Neues Forum! [Info]
Post new topic Reply to topic    Print
Author Message
rike
sporadischer Gast
sporadischer Gast


Posts 6
Wohnort Berlin
W, 28


Post Sat, 11.Dec.04, 21:46      Grenzen setzen beim Sex Reply with quoteBack to top

Ich bin heute durch Zufall auf diese Seite gestoßen und grüße alle Poster erstmal herzlich. hallo
Mein Problem liegt in der Vergangenheit, und ich weiß eigentlich nicht, inwieweit es meine Zukunft tangieren wird. Ich denke aber viel darüber nach.
Ich war mit meinem Partner zehn Jahre zusammen. Diese Beziehung zerbrach im Januar dieses Jahres. Unabhängig davon, dass er mich in letzter Zeit immer wieder mit diversen Frauen betrogen hat und sich auch nicht wirklich bemüht hat, dies zu verheimlichen, gab es ein anderes Problem.
Wir sind zusammen gekommen, als ich 19 und er 20 Jahre alt waren. Ich hatte zuvor schon zwei Sexualpartner, er noch keine Erfahrungen. Er ist streng erzogen worden und war zu dem Zeitpunkt auch kirchlich stark eingebunden, so dass er Sex vor der Ehe ablehnend gegenüberstand. Lange Zeit lief eigentlich gar nichts zwischen uns. Dann war es so, dass es zunächst zu Praktiken kam, die bei wohlwollender Betrachtung noch keinen Vollzug von Geschlechtsverkehr darstellten (Oralverkehr). Irgendwann ist er dann aber auch von seinen Prinzipien abgewichen und wir hatten „normalen“ Sex (Vaginal). Die ganze Sache nahm immer eigentümlichere Formen an. Er begann, sich regelmäßig in Sexshops umzuschauen und kam mit diversen „Spielzeugen“ bzw. Videos zurück. Bis zu einem gewissen Punkt bin ich diesen Weg gerne mitgegangen. Aber er wurde immer fordernder. Es gab erste sexuelle Spielarten, die mir gar nicht behagten. Er schien irgendwie Spaß daran zu empfinden, wenn ich Schmerzen hatte. Ich glaube nicht, dass ich ins Detail gehen muß, aber es waren schon Dinge, die gemeinhin nicht als „normal“ angesehen werden. Das Problem daran war, daß ich hätte Grenzen ziehen müssen, dies aber nicht unmißverständlich getan habe. Ich habe immer geglaubt, solange er Spaß hat, ist alles in Ordnung. Ich hatte mit ihm auch nie einen Orgasmus, was mir aber eigentlich kaum Sorgen bereitet, weil ich weiß, dass ich bei Selbstbefriedigung einen Orgasmus erleben kann. Die Zeit wird schon noch kommen. Ich stehe Sex auch nicht ablehnend gegenüber, ich habe durchaus sexuelle Bedürfnisse.
Außer im sexuellen Bereich hatten wir eine ausgewogene, gleichberechtigte Beziehung.
Ich bin grundsätzlich eine Frau, die weiß was sie will. Ich habe einen guten Beruf, für den ich hart habe arbeiten müssen, verdiene mein eigenes Geld. Ich kann mich im Job und auch sonst im Leben immer gut behaupten und auch durchsetzten. Für meine 28 Jahre habe ich schon viel erreicht im Leben. Ich weiß, wer ich bin und was ich kann, habe also genügend Selbstbewußtsein.
Insofern ist das für mich ein Problem, weil es mir im sexuellen Bereich nicht gelungen ist, diese Grenzen zu ziehen. Ich hadere diesbezüglich viel mit mir selbst, zumal ich nachts oft noch davon träume und schweißgebadet aufwache. Ich kann mich nicht verstehen, nicht verstehen, warum das alles so passierte. Es waren auch keine Kleinigkeiten, ich habe teilweise auch körperliche Verletzungen gehabt, die über blaue Flecke hinausgingen.
Ich weiß nicht, wo ich sexuell stehe. Ich befasse mich derzeit intensiv mit SM und habe dazu auch schon gute Literatur gefunden. Mit diesem Hintergrundwissen kann ich sicher sagen, daß bei uns was falsch gelaufen ist.
Am liebsten würde ich einen ganz großen Schlußstrich ziehen und das Kapitel Sexualität noch mal neu schreiben.
Ich habe jetzt einen sehr lieben Menschen kennen gelernt, mit dem ich nächtelang chatte oder telefoniere. Wir wollen uns demnächst treffen. Er kennt bereits meine ganze Geschichte.
Ich will sexuell nicht die gleichen Fehler machen. Aber ich vertraue mir diesbezüglich selbst nicht. Bin für Meinungen dankbar.
Find all posts by rike
Mek
Helferlein
Helferlein


