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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Fri, 29.Oct.04, 0:37 Abnabelung von den Eltern |
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Hallo,
ich bin echt froh dieses Forum gefunden zu haben. Ich habe akute Probleme mit meinen Eltern. Ich muß mich endlich von ihnen emotional abnabeln. Ich bin 29 und habe insgesamt auch schon 6 Jahre im Ausland gewohnt und auch gearbeitet, aber es hat alles nichts genutzt.
Vor 6 Monaten hatte ich einen Nervenzusammenbruch und bin seitdem wegen Depressionen krank geschrieben. Ich bin auch in Therapie und bekomme auch Medikamente. Ich möchte diese Phase wirklich für einen Neuanfang nutzen. Ich mache ab Mitte November eine Kur und habe meinen Vater gestern telefonisch davon erzählt und auch daß ich während der Kur keinen Telefonkontakt haben möchte, da ich mal zu mir kommen möchte ohne Einwirkung von meinem gewohnten Umfeld.
Mein Vater möchte dann aber Kontakt zu dem Arzt und stellt sich das so vor, dass der ihm alle einzelheiten erzählt. Er denkt er hat ein Recht darauf. Das ist aber das Problem! Ich möchte das allein machen, und ich kann das auch. Es würde mir so gut tun, wenn meine Eltern mich einfach mal in Ruhe lassen und zwar auch telefonisch. Als ichim Ausland gewohnt habe habe ich mir oft gewünscht, noch weiter weg zu gehen, irgenwo in den Busch, wo es keine Telefone gibt.
Meine Mutter hat mich und meinen Bruder seit unserer Kindheit damit erpresst, daß unser Vater ja schon älter ist (er ist heute 84) und "Wenn wir dies und jenes nicht tun oder nicht brav sind, dann stirbt der Vater" Ich habe also immer im Unterbewußtsein, wenn ich etwas mache, was meinen Eltern nicht gefällt, könnte das meinen Vater umbringen. Dazu muß ich sagen das er besonders für sein Alter topfit ist.
Inzwischen ist mein Vater auch auf den Zug aufgesprungen. Gestern hat er auch gesagt "Ja, und vielleicht ist das dann das letzte mal daß wir miteinnader sprechen...für immer" Er denkt auch immer ich könnte umkommen. Manchmal ruft er alle 10 Minuten an, wenn ich nicht zurückrufe und ich habe dann 20 Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Wenn meine Eltern mich nicht um eine bestimmte Uhrzeit erreichen denken sie sofort ich bin tot und rufen alle meine Freunde an. Wenn die auch nicht zu Hause sind, haben sie dann später auch 20 Panik-Nachrichten von meinem Vater auf dem Anrufbeantworter.
Durch meine bitte mich ca. 2 Monate in Ruhe zu lassen, damit die Kur auch etwas bringt hat er trotz meiner Beteuerungen, daß ich ihn sehr liebe, gesagt, er fühlt sich in die letzte Ecke gestellt und ich tue ihm sehr weh und alles Vertrauen wäre jetzt weg.
Ich habe meine Eltern so oft um mehr Freiheit gebeten und da es auf die Art und Weise nicht klappt, muß ich es so machen. Aber es tut mir so weh, wenn mein Vater so leidet.
Ich mußte ihn auch immer vor meiner tyrannischen und diktatorischen Mutter beschützen. Sie macht ihn total fertig, aber letztendlich hat er sie ja geheiratet und sich selbst ausgesucht....
Mich hat sie auch immer fertig gemacht, bis ich zusammengebrochen bin. Aber meinen Vater habe ich so lieb und er tut mir so leid. Ich habe ihn so lieb wie sonst niemanden auf der Welt aber das schadet mir auch so sehr.
ich kann auch keinen Freund haben, weil mich niemand so sehr lieben kann wie mein Vater!!
Ich brauche echt Hilfe!!
