Author |
Message |
Mr.Slayer
sporadischer Gast
8
Hamburg M, 29
|
Tue, 11.Jan.05, 11:04 Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
Hallo!
Mein Problem besteht seit einigen Monaten. Seitdem bin ich sehr interessenlos geworden und bin auch sehr emotionlos. Das äußert sich darin, daß ich mich für Dinge, die mir Freunde erzählen überhaupt nicht interessiere, daß ich selbst nicht weiß was ich mit mir anfangen soll und daß ich Problemen anderer Menschen gegenüber total gefühlskalt bin.
Bin auch bei einer Psychologin in Behandlung, aber die Gespräche haben noch nicht wirklich eine Verbesserung erbracht.
Kennt ihr ähnliches? Wie kann ich wieder Interesse erlangen? Wie kann ich es lernen, daß ich wieder Freude und Trauer empfinden kann?
Liebe Grüße,
Frank
|
|
|
|
|
Werbung |
|
Lacoona
sporadischer Gast
9
Deutschland W, 25
|
Tue, 18.Jan.05, 20:50 Re: Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
Hallo Frank,
also ich hatte dasselbe Problem wie Du. Null Interesse an irgendetwas und zuhören konnte ich auch nicht. Weil ich zusätzlich noch unter Einsamkeit litt, habe ich dann mir eine Traumwelt gebastelt.
War aber immer wieder bei Psychologinnen bis mich dann eine in die Tagklinik verwiesen hat. Man kann da freiwillig hingehen, um wieder neu leben zu lernen. Mir hat es sehr viel gebracht, konnte wieder zuhören, sich für die Probleme anderer interessieren. Seitdem habe ich auch meine Berufung gefunden .
In der Tagklinik lernt man halt wieder, wie man mit anderen Menschen umgehen kann und die helfen einen auch wirklich. Zumindest ist das so im Augsburger Klinikum. Da gibt es ein Programm, das man halt mitmachen muss und so kann man auch Gefühlskälte überwinden.
Ich hoffe, ich habe Dir ein kleinwenig helfen können.
Liebe Grüße
Lacoona
|
|
|
|
|
markus
Helferlein
83
Wien M, 26
|
Wed, 14.Sep.05, 16:49 Re: Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
Hallo,
mich beschäftigt schon seit einiger Zeit ein Gefühlskälte. Vor ein paar Monaten dachte ich noch, ich habe eben im Moment kein Interesse an Kontakten zu Mitmenschen, Beziehungen,... Damals wollte ich nur meine Ruhe haben. Genau nach einem solchen Beitrag suchte ich und wurde fündig:
http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=11841&start=0 &postdays=0&postorder=asc&highlight=
Mittlerweile bin ich der Ruhe überdrüssig, aber ich will zu niemanden in Beziehung treten. Ich war ein extrem guter Zuhörer, aber wenn ich zuhör denk ich mir, ich wills nicht wissen, mich interessiert das nicht. im grunde ist es so: ich will nicht einsam sein, ohne mit jemanden Kontakt zu haben. Ich stellte fest, dass es mir schwerer fällt mich mit Menschen meines Vertrauens zu unterhalten. Die haben mich begonnen zu nerven. In erster Linie weil ich das Gefühl hatte, es reden nur sie und ich komm nicht zu wort. ganz stimmt das nicht, denn in den anfängen dieser beziehungen als ich noch tief in depressionen versunken war, konnte ich mehr mitreden. ich hatte interessen, oder konnte interessen zeigen. wenn ich mir selber zuseh, halt ich mich für verbittert. überrascht mich da in meinem leben das letzte 3/4 jahr gut gelaufen ist. die depressionen schienen überwunden, und ich beendete daher die therapie.
mich schockiert, dass wenn ich desinteresse verspüre, aggression mitschwingt.
ich bin ein mensch der in bildern denkt. wenn mir jemand vom urlaub erzählt hat, so hab ich mir das in bildern ausgemalt. diese bilder -"ansichtskarten" - waren schön. als mir letztens eine freundin vom urlaub erzählte, entstanden keine bilder. ich empfand überhaupt nichts.
ich fühle mich desinteressiert, desillusioniert, unmotiviert. Aber nicht depresssiv. Ich hatte Depressionen, ich war mir unsicher, und ich bin heute viel weiter als damals. Leben ist nicht mehr so schwierung und trotzdem diese Gefühle. Ich habe soviel erreicht, und bin auch zufrieden mit mir. Perfekt ist es nicht, aber was ist schon perfekt.