Posts 42
Wohnort B---
M, 34


Post Sun, 12.Dec.04, 0:33      Re: Grenzen setzen beim Sex Reply with quoteBack to top

rike wrote:
Das Problem daran war, daß ich hätte Grenzen ziehen müssen, dies aber nicht unmißverständlich getan habe.
Das heißt, Du ärgerst Dich jetzt darüber, dass Du es damals nicht getan hast. War es damals für Dich ok? Du formulierst das so:
rike wrote:
Ich habe immer geglaubt, solange er Spaß hat, ist alles in Ordnung.
Wenn es damals für Dich ok war, solltest Du Dich nicht grämen. Es klingt aber doch sehr danach, dass es nicht ok war. Dann kann man nur sagen: Gott sei Dank, dass das vorbei ist!
rike wrote:
Außer im sexuellen Bereich hatten wir eine ausgewogene, gleichberechtigte Beziehung.
Oh weh, wenn das mal zutreffend ist... Ich kann das kaum glauben, wenn Du meinstest, seine Bedürfnisse seien so viel bedeutsamer als Deine. Es ist meines Erachtens doch ein Zeichen, das doch grundsätzlich etwas faul war: Entweder hat er keine Rücksicht auf Deine Ängste oder Bedürfnisse genommen oder Du nicht oder beides. Jedenfalls scheint mir, dass Du in der Partnerschaft nicht gerade im Mittelpunkt standest und er dominant war. So würde ich mir eine gleichberechtigte Partnerschaft nicht vorstellen.
rike wrote:
Ich bin grundsätzlich eine Frau, die weiß was sie will. Ich habe einen guten Beruf, für den ich hart habe arbeiten müssen, verdiene mein eigenes Geld. Ich kann mich im Job und auch sonst im Leben immer gut behaupten und auch durchsetzten. Für meine 28 Jahre habe ich schon viel erreicht im Leben. Ich weiß, wer ich bin und was ich kann, habe also genügend Selbstbewußtsein.
Toll, dass es in anderen Bereichen so gut klappt! Aber ich glaube nicht, dass Selbstbewusstsein eine feste Größe ist. Es gibt doch immer Bereiche, bei denen man sich sicher fühlt und andere einem nichts anhaben können und andere, bei denen man verletzlich und unsicher ist. Und die Sexualität ist immernoch ein sehr sensibles Thema, weil intim und tabubelegt.
rike wrote:
Insofern ist das für mich ein Problem, weil es mir im sexuellen Bereich nicht gelungen ist, diese Grenzen zu ziehen. Ich hadere diesbezüglich viel mit mir selbst, zumal ich nachts oft noch davon träume und schweißgebadet aufwache. Ich kann mich nicht verstehen, nicht verstehen, warum das alles so passierte. Es waren auch keine Kleinigkeiten, ich habe teilweise auch körperliche Verletzungen gehabt, die über blaue Flecke hinausgingen.
Ich weiß nicht, wo ich sexuell stehe. Ich befasse mich derzeit intensiv mit SM und habe dazu auch schon gute Literatur gefunden. Mit diesem Hintergrundwissen kann ich sicher sagen, daß bei uns was falsch gelaufen ist.
Warum brauchst Du Hintergrundwissen, um herauszufinden, wie Du Dich fühlst? Falls es moralische Probleme sind, versuch sie über Bord zu schmeißen. Die sind jetzt zu nichts mehr Nütze. Fühlst Du Dich aber verraten, missbraucht, herabgesetzt, entwürdigt, selbstentfremdet, dann sind diese Gefühle sehr wichtig! Dann musst Du mit jemandem darüber reden. Das sind keine Kleinigkeiten!
rike wrote:
Am liebsten würde ich einen ganz großen Schlußstrich ziehen und das Kapitel Sexualität noch mal neu schreiben.

