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devasya
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Post Thu, 30.Dec.04, 15:56      Schwierigkeiten Reply with quoteBack to top

Hallo ihr,

Ich bin seit drei Jahren in einer festen Beziehung. Ich bin mit meinem Freund sehr zufrieden und glücklich, nur habe ich ziemliche Probleme mit dem Thema Sexualität.
Um euch die Situation gut schildern zu können, muss ich vielleicht etwas ausholen. Als ich 7 Jahre jung war wurde ich von meiner Großmutter sexuell missbraucht. Wobei ich das nur sehr ungern als "Missbrauch" bezeichne. Schon als Kind fand ich Gefallen daran mich selbstzubefriedigen. Ganze zwei Jahr lang (also bis mein Schamgefühl einsetzte) befriedigte ich mich am nackten Oberkörper meiner Großmutter. Leider weiß ich bis heute noch nicht, ob sie das Ganze auch stimulierend fand oder es einfach nur über sich "ergehen ließ". Noch heute mache ich mir "Vorwürfe" deshalb. Vor allem, weil ich immer die Initiative ergriff und sogar sauer war, wenn meine Großmutter "nicht wollte". Bis heute fand ich das Verhalten meiner Großmutter in Ordnung. Erst als ich alles meinem Freund erzählt habe, kam ich etwas ins Nachdenken. Er meinte, dass das überhaupt nicht normal sei und eine Großmutter sowas nicht zu habe. Er war in dem Moment richtig erschrocken. Ich im übrigen auch...denn noch immer finde ich, dass ICH Schuld war und nicht meine Großmutter. Und noch heute bin ich der Meinung, das man das nicht als Missbrauch bezeichnen kann, aber egal.
Im Alter von 12 Jahren wurde ich dann wirklich sexuell missbraucht. Ich wurde nicht vergewaltigt, aber mein 60-jähriger Tages"vater" zu dem ich immer Essen ging nach der Schule fasste mich an und tat Dinge mit mir, über die ich hier nicht sprechen will. Aber ich hab das Ganze gut verkraftet. Meine Mutter schickte mich nicht zum Psychologen, sondern ließ einfach "Gras" über die Sache wachsen. Auch wenn ich heute drüber nachdenke oder so, berührt es mich überhaupt nicht. Bin ich traurig, oder schockiert. Ganz im Gegenteil. Es ist so, als ob ich über eine Sache nachdenken würde, die ganz normal, also nicht weiter schlimm ist.

Nun aber mein eigentliches Problem: Wie gesagt bin ich seit drei Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir haben noch nie miteinander geschlafen. Am Anfang haben wir regelmäßige sexuellen Kontakt gehabt und mir hat das alles Spaß gemacht. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Doch seit ungefähr einem halben Jahr finde ich alles was mit "sexuellen Gefühlen oder Äußerungen" zu tun hat, ekelhaft. Unser Sexleben sieht auch dementsprechend aus. Wir haben vielleicht einmal im Monat sexuellen Kontakt und der beschränkt sich auf drei Minuten oder so...ich tus, um meinem Freund eine Freude zu machen...
Jedoch macht es mir nichts aus, mich selbst zu befriedigen. In der Vorstellung kann ich eigentlich alles zulassen, nur in der Realität nicht.

Wisst ihr vielleicht, welche Form der Sexualstörung ich haben könnte? Hab mich im Internet schlau gemacht, aber leider nichts gefunden...und glaubt ihr, dass meine Erfahrungen in der Vergangenheit was damit zu tun haben könnten?

michaela
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Post Thu, 30.Dec.04, 18:11      Re: Schwierigkeiten Reply with quoteBack to top

hallo michaela,

um deine letzte frage zuerst zu beantworten............ ja.
ich glaube, dass deine erfahrungen in der vergangenheit etwas mit deinen heutigen problemen zu tun haben.

ich weiß, wovon ich rede. ich habe selber missbrauch erfahren.