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kevmom
Helferlein
44
Deutschland W, 27
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Fri, 29.Oct.04, 8:26 Re: Abnabelung von den Eltern |
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hallo,
ja du brauchst hilfe, und zwar profesionelle hilfe eines psychologen. der kann dir die schuldgefühle nehmen, dich auf eine konfrontation mit deinen eltern vorbereiten und auch deinen eltern helfen, dich endlich loszulassen.
vielleicht hilf dir aber auch eine schritt für schritt regelung mit deinen eltern, wo du erst jeden zweiten tag und dann immer in größeren abständen sie anrufst oder besuchst. damit sie sich langsam daran gewöhnen, daß du ein eigenes leben führst.
deine mutter hat wohl den zug verpasst, als es um das loslassen ging. das ändert aber nichts an der tatsache, daß sie ich gehen lassen muß, ob sie nun will oder nicht.
suche dir prof. hilfe. das kann ich dir nur empfehlen. vielleicht kann er dir auch das verhalten deiner eltern verständlich machen...
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_________________ "Soll es das gewesen sein..." (aus einem Die-Ärzte-Lied) |
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Ennasus4
Forums-InsiderIn
292
Niedersachsen W, 39
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Fri, 29.Oct.04, 8:55 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo Lisa,
das hört sich richtig nach Erpressung an. Von wegen, wenn du das 2 Monate nicht willst, dann ist es sozusagen für immer.
Dabei möchtest du nur 2 Monate!
In den 2 Monaten ist auch noch Weihnachten drin, vieleicht ist das auch noch ein Grund?
Ich bin vor fast 10 Jahren über Weihnachten in den Süden gefahren mit meiner Freundin, die auch Single ist. Das hat mir meine Mutter bis heute nicht verziehen, denn genau am 1. Weichnachtstag ist sie gestürzt und musste ins Krankenhaus. Und ich war nicht da!
Aber mein Vater, mein Bruder und meine beiden Schwestern mit ihren Familien waren da, aber sie meinte, ich würde mich dafür nicht interessieren und einfach über Weihnachten wegfahren, da war ich 29 Jahre und meine Mutter Mitte 50!
Letztendlich glaube ich können sich die Eltern nicht abnabeln!
Es ist schön, wenn man guten Kontakt zu seinen Eltern hat, aber letztendlich müssen auch die Eltern einsehen, das jeder für sich selbst verantwortlich ist.
Wie ergeht es denn deinem Bruder? Ist es bei ihm ähnlich?
Susanne
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Fri, 29.Oct.04, 11:35 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo!
Das ist mein totaler Horror, das meinem Vater über Weihnachten wirklich etwas passieren könnte!!!
Die tatsache, daß ich über Weihnachten nicht da bin, sondern lieber in der Klinik bleibe, konnte er gut akzeptieren. Aber nicht daß ich ihm keinen Ansprechpartner in der Klinik liefere, der ist bereit ist die Schweigepflicht zu brechen und sich alle paar Tage mit ihm auseinanderzusetzen. Würde ich das machen, käme ich mir vor, als würde ich mich selbst entmündigen. Ich brauche wirklich eine Pause. Meine Eltern sind schon sehr alt wie gesagt und ich denke auch immer, wenn ich mich nicht emotional abnabele von ihnen bevor sie sterben, dann nehmen sie mich sozusagen emotional "mit ins Grab".
Meinem Bruder geht es sehr ähnlich, obwohl er ganz anders ist als ich. Aber er handhabt die Sache anders. Er lebt sein Leben und ruft unsere Eltern auch mal 2 Wochen nicht zurück, wenn es ihm nicht paßt, auch wenn er dann 20 Anrufe auf dem Anrufbeantworter hat und mein Vater kurz davor ist die Polizei zu rufen und die Beerdigung zu planen (kein Witz!!). Wenn mein Bruder unsere Eltern dann am Telefon hat, brüllt mein Bruder sie bloß an, was das solle und sie fangen beide an zu heulen an, sie hätten ja solche Angst um ihn gehabt. Mein Bruder ist 33.
Ich hingegen, kann mein Leben gar nicht richtig leben, aus Angst meine Eltern rufen an und ich bin dann nicht da und sie machen sich Sorgen. Ich bin 29 und habe jahrelang tausende von Kilometern weit von ihnen weg gelebt und traue mich nicht mal ein Wochenende weg zu fahren ohne Bescheid zu sagen!! Aus Angst sie könnten anrufen und ich bin nicht da!
