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Dela
Helferlein
94
Norddeutschland W, 39
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Fri, 17.Dec.04, 13:24 Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Hallo,
ich habe jetzt seit zwei Jahren eine VT gemacht und jetzt sind noch 11 Stunden übrig. Dann ist die max. Stundenzahl endgültig ausgeschöpft. In der Regel hatte ich wöchentliche Termine, aber durch Ferien und sonstige Ausfälle hat es sich dann doch ziemlich lange hingezogen. Nun hat mein Thera im Hinblick auf die letzten Stunden vorgeschlagen, dass wir die Abstände grösser werden lassen. Ich vertraue ihm aber ich bin trotzdem zwiespältig, denn auf der einen Seite denke ich (ein bisschen trotzig..): warum das Ende noch lange hinausschieben, es kommt ja doch, also lieber Augen zu und durch.... ausserdem je schneller ich fertig bin umso schneller sind die zwei Jahre Wartezeit herum bis ich wieder bei ihm auf der Matte stehen kann.... (das habe ich ihm natürlich nicht gesagt....).
Ich sehe vom Kopf her ein warum die Abstände grösser werden sollen, erst so alle 3-4 Wochen und dann auch nach 6 Wochen und vielleicht noch mal nach 3 Monaten wenn dann noch was übrig ist. Den einen oder anderen Termin kann ich auch noch mal privat bezahlen wenn es nötig ist.
Ich bin aber von meinen Gefühlen (Abschieds- und Trennungsschmerz) so verwirrt. Es tut mir weh dass er mich gehen lässt, und ich bin auch wütend deswegen. Trotzdem vertraue ich ihm noch. Also, ich will seinen Vorschlag jetzt garnicht grundsätzlich in Frage stellen..... aber ......oder vielleicht doch ???? Mich würde sehr interessieren wie Ihr - die schon ein Ende hinter sich haben - damit umgegangen seid, wie es abgelaufen ist und was ihr daraus gelernt habt oder nächstes Mal anders machen würdet.... Ach, ich weiss einfach nicht ob sein Weg auch für MICH wirklich der bessere ist. Vielleicht will ich auch nur "die gute Schülerin" sein wenn ich ihm zustimme?
Übrigens habe ich vor im Anschluss noch eine tiefenpsychologische Therapie zu machen und hoffe dass ich vielleicht nur ein paar Monate Wartezeit habe und diese Monate kann ich dann ja mit den restlichen Stunden überbrücken. Ich würde also hoffentlich nicht allzu lange OHNE dastehen. Aber der Gedanke bei jemand anders nochmal neu anzufangen ist im Hinblick auf den JETZIGEN Verlust auch kein Trost. Ich will am liebsten bei ihm bleiben. Er kennt mich so gut und ich mag ihn sehr gern. Ich werde ihn furchtbar vermissen. Naja immerhin konnte ich ihm das schon mal sagen.... Trotzdem alles Mist....
Bin gespannt auf Eure Antworten.
Viele Grüsse
Dela
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Schnuppe
Forums-InsiderIn
272
Deutschland W, 26
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Fri, 17.Dec.04, 14:29 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Hallo Dela, ich hatte auch eine 2jährige VT die seit etwa einem Jahr zu Ende ist.
die letzten Stunden gerade bei einer so langen und intensiven Therapiephase langsam auslaufen zu lassen ist sehr wichtig da Du mit Sicherheit starke emotionen haben wirst und zumeist am Ende noch einmal 1 oder zwei sehr wichtige Themen angesprochen werden.
Was dir noch wichtig zuerzählen ist und um die Gefüle zum Abschied auch verarbeiten zu können, in der Therapie, erkennt/kann man nur wenn mehr Zeit zwischen den einzelnen Sitzungen liegt, auch um emotional auszusteigen.
Wir haben das auch so gemacht, nur die letzten 3-4 Sitzungen hab ich dann fast alle auf einmal genommen,da ich genauso wie Du, das Warten auf das (unweigerliche) Ende nicht mehr ausgehalten habe. Ich wollte einfach nur noch raus und hab halt gedacht, wenn nötig zahl ich halt noch mal eine Stunde selbst. Und es war gut so.