was da mit deiner großmutter war, das ist nicht normal. und selbst, wenn es ursprünglich von dir ausging, was ich aber nicht glaube, dann hätte sie das nicht mitmachen dürfen. sie war die erwachsene, nicht du. insofern hast du keine schuld. du warst ein kind!!!

dann die sache, als du 12 warst. es wäre besser gewesen, nicht "gras darüber wachsen zu lassen", sondern gleich aufzuarbeiten, zu verarbeiten.
dass du keine emotionen hast, wenn du daran denkst oder darüber sprichst, das heißt nicht, dass du damit abgeschlossen hast, dass es nicht schlimm war. ich habe auch keine emotionen, und doch hat der mb ganz massive folgen hinterlassen.
ich habe meinem mann viele jahre nur was vorgespielt, habe nie selber lust oder begierde empfunden. aber für mich war das normal. ich habe nicht gewusst, dass es anders sein müsste. ich habe da auch nicht drunter gelitten. es war halt so.
erst als die ersten "erinnerungen" kamen, - ich hatte jahrzehnte verdrängt - und ich anfing, mich damit auseinanderzusetzen, ging es mir wie dir seit einem halben jahr. inzwischen kann ich mit meinem mann nicht mehr intim sein. und was das für eine ehe bedeutet kannst du dir sicher denken.

michaela, tu dir selber einen gefallen und such dir professionelle begleitung. alleine kommst du damit nicht klar.
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devasya
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Post Fri, 31.Dec.04, 12:40      Re: Schwierigkeiten Reply with quoteBack to top

123 wrote:
hallo michaela,

um deine letzte frage zuerst zu beantworten............ ja.
ich glaube, dass deine erfahrungen in der vergangenheit etwas mit deinen heutigen problemen zu tun haben.


hm...aber warum berühren mich diese Erfahrungen überhaupt nicht? Leute, die missbraucht wurden, reagieren immer traurig oder verletzt wenn sie über ihre Erfahrungen sprechen müssen. Mir ist das zwar unangenehm, wenn ich meinem T davon erzählen muss, aber mich berührt nicht. Ich fühle mich in diesen Momenten immer richtig "leer"...fast schon wie eine Maschine, die lediglich berichtet, aber nichts fühlt

Quote:
was da mit deiner großmutter war, das ist nicht normal. und selbst, wenn es ursprünglich von dir ausging, was ich aber nicht glaube, dann hätte sie das nicht mitmachen dürfen. sie war die erwachsene, nicht du. insofern hast du keine schuld. du warst ein kind!!!


Die Initiative ist von mir ausgegangen, dass weiß ich genau. Deshalb habe ich auch Schuld- und Schamgefühle, wenn ich meinem T davon berichten muss oder wenn ich auch einfach nur über die Situation nachdenken muss. Meine Oma ist von Natur aus ein Mensch der viel Liebe und Zuwendung braucht. Sie hatte immer schon große Angst Menschen zu verlieren oder nicht mehr in deren "Gunst" zu stehen. Sie hat sicher nur mitgemacht, weil sie mir einen Gefallen tun wollte bzw. weil sie verhindern wollte, dass ich "sauer" auf sie bin. War ein ziemlich störrisches Kind...;

Ich bin seit drei Monaten in Therapie wegen meiner Emetophobie. Ursprünglich glaubte ich lediglich "nur" an dieser psychischen Störung zu leiden. Mittlerweile stellte sich heraus, dass ich wohl in noch sehr vielen anderen Bereichen große Schwierigkeiten habe. Es ist schon so, dass ich seit einem halben Jahr Schwierigkeiten im Sexualbereich habe, doch erst seit der Therapie wurden diese "Schwierigkeiten" sehr viel schlimmer. Ich fragte auch in meiner Familie nach wie denn das damals mit diesem Herren gewesen sei und ich sah, dass ich vieles vergessen (verdrängt) hatte und wirklich nicht mehr wusste. Trotzdem berührt es mich nicht...