Das ist alles total krank und ich kann so echt nicht leben.
Ich habe meinen Vater furchtbar lieb aber das ist auch wie ein Mühlstein den ich am Bein mit rumschleppe.
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lilu
[nicht mehr wegzudenken]
1154
wien W, 32
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Fri, 29.Oct.04, 12:02 Re: Abnabelung von den Eltern |
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oh mann. du steckts echt drin in einem bann. deine eltern haben da ja auch ein wahnsinnsproblem. wie waren denn deren eltern? haben die auch so geklammert? oderi st ihnen nahestehenden personen etwas schlimmes zugestoßen?
meine eltern verhalten sich ja auch nicht gerade wie erwachsene (dem alter entsprechend) aber gottseidank ist es nicht so extrem. vor allem, eine zeit hab ich ja mitgespielt weil es für mich normalität war...
hm. dein vater wird sich kaum mehr verändern. andererseits - es ist nie zu spät für einsicht. mein opa ist 100 und es ist erstaunlich wie top er noch ist und wie fähig dinge einzusehen...
DU musst dich lösen. klare sache. aber du musst das machen ohne schuldgefühle (mir wurde als kind eingeredet ich wäre schuld an diversen krankheiten und dem drohenden tod meiner mutter - schuldgefühle die mich selbst dann noch belasteten als ich längst wusste, dass das nur erpressung war).
ich würde dir ja sagen, deine eltern brauchen eine therapie. also sich so extrem zu verhalten, das würde jeden in den wahnsinn treiben. vielleicht gibt es einen weg (mit familientherapie) ihnen klar zu machen, dass sie mit ihrem verhalten das gegenteil von dem erreichen was sie wollen. wenn einem nachgelaufen wird, geht man auf flucht.
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_________________ Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung |
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Fri, 29.Oct.04, 12:34 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo Lillu, danke für Deine Antwort. Es ist doch gut zu hören, wenn andere Eltern auch merkwürdig sind..
Ich weiß auch daß meine Eltern auch therapiebedürftig sind. Besonders meine Mutter. Ich wohne momentan ca. 600 Kilometer weg von Ihnen und sie haben mich das Letzte mal letztes Weihnachten gesehen und da habe ich es nur 1 Tag ausgehalten und bin dann mitsamt meinem Bruders am 25.12. geflüchtet. Aber mit räumlichen Abstand ist es halt nicht getan. Eine Familientherapie können wir aber nicht machen, wegen des Abstandes. Mein Vater würde das aber sogar machen, hat er gesagt, aber er denkt natürlich dass es da nicht um ihn geht sondern über sein "armes gestörtes Kind".
Ich habe schon öfter vorgeschlagen, meine Mutter solle mal in Therapie gehen, aber da gehen sie beide nicht drauf ein.
Ich habe jetzt einen sehr guten Therapeuten, der mich auch darin unterstützt hat, michfür die Zeit der Kur telefonisch von meinen Eltern zu trennen.
Hast Du Kinder? Ich will selbst überhaupt keine Familie haben, weil ich diese emotionale Erpressung so furchtbar finde und Angst habe dass ich meinen Kindern auch so etwas antun könnte...
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Incah
[nicht mehr wegzudenken]
1213
@ home W
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Fri, 29.Oct.04, 16:00 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Liebe Lisa,
sogar wenn du 24h am Tag bei deinem Vater sein würdest, würdest du nicht helfen können, wenn er wirklich stirbt. Wenn es etwas ist, wo man nicht mehr helfen kann, wird er sogar in deinen Armen sterben.
Natürlich ist es bei den meisten Sachen hilfreich, wenn schnell die Rettung gerufen wird und er ärztlich versorgt wird, aber dafür sind auch andere da. Deine Mutter oder sonst jemand, oder besorg ihm ein Notfallhandy für Senioren, womit er ärztliche Hilfe anfordern kann.
Wenn er wirklich mal sterben sollte (so wie alle Menschen das müssen), dann kannst du ihn nicht retten. Nicht wenn du anwesend bist und nicht weil du ihn liebst.