Was sagt Dir den Dein Gefühl, wie Du die Abstände erfahren möchtest, alles auf einmal oder langsam?
Es kommt halt auch auf die Perspektive an, ich hab halt gedacht das ich mein restliches Leben ohne Sie auskommen will(na ja was für eine Utopie) und es sehr langsam angehen lasen(3-4 Woche ann 6Wochen, jetzt sind`s drei Monate) aber meine Thera meinte auch das die Klienten, die wieder zu ihr hingegangen sind, zumeist alles in einem Aufwasch abgerissen haben.
Dein Gefühl ist entscheident nicht so sehr die Logik und das Verstandsmäsige.
Liebe Grüsse
Schnuppe
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Inspiration
Helferlein
133
NRW W, 53
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Fri, 17.Dec.04, 16:44 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Hallo Dela,
ich kann verstehen, dass du im Zwiespalt mit deinen Gefühlen bist, wenn du an das Ende deiner Therapie denkst. Mir ging es damals nicht anders.
Es gab Momente, da dachte ich auch „so trotzig“…
in etwas so: ich gehe da nicht mehr hin – ist ja sowieso bald alles vorbei – was soll ich da noch – besser ein schneller Schnitt als sich noch lange herumzuquälen…usw. –
aber, ich tat nicht was ich dachte – ich vertraute meinem Therapeuten und ließ mich darauf ein, die Termine in größeren Abständen festzulegen –
durch diesen Abstand begann ich, mich wieder mehr auf mich selbst zu konzentrieren und ich wartete nicht vorwiegend auf die nächste Stunde bei ihm.
Wenn ich „das heulende Elend“ hatte, da war ich auch schon mal wütend – wenn ich aber dieses Wutgefühl näher betrachtete, dann erkannte ich, dass ich in Wirklichkeit wütend auf mich selber war, weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich ihn brauche und es einfach nicht abschütteln konnte. Wütend auf meinen Therapeuten war ich nie.
Eine große Hilfe war, dass ich ihm in der Folgezeit immer noch Emails schreiben durfte. Seine Antworten waren für mich so was wie eine Art „Anschlusstherapie“, die jedoch auf größerer Distanz stattfand – ähnlich wie das „Ausschleichen" bei einer Medikamenteneinnahme.
Da ich meine Stunden privat gezahlt hatte, hätte ich ohne weiteres so viele, wie ich wollte, anhängen können. Aber, was hätte das bringen sollen. Dem Therapeuten hätte es Geld gebracht, er wollte dies aber nicht – und ich, ich kam allein zurecht ohne seine Hilfe –
trotzdem fehlte er mir als mein „Vertrauter“.
Einmal, als wir uns trafen, da sagte er: „jetzt wissen sie, dass es so was wie eine vertraute Beziehung zwischen zwei Menschen gibt, sie sollten sich einen Menschen suchen“ –
ich antwortete: „man kann einen Menschen nicht so einfach gegen einen anderen Menschen austauschen“ –
mir war klar, dass er wusste, wie schwer mir der Abschied fiel.
Ich fühlte mich überhaupt nicht „klein“ oder „hilflos“, als ich das sagte, im Gegenteil – ich fühlte mich sehr stark, dass ich so mit ihm reden konnte. Er bot mir an, wenn ich ihn sehr vermisse, dass ich zu ihm kommen könnte.
Ein paar Mal tat ich das auch, aber je öfter ich zu den Nachgesprächen ging, umso mehr wurde mir bewusst, dass es überhaupt keine Probleme mehr gab, die zu lösen gewesen wären.
Dass ich ihn gerne mag, ist ja kein Problem – das ist doch was Positives. Das Schöne ist, dass unsere „Beziehung“ von Anfang an von Vertrauen und Respekt geprägt war, und das ist heute immer noch so. Ich werde das immer zu schätzen wissen.
Ich habe gelernt, dass Abschied nicht das Ende ist, sondern ein Anfang. Auch wenn das jetzt wie eine Phrase klingt.
Abschied ist nicht der Tod – „Abschied“ ist die Tür, durch die man geht, wenn etwas Neues beginnt.
