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Jelka
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Post Mon, 29.Nov.04, 17:52      Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Ich mache zur Zeit eine berufliche Rehabilitation für psychisch Kranke. Heute habe ich erfahren, dass ich für nicht tauglich für den ersten Arbeitsmarkt gehalten werde und deshalb wird mir geraten, in eine Behinderten-Werkstatt zu gehen.

Einerseits sehe ich ja, dass das nicht ganz unbegründet ist. Ich bin viel zu oft krank und überfordert. Aber andererseits fühle ich mich total schlecht damit. Ich komme mir so vor, als hätte ich mein Leben total verpfuscht.

Ob Behinderten-Werkstatt das endgültige Aus für meinen beruflichen Werdegang ist? Andererseits was will ich mit meinen 32 Jahren denn schon noch werden? Es ist alles so frustrierend. Image
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Ikarus
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Post Tue, 30.Nov.04, 5:30      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Hi Jelka,

Du sprichst bestimmt von einer beschützenden Werkstätte??
Ich arbeite zur Zeit im Nebenjob (1 von 3 Jobs) als Fahrer für körperlich und geistig Behinderte. Das ist aber, denke ich, eine andere Baustelle. Aber in meinem Wohnort gibt es auch eine beschützende Werkstätte für psychisch Kranke, Freunde von mir machten dort ihren Zivildienst, ich habe also einen (begrenzten) Einblick. Natürlich kenne ich Dein genaues Problem nicht, Du hast ja auch schon über 300 Beiträge hier zugesteuert, die kann ich nicht mal überfliegen. Aber ich denke, Du solltest, wenn überhaupt als Betreuerin dort arbeiten, keinenfalls als Betreute. Wie gesagt, ich habe nur begrenzte Einblicke in diese Einrichtungen, aber keiner der mir bekannten dort untergebrachten Menschen wäre in der Lage, hier im Internet, solche Beiträge wie Du zu leisten. Vielleicht habe ich Dein Posting auch komplett falsch verstanden. Und mit 32 ist Dein Leben schlimmstenfalls zur Hälfte gelebt (keine Aufforderung zur Midlife-Crisis!) bestenfalls nur zu einem Drittel. Also realistischerweise hast Du noch mehr vom Leben als bisher. Da ist also noch gar nichts verpfuscht, die große Karriere aber eher unwahrscheinlich. Wäre mir persönlich aber auch zu anstrengend (die große Karriere). Vielleicht schreibst Du mal mehr von den Empfehlungen, in eine beschützte Einrichtung zu gehen?

Alles Gute

_________________
Denn wir durchbrechen keine Mauern, wir überwinden sie.
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Jelka
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Post Tue, 30.Nov.04, 7:06      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Nein, ich soll dort nicht als Betreuerin hingehen, sondern als Betreute. Warum sollte ich solche Beiträge nicht schreiben können? Mit meiner Intelligenz ist ja alles in Ordnung. Nur psychisch eben nicht.
Bezüglich der Arbeit habe ich das Problem, dass ich sehr schnell überfordert bin. Nicht von dem, was ich mache (da bin ich eher unterfordert), sondern einfach von der Anforderung als solcher. So bin ich relativ oft krank geschrieben. Es gibt einfach immer mal wieder Phasen, in denen ich keine Kraft mehr habe und dann absolut nicht arbeitsfähig bin.

Ich fürchte, so ganz ohne Ausbildung ist mein Leben irgendwie schon verpfuscht, weil ich so immer nur Aushilfsjobs bekomme. Wer nimmt mich denn schon noch nach 2 abgebrochenen Ausbildungen? Falls ich überhaupt je wieder auf den ersten Arbeitsmarkt komme und nicht lebenslang in einer Behinderten-Werkstatt arbeiten muss.
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Karola
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Post Tue, 30.Nov.04, 13:02      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Hallo Jelka,

ich denke, dass Du in einer Werkstatt für Psychisch Kranke wiederum unterfordert wärst. Habe dort mal Praktikum gemacht (als Betreuerin) und einen kleinen Einblick bekommen. Die meisten waren dort an Schizophrenie erkrankt oder hatte eine durch Drogen und Alkohol ausgelöste exogene Psychose. Die Intelligenz war bei den meisten Patienten stark eingeschränkt. Ein Arbeitsbereich war da z. B. das Eintüten von irgendwelchen Sachen. Also, ich denke, dass Du da falsch wärst.
Kannst Du nicht EU-Rente bekommen? Oder geht das nicht, weil Du keine Ausbildung hast und somit auch nicht genug eingezahlt hast?

Karola
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vilareal
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Post Tue, 30.Nov.04, 13:14      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Liebe Jelka!

Ich schreibe kurz von meinen Erfahrungen.

