Mit schlechter Verfassung/ Laune zur Thera - sinnvoll?

Helferlein 36 Salzburg W, 26

Bis jetzt bin ich eigentlich immer ganz gerne zur Therapie gegangen, obwohl es manchmal total anstrengend ist und ich auch Angst habe, was denn diesmal wieder alles hoch kommt. Vorallem die Stunden /Tage nach der Therapie kann es vorkommen, dass ich total neben mir stehe, zu nichts zu gebrauchen bin und die Gedanken arbeiten vor sich hin. Das finde ich einerseits gut, da sich in meinem Kopf etwas tut, etwas ver- bzw. bearbeitet wird, was ich ja will. Aber manchmal hasse ich es auch, weil ich diese Grübelei dann nicht abstellen kann und leide sehr darunter. Die Therapie verschlimmert dann meine Situation noch zusätzlich, mir geht es schlechter als zuvor. Das Problem ist, dass es mir nicht direkt in der Therapiestunde sofort mies geht, sondern erst Stunden danach einsetzt und ich alleine mit meiner Verfassung zu recht kommen muss, was nicht ganz leicht ist.

Nun ist es mir auch schon zweimal passiert, dass es mir auf Grund privater/ beruflicher Gegebenheiten so schlecht ging, dass ich nicht einmal mehr zur Therapiesitzung wollte. Ich will dann nicht zur Therapie, nicht über meine Gefühle/ Situation reden, sondern nur meine Ruhe haben und selbst meinen Therapeuten nicht mehr sehen. Bis jetzt habe ich mich trotzdem immer zur Sitzung geschleppt (... weil ich die Sitzung auch zahlen müsste, wenn ich nicht erscheine, wenn ich am selben Tag absage), doch wenn ich dann in solch einem Zustand bin, ist mit mir nichts anzufangen - ich rede nicht viel, mein Therapeut nervt mich, ich kann nichts aufnehmen was er mir sagt, meine Gedanken gehen ganz konfus durch meinen Kopf (ich kann meine Gedanken nicht ordnen, weil es so viele Probleme sind, die mich belasten) und ich will nur weg.

Prinzipiell heißt es ja, dass man - gerade wenn es einem mies geht - sich überwinden sollte und doch zur Sitzung erscheinen sollte. Aber wenn ich so ganz neben mir stehe, dann frage ich mich schon, inwiefern die Sitzung Sinn macht. Ich nehme aus solchen Stunden absolut nichts für mich mit - weil ich nichts aufnehmen kann. Wäre es dann nicht doch besser, zu Hause zu bleiben? Hinzu kommt noch, dass die Sitzungen ja nicht billig sind und ich bezahle zwar, aber im Grunde ist es vergeudetes Geld in diesem Falle.

Was haltet ihr davon? Kennt ihr solche Situationen und wie habt ihr sie gelöst?

Koala

Moderatorin 1117 Wien W, 24

hallo schlafender koala

das problem kannte ich sehr gut... früher als es mir extrem schlecht ging war es bei mir genauso.. ich hatte eigentlich überhaupt keine lust zur therapie zu gehen und wenn ich dort war, hab ich díssoziiert oder war sonst total abgelenkt und hab eigentlich nichts mitgekriegt, was ja auch für meinen therapeuten nicht sehr toll war... mein thera meinte, ich kann ja auch einfach nur da sitzen und nix sagen oder mit ihm übers wetter reden... es ist meine stunde...

im prinzip kannst du in der therapie alles machen und du kannst auch mit dem therapeuten über alles reden, also red mit ihm dadrüber... überlegt gemeinsam, was ihr da machen könnt... und wie ihr das problem am besten löst... dein therapeut wird nicht böse sein oder so, er wird sogar erfreut sein, wenn du dich ihm mitteilst..

grüße fa

Forums-Gruftie 917 Deutschland W, 35

Hallo Koala,

Quote:

Prinzipiell heißt es ja, dass man - gerade wenn es einem mies geht - sich überwinden sollte und doch zur Sitzung erscheinen sollte. Aber wenn ich so ganz neben mir stehe, dann frage ich mich schon, inwiefern die Sitzung Sinn macht. Ich nehme aus solchen Stunden absolut nichts für mich mit - weil ich nichts aufnehmen kann.

ich halte nichts von prinzipiellen Aussagen zur Therapie (einige solcher Aussagen haben mich auch schon verunsichert) - jeder Mensch ist halt individuell. Ist schwierig, wenn man nicht weiß, wie Therapie an sich funktioniert. Aber so wie Du es schilderst, hört sich das von Dir so deutlich an, daß Du Dein eigenes Gefühl dabei sehr ernst nehmen solltest. Trotzdem könntest Du Dir ja vornehmen, darüber nochmal mit Deinem Therapeuten zu sprechen (Du solltest selber wissen, ob das dann passender ist, wenn es Dir gut geht oder dann, wenn es grade wieder so eine Stunde ist, wo Du eigentlich nicht hinwillst). Vielleicht hat Dein Therapeut eine Idee, wie ihr es anders gestalten könnt, die Dir sinnvoll erscheint, z.B. daß ihr dann was ganz anderes macht.

