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piepmatz
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Post Sun, 19.Dec.04, 1:28      Ein langer Weg... Reply with quoteBack to top

Es ist schwer einzusehen, dass es alleine nicht mehr geht. Es war ein langer weg.

Habe mir jahrelang eingeredet, dass ich es alleine schaff. Das ich alleine mit meiner Vergangenheit, meinen Gedanken und Ängsten umgehen kann. Habe mir jahrelang vorgemacht das der Weg den ich gegangen bin der beste für mich ist. Der Weg alles mit mir allein auszumachen. Habe selten jemanden an mich und meine Gedanken rangelassen, habe alles versucht mit mir selbst auszumachen bzw. innerlich mit mir zu klären/ ins reine zu bringen, habe nach aussen das glückliche Mädchen „gespielt“, nur bin ich innerlich immer mehr zerbrochen. Bis ich irgendwann selbst nicht mehr konnte.

Vor kurzem habe ich mir mein altes Tagebuch aus der Schulzeit angeschaut, habe mir dann noch einige Texte der letzten Monaten bzw. Jahre durchgelesen. Ich fand es erschreckend. Die Texte von früher ähnelten den Texten von jetzt, nur das sie krasser von den Gedankengängen geworden sind.

Habe nie mit jemanden über diese Gedanken geredet, wenn’s mir schlecht ging habe ich mich verschlossen oder hab mich in meine „Reich“ zurück gezogen, habe keinen an mich rangelassen. Ich redete mir immer ein das ich mit allem schon allein klar komme, nur habe ich nicht gesehen das es in den Jahren immer schlimmer wurde, die Zeitabstände immer kürzer bzw. die Phasen immer länger/ extremer und das es mir dabei selten besser ging, sondern nur schlimmer.

Hatte meine Depriephasen schon früher in der Schulzeit, habe immer an mir selbst gezweifelt, dachte es mag mich eh keiner wirklich, habe niemanden richtig vertraut, weil man eh nur enttäuscht wird. In den letzten Jahren sind die Phasen schlimmer geworden. Ständige Selbstzweifel und Versagungsängste, hatte Wutanfälle, in denen ich Gegenstände durch die Wohnung geschmissen habe, Türen geknallt hatte und mir selbst weh getan hab. Hatte Heulanfälle, in denen ich nicht mehr wusste was ich tun sollte. Seit ein paar Monaten ist es so dass die Depriephasen in recht kurzen Abständen aufgetreten sind. Ein kleiner eigentlich unscheinbarer Grund reichte aus um mich völlig aus der Bahn zu werfen. Habe mich bei der kleinsten Kleinigkeit gleich angegriffen gefühlt, fühlte mich verletzt, schuldig. Vor kurzem hatte ich 2 Zusammenbrüche und warum? Nur weil mein Freund ein paar Tage für sich haben wollte. Habe es kaum noch geschafft ein paar Stunden allein zu sein ohne dass ich in Deprie gerutscht bin. War ich abgelenkt ging es, aber kaum ist Ruhe, nix zu tun und keine Leute fingen meine Gedanken an wie wild im Kopf zu kreisen. (kleiner Auszug)

Seit kurzem habe ich einen anderen Weg eingeschlagen, weil ich einsehen musste das der Weg den ich bis dahin gegangen bin nicht der richtige ist/war. Ich habe angefangen mich nicht zurückzuziehen wenn’s mir schlecht geht, habe mit verschiedenen Leuten darüber geredet wie es mir die letzten Jahre wirklich ging bzw. wie es mir jetzt geht. Da ich eingesehen habe dass ich es alleine nicht mehr schaffe, bin ich irgendwann zu meiner Frauenärztin und habe mit ihr über mein „Befinden“ geredet, dass ich allein nicht mehr klar komme und Hilfe brauche. Hatte vor kurzem meinen ersten Termien bei einer Therapeutin.

Ich habe für mich gemerkt das es mir schon ein wenig geholfen hat mit den verschiedenen Leuten zu reden. Es hat mich die Jahre nicht voran gebracht zu schweigen und alles nur mit mir auszumachen, es hat mich nur noch kaputter gemacht.

Es wird sicher noch ein langer Weg sein, mit einigen Rückschlägen, aber ich glaube das dieser mir mehr bringt.
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Gepardin21
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Post Mon, 20.Dec.04, 14:40      Re: Ein langer Weg... Reply with quoteBack to top

Hallo,

habe genau das selbe erlebt, deinen Text hätte ich schreiben können. So genau hätte ich es aber nicht auf den Punkt bringen können.
Dein Text zeigt das Du noch an Dich selbst glaubst und noch "Biss" und "Stärke" besitzt.

Wünsche Dir alles Gute und Erfolg.

