Mein Leben - mit Zigaretten und Bier

neu an Bord! 3 Deutschland M, 29

Hallo!
Ich habe schon einige Zeit in diesem Forum verbracht und jetzt endlich meinen ersten Beitrag geleistet. Wurde auch Zeit!
Erst mal zu meiner Situation: Ich werde demnächst 30 Jahre alt. Beruflich alles okay, habe aber leider keine Familie. Gesundheit ist auch noch in Ordnung, mache viel Sport und esse relativ gesund. Ich kann mich oberflächlich betrachtet nicht beschweren, bin mitunter ein wenig schüchtern und war auch immer schon jemand, der nicht dort zu finden war, wo sich die Masse der Leute befindet...aber das ist okay, ist halt meine Persönlichkeit.
Jetzt, wo ich auf die dreißig zugehe, sehe ich, dass das Leben, welches ich derzeit praktiziere, zu nichts führen wird. Jahrelang mäßig gekifft, Bier getrunken und natürlich geraucht. Jedoch hat sich in der letzten Zeit meine Priorität zum Leben geändert. Ich habe mir jahrelang was vorgemacht, der kleine Rebell eben. Aber ich muß eingestehen, daß ich eigentlich nur ein ganz normales Leben führen will, wenn auch entfernt vom mainstream. Ich dachte jahrelang, eine Familie zu gründen, darauf hätte ich gar keine Lust. Eben weil dies viel Energie und Zeit in Anspruch nehmen würde. Meine Freizeit war mir kostbar. Wenn ich jetzt jedoch sehe, was ich jahrelang in meiner Freizeit so gemacht habe, kann ich außer vom Sport nichts vorweisen...Zigaretten geraucht, Bier getrunken, mit Freunden gekifft.
Aber irgendwie stehe ich jetzt vor dem Scherbenhaufen, zu kiffen habe ich kürzlich aufgehört, war ne gute Entscheidung...die Kifferfreunde durchschaue ich allmählich. Aber Bier und Kippen sind immernoch dabei.
Das Komische ist nur, dass ich diesen "Mythos" mittlerweile durchschaut habe. Ich verbinde Kippen und Bier nicht mehr unterbewußt mit "Rebell" und "cool sein". Es bleibt nur noch eine ganz normale Sucht...
Von der ich nicht recht loskomme. Ich denke zum Beispiel den ganzen Tag keinen Tropfen Alkohol, kein Problem...sobald es aber 19 Uhr wird, kommt diese Unruhe: "Jetzt ein paar Halbe...nur diesen Abend noch".
Wenn ich mich stark genug fühle, kann ich dann widerstehen...aber ich weiß definitiv, dass ich nicht jeden Tag in den kommenden Jahren stark genug sein werde. Und ich habe keinen Bock darauf, jeden Abend diese Scheiße durchzumachen. Am Ende bin ich 38, sitze immer noch da, überlege, ob und wieviel Bier ich diesen Abend trinken sollte kann...
Und ansonsten ist nichts passiert.
Wenn ich rational das Problem betrachte, ist alles SO einfach...aber zwei Stunden später scheiß ich auf diese Rationalität.
Vielleicht macht jemand was ähnliches durch, meldet euch! Danke!

Helferlein 40 Bayern M, 29

Hi Kollege,
eigentlich brauchst du nur fast jeden dritten thread hier durchlesen, Du wirst dich überall wiederfinden.
Du solltest dir zunächst mal in einer ruhigen Minute - ohne Alk und Qualm - klar machen ob du Alkoholiker bist, versteh mich nicht falsch, ist ja nix verwerfliches, aber wenn ich deinen Beitrag lese habe ich das Gefühl du siehst das mit dem Alk noch ein wenig 'normal'.
Also ich stand auch mit 28 oder 29 vor dem Problem und hab mir eingeredet und trete jetzt kürzer, ging aber nicht mehr ich war süchtig und ich habe verdammt lange gebraucht mir einzugestehen dass ich n Alki bin, erst dann konnte ich loslegen. Ich weiß nicht, aber wenn du schreibst du brauchst das Zeug und es schon so deinen Alltag bestimmt...hmm...ich kenne das irgendwoher Sad

Ich bin auch 30, mein Leben lief genauso ab, keine großen Tiefpunkte, Job ok, Freunde und Kollegen nennen mich immer nen braven, man sieht mir nichts an. Bin aber ziemlich in den Alk reingerauscht, hat mich fertig gemacht jeden Tag am Nachmittag an den Abend zu denken und zu wissen ich muss mal auf den Alk verzichten. Das ganze Leben umkrempeln, all die Rituale neu gestalten....was n Kampf.

bis dann erstmal
R.

sporadischer Gast 16 Berlin M, 42

was für mich noch auffällig ist, Du hast Angst das alles lange durchzustehen.
Fang doch einfach mal an. Ein Tag kommt nach den nächsten.
Nicht in Jahre denken, sondern heute kein Bier und Morgen sagst Du Dir, heute kein Bier usw.
Wenn ich mir immer die langen Zeiten jeder Handlung erst überlege, komme ich gar nicht erst aus dem Bett.
Also nicht so viel überlegen, sondern einfach machen.
Dann kannst Du auch gezielt Fragen und nicht aus der Bierlaune heraus.

Arno

neu an Bord! 3 Deutschland M, 29

Danke erst einmal für Eure Antworten. Kann schon sein, dass ich es ein wenig locker sehe...Ich bin seit ca. 6 Jahren mit Bier dabei, hatte einmal ungefähr drei Monate, wo es wirklich zu viel war. Darin enthalten drei Wochen Urlaub, der sah ungefähr so aus: Abdichten bis zum ins Bett fallen...pennen, aufstehen und wenig später wieder abdichten...Beginnen von vorne. Nach den drei Wochen war ich reif für die Pistole an den Kopf. Glücklicherweise habe ich daraus gelernt, habe zum Beispiel seit Jahren nicht mehr gekotzt, weil ich es übertrieben habe. Mittlerweile ist "nur noch" gesteigerter Bierkonsum, nicht mehr kritisch...Aber ich lebe halt immer in der Zukunft, wenn ich abends nen paar Bier trinke, kommt oft der Gedanke: "Oh Gott, wenn Du das noch zehn Jahre machst, kannst Deinen Körper vergessen". Deshalb finde ich den Ansatz sehr gut, erstmal nur an Morgen zu denken, dann an Übermorgen usw.
Und nicht immer so langfristig

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