Ich versteh das nicht.
lg markus
|
|
|
|
|
Dependent
Helferlein
88
Deutschland W, 42
|
Thu, 15.Sep.05, 10:09 Re: Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
Hallo Markus,
bezieht sich dein Desinteresse in erster Linie auf deine Mitmenschen oder auf das Leben insgesamt?
Wenn dir das Leben an sich uninteressant erscheint (und daher auch die Kontakte): Was hat sich in der letzten Zeit verändert? Gibt es etwas, was dir fehlt?
Wenn du vor allem kein Interesse an Kontakten hast, liegt es vielleicht daran, dass du dich selbst nicht in die Beziehungen einbringen kannst. Du warst "ein extrem guter Zuhörer" - jetzt merkst du offenbar, dass dir das nicht reicht und ziehst dich ganz aus den Beziehungen zurück. Vielleicht, weil du zwar erkannt hast, dass es dir nicht reicht zuzuhören, aber den nächsten Schritt noch nicht gemacht hast: dich selbst auch mal in den Mittelpunkt zu stellen.
Viele Grüße
Dependent
|
|
|
|
|
Werbung |
|
markus
Helferlein
83
Wien M, 26
|
Fri, 16.Sep.05, 21:35 Re: Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
Hallo Dependent,
danke für deine Antwort.
Quote: | Vielleicht, weil du zwar erkannt hast, dass es dir nicht reicht zuzuhören, aber den nächsten Schritt noch nicht gemacht hast: dich selbst auch mal in den Mittelpunkt zu stellen. |
Hmm, genau das ist es wohl. Ein gewisses Desinteresse am Leben kann ich auch nicht verleugnen. Auf letzteres komme ich später noch zurück.
Ich kann mich immer noch an eine Situation vor knapp 10 Monaten erinnern. Ich traf mich mit einer Freundin und dachte, ich hätte viel zu erzählen. Ich hatte sie einige Zeit nicht gesehen da ich wegen der Diplomprüfung sehr unter Druck stand. Die war jetzt hinter mir, ich hatte mein Studium abgeschlossen. Jippie. Beim Treffen sprach ich vieleicht eine (vielleicht auch 2 oder 3) Minute über die Prüfung. Mir fiel nicht viel dazu ein, sprach nicht flüssig; wahrscheinlich weil ich solange kaum Kontakt zu Menschen hatte, denn der Studienabschluss ging vor. Ich hätt mir erwartet, dass sie sich Mühe gibt, mich zum weitererzählen motivert, Interesse zeigt. Stattdessen sprachen wir nur über ihre Angelegenheiten und Probleme. Dh. sie sprach und hörte zu. Ich war sehr verärgert.
Ich habe häufig eine Redehemmung weil ich mich für einen langweiligen und einen für die Zuhörer anstrengenden Erzähler halte. Langweilig, langatmig, nach Worten ringend, mit vielen ähs, monotoner Stimme, sachlich. Wenn da vom Zuhörer nicht zurückkommt, komme ich zum verstummen. Erst recht wenn er dass Thema wechselt.
Am leichtesten sprech ich noch über Sachthemen, wo ich entsprechendes Hintergrundwissen habe (sprich ich mir sicher bin, sachlich gut drauf zu sein). Durch die lange Zeit der Depression (mit 14 gings los) gibt es kaum Dinge außerhalb des Studiums, mit denen ich mich beschäftigt habe. Geschweige denn habe ich Meinungen entwickelt. Diskussionen führte ich nie. Und Gefühle habe ich keine.