Ich bin ja ungef. gleich alt. Zum Glück habe ich eine sehr gute Ausbildung. Zur Zeit bin ich in BU Rente aus ws. ungefähr ähnlichen Gründen, die auch bei dir vorliegen (psychische Krankheit eben). Bin also offiziell auch als nicht für den ersten Arbeitsmarkt tauglich eingestuft

Ich will mich damit aber nicht abfinden. Ich will arbeiten. Also habe ich mir eine Betreung (Arbeitsassistenz) gesucht. Das ist sehr gut angelaufen und ich hoffe, dass ich in absehbarer Zeit was finde und dann wieder arbeiten kann.

Ich schreibe dir das weil: Mit gewisser Unterstützung sollte es möglich sein, dass du z.B. eine Ausbildung machst. Warum denn nicht? Immer noch besser als Pseudoarbeit in einer Werkstatt. Lass den Kopf nicht hängen. Suche dir ARBEITSBEZOGENE Hilfe aber nicht nur vom AMS. Es gibt Stellen die psychisch Kranken bei Arbeitssuche helfen. Sowas empfehle ich dir.

lg,
v.
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Jelka
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Post Tue, 30.Nov.04, 16:07      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

@Karola

Ja, vermutlich wäre ich da unterfordert. Aber die haben wohl auch eine Abteilung für Büroarbeit. Vielleicht ist es da ja einigermaßen erträglich?
Rente würde ich so ungefähr 50 Euro bekommen, also müsste ich dann mit Hartz4 leben. Wie auch immer das gehen soll. Das ist doch kein Leben, sondern höchstens ein Überleben. Allerdings würde ich auch nur in den ersten 2 Jahren Werkstatt mehr bekommen, danach wohl ähnlich wenig.


@vilareal

Ich hatte ja jetzt ein Jahr lang arbeitsbezogene Hilfe für psychisch Kranke. Und die sind eben zu dem Schluss gekommen, dass ich nichts tauge für den ersten Arbeitsmarkt. Wenn die mir so eine Empfehlung geben, dann steht die auch erst mal.
Und das Problem ist ja eben auch, dass ich im Moment wirklich nicht arbeiten kann. Sie haben ja nicht ganz unrecht, auch wenn ich nicht damit umgehen kann. Glaubst du, dass es in 2 Jahren einen Weg aus der Behinderten-Werkstatt heraus auf den ersten Arbeitsmarkt gibt?


Ach, ich weiß einfach nicht weiter. Morgen habe ich ein Reha-Verlaufsgespräch, da wird das erst mal noch Mal diskutiert. Anschließend werde ich dann Gespräche in den verschiedenen Werkstätten führen und eventuell Pratika dort machen.
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Karola
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Post Tue, 30.Nov.04, 17:31      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Hallo Jelka,

ja, in den meisten Werkstätten gibt es auch Büroarbeit,das ist dann etwas anspruchsvoller (z. B. Datenarchivierung). Trotzdem halte ich eine Werkstatt für Neurotiker (was Du ja wohl auch bist) nicht geeignet. Du hast ja auch Abi und bist einfach zu intelligent für so eine "Pseudobeschäftigung". Wahrscheinlich würde Dir der Umgang mit den anderen Leuten da (wie ich im Praktikum gemerkt habe, haben viele auch Probleme mit der Hygiene) nicht gut tun. Einerseits siehst Du zwar, dass es vielen noch schlechter geht, aber andererseits gehörst Du dann auch dazu, auch wenn Du in der Büroabteilung arbeiten solltest.

Ich würde, wie Vilareal auch schon sagte, schauen, ob es nicht doch Möglchkeiten für den 1. Arbeitsmarkt gibt. Lass Dich nicht einfach so abstempeln, dass es nicht geht. In Köln gibt es doch bestimmt so einen berufsbegleitenden Fachdienst. Die kümmern sich um Leute mit psychischen Problemen die eine Stelle auf dem 1.Arbeitsmarkt haben, die aber wegen ihrer Probleme und Krankheitszeiten von Kündigung bedroht sind. Vielleicht können die Dir auch helfen, an ein Praktikum auf dem Arbeitsmarkt zu kommen.

Karola
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Post Tue, 30.Nov.04, 17:41      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Zuerst mal musst du nat. selbst beurteilen ob und wieviel du arbeiten kannst. Und was. Wenn es wirklich gar nicht geht solltest du sehen eine möglichst sinnvolle Beschäftigung zu finden. Was das sein kann musst du für dich wissen. Ich denke an Ausbildung, ehrenamtliche Tätigkeit,... Ob es eine für dich passende Werkstatt gibt weiss ich nicht. Vielleicht kannst du dort ja tatsächlich was lernen. Wenn es wirklich nur Beschäftigung ist, dann würde ich das zu verhindern versuchen. Damit verlierst du nur Zeit, ich glaube nicht, dass es zu deinem Wohlbefinden beiträgt und deine Berufschancen verschlechtern sich weiter.

lg,
v.
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Post Fri, 03.Dec.04, 9:15      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Danke für eure Antworten. Ich habe jetzt auch mit einigen Leuten in meinem Freundeskreis und mit meinem Therapeuten gesprochen, und die sind eigentlich alle der Meinung, dass das ganz gut für mich sein könnte. Ich selber merke, wie sich ein bisschen Erleichterung einstellt, weil ich dann wenigstens wüsste, wie es im Februar weitergehen soll. Begeistert bin ich allerdings immer noch nicht, sondern sehr hin- und hergerissen.
Ich denke, ich werde mir einfach mal die Behinderten-Werkstätten in Köln angucken und dann weiter überlegen. Erster Arbeitsmarkt würde ich im Moment definitiv nicht schaffen, insofern brauche ich wohl wirklich eine Alternative.


