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fool
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Post Mon, 21.Apr.03, 21:45      Beziehung Eltern / Freundin - kann man das aushalten? Reply with quoteBack to top

Was kann man mir raten? Kurz zu meinem Problem: Ich habe seit 1,5 Jahren eine Beziehung zu einer Frau, die scheinverheiratet ist. Dazu später mehr.
Sie ist die erste Frau in meinem Leben, es hat sich früher einfach nix entwickelt. Ich bin jetzt 30 und ich habe die Jahre über immer mehr an mir gezweifelt. Niemanden zu finden hat mich ziemlich depressiv gemacht, bis heute obwohl ich jetzt ja eine Freundin habe. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr lieben kann und ein gestörtes Verhältnis zu anderen Menschen entwickelt habe. Richtig verliebt bin ich in meine Freundin glaube ich nie gewesen, vielleicht war es eher Neugier, sehen wie es ist in einer Beziehung zu leben.
Es gibt da aber auch noch andere Dinge, die grosse Belastungsfaktoren in meinem Leben sind:
Wie schon oben erwähnt ist meine Freundin scheinverheiratet, sie sagte mir dies bevor wir zusammen waren. Also kann ich mir indirekt den Vorwurf machen, selber Schuld und Du hättest es ja wissen müssen was Deine Familie dazu meint und wie sich das Verhältnis zu ihnen entwickeln wird. Ok, zugegeben ich habe schon daran gedacht, aber mir war es damals einfach egal und ich hatte keinen Bock noch weiter nach Frauen zu suchen. Ich kann meine Eltern gut verstehen, dass sie sich um das Wohl ihres Sohnes sorgen. Meine Eltern+Bruder können es bis heute nicht verstehen, wie ich nur diese Beziehung eingehen konnte. Ich muss dazu sagen, dass meine Eltern sehr gläubig sind und ich mit jemandem zusammen bin, der verheiratet ist. Ich muss aber dazu sagen, dass diese Ehe eine reine Papierehe ist, die Ehe wurde nur geschlossen um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Natürlich finde ich so eine Aktion auch nicht astrein und man hätte es auf eine andere Art versuchen müssen.

Wo liegt nun das eigentliche Problem? Um es kurz zu machen, ich bin sozusagen zum Hauptbelastungsfaktor unserer Familie geworden, wegen meiner Beziehung. Meine Mutter sagte mir schon "Du hast grosses Leid über uns gebracht", "wir haben so viel für Dich gemacht, wie konntest Du das nur tun", "Du verstösst gegen die Gebote Ehebruch und Vater und Mutter ehren". Wenn ich mich bei meinen Eltern blicken lasse ist immer eine gespannte Atmosphäre vorhanden, jedoch kein Streit. Wenn einer aus unserer Familie evtl. erkrankt, kann ich dann dafür verantwortlich gemacht werden?
Ich hasse es immer im Mittelpunkt zu stehen, mich regt das alles immer mehr auf und es macht mich müde. Ich merke, dass die Distanz zwischen uns immer größer wird und das finde ich zum Kotzen. Wie soll ich mich denn verhalten? Diskutieren? Ich glaube es gibt keine Lösung für mein Problem. Jedenfalls stehe ich kurz davor meine Beziehung (auch wegen anderer Dinge, das habe ich im thread "Eifersucht" gepostet) zu beenden. Es wird alles zuviel für mich. Ich habe einfach keine Lust mehr auf den ganzen Scheiss. Übrigens nebenbei soll ich ja noch lieben, geht das denn überhaupt? Wenn ich zu meiner Freundin sage ich liebe Dich, lüge ich dann? Vermutlich schon und richtig toll fühle ich mich nie dabei, ich habe einfach das Gefühl liebesunfähig zu sein bzw. geworden zu sein. Ich fühle einfach nichts, das tut weh und ich kann es niemandem sagen. Ich bin zu dumm lieben zu können, inklusive mich selbst. Wahrscheinlich bin ich deswegen auch noch nicht psychisch zusammengebrochen, weil ich unbewusst eine Mauer um meine Seele herum gebaut habe, eine die immer dicker wird.

Danke fürs zuhören

fool
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Post Wed, 23.Apr.03, 0:26      Reply with quoteBack to top

You are such a fool!

Hi fool!


Zum ersten. Du führst deine Familienbeziehung in deiner Liebesbeziehung weiter. Ist dir das schon aufgefallen?

Zu deiner Familie, soweit ich das richtig verstanden habe. Deine Familie ist keine Familie mit Gefühl und Liebe, sondern eine Scheinfamilie auf dem Papier. Eine Scheinfamilie, die geschlossen wurde um an und für sich gute christliche Gebote in profaner Art und Weise auszulegen. Die zehn Gebote haben durchaus ihre Berechtigung. Wenn man sie aber nicht fühlt diese zehn Gebote, sondern nur wie einen Vertrag einhält aus Angst vor göttlicher Rache, genauso wie es früher viele Menschen aus Gottesfurcht getan haben, dann kommt auch nicht die heilige christliche Nächstenliebe dabei heraus, sondern ein typisches mittelalterliches und zeugenjehover´sches System, das auf Buße und Angst vor Bestrafung basiert. Gottesfurcht – Furcht schafft Angst. Was hat Angst mit der All-Liebe Gottes zu tun? Der Christus predigte die Vergebung und die Nächstenliebe. Aber er verkündete weder Furcht noch Angst, noch daß Gott uns alle in die Hölle schicken wird.