Das kann ich verstehen. Der Gedanke an einen Neuanfang ist tröstlich. Das kannst Du auch tun, aber Du musst Deine Gefühle ernst nehmen und wenn in Deiner Vergangenheit etwas war, was Dein Innerstes heute noch in Aufruhr versetzt, sollte das zuerst bearbeitet werden!
rike wrote:
Ich habe jetzt einen sehr lieben Menschen kennen gelernt, ... . Wir wollen uns demnächst treffen. Er kennt bereits meine ganze Geschichte.
Schön, freut mich für Dich. Schön vor allem, weil Du noch offen nach all dem bist und nicht alle Männer über einen Kamm scherst. Aber trotzdem:
rike wrote:
Ich will sexuell nicht die gleichen Fehler machen. Aber ich vertraue mir diesbezüglich selbst nicht.
Gesunde Vorsicht, und nimm Dich selbst ernst!!!
Tschö,Mek
Find all posts by Mek
HopelessAngel
Helferlein
Helferlein


Posts 112
Wohnort Irgendwo
W, 29


Post Sun, 12.Dec.04, 13:42      Re: Grenzen setzen beim Sex Reply with quoteBack to top

hi, rike!

erstens: wichtig beim sex ist dass BEIDE dran spass haben, nicht nur ein teil. wie kommt man nur auf die idee, dass alles in ordnung ist, wenn es einem teil (in dem fall ihm) spass macht?

... vor allem wenn du schreibst dass du sonst weisst wo du im leben stehst. ich hatte/habe in allen lebensbereichen das gleiche problem, naemlich dass ich immer darauf bedacht bin, anderen alles recht zu machen und mir selbst dabei zu verleugnen... allerdings hab ich gerade in sexueller beziehung da fortschritte gemacht grinsend

aus deinem text geht fuer mich heraus, dass es dir nicht gefallen hat, wenn dir dein exfreund weh getan hat. warum beschaeftigst du dich mit sm?
ok, ich kann verstehen, wenn man versucht jemand anderen zu verstehen, aber er ist dein ex-freund, du wirst wohl kaum noch mit ihm sex haben... ist diese kapitel nicht abgeschlossen?
ich kann mir nicht vorstellen dass du der meinung bist dass die meisten maenner auf sm stehen!

sei dir einfach auch beim thema sex immer bewusst, was du willst, darin hast du in anderen bereichen doch genuegend erfahrung! wenn du etwas nicht willst, sag einfach 'nein', wenn ein mann verstaendnisvoll ist und dich liebt, dann wird er nichts tun wollen, was du nicht magst. wenn er anders nicht kann, dann passt ihr sexuell einfach nicht zusammen und die frage ist dann, ob eine beziehung ueberhaupt moeglich ist (ich finde sex in einer beziehung sehr wichtig)...

.... vertraue einfach dir selbst, ich bin ueberzeugt davon, dass du das kannst.

liebe gruesse,
angel
Find all posts by HopelessAngel
rike
sporadischer Gast
sporadischer Gast


Posts 6
Wohnort Berlin
W, 28


Post Sun, 12.Dec.04, 19:50      Re: Grenzen setzen beim Sex Reply with quoteBack to top

Hallo Mek,
ich danke Dir für Dein Statement, was mir teilweise einen wirklich anderen Blickwinkel auf die Dinge eröffnet hat.
Nein, es war nicht alles in Ordnung, was damals lief. Insofern hast Du Recht, dass ich froh sein sollte, dass es vorbei ist. Das bin ich auch, ganz ehrlich. Smile
Die Motivation für diesen Beitrag rührt auch eher aus einer latent vorhandenen Angst vor dem Morgen. Ob ich fähig sein werde, meine Fehler nicht zu wiederholen. Mit meinem neuen Freund habe ich das Problem in den paar Monaten, die wir uns kennen ganz intensiv besprochen. Daher denke ich irgendwie, dass es eine realistische Chance auf einen ganz anderen Verlauf meines Sexuallebens gibt. Eine Restunsicherheit bleibt aber. Mein neuer Freund ist aber viel sensibler als mein vorheriger. Er kennt sich nach der verhältnismäßig kurzen Zeit mit meinem Gefühlsleben bereits viel besser aus als mein Ex. Ich bin also verhalten optimistisch.
Gut gefällt mir der Ansatz, daß Selbstbewußtsein keine feste Größe sein. So hab ich das noch gar nicht gesehen. Es ist verblüffend einfach, aber bei näherer Betrachtung durchaus zutreffend. Ich hab mich so zwiegespalten gefühlt, weil auf der einen Seite genug davon habe und auf der anderen Seite quasi gar keines. Nun bin ich diesbezüglich schon ein wenig ruhiger geworden, eben weil das "normal" ist.
Warum ich Hintergrundwissen brauche?
Ich denke einfach, dass ich bis zu einem gewissen Grade eine devote Ader habe. Ein leichtes Schmerzempfinden steigert meine sexuelle Erregung. Aber auch nicht mehr! Mich hat einfach interessiert, wie in der „Szene“ diese Art von Grenzen gesteckt werden. Sie lösen es mit so genannten „Codewörtern“, die der passive Part äußert, wenn seine persönliche Grenze angekratzt wird. Die Grundsätze lauten „safe, sane, consensual and fun“. Alles, was dagegen verstößt, ist – wie ich jetzt weiß - eine Grenzverletzung. Es finden sich in der Literatur auch etliche Erfahrungsberichte. Mir gibt das irgendwie was (schlechte Begründung, ich weiß). Wink
Ich glaube nicht, dass ich ein so tief liegendes Problem habe, das irgendeiner professionellen Aufarbeitung bedürfte. Wenn doch, werde ich das spätestens merken, wenn wir das erste Mal intim werden wollen. Ich weiß es nicht, aber bestimmte Dinge muß man wahrscheinlich auf sich zukommen lassen. Ich freue mich aber schon auf unser erstes Zusammentreffen, also gehe ich mal davon aus, dass es auch keine großen Probleme geben wird.
Danke Dir nochmal,
Rike.
Find all posts by rike
rike
sporadischer Gast
sporadischer Gast