Karola wrote:
Trotzdem halte ich eine Werkstatt für Neurotiker (was Du ja wohl auch bist) nicht geeignet.


Was genau sind Neurotiker? Und warum bin ich einer?
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Post Fri, 03.Dec.04, 15:51      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Hey Jelka. Das klingt optimistischer. Freut mich!

Was hast du eig. für Diagnose(n). Nur wenn du magst. Mich würde es interessieren.

Neurosen: Streng genommen gibts das Konzept im ICD nicht mehr. Was es aber noch gibt ist eine Gruppe von Persönlichkeitsstörungen die psychoanalytisch orientierte Fachleute als "neurotische Persönlichkeitsstörung" bezeichnen. Diese Gruppe gilt als die Sammlung eher leichter Persönlichkeitsstörungen (etwa zwanghafte, selbstunsichere, dependente) im Gegensatz zu den schwereren (=PS auf Borderline Niveau), etwa Borderline PS, narzistische, schizotpyische,...

Weiss nicht ob das eine gute Antwort ist. Habs halt versucht.

lg,
v.
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Jelka
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Post Fri, 03.Dec.04, 17:57      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Aha, danke für die Erklärung. Nur weiß ich jetzt immer noch nicht, ob ich neurotisch bin oder nicht. zwinkernd..

Meine Diagnosen sind von Arzt zu Arzt verschieden. Mein Hausarzt schreibt mich immer mit einer psychotischen Episode krank, meine Psychiaterin schreibt mich mit generalisierter Angststörung und noch irgendetwas mit Angst krank. Der Arzt in der Klinik hat etwas von Borderline (emotional instabile Persönlichkeit nach Borderline oder so), schwerer rezidierender (oder so ähnlich) Depression, Zustand nach Psychose und noch 2-3 Sachen geschrieben.
Kurz: Ich habe keine Ahnung, was nun eigentlich das Problem mit mir ist. Mein therapeut scheint das jedoch alles nicht wichtig zu finden und so sehe ich das mittlerweile auch. Ich habe Probleme und daran versuchen wir zu arbeiten und fertig. Ganz egal, welchen Namen das Kind nun hat.
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Post Fri, 03.Dec.04, 18:06      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Quote:

Mein therapeut scheint das jedoch alles nicht wichtig zu finden und so sehe ich das mittlerweile auch

Sehe ich auch so. Geht halt um Schubladen, um Zuordnungen, um Zugehörigkeiten. Schon auch wichtig, aber nicht so sehr.

In Summe kann ich mich schon in etwa reindenken wie es dir geht. Soweit das halt geht. Bei mir ist es Borderline PS und Narzistische PS. Daraus resultiert dann reziv. Depressionen, Angststörungen usw......

Hamma als ähnliche Diagnosen. Bringt uns nichts! Müssen wir arbeiten an unseren jeweiligen Leben. Dafür wünsche ich dir das aller, allerbeste.

Ciao,
v.
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Post Sat, 04.Dec.04, 9:05      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

Danke, vilareal, dir auch alles Gute! grinsend
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Post Sat, 26.Feb.05, 15:09      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

So, am Dienstag geht es los. Ich war jetzt einen Monat arbeitslos, und habe auf die Genehmigung gewartet. Das war auch ganz gut so, weil es mir nicht so gut ging, und ich sonst sicher direkt am Anfang krank geworden wäre. Vorher habe ich schon 2 Wochen Prktikum dort gemacht und es war ganz in Ordnung. Ich komme direkt in den Bürobereich.
Die Leute dort sind ganz nett und scheinen sich schon darauf zu freuen, dass ich dort anfange. Mir geht es ganz gut damit. Ich bin froh, dass ich nicht auf den ersten Arbeitsmarkt komme, denn das würde ich gar nicht schaffen. Jetzt muss ich abwarten, ob es so gut geht. Ein bisschen aufgeregt bin ich, aber nicht zu schlimm, denn ich kenne mich ja durch das Praktikum schon ein bisschen aus.
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Naomi
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Post Sat, 26.Feb.05, 15:20      Re: Behinderten-Werkstatt? Reply with quoteBack to top

liebe jelka,

ich wünsche dir alles gute und viel erfolg in deinem büro-job in der werkstatt. ich drücke dir die daumen, dass alles gut geht und vor allem auch, dass es dir spaß macht und du erfolgserlebnisse sammeln kannst.

lg, naomi

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I beg your pardon, I never promised you a rose garden.
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