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zeke123
neu an Bord!
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oldenburg M, 21
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Tue, 25.Jan.05, 16:08 Medikamente absetzen? |
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hallo,
erstmal etwas zu meiner person. ich bin 21 jahre alt und erlitt im mai 2004 eine psychose. nach einem fast 3 monatigem klinikaufenthalt (in der zeit ging es mir übrigens richtig schlecht weil ich mit sehr vielen medikamenten "zugedröhnt" wurde wie zB mit haldol, welches ich überhaupt nicht vertrug, aber nach meinung der psychiater dort in der akuten phase am besten hilft) bekam ich vorerst 400mg solian das dann nach weiteren 2 monaten auf 200mg reduziert wurde, welches die absolut minimale erhaltungsdosis ist. doch habe ich die medikamente trotzdem äusserst schlecht vertragen weil ich dadurch starke sitzunruhe sowie konzentrationsschwierigkeiten etc. bekam.
aus diesem grund habe ich die medikamente nun seit ca. 3-4 monaten (gegen den rat meines arztes) komplett abgesetzt und mir geht es auch einigermassen gut damit. bei meinem letzten termin klärte ich meinen arzt darüber auf, dass ich die medis nun schon seit diesem zeitpunkt nichtmehr nehmen würde. er erklärte mir daraufhin, dass von denjenigen die im 1. jahr die medis absetzen, ca. 70% einen rückfall erleiden aber da ich jetzt schon solange ohne die medikamente zurecht komme fragte er mich sie jetzt offiziell abzusetzen da ich seiner meinung nach doch recht stabil wirken würde.
da ich aber auf keinen fall einen rückfall erleiden möchte (da dadurch wieder ein unangenehmer klinikaufenthalt folgen wird und das ausserdem meine gesamte berufsplanung über den haufen werfen würde) sagte ich ihm dass ich mir das nochmal genauestens überlegen werde die medikamente nicht doch wieder einzunehmen. mein nächster termin ist nun in ca. 2 wochen und dann erwartet er meine entscheidung...
naja, jetzt muss ich mich bald entscheiden ob ich nicht lieber mit konzentrationschwierigkeiten und anderen nebenwirkungen meine ausbildung meistern soll oder das risiko mir doch zu gross ist (wird durch die medis um 40% verringert) wieder einen rückfall in die psychose zu erleiden.
ich würde mich sehr freuen wenn sich hier leute melden würden die erfahrungen mit der o.g. problematik haben und mir evtl. tips geben könnten weil ich mir nicht sicher bin was ich machen soll.
noch was anderes:
nach dem entlassungsbericht leide ich unter f.20.0 (ich glaube das ist eine kontinuierliche schizophrenie). da ich aber meiner meinung "nur" einen leichten psychotischen schub hatte bin ich mit der diagnose eigentlich nicht einverstanden. meinem arzt habe ich das auch schon so gesagt und er fragte nur ob ich mich dadurch irgendwie diskriminiert fühlen würde und das das ja eigentlich nichts an der behandlungsmethode ändern würde wäre die diagnose anders ausgefallen.
naja, irgendwie fühl ich mich ja schon unwohl mit der diagnose an schizophrenie erkrankt zu sein aber nun meine frage:
habe ich dadurch irgendwelche nachteile wie zB. bei meinem zukünftigen arbeitgebern oder bei behörden oder ähnlichem?
so, das wars eigentlich schon. erstmal vielen dank fürs lesen! (ist doch etwas länger geworden als erwartet)
ich hoffe dass mir hier jmd. bei diesen beiden problemen helfen kann und würde mich sehr über antworten freuen!
MfG
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SchlafNichtZuviel
sporadischer Gast
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GanzWeitWeg M, 21
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Tue, 25.Jan.05, 23:34 Re: medikamente absetzen? |
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Hallo zeke123,
ich hatte die gleiche Krankheit wie du , Schizophrenie. Ich wurde auch erst in einer Klinik mit tabletten zugedröhnt. Die Klinik war so schlecht das ich in eine andere wollte , viel weiter weg.