Viele Grüße
Stöpsel

Forums-Gruftie 885 Köln W, 35

Also ich gehe in solchen Fällen auch zur Therapie. Entweder versuchen wir dann trotzdem weiterzuarbeiten, oder wir reden über mein Problem. Meistens redet mein Therapeut in solchen Stunden etwas mehr. Es gibt auch die Möglichkeit, dass er mir dann einfach etwas vorliest. Bis jetzt habe ich dieses Angebot noch nicht wahrgenommen, aber ich denke, wenn mir danach ist, würde ich es tun. Das würde mich vielleicht etwas ablenken, so dass es mir danach besser geht. Und anschließend könnte man über die Geschichte reden, das wäre vielleicht angenehmer als direkt über sich zu reden.

Helferlein 129 Wien W, 25

also ich kenn das auch... bei mir is es so, dass dieses nicht hingehn wollen zwar auch von irgendwas therapiefernen bedingt ist. doch komm ich meist - wenn auch manchmal erst viel - später drauf, dass es auch was mit den stunden zu tun hat. eben irgendwas, wovor ich angst hab, was mir zu steil ist, was auch immer...
ich hab die erfahrung gemacht, dass es mir gut tut, das gleich zu beginn der stunde zu sagen, dass ich absolut nicht kommen wollte oder so. dann weiß meine therapeutin gleich, wie sie dran ist. und meist kommt dann eh schon bald raus, was der eigentliche grund ist. ist zwar im ersten moment dann vielleicht noch schlimmer, als es vorher war und ich hab das gefühl, nix mehr zu packen. aber schon kurz danach bin ich eigentlich froh, dass das heraußen ist und dass ich jetzt weiß, was los ist/war.

und wenn mein nicht-hingehn-wollen wirklich nur aus dem "normalen" leben rührt, dann besprech ich das trotzdem mit meiner therapeutin. vielleicht hat sie ja da auch irgendeinen hinweis...

Helferlein 36 Salzburg W, 26

Danke für das Niederschreiben eurer Erfahrungen zu diesem Thema.

Jelka schrieb:
"Meistens redet mein Therapeut in solchen Stunden etwas mehr. Es gibt auch die Möglichkeit, dass er mir dann einfach etwas vorliest."

Ja, bei mir redet er dann auch mehr, sonst wäre nur Stille im Raum, weil ich stumm wie ein Fisch bin und kein Wort reden will. Nur leider ertrage ich in diesem Moment auch sein Gerede nicht, seine Person nicht, diese Therapie nicht, eben nichts. Wenn er mir dann sogar etwas vorlesen würde - es wäre sinnlos. Ich könnte nicht zuhören, mich nicht konzentrieren auf seine Worte.

snuffi6 schrieb:
"Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es mir gut tut, das gleich zu Beginn der Stunde zu sagen, dass ich absolut nicht kommen wollte oder so. Dann weiß meine Therapeutin gleich, wie sie dran ist."

Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich absolut keine Lust hatte zu kommen und am liebsten nicht hier sein würde. An meiner Laune bekommt er meist eh gleich zu spüren, wie er bei mir dran ist. Es tut mir echt Leid, wenn ich meine Laune dann ein bisschen raus lasse, obwohl ich mich bemühe, sie nicht an ihm los zu lassen - wie kommt denn der arme Kerl dazu .... der kann ja nichts dafür, dass es mir so besch... geht.
Solche Stunden ziehen sich für mich so lange wie ein Kaugummi und ich schaue ständig auf die Uhr und hoffe, dass die Stunde schnell vergehen möge, während er weiter auf mich einredet.

Er merkt ja auch (denke ich halt), dass mir nicht zum Reden zu Mute ist und ich seinen Worten nicht folgen kann, doch dann wundert es mich, dass er nicht von selbst sagt: "Wenn Sie gehen wollen, dann können Sie das (... das Geld aber bitte vorher ablegen *g)." Oder dass er mich nicht rausschmeisst, wenn meine Laune zuwider ist.

Koala

Helferlein 129 Wien W, 25

wieso traust du dich nicht? es kann dir nichts passieren! wenn es dir immer gut ginge, wärst du ja wahrscheinlich gar nicht dort. so bekommt dein therapeut halt mit, wie es aussehen kann, wenn du schlecht drauf bist. und ihr könnt dann vielleicht gemeinsam schaun, was dir helfen könnte.
dachte früher auch immer, ich muss gut drauf und aufnahmefähig sein, wenn ich stunde hab. aber dem ist nicht so! der therapeut darf ruhig mitbekommen, dass es dir nicht so gut geht!

