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Little Joe
sporadischer Gast
6
Köln M, 38
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Wed, 01.Dec.04, 12:35 Suche Ratschläge zu Kontrollzwängen und Waschzwängen |
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Servus miteinander,
seit vielen Jahren (ich weiß gar nicht mehr wann es angefangen hat) leide ich unter Kontrollzwängen und Waschzwängen.
Meine Kontrollzwänge sind sehr ausgeprägt, d.h. ich kontrolle fast jeden Tag diverse Schubladen (um mich zu vergewissern was drin ist) , den Wagen (ob er abgeschlossen ist) , den Wecker (abends, damit ich sicher sein kann, das er mich auch morgens weckt, habe schon zwei am Nachttisch stehen) ......
Diese Liste könnte ich noch sehr ausweiten, soll aber als Beispiel dienen.
Auch wenn ich das Haus verlasse werden bestimmte Rituale erledigt, angefangen ob das Licht aus ist , die Terassentür verschlossen, Fenster zu...
Auch die Waschzwänge sind vorhanden, allerdings nicht so ausgeprägt.
Bin auch in Therapie (seit 3 1/2 Jahren, wird jetzt aber von der Krankenkasse nicht mehr verlängert). Tabletten kann ich nicht nehmen, da ich eine Lactose-Allergie habe und die meisten Tabletten dieses beinhalten.
Wer kann mir Ratschläge geben, damit ich dieses alles in den Griff bekomme.
Gruß
Little Joe
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dolphin
Helferlein
70
Bremen W, 21
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Wed, 01.Dec.04, 16:07 Re: Suche Ratschläge zu Kontrollzwängen und Waschzwängen |
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Hallo Joe!
Ist das eine Gesprächs- oder eine Verhaltenstherapie, die Du machst?
Ich hatte anfangs eine Gesprächstherapie, die hat mir aber nicht geholfen (Waschzwänge). Wenn Du so sehr durch Deine Zwänge eingeeengt bist, dann rate ich Dir zu einem Klinikaufenthalt mit einer Verhaltenstherapie.
Wenn Dein Arzt und Dein Therapeut Dir auch dazu rät, dann sollte die Krankenkasse das auch bezahlen (wenn nicht, würde ich die Kasse wechseln...)
Es gibt auch viele Bücher mit einer Anleitung zur Selbsthilfe -sollte die Kasse gar nichts mehr zahlen, wäre das noch eine Alternative.
Ich wünsche Dir alles Gute!
*dolphin*
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Silto
sporadischer Gast
19
Wien M, 28
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Fri, 03.Dec.04, 13:21 Re: Suche Ratschläge zu Kontrollzwängen und Waschzwängen |
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Hallo Little Joe!
Ich denke, es gibt durchaus Möglichkeiten, was man tun bzw. beachten kann, damit diese Kontrollzwänge (auch ohne Therapie) vergehen.
Quote: | seit vielen Jahren (ich weiß gar nicht mehr wann es angefangen hat) leide ich unter Kontrollzwängen und Waschzwängen. |
Ich denke, das wichtigste ist, dass man sich zurückerinnert, wann diese Kontrollzwänge überhaupt begonnen haben. Dir muss nicht alles jetzt sofort einfallen, aber wenn Du jeden Tag Dich zwischendurch damit beschäftigst, dann wird Dir nach und nach einfallen, dass Du dies und das auch schon damals, gemacht hast!
Du kannst es Dir dann auch aufschreiben, ab wann welcher Kontrollzwang begonnen hat. Wichtig ist auch, dass Du genau darauf achtest, welche Situation (z.B. in der Familie, Schule oder Beruf) und welche Anforderungen (auch in der Familie, Schule, Beruf) damals gegenwärtig waren und bestimmt stellten diese Situationen und Anforderungen in irgendeiner Weise Probleme für Dich dar.
Wenn Du einmal den Überblick hast, welche Probleme damals aktuell waren und wann die Kontrollzwänge begonnen haben, und wann sie sich verstärkt haben, usw., dann bist Du auf jeden Fall schon auf dem besten Weg!
Am besten, Du schreibst Dir dies alles auf oder kannst es auch ins Forum posten (wie ich es gemacht habe).
Bestimmt werden die Kontrollzwänge, oder zumindest ein Teil davon, im Zusammenhang mit einem damaligen Problemen stehen. Kontrollzwänge entstehen durch Angst zu versagen.
Ich stelle es mir so vor: Man erlebt viele unangenehme Situationen, die man nicht ändern kann, oder von denen man glaubt, dass man sie nicht ändern kann. Daher verdrängt man sie ins Unterbewusste. Wenn es aber zu viele verdrängen Situationen sind, dann reagiert das Unterbewußte entweder mit Aggression oder Angst. (Kontrollzwänge entstehen ja durch eine unterbewußte Angst.) Wenn diese belastende Situation vorüber ist, freut man sich natürlich, aber im Unterbewusstsein bleibt diese Situation immer noch gespeichert und es reagiert immer noch mit Angst bzw. Zwang! Natürlich erschweren diese Kontrollzwänge das Leben und es entstehen aus dem heraus neue belastende Situationen, die wieder ins Unterbewusste verdrängt werden, und dort die Angst und die Kontrollzwänge zusätzlich verstärken! Ich denke mir, dass dies so ähnlich abläuft.
Daher ist es am besten, wenn Du Dich jetzt viel mit Deiner Vergangenheit (Kindheit, Schule, usw.) befasst, Dich zurückerinnerst, Deine Erlebnisse niederschreibst und da werden Dir ganz bestimmt Zusammenhänge zu den jetzigen Ängsten und Kontrollzwängen auffallen!