Dort hat sich nach 4 Wochen herausgestellt das Zyprexa mir nicht hilft, und wurde dann auch auf Solian umgestellt.
Jetzt bin ich in psychotherapeutischer beratung und bin nun langsam auf Seroquel umgestellt worden.
Meine Ärztin sagt mir ausdrücklich, das sie es nicht verantworten will, die Medikamente abzusetzen. Sie hatte schon viele Fälle, wo die Krankheit wiedergekommen ist.
Ich würde dir raten nochmal mit deinem Arzt zu reden und vielleicht ein anderes Medikament nehmen , wenn du so starke Konzentrationsschwierigkeiten hast.
Du musst dir überlegen was du willst:
1. Dein Beruf wie gewohnt ausüben mit vielleicht ein paar Nebenwirkungen
2. oder an einen schlimmen Rückfall zu erleiden
der dir dann wieder einen Klinikaufenhalt bringt.
Also ich würde dir raten , die Medikamente nicht vorzeitig abzusetzten.
Mfg Thomas B
achja hab noch etwas vergessen, nachteile wird es wohl nicht haben mit deiner krankheit. du darfst es nur nicht jedem auf die nase binden
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zeke123
neu an Bord!
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oldenburg M, 21
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Wed, 26.Jan.05, 1:36 Re: medikamente absetzen? |
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hallo schlafnichtzuviel,
erstmal danke dass du dir die mühe gemacht hast meinen text zu lesen und zu antworten.
erstmal muss ich sagen dass mein klinikaufenthalt auch nicht gerade eine freude war. es lag eigentlich garnichtmal an der klinik an sich sondern vor allem an meiner behandelden ärztin die wirklich niemand wirklich mochte, ganz im gegenteil. diese person machte die patienten echt ziemlich nieder und hat die prognosen alle nur pessimistisch gesehen, hat einem die worte im mund umgedreht bzw einen festgenagelt usw.. in einer akuten phase ist das meiner meinung nach wirklich nicht angebracht und einige patienten sind daraufhin auch mit tränen in den augen aus dem behandlungszimmer gekommen...
zu den medikamenten:
mein arzt sagte mir dass ca. 70% rückfällig werden ohne die medikamente. da ich aber schon relativ lange ohne ausgekommen bin und auch einen stabilen eindruck auf ihn machte wolle er die medis evtl offiziell absetzen.
naja, aber als ich das mit den 70% hörte kam ich doch etwas ins grübeln ob ich das risiko nicht doch reduzieren will. nach ca. nem halben jahr medikamente nehmen wäre das eine jahr ja auch rum und das risiko verringert sich. eigentlich bin ich aber eher auf dem standpunkt keine medis mehr zu nehmen (auch keine anderen) weil ich weiss das ich auf jedes medikament sehr sensibel reagiere und ich bei jedem nebenwirkungen habe...
hm irgendwie drehe ich mich im kreis
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ben savan
neu an Bord!
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Aachen M, 32
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Wed, 26.Jan.05, 13:14 Re: medikamente absetzen? |
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Hallo Zeke.
Auch ich habe nach der 1. Psychose sehr schnell von heute auf morgen die Medis abgesetzt. Dies ging ca. 7-8 Monate gut, bis ich die 2. Psychose hatte. Also, ich kann nur davor warnen! Vielleicht würde die eine vielleicht äußerst niedrige Dosierung eines Neurolektikums helfen? Ich kenne Solian nicht, von daher weiß ich auch nicht, wie stark es ist. Perazin habe ich immer gut vertragen, natürlich ebenfalls mit den Nebenwirkungen, stark gedämpft zu sein und nicht ganz so Konzentrationsfähig zu sein. Aber ich habe damit meine Ausbildung geschafft.
Wenn dir also 200mg Solian zu stark sind, so verhandle doch mit deinem Arzt. Das 200mg als unterste Erhaltungsdosis gilt, mag durch aus sein. Aber jeder Mensch spricht anders auf die Neuroleptika an. Und dein Arzt sollte es lieber sein, du nimmst wenige Medis, als das du keine nimmst.