Ich wage jetzt einmal zu behaupten, daß deine Familie die zehn Gebote nicht einmal aus rein christlichen Aspekten einhält, sondern die heiligen Gebote missbraucht um dein Leben zu manipulieren. Ich unterstelle ihnen nicht, daß sie es bewusst tun, vermutlich haben sie es nie anders kennen gelernt. Hier magst du mir nun zustimmen oder nicht.

Unterm Strich jedoch ist es auffällig, daß deine Familie dich nicht so unterstützt, wie es Familie tun sollte. Deine Familie lebt nach einem Vertrag, der vor 1500 Jahren nachträglich von den damaligen Christen verfasst wurde. Dieser Vertrag wurde im Laufe der Jahrhunderte ständig von der geistlichen Obrigkeit dazu verwendet um Angst und Schrecken unter dem Pöbel zu verbreiten. Mit der Angst vor der Hölle wurden die Massen unter Kontrolle gehalten und bis aufs Blut ausgebeutet. Der Klerus hat unter der Schirmherrschaft Gottes in Prunk und Protz gelebt während die Bauern verhungerten und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind. Das alles nicht weil die Lehre des Christus sie dazu angestiftet hat, sondern weil wir eben alle Menschen sind. Und Menschen interpretieren eben so wie sie es brauchen.

Jesus hat uns ein Geschenk gemacht, er hat uns eine Anleitung für ein besseres Leben hinterlassen. Die Lehre Jesu beinhaltet aber schon in seinem Kern die Freiwilligkeit. Niemand kann zu etwas gezwungen werden, das er nicht will. Deswegen hat Jesus selbst nie jemandem seinen Willen aufgezwungen, sondern eben gepredigt. Liebe zwingt nicht. Das wäre ein Paradoxon.

Wie also entsteht soviel Leid aus so einer heiligen Sache? Weil die christliche Lehre oft nichts mit ihrer Auslegung durch den Menschen zu tun hat. Das Schwert ist nicht böse. Es kann dazu verwendet werden um einen Menschen zu töten oder auch um ein Eitergeschwür aufzuschneiden und zu reinigen und somit ein Leben zu retten. Es ist Auslegungssache. Die Frage ist jetzt, wenn der Mensch glaubt eine heilige göttliche Lehre über die Liebe in einem Vertrag zu verankern und dieser Vertrag dann dazu dienen kann, durch Auslegung, die Menschheit zu unterjochen um die eigenen Trieb zu befriedigen, was ist so ein Vertrag wert?

Besser gesagt, wenn ich einen guten Sinn habe und diesen guten Sinn vertraglich so fixiere, daß ich damit ein völlig anderes Ergebnis erhalten kann, ein Ergebnis welches dem ursprünglichen Sinn entgegenwirkt und widerspricht in seiner Auswirkung, worüber sagt das etwas aus? Über den ursprünglichen Sinn, über das Konstrukt Vertrag, oder über dessen Auslegung?

Eines steht fest. Wenn ich den Sinn in einen Vertrag übersetze und den Vertrag dann in eine Auslegung übersetzen kann, dann muß das nicht mehr viel mit seiner ursprünglichen Sinnhaftigkeit zu tun haben. Kann, muß aber nicht.


Deine Eltern sprechen von Familie und Liebe. Dennoch leben sie einen Vertrag, den sie noch nicht einmal in seiner Sinnhaftigkeit verstehen. Das wird auf jeden Fall aus deiner Beschreibung ihres Verhaltens klar. Sie leben eine Sinnhaftigkeit, die ihnen nicht bewusst ist nach einem Vertrag, an den sie sich streng halten, der ihnen von irgendjemandem interpretiert wurde und der von ihnen selbst noch nicht einmal hinterfragt wird. Die ursprüngliche Sinnhaftigkeit erfüllt sich in keinem Fall.

Du lebst als Teil einer rein vertraglichen Ehe. Diese Art der vertraglichen Ehe deiner Freundin mit ihrem gesetzlichen Ehemann ist nun ein Paradebeispiel von Auslegung. Der Vertrag wurde legal abgeschlossen. Er hätte vermutlich sogar vor der Kirche Anerkennung erlangt. Er entspricht den gesetzlichen Forderungen und stößt ausgerechnet bei deinen Eltern auf Widerstand. Warum? Du hinterfragst den Schein wenigstens. Da bist du deinen Eltern voraus. Und so soll es auch sein. Die Nachkommen müssen den Vorfahren immer um ein Stück voraus sein. Das ist nur natürlich. Das ist Fortschritt. Das nennt man Evolution. Die Entwicklung hin zu etwas Besserem.

Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Du übernimmst die Thematik deiner Eltern und wunderst dich was passiert. Aber das ist völlig normal. Alle Kinder übernehmen die elterliche Thematik. Die Frage ist nur was man daraus machen will. Willst du weiterhin eine Mauer aufziehen um dich zu schützen? Oder willst du dich deiner Lebensaufgabe stellen, was immer das auch für eine sein mag?

Eines ist sicher und es liegt auch auf der Hand. Du trennst dich von deinen Eltern. Aber schafft man das mit einer Mauer, oder dadurch, daß man die Umstände durchschaut und die ursprüngliche Sinnhaftigkeit selber interpretiert? Du löst dich aus dem einen Vertrag und schlitterst in den nächsten. Das Leben will dir so etwas zeigen. Mach die Augen nicht zu und mauer dich ein, sondern sei aufmerksam und lerne.


Wenn du dich weiter unterhalten möchtest, bin ich gerne da.

Liebe Grüße

Darius

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Alles beginnt und endet am rechten Ort und zur rechten Zeit.
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fool
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M, 32


Post Thu, 24.Apr.03, 23:09      Reply with quoteBack to top

Hallo Darius!

Zuerst mal danke, dass Du Dir Gedanken über mein Posting gemacht hast.

Also sicherlich hast Du nicht ganz unrecht, dass ich meine Familienbeziehung in meiner Liebesbeziehung weiterführe. Aber macht das nicht jeder Mensch automatisch, der Eltern hat und diese mag? In der Regel geht das ja auch gut, nur was ist wenn es von elterlicher Seite mit der Toleranz etwas hapert wie in meinem Fall? Hast Du den Kontakt zu Deiner Familie abgebrochen, als Du in einer Liebesbeziehung warst? Sollte ich das machen? Normal wäre es doch wohl eher, TROTZ Freundin ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern zu haben!!!
Ich habe bis heute nicht ganz kapiert wieso meine Familie sich selbst das Leben so schwer macht wegen mir. Ich habe trotz allen Diskussionen und Gebeten keine Schuldgefühle, auch wenn man schon oft versucht hat mir das einzutrichtern.

Sicherlich ist es so rübergekommen, dass ich mir ein schlechtes Gewissen einreden lasse. Ich habe einen grossen Dickschädel und bin psychomäßig nicht manipulierbar, auch nicht von meinen Eltern. Nur bin ich ein Mensch, der keine Dauerkonflikte mag. Schon gar nicht mit meiner Familie. Ich hätte gerne eine Lösung für diesen ganzen Scheiss. Sicherlich wäre es eine Möglichkeit, den Kontakt abzubrechen, aber ist dies die Ultimativlösung und wäre das nicht etwas einfach? Klar muss ich mein Leben leben, nur ist verdrängen für mich keine Lösung. Irgendwann holt es mich dann ein. Du sprachst die Ablösung von meiner Familie an, ich denke ich habe mich schon vor meiner Beziehung unbewusst abgelöst. Am gernsten bin ich alleine und habe niemanden um mich rum. Ich mag es nicht, wenn man sich zu sehr um mich sorgt. Meine Mauer habe ich nicht wegen dem Konflikt mit meiner Familie gebaut, eher aus Schutz vor Enttäuschungen in Sachen Liebe zu Frauen. Vielleicht spiegelt sich dieser Schutz aber auch unbewusst in anderen Lebenssituationen wider.

Meine Familie steht hinter mir, obwohl sie meine Liebesbeziehung nicht akzeptiert. Nein, ich will sie jetzt nicht in Schutz nehmen, es ist so und ich weiss das. Es ist schwer diese Situation in Worten zu beschreiben. Ich vermute, dass speziell meine Mutter ein Problem mit meiner Liebesbeziehung hat. Jedenfalls gehen schwierige Diskussionen immer von ihr aus. Ich denke meine Mutter liebt mich zu sehr und sieht dies selbst nicht, sie kann mich nicht richtig loslassen und will mich nicht ins Unglück rennen lassen. Ich habe schon mal im Streit gesagt, sie soll sich nicht immer in mein Leben einmischen. Paradoxerweise erdrückt und bedrängt mich meine Freundin auch mit ihrer Liebe, richtig umgehen kann ich beidesmal nicht und vielleicht sollte ich in beiden Beziehungen mehr auf Distanz gehen. In letzter Zeit spiele ich mit dem Gedanken mich von meiner Freundin zu trennen und mit meiner Familie weniger Kontakt zu haben, ich bin müde und will einen Neuanfang. Kannst Du meine Reaktion verstehen? Es ist mir alles zu viel, ich möchte wieder ein freier Mensch werden. Ich drehe mich schon zu lange aim Kreis.
Es ist nicht nur der Konflikt Freundin/Familie der mich nervt, ich bin auch sonst nicht so glücklich mit meiner Beziehung.


Lieber Gruss
fool
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