Ja ich weiß, dass der Gedanke, auf einmal „ohne“ eine Begleitung dazustehen, beängstigend sein kann. Lass dir aber gesagt sein, „diese Angst“ spielt sich vorwiegend in Gedanken ab.
Wer sich Angst macht, muss sich nicht wundern, wenn er Angst kriegt.
Liebe Grüße!
Sonja
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_________________ carpe diem |
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nele
Forums-Gruftie
672
im Urlaub :-) W
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Fri, 17.Dec.04, 21:26 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Liebe Dela,
Quote: | Übrigens habe ich vor im Anschluss noch eine tiefenpsychologische Therapie zu machen und hoffe dass ich vielleicht nur ein paar Monate Wartezeit habe und diese Monate kann ich dann ja mit den restlichen Stunden überbrücken. Ich würde also hoffentlich nicht allzu lange OHNE dastehen. |
Das ist, glaube ich, eine ganz gute Idee - gerade weil du ja auch diese Ängste hast (ist dir hoffentlich nicht unangenehm, wenn ich das anspreche?).
Wäre bestimmt gut, wenn du möglichst nicht "ohne" Thera dastehen würdest und du die Wartezeit/Eingewöhnungszeit eventuell sogar, mit den Restterminen strecken könntest.
Weißt ja, bei diesen Angstgeschichten ist Kontinuität wichtig - ist bei mir ja auch so..
Zu der Abschiedssache kann ich dir leider nicht viel sagen, da ich erst eine Therapie, mehr abgebrochen, als beendet habe.
lieben Gruß
Nele
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Hypomoch
Forums-InsiderIn
164
Deutschland W, 33
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Sat, 18.Dec.04, 0:02 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Dela wrote: | Nun hat mein Thera im Hinblick auf die letzten Stunden vorgeschlagen, dass wir die Abstände grösser werden lassen. |
Wollte Dir nur schnell schildern, dass das bei mir komplett andersrum gelaufen ist. ICH hatte am Ende den Vorschlag gemacht, die Sitzungen weiter auseinanderzuziehen, wohl auch mit dem Gefühl im Bauch: solange das nicht offiziell beendet ist, habe ich meine Thera noch irgendwie im Hintergrund. Aber sie hat das abgelehnt und mir sogar erklärt, dass sie normalerweise gerade die letzten beiden Sitzungen eng nacheinander macht. Naja, habe mich dann gefügt und auch gehofft, dass sie das irgendwie besser einschätzen kann als ich. Und der Abschluss ist dann ja auch geglückt, im Rahmen des Möglichen.
Dir wünsche ich ganz viel Standfestigkeit für den Abschied und den Mut, Dein Herz trotz nahendem Ende nochmal zu öffnen - ich habe die letzten Stunden am intensivsten von allen empfunden.
Liebe Grüße,
Hypomoch
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Dela
Helferlein
94
Norddeutschland W, 39
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Sat, 18.Dec.04, 12:24 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Hallo Ihr alle,
vielen, vielen Dank für Eure Antworten. Es tut schon mal gut - wie immer hier - zu sehen dass man nicht allein vor diesem Problem steht, dass andere auch davor stehen/standen und sehr ähnlich empfinden oder empfunden haben.
Mir ist beim Lesen vor allem eines Klar geworden: den Schmerz den ich zum Abschied empfinden werde kann ich vermutlich weder auf die eine noch auf die andere Weise umgehen. Vielleicht muss das sogar so sein, wie sollte es auch anders sein wenn man eine gute und enge Bindung zu seinem Thera hatte. Ich bin froh auch bei Euch positive Untertöne herauszulesen, auch gerade was das Thema Abschied angeht. Sonja, was Du hierzu geschrieben hattest hat mich sehr beeindruckt. Mein Thera hat mir etwas sehr ähnliches gesagt: dass ich das Ende der Therapie als Herausforderung ansehen sollte.... Da dachte ich natürlich nur wieder (trotzig...) "jaja der hat gut reden was soll er auch sonst sagen".... aber Du hast natürlich Recht und er ebenso. Ich denke der Abschied wäre mir in jedem Fall schwer gefallen da ich meinen Thera schon immer sehr gern mochte aber die letzten Monate waren besonders schwer und wichtig für mich, denn im April ist mein Vater operiert worden (Darmkrebs Rezidiv) und lag dann über 9 Wochen auf der Intensiv und ist dann gestorben. Und mit diesen schweren Wochen und den Monaten seither ist mein Thera natürlich untrennbar verbunden. Ich habe das Gefühl jetzt einen doppelten Verlust zu erleiden: noch eine wichtige Person die ich gehen lassen muss (auch wenn es kein Tod ist) und dazu den Menschen der alles von mir weiss (fast alles, jedenfalls mehr als jeder andere)...