Zum Thema Krankheitsname "Schizophrenie": Diesen halte ich ebenfalls für falsch. Natürlich streite ich nicht ab, daß es alle Krankheitssymtome gibt, die in diesem Krankheitsbild beschrieben werden, aber ich habe in meiner gesamten Krankheitsphase mich niemals als "geteilt" erlebt, weder in meinem Gefühlen, noch in meinen Erinnerungen etc. "Schizo" ist alt-griechisch und bedeutet nun mal "geteilt sein". Und dann sind da noch massive Vorurteile mancher Menschen in allen sozialen Schichten: viele verstehen darunter, was mit "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" beschrieben wird: zwei völlig unterschiedliche Charakter in einem Körper zwischen denen auch kein Erinnerungsvermögen besteht. Meiner Meinung nach ist die Erkrankung nichts anders als das Gegenteil einer Depression: statt zu wenigem Antrieb, zu weniger Gedanken, hat man zuviel Gedanken. Und aus einem solchen Gedankenjagen enstehen dann Hallus etc.. Durch die vielen Gedanken hebt man immer mehr von der Realität ab. -- Aber wie gesagt, daß ist meine Meinung und von medizinischer Seite habe ich dies noch nicht gehört. --
Falls dein Arzt übrigens auf einer hohen Dosierung besteht: Es gibt genügend Ärzte. Natürlich darfst du, wie jeder andere Patient deine behandelden Arzt wechseln. Ich habe dies vor ca. 1 Jahr ebenfalls gemacht, weil meinen alten behandelden Arzt nichts einviel auser Medikamente. Psychotherapie hat mir übrigens am meisten weitergeholfen. Allerdings besteht dabei immer die Gefahr eines Rückfalls, da du dich mit deiner Psychose auseinander setzt. Indem ich mich mit meiner Psychose auseinander gesetzt habe, denke ich, habe ich meine Bereitschaft, mein Risiko eine Psychose zu entwickeln verringert. Früher habe ich alles einfach nur verdrängt und alleine mich daran zu errinern brachte mich einer Psychose näher. Dies ist jetzt nicht mehr so, da ich weitgehenst alles verarbeitet habe.
Schönen Gruß
Andreas
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Loreen
Helferlein
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Mannheim W, 23
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Thu, 27.Jan.05, 21:09 Re: medikamente absetzen? |
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ich kann leider nicht soviel sagen zum absetzten der medis aber ich habe halt gehoert das wenn man sie frühzeitig absetzt und nur ein wenig in stresssituationenn kommt das mann da schnell einen rückfall erleidet meisten heftiger wie vorher ...
was mich von euch interesieren würde ... sind die konzentrationschwächen nach den absetzten der medis verschwunden ?
bei meinem mann isses machmal schon krass ... aoch einfach logische dinge so machen und tun, zu kapieren ... so alltägliche dinge ... ach ist ahlt irgendwie schwer da drüber zu reden ....
währe nett wenn ihr mir darüber was erzählen würdest .. mein mann muss nun die medis noch so ca 3 monate nehmen und es amcht mich neugierig ob dann das alles wieder ein wenig besser wird...
ich danke euch schon mal im voraus ..
gurss Loreen
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_________________ Die hoffnung bestellt das leben ! |
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zeke123
neu an Bord!
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oldenburg M, 21
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Thu, 27.Jan.05, 22:39 Re: medikamente absetzen? |
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@ben savan
ja, leider ist die rückfallquote beidieser erkrankung verdammt hoch. ich möchte einerseits am liebstens nie wieder in eine psychose rutschen aber andererseits auch nicht mit diesen nebenwirkungen leben. ich muss dazu sagen, dass es bei mir wohl eine drogeninduzierte psychose war, ich weis aber nicht ob das die prognose sonderlich verbessert...