Helferlein 137 Tübingen W, 28

Hallo Koala,
ich verstehe auch nicht ganz, warum Du Dich nicht traust zu sagen, dass es Dir so schlecht geht, dass Dir noch nicht einmal nach Therapie zumute ist. Der weiss das doch eigentlich auch so. Schlimmer als eine Stunde da sitzen und nichts zu sagen kann es doch eigentlich auch nicht sein, oder? Vielleicht ergibt sich ja doch ein gutes Gespräch darüber, warum Du Dich so schlecht fühlst. Und wenn nicht, kannst Du ja danach immer noch die Stunde absitzen und nichts sagen - oder auch früher gehen.
Liebe Grüße,
Deine Coco

sporadischer Gast 18 Deutschland W, 28

hej koala,

das kommt mir irgendwie bekannt vor.

um hier mal den hobbypsychologen heraushängen zu lassen *g*: hast du mal daran gedacht, dass deine abneigung zur therapie zu gehen vielleicht etwas mit deinem therapeuten zu tun haben könnte.
bist du sauer auf ihn?

ich denke, wenn es nicht möglich für dich ist, mit ihm zu sprechen, ist es möglicherweise eher ein vertrauensproblem, welches dich hemmt und blockiert.

...war nur so'ne idee.

lg

sporadischer Gast 17 Deutschland W, 37

Hallo Koala,

Quote:

Nur leider ertrage ich in diesem Moment auch sein Gerede nicht, seine Person nicht, diese Therapie nicht, eben nichts.

Könnte es sein, dass du in solchen Situationen am wenigsten dich selbst erträgst? Mir geht es manchmal so. Eigentlich sehne ich mich dann nach jemandem der mich trotzdem aushält - und will gleichzeitig nur weg. Froh bin ich über die Situationen, in denen ich es geschafft habe nicht wegzulaufen.

Keine Ahnung, ob dir das bekannt vorkommt?

Quote:

wie kommt denn der arme Kerl dazu .... der kann ja nichts dafür, dass es mir so besch... geht.

Ne, er kann nichts dafür, aber er wird trotz deiner Laune für dich da sein.

Quote:

Oder dass er mich nicht rausschmeisst, wenn meine Laune zuwider ist.

Glaubst du das im Ernst? gruebel

Also ich glaub nicht, dass eine Therapie ein Schön-Wetter-Programm ist, sondern gerade dann ein wichtiger Ort sein sollte, wenn es einem schlecht geht. Und das zu erleben, könnte eine gute Erfahrung sein. Mir hilft das, was ich erfahre immer eine ganze Ecke weiter, als Sachen, über die ich "nur" nachdenke.

Ich würd dir auch raten: fass dir ein Herz und sprich es an. Oder schreib es auf, druck deinen Beitrag hier aus ...

Lieben Gruss, Löwenmäulchen

sporadischer Gast 7 im Tal W, 39

Hallo Koala

Kenne dieses Gefühl auch, allerdings eher als Angst davor, nichts sagen zu können, weil ich blockiert bin. Am meisten hilft mir dann, wenn ich mich indirekt äussern kann, z.B. in einem Bild. Meine Therapeutin fragt mich dann: Gibts ein Bild dazu, wie Sie sich im Moment fühlen? Und ich habe eigentlich immer eins! Dann reden wir über das Bild, und das hilft dann auch ihr, mich zu verstehen, und sie stellt dann auch Fragen dazu, und über das Bild kann ich dann von meinen Gefühlen erzählen, und es geht immer weiter. Na ja, fast immer ... Wink

Jedenfalls sind schon die erstaunlichsten Dinge zum Vorschein gekommen dabei.

Allerdings braucht es von meiner Seite schon zumindest eine minimale Bereitschaft, mich darauf einzulassen; mitzumachen.

Vielleicht könntest du dir bereits zuhause ein wenig überlegen (falls du dich entschlossen hast, eben trotzdem hinzugehen und nicht abzusagen), auf welche indirekte Art du noch am ehesten dich ausdrücken könntest und möchtest. Oder - falls dir dazu nichts in den Sinn kommt - du fragst dann deine Thera genau das.
Viel Glück und liebe Grüsse

turtle

Helferlein 58 Hsk W, 36

Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich absolut keine Lust hatte zu kommen und am liebsten nicht hier sein würde. An meiner Laune bekommt er meist eh gleich zu spüren, wie er bei mir dran ist. Es tut mir echt Leid, wenn ich meine Laune dann ein bisschen raus lasse, obwohl ich mich bemühe, sie nicht an ihm los zu lassen - wie kommt denn der arme Kerl dazu .... der kann ja nichts dafür, dass es mir so besch... geht.

a )er kann nichts dafür :aber er kann damit umgehen
b)er muss dir nicht leid tun,er macht seinen job und das denke ich gerne
c)lass eine therapie bei ihm wenn dir der therapeut leid tut,denn da gibt es nur zwei möglichkeiten
die eine er sieht dein problem nicht,sonst würde er es dir sagen und das auch mit druck.
oder er sieht es und kennt dich nicht oder schaut nicht weit genug.
sorry sicher trete ich nu manchem auf den schlipps
aber solche art therapie kenne ich sie wird die nicht helfen.
ich habe lange gesucht um die therapeutin zu finden die mir gewachsen ist.das klingt nun erheblich ,ist es aber nicht.sie ist gut ,wir haben gegenseitigen respeckt ,aber ich mache ihr auch nichts vor selbst wenn ich wollte.meine angst war immer bei einer therapie mein leben aus der hand zu geben.heute weiss ich es geht auch anders
krümelchen

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