Ich habe teilweise Schwierigkeiten mit meinem T darüber zu sprechen, weil er ein Mann ist. Vorher wusste ich ja noch nichts von meinen anderen Problemen (oder ich wollte sie nicht wahrhaben), deshalb war es mir egal, ob ich mir einen Mann oder eine Frau als T auswähle. Wechseln möchte ich jedoch auf keinen Fall, da ich mit meinem T eigentlich ganz zufrieden bin...er macht seine Sache richtig gut.

Irgendwie ist alles total verzwickt..vor allem diese Schuldgefühle zerreißen mich innerlich noch. Und vor allem: Ich kann diesem Herren nicht einmal böse sein....ich hab mich gut mit ihm verstanden und er tut mir sogar "leid"...alles sehr eigenartig...
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Post Fri, 31.Dec.04, 15:41      Re: Schwierigkeiten Reply with quoteBack to top

Quote:
aber warum berühren mich diese Erfahrungen überhaupt nicht?
das geht mir zeitweise auch so. und manchmal doch auch wieder nicht. kommt auf die situation an.
ich glaube, bei mir ist der grund, dass ich nie gefühle zeigen durfte. war zu gefährlich. ist immer noch zu gefährlich, denn tief innen der schmerz ist zu groß. kann ihn nicht an die oberfläche kommen lassen. bin noch nicht so weit. fühl mich nicht sicher genug. verdränge weiter.
Quote:
Die Initiative ist von mir ausgegangen, dass weiß ich genau.
wo sich mir die frage stellt, warum eine 7jährige sowas macht. das ist nicht normal. nicht in dem ausmaß. da muss ein grund für gewesen sein. eine ursache.
dann, deine oma hatte probleme. gut. aber trotzdem war sie die erwachsene. du warst ein kind! sie hätte nein sagen müssen. du hast da keine schuld dran, michaela. nicht du hast sie verführt. verantwortung trägt in so einem fall immer der erwachsene.

Quote:
erst seit der Therapie wurden diese "Schwierigkeiten" sehr viel schlimmer.
das scheint normal zu sein, wenn man anfängt, sich damit zu beschäftigen.
es hat verletzt. man musste überleben, hat verdrängt.
und dann, wenn es langsam wieder ins bewusstsein kommt, seien es bilder, bildfetzen, gefühle oder auch "nur" körperliche erinnerungen, dann zeigen sich die folgen davon, dass einem zu einer zeit, als das noch lange nicht dran war, sexualität aufgezwungen wurde.

weißt du, ob der t männlich oder weiblich ist, ist doch komplett egal. wichtig ist, ob du vertrauen zu ihm oder ihr hast. wer so einen beruf ausübt, dem ist deine problematik mit sicherheit nicht unbekannt. da brauchst du dich für nichts schämen.
ist leichter gesagt als getan. ich weiß.
mein t. ist übrigens auch ein mann.

michaela, du schreibst,
Quote:
Ich kann diesem Herren nicht einmal böse sein....ich hab mich gut mit ihm verstanden und er tut mir sogar "leid"...
ob ich mich meinem vater gut verstanden habe, das weiß ich nicht. ich weiß so gut wie nichts von meiner kindheit und jugend. aber ich weiß, dass ich ihm nicht böse bin, und dass er mir leid tut, und dass ich immer noch entschuldigungen für ihn suche.
anscheinend ist es genau das, was man uns "eingebläut" hat, nämlich dass wir schuld sind, dass wir dafür verantwortlich sind, und und und.

ich bin nur froh, dass ich mich, ehe ich erkannte, dass ich selber betroffene bin, mit dem thema auseinander gesetzt habe. dabei ist mir nämlich eins ganz klar geworden.
das kind hat keine schuld. kein kind will so etwas. schuld ist immer der oder die erwachsene.
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