Lieben Gruß Razz
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Wandersmann
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Post Mon, 20.Dec.04, 19:58      Re: Ein langer Weg... Reply with quoteBack to top

Ich habe auch versucht mit meiner Depression allein klarzukommen, hat aber so im Nachhinein nie geklappt. Man zwängt es so neben sich her und denkt sich in den halbwegs guten Phasen, dass es schon gehen würde aber in Wirklichkeit wird man immer weiter heruntergerissen.
Das heimtückische an der Sache ist, dass man oft nicht in der Lage ist, seine eigenen "Probleme", wenn es denn überhaupt welche sind, oder Gedanken zu ordnen, weil die Denkmuster total auf eine bestimmte Richtung eingebrannt sind. Und mit diesen Denkmustern kommen ein und dieselben Probleme immer wieder.. (ist jetzt alles ziemlich einfach ausgedrückt)
Ich habe mit einer Psychotherapie angefangen und muss sagen, dass es bestimmt kein schlechter Weg ist wieder heile zu werden.
Auch dir weiterhin viel Glück, piepmatz Wink
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piepmatz
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Post Tue, 21.Dec.04, 14:03      Re: Ein langer Weg... Reply with quoteBack to top

Danke ihr beiden für eure antworten..

Dachte immer man ist eigentlich alleine mit seinen Problemen, aber als ich darüber angefangen habe zu reden ist mir aufgefallen das es mehr Leute betrifft als man glaubt. Nur leider ist es ein Thema das meist totgeschwiegen wird.

Kopf hoch an alle.. Rolling Eyes

piepmatz.
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Gepardin21
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Post Mon, 03.Jan.05, 7:46      Re: Ein langer Weg... Reply with quoteBack to top

Hallo,

na wie waren bei euch die Festtage und die Emotionen? Ich fand es sehr anstrengend (nicht gut) Wie seit ihr damit umgegangen?
Piepmatz wie hat sich deine Situation verändert?

Lieben Gruß
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piepmatz
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Post Tue, 04.Jan.05, 16:14      Re: Ein langer Weg... Reply with quoteBack to top

Huhu gepardin21…

Feiertagsmäßig naja. Die Tage davor waren ruhig.. hatte mir keinerlei stress gemacht bzw. einfach alles ruhig angehen lassen. Der 24te war einfach nur schrecklich. Hatte den gesamten Tag mit nem Depri zu schaffen, wollte einfach nur meine Ruhe haben, für mich sein. War kurzzeitig bei meinen Eltern, wo ich mich jedoch immer wieder auf’s Zimmer hoch zurückgezogen hatte. Im Endefekt bin ich irgendwann des frühen Abends dort abgehauen, da ich nicht mehr konnte.

Silvester war ich allein zu Hause, bin früh ins Bett. Fand ich aber ok, hatte nicht irgendwie mit mir oder ähnlichem zu kämpfen…

Haben sich schon ein paar Sachen verändert, finde ich. Ist halt so dass ich selbst merke das es wieder auffährts geht. Ich genieße die meisten Tage einfach, habe zwar immer noch Tage an denen ich meine Phasen bekomme, aber ich finde irgendwie verändern diese sich.

Ich weiß auch irgendwie nicht so.. mein Freund hatte mit mir Schluss gemacht Mitte Dezember. Hatte echt zu knappern da er mir verdammt am Herzen liegt. Hatte mich kurz darauf vom Dok. krank schreiben lassen, weil mir alles zu viel wurde. Arbeit machte mir zu dieser Zeit bzw. schon Wochen vorher absolut keinen Spaß mehr, war drauf und dran die Arbeitsstelle zu wechseln. Privat hatte ich die letzten Monate kaum noch was unternommen, bin kaum noch weggegangen, mich nicht mit Bekannten getroffen usw.

Ich weiß nicht so recht, irgendwie macht mich diese ganze Situation absolut unsicher, ich spüre eine gewisse inner Unruhe. Finde es geht einfach alles zu schnell, ich verstehe nicht so wirklich warum es mir auf einmal die meisten Tage gut geht, ich gehe wieder weg, ins Kino, in Diskotheken, treffe mich mit alten Freunden und es macht mir Spaß, geh einfach spazieren, genieße es auch einfach mal zu Hause zu sein und einfach nur meine Ruhe zu haben, vor’m Fernseher zu sitzen und abzuschalten.

Mich verunsichert das, denn ich habe Angst das irgendwann ein totaler Absturz erfolgt. Ich hatte von meiner Frauenärztin ein pflanzliches Antidepressiva bekommen, was ich fein jeden Tag zu mir nehme. Kann mir irgendwie nicht wirklich vorstellen dass diese Veränderungen vielleicht durch die Tabletten sein könnten?!

Inzwischen bin ich wieder mit meinem Freund zusammen. Er erklärte mir das er mir unter anderem mit dieser ‚Aktion’ zeigen wollte das ich noch ein eigenes Leben habe. Ist ihm Wohl gelungen.

Mir gehen halt trotzdem Fragen nach dem Warum durch den Kopf.. also warum geht’s jetzt aufeinmal, wieso ging es früher nicht? Wieso hat man sein Leben dort nicht genossen, ist weg gegangen? Ist mir zur Zeit einfach zu hoch, aber ich würde mir gern diese beantworten…

Grüße vom piepmatz...
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