Ich glaube dass das dein eigentliches Problem ist, kann das sein? Dass dein Vater irgendwann sterben wird?
Du wirst dich aber leider damit abfinden müssen, so wie alle anderen Menschen auch, dass ihre Eltern, lieben Mitmenschen, etc. irgendwann mal sterben werden.
Dass deine Mutter (und inzwischen auch dein Vater) das ausnutzt damit du bei ihnen bleibst bzw. dich nicht abnabelst find ich übel von ihnen.
Eine Therapie wäre sicher das richtige für dich, denk erstmal nicht an Familientherapie o.ä. sondern schau auf dich selber. Du musst da raus,sonst wirst du früher oder später dabei kaputt gehen. Spätestens wenn deine Eltern sterben und du bist NICHT von ihnen abgenabelt.
Viel Glück und alles Gute!
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Tintenherz
Helferlein
74
BaWü W, 43
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Fri, 29.Oct.04, 16:21 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo Lisa,
ich find es gut wie genau du hinschaust und offen deine Probleme benennen kannst. Auch ziehe ich den Hut, weil du dir bereits Hilfe gesucht hast, dich somit ernst nimmst.
Schau dir mal meine Unterschrift an, die hat mir damals als ich in ganz ähnlicher Not steckte immens geholfen.
Ich hatte sie sogar eine ganze Weile als Ansage auf meinem Anrufbeantworter - das hat zwar manch einer überhaupt nicht verstanden, aber mir hat es geholfen die zweite Abnablung zu schaffen.
alles Gute, Tintenherz
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_________________ Eigenliebe ist der Beginn einer lebenslangen Romanze (Oscar Wilde) |
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Lisa29
[nicht mehr wegzudenken]
1071
Bayern W, 32
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Fri, 29.Oct.04, 23:11 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo!
Die Unterschrift ist wirklich sehr wahr! Ich bin es auch wirklich so satt, verfügbar zu sein, bzw. sein zu müssen. Ich bin ja auch nicht für das Glück meiner Eltern verantwortlich, das sagt mein Therapeut auch immer. Aber es ist so schwer, wenn man emotional erpresst wird und sich ständig schuldig fühlt. Momentan fühle ich mich wirklich zum kotzen. Vielleicht wird das ja in der Kur besser.
Von außen sieht es aus als seien die Ursachen meines Nervenzusammenbruches vor 6 Monaten außerfamiliär, aber in Wahrheit war es vor allem der Druck, den meine Eltern ständig aussenden, auch wenn ich sie nicht sehe.
Ich bin trotz kompletten Zusammenbruches lieber krank in eines Stadt geblieben, in der ich niemanden kenne, weil ich gerade wegen eines Jobs neu dorthin gezogen war, und bin nicht zu meinen Eltern zum auskurieren gefahren und ich habe ihnen auch verboten mich hier zu besuchen. Ich bin lieber in einer fremden Stadt in einer leeren Wohnung geblieben, in die ich 1 Woche zuvor gezogen war und bin in die psychatrische Notaufnahme gegangen, um mir Hilfe zu holen.
Ich wohne in der inzwischen schönen Wohnung nun seit 6 Monaten. Den neuen Job habe ich natürlich sofort verloren.
Zum Glück eigentlich...Meine Eltern fanden damals, es sei so eine Schande daß ich arbeitslos geworden war, dass ich ständig schluchzende Anrufe bekam, also habe ich am "Ende der Welt" einen furchtbaren Job in einer "furchtbaren" Stadt angenommen. Ich fand die Stadt damals grauenvoll, die Gegend (weil ich im Umkreis von 500 km niemanden kannte), den Dialekt, den Job, die Firma, sogar meine Vorgesetzte war mir extrem unsympatisch. Aber ich konnte das Geheule und Geschluchze meiner Eltern nicht mehr ertragen, die unglücklicher über meine Arbeitslosigkeit waren als ich selbst und habe deswegen den Job angenommen. Wie dämlich denk ich mir nun.