Ich bin mit meine Lebenssituation nicht wirklich zufrieden. Ich bewege mich am Stand, ohne spezielle Interessen zu entwickeln oder Gefühle (denke da an Freude, Liebe) zu empfinden. Mein Job ist für mich nicht Berufung, das Studium behielt ich bei, weil Halt gab und beendete es aus Pragmatismus. Zur Zeit bin ich noch dazu körperlich etwas angeschlagen. Davor konnte ich durch Sport zu Endorphine kommen. Im Krankenstand phantasierte ich vom Aussteigerleben: Tierpfleger, Buchbinder (Anlass: habe einen Zeitungsartikel über einen der letzten Salzburger Buchbinder gelesen) .... Alles eher romantische, vorallem aber naiv Phantasien. Zurück in der Realtät spüre ich nichts, was mich dazu treiben könnte, diesen Weg einzuschlagen.
Mir ist klar geworden, wie sehr ich Mitmenschen - Freunde, Bekannte - brauche, aber nicht fähig bin, mich ihnen anzunähern. Ich finde keinen Draht zu ihnen, ich kann nicht kommunizieren. Das betrübt mich. Ich könnt mich auf den Job fixieren, wie eine Maschine funktionieren. Das kann nicht der Sinn des Lebens sein. Ich will auf Menschen zugehen, mich unterhalten, aber stärker wirkt in mir der Glaube (der auf Erfahrungen aufbaut), genau das nicht zu können.
lg Markus
|
|
|
|
|
herbst
sporadischer Gast
7
Wien W, 35
|
Fri, 16.Sep.05, 22:22 Re: Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
hallo markus,
deine gedanken haben mich sehr bewegt...fast alles was du geschrieben hast kenne ich auch von mir und es ist irgendwie eine kleine erleichterung zu lesen dass es auch andere menschen gibt denen es so geht
ich bin irgendwie total zweigeteilt, einerseits fühle ich mich immer wieder sehr einsam, andererseits schaffe ich es meistens nicht jemanden anzurufen und mir etwas auszumachen, auch weil ich einfach keine lust auf fortgehn hab...es ist mir einfach oft zu mühsam weil die meisten leut eh nur immer über sich reden (nicht alle)
manchmal hab ich das gefühl überhaupt nicht in diese heutige welt zu passen, vielleicht bin ich auch einfach zu sensibel, ich weiss es nicht
depressionen sinds keine, die hab ich erfolgreich hinter mich gebracht durch eine therapie...aber dieses gefühl der einsamkeit macht mich tw echt fertig
also wenn ich den sport nicht hätt zum austoben wär ich wahrscheinlich schon ausgezuckt wegen dieser inneren unruhe
VLG
|
|
|
|
|
Werbung |
|
Dependent
Helferlein
88
Deutschland W, 42
|
Mon, 19.Sep.05, 12:00 Re: Interessenlosigkeit und Gefühlskälte |
|
Hallo Markus,
wenn du wirklich Interesse an Kontakten zu anderen hast, aber den Eindruck hast nicht kommunizieren zu können, würde ich dir eine Gruppentherapie empfehlen. Mir hat das jedenfalls sehr geholfen, um mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit anderen zu entwickeln, meine Meinung sagen zu lernen, mir mehr Raum zu nehmen als früher. Es ist allerdings ein langer Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Gleichzeitig lernst du in einer Gruppentherapie Menschen kennen, zu denen sich schnell intensive Kontakte aufbauen lassen und mit denen du dich auch privat treffen kannst. Und du wirst irgenwann auch entdecken, dass du sehr wohl Gefühle hast. Die Sehnsucht nach Beziehungen und der Ärger über deine Freundin, die dich nicht zu Wort hat kommen lassen, sind ja schließlich Gefühle...
Viele Grüße
Dependent
|
|
|
|
|
|
|