irgendwo "on your mind" war?

Philipp

neu an Bord! 4 somewhere over the rainbow... W, 38

Hallo Philipp,

ja, ja, eben - Wunschdenken? Geschmeicheltes Ego? Das ist eines der vielen Dinge, die mir den Kopf zermartern!...

Es wäre mir (meinem Ego?) peinlich, das anzusprechen! Verstehst Du?

Es ist schwer zu sagen, worauf sich dieses Gefühl gründet... Es war nur irgendwann da, sehr bald schon, kaum daß die ersten paar Stunden stattgefunden hatten, als ich mich selbst fragte, ob ich mich in sie verlieben könnte... Das frage ich mich auch jetzt, aber ich bin es nicht. Ich mag sie und empfinde sehr viel Wärme für sie. Aber es ist keine Veliebtheit. Es täte mir unendlich leid, wenn sie tatsächlich in mich verliebt wäre - es würde mir das Herz brechen, ihr das Herz brechen zu müssen!... Sad

witko

Helferlein 98 M, 36

Klar verstehe ich, dass es peinlich ist das anzusprechen. Bin selbst in Therapie und kenne solche Gespräche zur Genüge. Aber ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass genau das Ansprechen der peinlichen (oder angstbesetzter) Gedanken sehr fruchttragend ist und mich weiterbringt. Du bist doch dort, um etwas über dich zu lernen?

Wie geht es weiter, wenn du es nicht ansprichst und klärst? Du wirst jede Stunde auf Zeichen achten, um Beweise für oder gegen deinen Verdacht zu finden. Das heißt du bist mehr bei ihr als bei dir selbst. Zusätzlich steht dann etwas Ungeklärtes zwischen euch. Solche ungeklärten Dinge haben die Eigenschaft zu wachsen und größer und größer zu werden.

Wäre es da nicht zielführender, eine peinliche Stunde in Kauf zu nehmen und danach ist die Luft zwischen euch wieder rein als mit diesem Verdacht weiterzuleben?

Hast du deiner Therapeutin schon einmal etwas Peinliches erzählt?

Philipp

neu an Bord! 4 somewhere over the rainbow... W, 38

Das Thema "emotionale Abhängigkeit" war von Anfang an da - und in eben jener letzten Stunde habe ich das auch wieder angeschnitten. Und wie schon ganz zu Anfang hat sie auch neulich wieder gesagt, daß diese Gefahr immer und die ganze Zeit über bestünde.

Ich weiß es ja... ich werde es wohl ansprechen müssen - exacter und konkreter, als einfach nur "emotionale Abhängigkeit"... Ich weiß auch, daß sie es sagen würde, wenn wir einen Punkt erreicht hätten, an dem sie nicht mehr weiter kann. Und das wäre ja so ein Punkt. Und ich weiß auch, daß ich genauso gut aufhören kann mit dem Grübeln und hin und her spekulieren, denn wenn es so ist, werde ich es früh genug erfahren, und kann dann immer noch überlegen, was zu tun ist.

Und wenn es nicht so ist, grüble ich hier ganz umsonst!

Aber die Gedanken wollen mich einfach nicht loslassen! Oder ich sie nicht?

Ja, ich habe in meiner Therapie schon Peinliches erzählt. Ich vertraue ihr sehr, aber ich schäme mich auch zutiefst über das eine oder andere...

Forums-InsiderIn 206 W, 25

darf ich mal fragen, warum du das gefühl hast?
ich denke sowas auch manchmal (aber auch hauptsächl. im alltag, weil ich da schon so paar situationen hatte..); aber das kann auch nur einbildung sein.
viell.fühlt sie sich u.a. davon angezogen, dass du fast denselben beruf hast? da ist ja schon ne gewisse basis da...

Helferlein 98 M, 36

"Emotionale Abhängigkeit" meint doch, dass du von ihr abhängig bist und nicht umgekehrt oder sehe ich das falsch herum?

Dann frag dich einmal, was hast du davon, wenn sie in dich verliebt wäre? Welche Vorteile bringt das? Mir fiele da sofort ein, dass es die emotionale Abhängigkeit umkehrt und sie plötzlich die verletzliche ist. Wäre doch ein beruhigender Gedanke, dass du die Oberhand hast.