Aber anscheinend war es mal nötig, dass es mal so richtig knallt, sonst hätte ich nie gemerkt, wie absurd das alles ist und was ich mir selbst antue mit diesen Elter.
Aber meine Eltern verstehen trotzdem nicht, daß sie für mich durch ihr ständiges Geheule eine "Bedrohung" darstellen und ich sie nicht um mich haben will.
Ich arbeite momentan nur an mir selbst. Habe es mir in der Wohnung in der fremden Stadt inzwischen schön gemacht, gehe zum Sport und zur Therapie. Ich hatte keine Kraft einen Umzug zurück nach Berlin zu machen. Und bald gehe ich in die Kur. Ich will echt alles tun dieses "Gespenst Eltern" innerlich endlich loszuwerden, dann kann ich sie wahrscheinlich auch wieder um mich herum oder am Telefon ertragen.
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Novalia
sporadischer Gast
13
Baden-Württemberg W, 25
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Wed, 07.Feb.07, 16:00 Abnabelung von den Eltern |
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Hallo ihr Lieben
Ich brauch einfach mal ein paar Meinungen von Aussenstehenden, die meine Situation nicht so emotionsgeladen betrachten...
Also:
Ich studiere seit einem Jahr und wohne seitdem nicht mehr bei meinem Eltern. Ich habe die volle Unterstützung von meinen Eltern, moralisch und finanziell (so gut sie können, mein Papa ist in Rente)
Ich hab auch einen ganz lieben Freund.
Meine Eltern sind sehr stolz darauf, dass ich studiere. Und verstehen, dass ich (gerade jetzt in den Klausuren) viel lernen muss.
Aber:
Ich fahre jedes Wochenende, zumindest für einen Tag zu meinen Eltern, den Rest verbringe ich mit meinem Freund bei ihm zuhause.
Jetzt vor den Klausuren kommt mein Freund zu mir und wir verbringen die Wochenenden mit lernen und genießen einfach das Zusammensein.
Meine Mutter ruft mich 1-2mal in der Woche an um zu erzählen und zu fragen wie es mir geht.
Ich war jetzt 3 Wochen nicht mehr bei ihnen und sie fragt ständig, wann ich denn wieder komme, sagt dass ich mich nie melde usw.
Das war letztes Semester vor den Prüfungen genauso..
Ich hab dann so ein wahnsinnig schlechtes Gewissen
Ich kann mich doch nicht zerreissen... Ich kann doch nicht mein Leben lang jedes Wochenende zu meinen Eltern fahren... Ich denke ständig darüber nach, anstatt zu lernen... Warum verstehen sie nicht, dass ich hier meine ganzen Unterlagen und die Ruhe zum lernen habe...
Wie soll das weitergehen?
Ich will meinen Eltern nicht weh tun!
Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Ich will mein eigenes Leben haben aber ich will meine Eltern nicht zurückstoßen.
Sie waren und sind immer für mich da.
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_________________ ich erlaube mir den Luxus einer eigenen Meinung - Verfasser unbekannt |
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C*
Forums-InsiderIn
368
--- W, 44
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Wed, 07.Feb.07, 16:13 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo Novalia,
ich kann Dir sehr gut nachfühlen, obwohl ich 20 Jahre älter bin als Du
Meine Eltern wollten mich auch nie loslassen, ich habe jahrelang nach ihrer Pfeife getanzt und ihre Bedürfnisse nach Nähe und Kontrolle über mich erfüllt, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen. In subtilen Verhaltensweisen haben Sie mir seit meiner Kindheit klar gemacht, dass sie an erster Stelle stehen (wollen) und ich mich gefälligst danach zu richten habe. Habe ich dagegen auch nur ansatzweise opponiert, manipulierten sie mich durch Beleidigtsein, so dass sich bei mir sofort ein schlechtes Gewissen einstellte. Manipulation durch Schuldgefühle ist psychischer Missbrauch, den einem die Eltern da antun und er hat gravierende Auswirkungen im eigenen Leben, auch in späteren Beziehungen.