Es gibt noch etwas interessantes, worauf Du achten kannst: Vielleicht gibt es eine Tätigkeit, die Du zu einer Situation oder zu einer Tageszeit mit Kontrollzwängen ausführst, während Du dieselbe Tätigkeit zu einer anderen Situation oder zu einer anderen Tageszeit ganz locker, und ohne Ängste und Zwänge erledigst?
Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Beitrag helfen.
Lg, Silto
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Little Joe
sporadischer Gast
6
Köln M, 38
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Tue, 07.Dec.04, 12:52 Re: Suche Ratschläge zu Kontrollzwängen und Waschzwänge |
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Hallo dolphin, hallo Silto,
besten Dank für Eure Ratschläge. Ich kann nicht immer direkt antworten, da wir zu Hause kein Internet haben und ich somit nur im Betrieb in der Mittagspause reinschauen kann so wie es sich gerade ergibt.
Ich bin seit einigen Jahren in einer Gesprächstherapie, war mal in einer Gruppengesprächstherapie, hatte mir aber nichts gebracht, weil ich mich da nicht gut aufgehoben fand. Jeder hatte andere Probleme und der der sich zu Wort meldete dem wurden aus der Gruppe Ratschläge gegeben. Und der, so wie ich eher ruhig ist, der saß nur dabei und seine Zeit ab. Gut bin ich auch ein wenig selber Schuld, aber jeder ist so wie er ist.
Seit einigen Jahren habe ich nun Einzelgespräche, allerdings habe ich nur noch zwei Stunden, danach wird es nicht mehr verlängert.
Ich würde auch gerne in Selbsthilfegruppen gehen, aber da ich mich nicht traue meiner Aussenwelt davon zu erzählen (z.B. Partner), vielleicht weil ich mich schäme, kommt das momentan auch nicht in Frage.
Ich frage mich sowieso , warum mich noch niemand so richtig darauf angesprochen hat im Betrieb oder im privaten Kreis, denn auffallen muß es eigentlich, wenn ich z.B. jeden Vorgang in eine Klarsichthülle lege und mehrmals am Tag schaue, ob ich nicht doch noch was am Vorgang machen muß oder ob ich auf eine Rückmeldung warten muß. So auch zu Hause, wenn ich beim Fernsehen meine Aktentasche durchstöbere, mit einer Taschenlampe reinblende um zu schauen ob noch irgendwas da drin ist, was erledigt werden muß.
Oft denke ich, daß kann alles nicht normal sein und man hat keine Lust mehr damit zu leben, wenn man wertvolle Zeit vergeudet, die man besser nutzen kann. Ich weiß einfach keinen Ansatzpunkt mehr.
Habe auch schon versucht zurückzuverfolgen, wann es das erste Mal aufgetreten ist, auch mit meinem Therapeuten, aber alles verlief im Sande.
Gruß
Little Joe
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Dackel
Helferlein
62
Dortmund W, 44
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Sat, 11.Dec.04, 14:43 Re: Suche Ratschläge zu Kontrollzwängen und Waschzwängen |
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Hallo Little Joe,
hast Du schon mal an einen stat. Aufenthalt gedacht. So was ist recht intensiv. Vielleicht ist das eine Möglichkeit für Dich. Die Zwänge ganz allein in den Griff zu bekommen ist sehr sehr schwer, zumal wenn sie sich schon richtig eingenistet haben.
In einer Selbsthilfegruppe triffst Du Leute mit den gleichen Problemen, Du würdest sehen, dass Du mit Deinen Zwängen nicht allein auf der Welt bist.
Für weitere Infos schau doch mal auf der Seite www.zwaenge.de nach. Das ist die Seite der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen. Da gibt es viele Tipps, die Dir evtl. helfen können.
Alles Gute
Dackel
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shifra
Forums-InsiderIn
285
Deutschland W, 30
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Mon, 13.Dec.04, 20:42 Re: Suche Ratschläge zu Kontrollzwängen und Waschzwänge |
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kann mich dem, was silto sagt, anschließen... halte auch wenig von verhaltenstherapie, obwohl sie als standardtherapie bei zwängen gilt.
Quote: | Ich frage mich sowieso , warum mich noch niemand so richtig darauf angesprochen hat im Betrieb oder im privaten Kreis, denn auffallen muß es eigentlich, |
kannst dir sicher sein, dass es aufgefallen ist, sie wollen dich und sich halt nicht beschämen, was eine konfrontation ja bewirken würde. was solltensie auch sagen: hey, was tust da, und warum und blah......
du glaubst gar nicth, wieviel menschen mitkriegen, ohne etwas zu sagen, egal von was und welchen verhaltensweisen.
ich habe auch einen kollegen, der unter zwängen leidet, die ganze abteilung passt sich ihm an, man ignoriert seine marotten, tut, als kriegt man nix mit, zu gewissen zeiten geht mannicht in sein zimmer, wenn er seine banane im stehen, den apfel im sitzen zu sich nimmt. (nur 1 beispiel von vielen...).
sogar unterhalb der kollegen wird nicht drüber gesprochen, es wird einfach kollektiv ignoriert, als gäbe es bei zwängen einen unausgesprochenen loyalitätsvertrag.... nirgendwo sind peinlichkeiten offensichtlicher, und zwar für alle....
darüber wundere ich mich auch immer wieder....
lg
shifra
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