Was genau ist das Peinliche daran für dich?

neu an Bord! 4 somewhere over the rainbow... W, 38

@ juna

Ich weiß nicht, warum ich das Gefühl habe. Ich kann nicht einmal sagen, ob es "das Bauchgefühl" ist! Hin und wieder erlebt man solche Situationen, wie du sagst, im Alltag; wenn man einen Menschen nicht gut kennt, kann man sich nie sicher sein, wenngleich es in "normalen" Alltagssituationen doch gewisse Anzeichen gibt... Aber wenn man den oder die Betreffende/n eben nicht gut kennt, dann schaut man auch nicht so genau, das ist meine Erfahrung.

Die Anziehung beruht eindeutig auf der ähnlichen Basis, für sie bin ich ein Kollege, sie weiß, sie kann mir nichts vormachen und will das auch gar nicht.

@ Philipp

Als wir zu Anfang, in einer der ersten Sitzungen, darüber sprachen, wie wir diese Therapie gestalten wollten, hat sie bei diesem Thema sich selbst durchaus nicht ausgenommen.

Sie hat mir ihre Verletzlichkeit längst gezeigt! Und die Folge war "nur" ein regelrechter Schub dieser Wärme, die ich für sie empfinde - das Gefühl, auf den Menschen, auf die Frau unter dem Therapeutenkittel Acht geben zu müssen und nicht unbedingt immer einfach blind draufloszupreschen.

Was daran für mich peinlich wäre?

Also... bei der Vorstellung, diesen Punkt anzusprechen... spielt sich in meinem Kopf sofort diese Szene ab:

"Wuahahaha - was, in Sie verlieben? Ich?" usw....

witko

Helferlein 61 Hamburg W, 34

Liebe witko,

Quote:

das Gefühl, auf den Menschen, auf die Frau unter dem Therapeutenkittel Acht geben zu müssen und nicht unbedingt immer einfach blind draufloszupreschen.

Das ist doch irgendwie verdreht... Wieso solltest Du auf sie achtgeben müssen? Einmal für mich zum mitdenken: Sie ist die Therapeutin, Du bist hier die Klientin. Richtig? Dann ist es doch ihr Job, sich zu schützen. gruebel

Was denkst Du dazu: Wenn ich jetzt mal ganz altklug hobbypsychologisiere und einfach behaupte, Du versteckst Dich hinter Deinem Wissen über Psychologie um Dich nicht öffnen zu müssen? Wenn Du auf sie achtgeben mußt, dann kannst Du nicht unbefangen in Deine Themen gehen. Oder ich behaupte noch etwas dreister: Du projezierst Deine eigene Verliebtheit.

Vermutlich denke ich damit vollig an Dir vorbei und lande mit meinem "Schuß" im Tümpel. Aber das waren einfach so meine ersten Gedanken, als ich Deine Beiträge las. Manchmal ist eine gewagte These ja auch hilfreich, um herauszufinden, worum es nicht geht. Wink

Liebe Grüße und alles Gute,

prem

Helferlein 98 M, 36

Hallo witko,

Quote:

Also... bei der Vorstellung, diesen Punkt anzusprechen... spielt sich in meinem Kopf sofort diese Szene ab:

"Wuahahaha - was, in Sie verlieben? Ich?" usw....

Ich kann mir schon vorstellen, dass du diese Phantasie hast, dass sie so reagiert. Nur, was sagt dir deine bisherige Erfahrung mit ihr? Als deine Therapeutin wird sie sich weder über deine Gefühle lustig machen, noch bei einem so sensitiven Thema auf so eine Art und Weise reagieren.

Quote:

das Gefühl, auf den Menschen, auf die Frau unter dem Therapeutenkittel Acht geben zu müssen und nicht unbedingt immer einfach blind draufloszupreschen.

Sehe das genauso wie prem. Therapie ist ein Ort, wo man nicht die Aufgabe hat auf die Gefühle des anderen Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, du sollst deine Gefühle alle äußern! Eben aussprechen (und nicht ausleben). Deine Therapeutin kann damit umgehen, wenn du ihr sagst, dass du sie liebst, dass du sie in dem Moment gerade haßt, dass du sie nicht aushältst, dass du sie am liebsten einpacken und mitnehmen würdest...

Wäre der Gedanke schlimm für dich, dass du dich in deine Therapeutin verlieben könntest und nicht umgekehrt? Um den Gedanken von prem ein wenig fortzuspinnen...