Deine Mutter scheint mir da auch in diese Kategorie zu gehören. Kann es sein, dass sie Deine Abwesenheit durch das Studium und die dadurch entstehende Leere (in ihr und bei Euch zuhause) nicht ertragen kann ? Kommt mir ein bisschen so vor, wenn sie so oft anruft und alles wissen möchte. Braucht Sie Dich, um das eigene Loch in sich selbst zu stopfen ?
Es ist ein Alarmzeichen, dass Du ein schlechtes Gewissen gegenüber Deinen Eltern hast
Hast Du Dir schon mal überlegt, wie Du Dich besser von Deinen Eltern abgrenzen (und ablösen) könntest ?
Liebe Grüße
Cantadora
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Novalia
sporadischer Gast
13
Baden-Württemberg W, 25
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Wed, 07.Feb.07, 16:44 Re: Abnabelung von den Eltern |
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hallo Cantadora
Wow, danke für deine superschnelle Antwort
Quote: | Braucht Sie Dich, um das eigene Loch in sich selbst zu stopfen ?
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Das hab ich mich auch schon oft gefragt und ich glaube die Antwort zu kennen.
Ich bin das einzige Kind, auf das sie auch lange, lange warten mussten.
Meine Eltern haben die ganze Palette von Fehlgeburten bis zur Hormontherapie durchgemacht, um mich zu bekommen.
Ich kann mich auch an mindestens zwei Fehlgeburten erinnern, als ich schon auf der Welt war.
Meine Mutter hat davon erzählt und auch wie sehr sie sich mich gewünscht hat, aber es war nie ein riesen Thema.
Vor diesem Hintergrung kann ich sie schon verstehen, ich hänge auch sehr an meinem Eltern, aber ich weiß nicht weiter.
Ich habe mir schon letzes Semester vorgemommen, nicht so oft nach hause zu fahren und ich schaff es einfach nicht...
Wenn sie anruft und fragt trau ich mich einfach zu sagen, dass ich dieses Wochenende nicht komme.
Es ist ja auch zu einfach, ich hab ein Auto und es ist nur eine gute Stunde Fahrt.
Quote: | Habe ich dagegen auch nur ansatzweise opponiert, manipulierten sie mich durch Beleidigtsein, so dass sich bei mir sofort ein schlechtes Gewissen einstellte |
Meine Mutter ist dann einfach traurig und das macht mir wieder ein schlechtes Gewissen...
Du hättes ihre Augen sehen sollen, als es vor kurzem darum ging, dass ich mir hier einen Frauenarzt suche...
...und schon wieder ein schlechtes Gewissen...
Jeder Versuch hier etwas mehr zuhause zu sein, macht meine Mutter traurig.
Für sie ist mein Leben hier eine Lösung für "unter der Woche" und "zuhause" ist da wo meine Eltern wohnen...
...und das schlechte Gewissen ist da...
in diesem Bereich ist es mit meiner eigenen Meinung nich weit her
Aber ich betrachte meine Signatur als Ziel
Liebe Grüße
Novalia
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_________________ ich erlaube mir den Luxus einer eigenen Meinung - Verfasser unbekannt |
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BluesRock
neu an Bord!
1
Deutschland M, 26
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Wed, 07.Feb.07, 18:16 Re: Abnabelung von den Eltern |
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@Novalia:
Kurze Antwort: Eine mir sehr bekannte Situation, Schuldgefühle bringen nichts... aber du mußt die Situation normalisieren.
Ich studiere schon einige Jahre ca. 600km von meinem Elternhaus entfernt, beginne jetzt gerade mit meiner Diplomarbeit. Schon alleine durch die Entfernung war ich also nicht so oft bei meinen Eltern, wie du es beschreibst. Und so bedenkliche Formen wie hier im Thread beschrieben, nahm es zum Glück auch nie an. Aber die Situation bzw. die Denkweisen kenne ich auch sehr gut.
