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littlemonsta
Helferlein
60
Leipzig W, 23
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Fri, 04.Feb.05, 20:47 das leben |
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Das Leben
Eines Tages saß ein alter Mann an seinem Fenster und schaute dem Tanz der Schneeflocken zu.
Wie sie umher schwirrten. So leicht, so frei, so stolz. Und zugleich so vergänglich.
Er dachte darüber nach, was wohl der morgige Tag ihm bringen würde.
Was könnte er tun?
Traurig musste er bekennen, das dieser Tag ihm nicht mehr bringen würde als die vielen, längst ungezählten Tage zuvor.
War das sein Leben? Und sollte es dieses bleiben bis er eines Tages seine Augen nie wieder öffnen würde?
Während er so darüber nachdachte, wurde er noch trauriger.
Der schöne, sanfte, anmutige Tanz vor seinem Fenster war es nun, der es ihm noch schwerer ums Herz werden ließ.
Betrübt schaute er noch eine Weile hinaus, dann stand er auf, legte sich ins Bett und schloss die Augen.
Am nächsten Morgen war seine Haut so kalt wie der Schnee auf den Wiesen,
der sanft allen Kummer bedeckte...
(Traurig & einsam stirbt der, der vergaß, dass Leben leben heißt...)
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_________________ kein gedanke
kein wort
und keine tat
geht verloren
alles bleibt
und trägt früchte |
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Mary-
Helferlein
51
Österreich W, 32
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Sat, 05.Feb.05, 7:41 Re: das leben |
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Hallo,
eine sehr schöne Geschichte!
Da fällt mir ein das ich auch mal etwas ähnliches geschrieben habe.
Nur nicht so traurig. Finde aber traurige Geschichten und Gedichte schön.
Also gut, ich werde es nicht mehr ändern können. Also gut, ich werde nichts mehr tun können. So ist es nun mal, die Zeiten haben sich geändert. Die Alten hätten es zwar nie gewollt, die Alten hätten sich gewehrt. Den Jungen ist es doch egal, sie sind ja froh das sich etwas ändert, und wieder etwas los ist. Die Alten sind tot, und die neue Generation ist eben anders. Finde dich damit ab. Ein paar von den Alten sind noch unter uns. Einer sitzt sehr oft noch im alten Wirtshaus und trinkt ein Achtel nach dem anderen. Und ein anderer von der Generation sitzt im anderen Wirtshaus, und trinkt ein Achtel nach dem anderen. Wenn man genau hinsieht, sind sie irgendwo mal stehengeblieben, lassen die Zeit einfach vergehen und sagen nur noch selten etwas. Sie fragt ja auch niemand mehr, sie schauen nur aus den Fenster und man kann fühlen das sie die alte Zeit vermissen. Die Welt hat sich verändert, die Städte haben sich verändert, ein anderer Schlag von Menschen ist unterwegs. In dem kleinen Ort hat sich seit hunderten von Jahren nichts verändert. Sie wußten immer was dort los ist, nämlich nichts. Aber auch dieser Ort blieb nicht verschont von der Zeit. Auch dort kam die Veränderung. Die Alten, die schon lange gestorben sind drehen sich im Grab um, doch das merkt keiner. Der Alte im Wirtshaus sagt nichts mehr, er sitzt da und beobachtet die Zeit. Als ob er nur noch auf den Tod warten würde. Er ist ja eh nicht mehr wichtig, er wird nicht mehr gefragt. Ihm wird nichts mehr erzählt. Also gut, ich werde es nicht ändern können. Also gut, ich werde nichts tun können. So ist es nun mal, die Zeiten haben sich geändert. Ich kann es nicht mehr so machen wie es war. Aber ich kann dagegen sein. Ich kann auf der Seite der Alten sein, auch wenn sie nicht mehr unter uns sind. Ich kann meine Meinung vertreten, und sprechen für die, die nicht mehr da sind. Ich kann weiterhin als einzige durch die Gegend laufen als Revoluzzer. Und das ist das einzige was ich noch tun kann. Und so setzte ich mich neben den Alten am Stammtisch im Wirtshaus. Du, sagte ich, du, warum stehst du nicht auf und sagst etwas dazu? Warum sagst du nicht das dir das nicht paßt? Ich sehe ja das es dich bedrückt. Warum tut ihr euch nicht zusammen, ein paar von eurer Generation sind ja noch da, ihr könntet doch dagegen sein. Ihr könntet es machen, das alles so bleibt wie es immer war. Warum sitzt du so still da und schaust mich so komisch an? Warum lächelst du? Du, das ist nicht zum lachen, ich stehe auf eurer Seite, ich meine es ernst! Er saß da, lächelte mich an, strich mir übers Haar und sagte,
„Schau, ich sitze wie immer hier, die Sonne scheint der regen fällt, wie immer. Meine Zeit ist vorbei, ich darf meine Achtel nicht mehr lange genießen, ich darf nicht mehr lange hier sitzen. Jetzt sind die Jungen an der Reihe, was die aus unseren Ort machen, geht mich nichts mehr an. Ich habe schon lange verstanden was da passiert, so ist das Leben. Ich bin aber nicht traurig darüber, es ist die Welt, die gehört jetzt den Jungen. Spar auch du dir deine Kräfte, und lebe in den Tag hinein.“
Nun verstehe ich warum die Alten nichts mehr sagen. Aber ich werde weiterhin für sie sprechen, und meine Meinung ist noch immer die selbe. Aber ich weis das ich mich nicht mehr so hineinsteigern brauche. Die Alten sind auch so zufrieden, wenn sie nur ihr Achtel bekommen. Und ich bin auch zufrieden, nur manchmal muß ich schon noch etwas sagen. Ab diesen Tag setze ich mich oft zu den netten Alten am Stammtisch, und wir lachen und weinen zusammen. Reden über seine und über meine Probleme. Schön das er für mich da ist, und schön das ich mir für ihn Zeit nehme.