Alles Gute
Philipp

Forums-InsiderIn 354 Deutschland W, 33

Hallo Witko,

bei mir ist die Sitation gerade umgekehrt. Ich hatte meiner Therapeutin neulich eine sehr emotionale Mail geschickt und hatte dann Angst, dass sie jetzt denken könnte, dass ich in sie verliebt sei und sich dann distanzieren würde, was sich dann negativ auf das Therapieverhältnis auswirken könnte. Ich bin mir sicher, dass ich nicht in sie verliebt bin, wobei ich mich auch manchmal schon gefragt habe,ob ich nicht auch lesbische Tendenzen habe, da ich schon in der Pubertät für irgendwelche Frauen geschwärmt habe. Eine richtige Beziehung hatte ich auch noch nie.

Na ja, jedenfalls habe ich nun noch mal Bezug genommen auf meine Mail und habe gesagt, dass ich Angst hatte, dass sie denken könnte nach dem Lesen, dass ich in sie verliebt sei. Sie hat gesagt, dass sie nicht lesbisch ist (hatte ich gar nicht erwartet, dass gleich sowas sagt). Jedenfalls meinte sie, dass sie sich nicht von mir distanzieren würde, selbst wenn ich in sie verliebt sei. Natürlich habe sie ihre Grenze und die würde sie mir dann auch zeigen.

Ich würde nochmal darüber nachdenken, wie prem und philipp auch schon sagten, ob DU nicht doch in sie verliebt bist, das aber nur nicht aussprechen willst.
Ich denke, wenn Du mit ihr darüber sprechen willst, solltest Du doch von DIR ausgehen. Du könntest es also auch so wie ich machen, in dem Du sagst, dass Du unsicher bist, ob Du Dich vielleicht in sie verliebt hast. Dann wird sie sich ja äußern müssen und vielleicht auch sagen, so wie meine Therapeutin es getan hat, ob sie heterosexuell ist oder nicht.
Solltest Du Dir aber sicher sein, dass Du keine tieferen Gefühle für sie empfindest, wäre das natürlich abwegig.

Bei mir ist es so, dass ich, wie ich schon geschrieben habe, mich generell frage, welche Neigungen ich habe und ich das in der Therapie auch noch weiter vertiefen möchte. Da kam mir diese Situation mit der E-Mail eigentlich gerade recht, um einen Einstieg zu finden für so ein Thema.

Viele Grüße,

Karola

sporadischer Gast 26 Rheinland-Pfalz M, 41

Guten Morgen Witko!

Rein vom Bauchgefühl her würde ich sagen, dass Du einfach nur provokant bist und ihre Kompetenz untergräbst, indem Du die Verhältnisse umdrehst. Etwas, was Du dann aus Deinem früheren Leben allerdings auch schon kennen solltest!

Also würde ich ihr an Deiner Stelle nicht sagen "Ich glaube, sie sind in mich verliebt!" sondern "Ich habe ein Problem damit, zu akzeptieren, dass ich als Psychologin jetzt hier sitze und mir von Ihnen helfen lassen soll." Damit bist Du meines Erachtens beim richtigen Thema und das muss offen geklärt werden, weil Du sonst nicht weiterkommst.

LG

Harald

Forums-InsiderIn 206 W, 25

Quote:

dass Du einfach nur provokant bist und ihre Kompetenz untergräbst, indem Du die Verhältnisse umdrehst. Etwas, was Du dann aus Deinem früheren Leben allerdings auch schon kennen solltest!

wieso kompetenz umdrehst? nur weil sie die patientin ist, heißt das nicht, dass sie auch ein recht hat darauf hat, zu erkennen was los ist......u. woher willst du wissen, dass sie nicht recht hat?

Quote:

Also würde ich ihr an Deiner Stelle nicht sagen "Ich glaube, sie sind in mich verliebt!" sondern "Ich habe ein Problem damit, zu akzeptieren, dass ich als Psychologin jetzt hier sitze und mir von Ihnen helfen lassen soll." Damit bist Du meines Erachtens beim richtigen Thema und das muss offen geklärt werden, weil Du sonst nicht weiterkommst.

finde das schon bissch.witzig, nur zur info: psychologen dürfen auch probleme haben u.hilfe in anspruch nehmen, das müssen sie sogar.
Und das wohl nichts damit zu tun, dass sie dieses gefühl hat,....gefühle irren selten.....

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