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Cinderella04
neu an Bord!
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Trauertal W, 18
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Tue, 26.Oct.04, 20:16 Gehts auch ohne Therapie? |
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Ich leide seit meinem 12.-13. Lebensjahr an starken Depressionen. Damals waren zwischen den depressiven Phasen aber noch durchaus "länger-anhaltende" positive Phasen. Seit ca. 2 Jahren aber steigerten sich meine Probleme, wurden nur noch schlimmer und mittlerweile bezweifle ich jemals wieder "normal" leben zu können.
Man könnte sagen, dass mich jeder Tag noch weiter wegbringt.
Ich hab zwar nie die Diagnose gestellt bekommen, aber ich denke, dass ich ein Bordi bin bzw. zumindestens treffen einige der Symptome auf mich zu. Ein sehr offensichtliches Problem, was nicht nur für mich, sondern auch für meinen Partner ein Problem ist, ist mein "Ich hasse dich - Verlass mich nicht" -Verhalten. Einerseits liebe ich meinen Freund über alles, kann ihm gar nicht nicht nah genug sein, im nächsten Moment aber fühle ich mich total erdrückt von ihm, es ist, als wären meine Gefühle wie weggeblasen und ich möcht ihn am liebsten so weit wie möglich von mir wegstoßen. Später bereue ich es immer, wenn ich ihm das auch "deutlich" gemacht habe. Meinen letzten Suizidversuch hatte ich im November letzten Jahres. Nach 4 Tagen Intensivstation musste ich für ein paar Tage in eine geschlossene Psychiatrie. Dort hätte ich normalerweise auch bis Anfang dieses Jahres bleiben müssen aufgrund "akuter Suizidgefahr", wurde dann aber durch richterlichen Beschluss ( lange Geschichte ) doch entlassen. Damals hab ich eigentlich beschlossen gehabt, in ambulante Therapie zu gehen, jedoch kam bei mir dann das Gefühl auf, dass das alles für mich noch schwerer zu ertragen wäre, wenn ich noch ständig daran erinnert werde. Es ging dann ein wenig bergauf, jedoch auch steil wieder bergab.
Momentan ist für mich mein Leben die Hölle. Ich hab einen Freund seit einem Jahr, mit dem ich anfangs sehr große Probleme hatte: Ich kann wirklich ein widerliches Ekel sein und er hat mich geschlagen, ich bin fremdgegangen etc. War ne ziemlich beschissene Zeit. Aber wir beide haben uns in Hinsicht auf unsere Beziehung geändert. Ich weiß auch, dass er mich nie wieder anrühren würde. Jedoch hat mein Bruder ein sehr großes Problem damit, dass ich wieder mit ihm zusammenbin. Mit dem "Frauenschläger", wie er ihn nennt und er bedroht ihn. D.h. ich kann ihn nicht mehr mit nach Hause bringen. Anfangs gings noch, da hat er sich nicht eingemischt. Man kanns ja auch irgendwie nachvollziehen, aber er versteht nicht, dass ich ihn nunmal liebe und dass er nur mir damit wehtut, wenn er ihm Schläge etc. androht. Hatte eigentlich immer ein relativ gutes Verhältnis zu ihm, durch diverse Vorfälle ist es nun aber hin. Ich hab richtig begonnen ihn zu hassen. Er lässt mir einfach nicht mein Glück, denn momentan ist mein Freund auch mein einziger Halt. Wir sehen uns halt nicht mehr so oft, weil er nicht mehr hier her kann und ich noch kein Auto hab und das mit Abholen auf Dauer teuer wird ( 25km ). Deswegen hab ich nun entschlossen mit meinem Freund zusammenzuziehen, damit wir endlich unsere Ruhe haben. Jedoch ändert das alles nichts an meiner Persönlichkeitsstörung. Auch wenn sie mir nicht immer bewusst ist: sie ist ja ständig da! Und sie kommt auch immer wieder durch, mal stärker, mal nicht so deutlich. Durch den momentanen ganzen Stress werd ich auch wieder ernsthaft depressiv, wie in meinen schlimmsten Phasen. Ich hab teilweise auch das Gefühl, komplett das Gefühl der "Existenz" zu verlieren, fühl mich als "undefinierte Person", die ihre Stimmung in keinster Weise mehr im Griff hat. Mein einziger Wunsch wäre es, einfach nur endlich "normal und glücklich" zu leben, ohne meine Depressionen und Suizidgedanken und mein SVV. Die kleinste Sache bringt mich so tief nach unten, dass ich wirklich Mühe hab, wieder aufzustehen und den Mut verliere zu kämpfen. Es ist einfach, als breche mein Leben langsam immer mehr über mir zusammen und laufe rückwärts in mein Unglück.