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littlemonsta
Helferlein
60
Leipzig W, 23
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Sat, 05.Feb.05, 22:29 Re: das leben |
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auch eine sehr schöne geschicht
und auch im kern traurig, dass es so ist. aber es ist schön, dass am ende (auch dieser geschichte) der mensch und die "liebe" (nächsten~) gewinnt. das beruhigt und lässt hoffen!
aber es stimmt, und ich finde du solltest mehr geschichten schreiben....
danke dir sehr
dein monsta
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Mary-
Helferlein
51
Österreich W, 32
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Sun, 06.Feb.05, 3:15 Re: das leben |
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Hallo mein Monster!
Bei der Gschicht gehts um eien Ortschaft, wo seit 200 Jahren alles gleich ist. Und vor ein Paar Jahren kam dort ein Fremder hin, und änderte alles um. Er hat Geld, reißt Hütten ab, macht viele Veranstaltungen und fördert den Fremdenverkehr. Dabei war es immer so ruhig da. Den Jungen gefällt das, weil ja mehr Los ist.
Liebe Grüße
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littlemonsta
Helferlein
60
Leipzig W, 23
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Sun, 06.Feb.05, 16:49 Re: das leben |
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hallo,
ist das auch der ort den du in der "heimat, die ich verlor" beschreibst?
hier nur ein krummer gedanke zum sonntag nachmittag:
eines schönen tages im mai fiel ein kleines bündel zur erde. woher es kam weiß heute niemand mehr.
doch ein junges mädchen ging hinaus, und packte das kleine bündel aus. drinnen fand sie - ein leben.
nun machte dieses leben, was alle leben so tun - es begann zu atmen, zu laufen, zu sprechen, zu sein.
so vergingen ein paar jahre und das leben wurde größer. es tat noch immer, was alle leben so taten - es lernte, es gehorchte, es wurde geformt.
und ganz aus versehen, so wirklich nur nebenbei, vergaß das einst so kleine leben zu leben.
und machte, was alle anderen leben so machten - es agierte, es funktionierte, es resignierte.
und eines grauen tages im november traf das junge mädchen das leben wieder, das es einst als kleines bündel fand.
das mädchen schaute das inzwischen groß gewordene leben an und erkannte es nicht wieder. sie wandte sich ab und ließ das leben stehen.
das leben begann nun bitterlich zu weinen, und schwor sich, von nun an nicht mehr zu tun, was alle leben so tun.
und es machte sich auf den weg, das mädchen zurück zu holen.
so irrt das leben nun umher, und findet das mädchen nicht mehr.
und sucht und sucht so sehr....
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Mary-
Helferlein
51
Österreich W, 32
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Mon, 07.Feb.05, 3:54 Re: das leben |
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Hallo,
ja das ist der Ort! Ich fahre noch jeden Tag hin, und besuche die Alten Leute in dem anderen Gasthaus.
Is ja traurig das mit dem Leben. Also ich werde mein Leben nicht alleine lassen, oder hab ich es überhaupt noch?
LG
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littlemonsta
Helferlein
60
Leipzig W, 23
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Tue, 08.Feb.05, 0:19 Re: das leben |
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hallo,
bezüglich deinem ort fügt sich nun das puzzle der geschichten über den ort und die alten leute zusammen,
find ich irgendwie schön , auch wenn es mir für dich sehr leid tut!
ja und ich hoffe auch und wünsche dir dass du dein leben noch hast....oder besser gesagt dass du es schaffst mit deiner liebe von damals für dich abzuschließen irgendwie. habe davon so gar keine ahnung
aber ich wünsch es dir sehr!
dein monsta
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Mary-
Helferlein
51
Österreich W, 32
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Tue, 08.Feb.05, 2:20 Re: das leben |
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Hallo,
Vielen Dank für die lieben Worte. Irgendwie dreht sich bei mir immer alles im Kreis beim schreiben. Was ich lebe das schreibe ich. Und wenn mich etwas lange beschäftigt, dann kommen viele Gedichte und Texte heraus vom gleichen Thema.
Ich find das schon a bissal fad.
Liebe Grüße
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