Posts 6
Wohnort Berlin
W, 28


Post Sun, 12.Dec.04, 20:11      Re: Grenzen setzen beim Sex Reply with quoteBack to top

Hallo Angel,
danke, daß Du Dir die Mühe gemacht hast, auf mein Posting zu antworten.

HopelessAngel wrote:

wie kommt man nur auf die idee, dass alles in ordnung ist, wenn es einem teil (in dem fall ihm) spass macht?
... vor allem wenn du schreibst dass du sonst weisst wo du im leben stehst. ich hatte/habe in allen lebensbereichen das gleiche problem, naemlich dass ich immer darauf bedacht bin, anderen alles recht zu machen und mir selbst dabei zu verleugnen
.

Ja, genau das Problem habe ich auch gelegentlich noch. Daß ich versuche, es allen möglichst bequem und flauschig zu machen, und dabei nicht an mein eigenes Wohlergehen denke. Aber bestimmte Umstände haben mich da wirklich schon "härter" werden lassen. Ich sehe schon auch eine Korrelation zum Sexuellen. In den allen anderen Bereichen habe ich mich seit dem "Erwachsenwerden" weiterentwickelt, im sexuellen Bereich aber noch nicht. Ich werde das für mich nochmal hinterfragen müssen. Aber ich denke auch da, daß mit meinem neuen Freund alles besser laufen wird.

HopelessAngel wrote:

aus deinem text geht fuer mich heraus, dass es dir nicht gefallen hat, wenn dir dein exfreund weh getan hat. warum beschaeftigst du dich mit sm?


Sorry, da bin ich wahrscheinlich in meinem Beitrag nicht deutlich genug geworden. Bis zu einem gewissen Grade kann ich auch Schmerz genießen, aber meine Schwelle liegt sehr gering. Ich wollte einfach mehr über die Hintergründe dieser sexuellen Variante erfahren. Mein neuer Freund hat mit SM bisher keine Erfahrung. Vielleicht bin ich ja auch "normal", wenn ich mit "normalen" Menschen Sex habe. Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Neigung oktroyiert wurde, oder ob sie aus meiner eigenen inneren Einstellung kam. Das werde ich aber bald sehen. Smile

Danke für Dein Vertrauen.
Lieben Gruß,
Rike
Find all posts by rike
Incah
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]


Posts 1213
Wohnort @ home
W


Post Mon, 13.Dec.04, 12:27      Re: Grenzen setzen beim Sex Reply with quoteBack to top

nun, wenn du vorher schon 2 Sexualpartner hattest, wie war es denn mit denen? Ohne SM, schätze ich mal, oder?

Das mit dem Orgasmus kommt meistens erst mit der Zeit, auch bei mir ging das nur wenn ich mich selbst befriedigte, dann später erst bei Penetration, und auch da nur ab und zu, aber es wird immer mehr mit der Zeit...weil ich auch mich immer besser kennengelernt habe.
Und ich denke dass diese Phase, des Selbstfindens, des Orgasmus-findens bei "richtigem" Geschlechtsverkehr bei dir von dem SM-Zeugs überlagert wurde, sodass du jetzt da nochmal neu anfangen musst um herauszufinden ob das SM nur ein Ersatz war (weil nichts anderes zu bekommen war) und du daraus das bestmögliche gemacht hast, oder ob es wirklich eine Neigung von dir ist.
Was ich persönlich aber nicht glaube...wissen bzw. herausfinden aber musst du es ganz alleine. Und ich denke dass du da am richtigen Weg bist, so wie du schreibst dass du die Zukunft angehen möchtest.
Also alles gute auf deiner Suche oder Reise...wohin auch immer sie führen mag!
lg Incah
Find all posts by Incah
Display posts from previous:      
Post new topic Reply to topic