Meine Mutter hatte auch ihre Probleme mit dem "Loslassen". Die freien Tage in den Semesterferien, wenn keine Prüfungen anstanden, wurden automatisch für eine "Rückkehr" eingeplant. Ich schreibe Rückkehr, da nicht von einem Besuch gesprochen wurde, sondern von "nach Hause kommen". Ich wurde und werde noch immer öfter angerufen, als ich das Bedürfnis hätte. Sie möchte dann möglichst detailiert wissen, wie es mir geht, was ich mache. Es geht dabei natürlich nur darum, dass sie an meinem Leben teilhaben will. Das ist natürlich ehrlich und nett gemeint, aber manchmal sehr anstrengend und auch indiskret.
Das Bedürfnis nach Kontrolle war nie besonders stark, aber sicher vorhanden. Ich nenne es eher "Bemuttern". Es ging dann immer darum, dass sie Dinge für mich planen, regeln bzw. entscheiden wollte, als wenn ich ein kleiner Schuljunge wäre. Z.B. Arzttermine, Kleidungsfrage... einmal wurde ein Paar Schuhe von mir einfach ungefragt entsorgt, weil sie entschieden hatte, dass die Schuhe schon viel zu lange viel zu kaputt wären. Ich habe damals mehr amüsiert reagiert, und genau das ist ein Fehler.
Du musst dich eindeutig positionieren. Du musst deinen Standpunkt unmißverständlich klarmachen. Denn von alleine wird sie niemals einsehen, dass du nicht mehr ihr kleines Mädchen bist. Du musst ihr zeigen, dass du in deinem Studienort ein Leben und nicht nur ein Zimmer hast.
Ich habe damals gedacht, dass sie es von alleine begreifen würde. Da ich ja schließlich in einer anderen Stadt auch ohne sie auskommen würde. Aber so funktionieren Mütter nicht. Schon gar nicht in deinem Fall, da du für sie nicht nur eine Tochter, sondern DIE Tochter bist.
Am einfachsten ist es, wenn du sie sanft aber eindeutig in ihre neue Rolle drückst. Meine Eltern kamen seitdem mehrfach einige Tage zu Besuch. Das dreht die Rolle plötzlich um. Sie kommen, sehen sich Stadt und mein Umfeld an, begeben sich Abends in ihr Hotel und fahren dann auch irgendwann wieder. Das rückt einige Dinge in's rechte Licht, denn dann wird plötzlich klar, dass es nicht nur bei Mutti schön ist. Und es ist auch eine Alternative zu "Ich sehe meine Tochter nur, wenn sie zu mir heimkommt".
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Niche
Helferlein
60
Deutschland W, 29
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Tue, 20.Mar.07, 10:58 Re: Abnabelung von den Eltern |
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Hallo Lisa,
Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob du denn schon lange in Therapie bist oder erst kürzlich angefangen hast und was du für eine Form gewählt hast? Bei deinen Verstrickungen mit deinen Eltern ist es wohl mit einer kurzfrequenten Gesprächstherapie nicht getan. Daher scheint der Schritt mit einer stationären Aufnahme - Kur - sehr sinnvoll zu sein.
Ich selbst habe ebenso schwierige Eltern wie du, die im Grunde gar kein eigenes Leben haben, sondern alles mögliche auf mich projizieren, was ich aber gar nicht "tragen" kann. Es ist, als würden sie mich erdrücken, ersticken wollen.
Ich bin ebenfalls unter diesem Druck fast zusammen gebrochen und für vier Monate stationär behandelt worden. Das hat mir dann den weiteren Schritt ermöglicht, eine Gesprächstherapie zu beginnen und in eine höherfrequente Analyse überzuführen. Dadurch hat sich mein gesamtes Befinden so weit normalisiert, dass ich nun vor fast genau einem Jahr meine Analyse beenden konnte.
Mir scheint, dass du den Schritt eines radikal eigenständigen "Bruches" mit deinen Eltern, noch nicht vollziehen konntest. Im Rahmen einer stationären Therapie ist dies gut möglich und könnte einen großen Gewinn an Eigenständigkeit bewirken, weil dein "Nichtmehrkönnen" sozusagen handfeste Umsetzung in die Realität erfährt. Dort bist du in einem ganz geschützten Rahmen und kannst eigenständige Gedanken entwickeln, die dann auch zu anderen Handlungsweisen führen können.