ich verstehe mich eigentlich relativ gut mit meinem arzt und möchte ihn eigentlich auch nicht wechseln. er hat zwar gewisse bedenken bezüglich des absetzens aber überlässt is eigentlich ganz mir ob ich die medis weiternehmen will oder eben nicht. da er aber psychiater ist, hält er natürlich aber auch viel von der medikation. ich würde eigentlich lieber zu einem psychologen gehen weis aber noch nicht so richtig an wen ich mich wenden muss. vieleicht weiss es ja jmd von euch.
mal was anderes: ich habe ausserdem noch ziemlich starke probleme irgendwas zu formulieren nach dem klinikaufenthalt. ist gibt zwar tage wo alles fast wie früher klappt aber dies ist doch eher seltener der fall. gibt es hier vieleicht jemanden dem es genauso geht oder ging und kann mir da einige tips geben?
@loreen
hm also die konzentrationsschwierigkeiten sind bei mir nach ner zeit eigentlich immer besser geworden. ich weiss nicht genau ob es daran lag, dass ich die medis abgesetzt habe oder ich mich viel mit sachen die viel logistig erfordern beschäftigt habe. ich habe nach der psychose zeit einigermassen viel programmiert, musik produziert und ausserdem auch viel gelesen... ich glaube also dass die medis einen grossen teil dazu beitragen dass man sich nicht konzentrieren kann aber ein gewisser teil ist doch übungssache. manchen leuten fällt das konzentrieren bestimmt viel schwerer als anderen aber dein mann sollte meiner meinung nach immerweiter sollche sachen in denen er schwierigkeiten hat üben.
also ich glaube schon dass es nach dem absetzen bis zu einem gewissen grad wieder besser wird aber das logische denken muss auch wieder trainiert werden (nach meiner erfahrung).
MfG
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deu
Helferlein
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Bielefeld M, 28
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Fri, 28.Jan.05, 18:07 Re: medikamente absetzen? |
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Hallo,
zeke123 wrote: | aus diesem grund habe ich die medikamente nun seit ca. 3-4 monaten (gegen den rat meines arztes) komplett abgesetzt und mir geht es auch einigermassen gut damit. bei meinem letzten termin klärte ich meinen arzt darüber auf, dass ich die medis nun schon seit diesem zeitpunkt nichtmehr nehmen würde. |
Quote: | ich verstehe mich eigentlich relativ gut mit meinem arzt |
Das passt doch irgendwie nicht zusammen. Im Idealfall hat man einen Arzt, dem man selbst in einer akuten Psychose noch vertraut; du sagst im Grunde, dass du ihm selbst in einer relativ guten Phase nicht wirklich vertraust. Vielleicht interpretiere ich da jetzt auch einfach zu viel rein.
Ansonsten würde ich mich an deiner Stelle nicht unter Druck setzen lassen, deine Entscheidung kannst du deinem Arzt mitteilen, wenn du dich entschieden hast und auch dann kannst du deine Meinung wieder ändern. Die interessante Frage ist doch an welchem Punkt würdest du wieder Medikamente nehmen, ich würde da einfach nicht so eine entweder-oder Kiste draus machen. Auch wenn du dich gegen Medikamente entscheidest wäre zu klären wie es weitergeht, vor allem wenn du deinen Arzt nicht mehr so regelmäßig siehst. Falls du doch mal wieder Medis brauchst sollte die Hürde Arztbesuch ja möglichst niedrig sein.
Spontan würde mir noch die Möglichkeit einfallen noch mal für 4-6 Wochen eine leichte Dosis einzunehmen und erst dann zu entscheiden. Vielleicht kannst du danach Wirkungen und Nebenwirkungen besser abschätzen als so aus der Erinnerung. Wenn du keine Medikamente mehr nimmst musst du halt die Last tragen, die dir die Medikamente abgenommen haben, auf Frühwarnzeichen achten, schauen wie du dir was gutes tun kannst, Belastungen einschätzen, etc. So eine Rückfallstatistik ist halt ziemlich blutarm, wichtiger finde ich, dass du deine Behandlung auch wirklich mitträgst, ob nun mit oder ohne Medikamente
Und auf eine eventuelle Therapie kannst du einfach deinen Arzt ansprechen.
LG
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