Der Verlust meines Vaters hatte mich (obwohl wir keine harmonische oder einfache Beziehung hatten, die ganze Familie total schwierig, aber ich hatte ihn einfach sehr sehr lieb) völlig aus der Bahn geworfen, seit kurzem nehme ich auch erstmals ein Antidepressivum, es ging mir wirklich sehr schlecht, komischerweise erst nach der ersten Trauerphase. Naja auf jeden Fall habe ich das Gefühl Dank des Medikaments erst jetzt wieder so halbwegs stabil zu sein. Und vieles ist in der Therapie nicht "geschafft" weil das mit meinem Vater irgendwie "dazwischen kam" und die eigentlichen Themen lange verdrängt hat. Und jetzt wo ich es wieder angehen könnte ist es fast vorbei und die Stunden werde ich für den Abschied brauchen. Daher auch der Enschluss eine neuen Therapie zu beginnen weil vieles einfach noch nicht erledigt ist (ja Nele u.a. auch die Ängste, das ist richtig). Ich denke auch ich brauche noch Begleitung, die werde ich sicher finden. Trotzdem tut es so weh....
Aber ich werde es natürlich versuchen - wie Du sagtest Hypomoch - mich nicht zu verschliessen und den Thera trotzig auszuschliessen. Irgendwo habe ich mal gelesen erwachsen werde bedeutet Abschied sagen zu können ohne Groll, ohne den anderen zu verstossen (ich glaube das war in "Ich habe Dir nie einen Rosengarten versprochen" ????). Das konnte ich mein ganzes Erwachsenen-Leben nicht, vielleicht lerne ich es jetzt?......
Mein trotziges Gefühl (ist es das kindliche?) sagt mir "weg damit und am besten noch alles kaputt machen - Schnuppe ich glaube darauf sollte ich lieber nicht hören... ... dieses Gefühl ist immer noch recht stark aber das andere (erwachsene ?) Gefühl sagt mir ich sollte und kann dem Thera vertrauen.... mein Verstand sagt im Grunde das gleiche...
Dela
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juna
Forums-InsiderIn
206
W, 25
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Sat, 18.Dec.04, 17:46 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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Quote: | [quote="Schnuppe"]
aber meine Thera meinte auch das die Klienten, die wieder zu ihr hingegangen sind, zumeist alles in einem Aufwasch abgerissen haben. |
darf ich mal fragen was damit gemeint ist? heißt in einem aufwasch abgerissen, dass sie dann wieder aufgehört haben, beim zweiten mal?
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Schnuppe
Forums-InsiderIn
272
Deutschland W, 26
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Sun, 19.Dec.04, 17:21 Re: Wie die letzten Stunden einteilen? |
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[quote="juna"]Quote: | Schnuppe wrote: |
aber meine Thera meinte auch das die Klienten, die wieder zu ihr hingegangen sind, zumeist alles in einem Aufwasch abgerissen haben. |
darf ich mal fragen was damit gemeint ist? heißt in einem aufwasch abgerissen, dass sie dann wieder aufgehört haben, beim zweiten mal? |
Nee, sie meinte das diese Klienten die schon wussten das sie nach den 2 Wartejahren wieder bei Ihr Therapie machen wollten , diese letzten Stunden sehr schnell genommen haben(in ein paar Wochen) um als bald wie möglich die 2 Wartejahre um zu haben und die letzten Stunden nicht noch auf Monate zu strecken
L.G.
Schnuppe
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