Ich muss immer wieder aufpassen, dass ich nicht wieder in die Falle tappe und meinen Eltern vertraue - sie wollen im Grunde gar nicht, dass es MIR gut geht, sondern nur, dass sie sich durchsetzen. Meine Eltern sind, seit ich denken kann, anfällig oder krank und schwach. Meine Mutter hatte immer Depressionen. Meine Eltern lebten in einem Haus zusammen, waren aber nicht zusammen. Meine Mutter hatte, seit ich klein bin, eine Affäre mit unserem Nachbarn, der ein totaler Einsiedler und Freak ist. Niemand durfte diesen Namen in unserer Familie aussprechen. Mein Vater trinkt schon sehr lange heimlich sehr viel Alkohol... Dies alles in einer nach außen hin gutbürgerlichen Familie. Ach ja, mein Vater hat meine Schwester unter Anleitung meiner Mutter verprügelt. Meine Mutter hat mich tyrannisiert. Ich durfte keinen Freund haben... die reinste Hölle.
Durch meine Therapie habe ich meine Eltern konfrontiert mit ihrer Schuld. Sie sind beide (!!) zusammengebrochen und mussten in stationäre Therapie - beide auf dieselbe psychiatrische Abteilung. Ich habe mit dem behandelnden Arzt gesprochen, der meinte, dass sie zu alt seien, um sich völlig zu ändern.
Ich dachte nun, sie hätten sich geändert, und habe blauäugig meinen früheren Freund und jetzigen Mann vorgestellt. Meine Mutter hat prompt einen Streit angefangen mit ihm. Sie wollten ihn nicht mehr sehen. Wir mussten heimlich heiraten. Dies hat meine Mutter herausgefunden und mir beim letzten Treffen gesagt. Mein Vater ist seit seiner Klinikgeschichte ständig krank. Wenn ich ihn sehe, sagt er immer, dass es ganz schlecht geht und gerade noch schlimmer geworden ist. Weihnachten war ich da, er hat vor uns allen ständig geweint - obwohl ich ihn niemals habe weinen sehen!! Man hat immer das Gefühl, sie inszenieren ihre Krankheiten, um mir die Schuld daran zu geben. Meine Mutter sagte mir, dass mein Vater so krank sei, weil ich geheiratet hätte. Mein vater meinte zu der Heirat, dass ich ein "armes Schwein sei, was einen letzten Strohhalm ergreifen müsste, weil ich nicht allein sein könne".
Dazu muss ich noch ein letztes sagen. Mein Vater hat mich besonders behandelt. Ich hatte ihn sehr geliebt. Er hat mich nie geschlagen, mich vor meiner Mutter verteidigt. Es ist, als seien im Grunde er und ich verheiratet gewesen, und nicht meine Eltern. Ich konnte mich nie auf einen Freund einlassen, weil ich von meinem Vater gefühlsmäßig nicht losgekommen bin. Es scheint, als hätte ich ihn durch meine Heirat verraten. Ich habe solche erdrückenden SChuldgefühle...
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Niche
Helferlein
60
Deutschland W, 29
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Wed, 21.Mar.07, 14:26 Re: Abnabelung von den Eltern |
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hallo ihr,
also ich muss wirklich mal besser lesen... Lisa hat vor drei Jahren das letzte Mal geschrieben
@ novalia
da hilft nur eines, sag, was du willst. Ich habe mich sogar ein Jahr lang nicht gemeldet und ihnen gesagt, dass ich keinen Kontakt will. Letztendlich bleiben sie doch deine Eltern. Ich glaube, sie würden dich machen lassen. Du musst es ja nicht so machen, wie bei mir mit einem jahr gleich.
Hast du Angst, deinen eigenen Eltern die Wahrheit zu sagen? Das kann ich nicht so recht nachvollziehen. Sagst du deiner Mutter nie, dass sie lästig ist oder eine typische Mutter oder so?
es ist doch kein Wunder, dass deine Mutter dich ständig anruft. Sie WEISS doch gar nicht, dass es dir nicht gefällt. Du beschwerst dich über etwas, wovon der andere gar nichts wissen kann.
Grüsse, Niche
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