Ist vielleicht alles nicht ganz klar ausgedrückt oder zu kompliziert, aber vielleicht kann mir ja jemand dazu etwas sagen.
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Wobbegong
neu an Bord!
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nrw W, 29
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Sat, 30.Oct.04, 21:00 Re: Gehts auch ohne Therapie? |
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Hi cinderella04,
ich versuche auch gerade, ohne therapie durchzukommen... (Borderliner, Panikattacken etc....) Ich denke, dass man unterscheiden muss, was man persönlich aushält - weil auch allein einen versuch zu starten ist eine Belastung. Vielleicht ist da professionelle Hilfe sinnvoll? Mir hat es geholfen, meine vielen kleinen Baustellen aufzuschreiben (abzugrenzen) und mich dann mit einer einzigen zu beschäftigen. Zumindest eine große Baustelle habe ich dadurch wegbekommen, dass ich alles, was mir dazu einfiel, einfach aufgeschrieben habe.....
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Solipso
sporadischer Gast
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Erde W, 31
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Sun, 31.Oct.04, 7:26 Re: Gehts auch ohne Therapie? |
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Hi Cinderella04...
ich denke, es geht bei Dir nicht ohne Therapie (meine eine Ansicht!). Innerlich ahnst Du das vermutlich auch, hm? Dem gegenüber steht Deine enorme Angst. Wovor genau ist die?
Therapie ist nicht das Spontanheilmittel. Es ist mitunter ebenso Krampf wie keine Therapie zu machen. Wobei es sehr gute Kliniken gibt zB.. Ambulant ist dergleichen auch eher schwierig zu behandeln, einfach weil Deine Ängste nicht in dem Maße aufgefangen werden können, wie sie es in einer Klinik (es muß es gute sein!!!) aufgefangen werden können.
Ich selbst mache ambulant, habe ähnliche Borderlineproblematik wie Du (Näheblockade versus Nähewunsch) und ich bemerke, daß ambulant für mich eigentlich zu wenig ist. Dennoch zögere ich vor Stationär. Eben weil da noch sehr hohe Ängste in mir sind. Ich kann also Dich schon verstehen, warum Du gegen einen Therapie bist (innerlich fühlst).
Eine Therapie sehe ich als Option. Sie kann es ermöglichen mehr Herr in seinem eigenen inneren Haus zu werden und nicht ständig und überall gesteuert zu sein durch seine inneren Mechanismen und Blockaden. Diese Mechanismen gilt es hervorzubringen und zu "durchschauen", damit man Werkzeuge erhält die Mechanismen zu durchbrechen. Das geht nicht von heute auf morgen und bedeutet innerer Kampf. Jedoch.. auch jetzt derzeit befindest Du Dich im Kampf. Es wird – laut Dir – zunehmend unerträglicher, der eigene Einfluß auf das Leben und seine Gestaltung schwindet.
Es ist DEIN Leben. Sein Leben sollte man so weit es möglich ist selbst gestalten und so verbringen, daß es nicht nur leidend, zehrend und grausam einem sich darbietet. Dorthin zukommen ist ein längerer Weg. Alleine ist es schwer. Sehr schwer.
Paß auf Dich auf... Solo
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