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Finny
sporadischer Gast
20
Wien W, 21
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Sun, 24.Oct.04, 22:57 Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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hallo!
ich schau meiner mutter jetzt seit über 12 jahren beim sterben zu. wie sie krank geworden ist war ich 8 jahre alt und ein hilfloses kind. eigentlich war ich mir inzwischen sicher ich werde es überleben wenn sie stirbt und eigentlich bin ich es noch.
vorhin hat mein vater angerufen. meine mutter is wieder auf der intensivstation. ich trau mich nicht dort anzurufen. meine größte angst ist mich nicht mehr verabschieden zu können wenn sei stirbt. aber wenn es so schlimm wär hätt mein vater das wohl gesagt.
von einem moment auf den anderen hats mich aus mener realität gerissen. am telefon hab ich kaum ein wort rausgebracht. und dann hab ich ein stunde mein leben nicht gepackt vor angst und schmerz. mir is schlecht, hab durchfall bekommen, trockenen hals, herzrasen, schmerzen im arm, weiche knie, ich hab nur noch gewimmert und geheult.
ein schmerz den ich mir immer in die zukunft gedacht hab hat mich plötzlich in der gegenwart eingeholt. und wiedermal bestätigt, dass es dinge gibt, auf die kann man sich nicht vorbereiten. ich kann ihn noch nicht mal in worte fassen.
die leute wissen nie was sie auf so was antworten sollen und eigentlich wüsste ich es auch nicht. ich fühl mich gefangen zwischebn stille, leere und schmerz.
lg,
finny
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_________________ "Und mitten in tiefster Verzweiflung bin ich mir begegnet." (J. Onken) |
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Karusutenu
Helferlein
74
Hessen M, 24
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Mon, 25.Oct.04, 8:42 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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Hi Finny.
Ich hoffe dir geht es inzwischen besser.
Und ich muss dir sagen das es völlig normal ist das du Angst hast, das etwas passiert.
Allerdings fürchte ich auch, dass es bei dir inzwischen schon ein Kindheitstrauma ist, da du damit schon Jahrelang leben musst.
Meine Freundin hat das gleiche Problem wie du ... ihre Mutter kann auch so gut wie jeden Tag sterben ... instabile Wirbelsäule im besonders schweren Fall.
Sie traut sich kaum noch aus dem Haus, und versucht immer viel Zeit mit ihr zu verbringen.
Das solltest du auch tun, auch wenn es nur ein Gespräch ist, eine runde Karten oder irgendwas ... den eines ist sicher, sollte sie wirklich sterben, dann ist es besser, schöne Erinnerungen an sie zu haben und zu wissen, das sie eine Glückliche Zeit mit dir (euch) verbracht hat, als wenn du dir Vorwürfe machst, das du nie zu ihr gegangen bist.
Deswegen tu das, was deiner Mutter hilft, geh sie besuchen, egal ob sie wach ist oder nicht, sie wird schon merken, dass du da bist, und es wird ihr Kraft geben. Vertraue darauf.
Was ist das eigentlich für eine Krankheit die sie hat? Wie du es beschrieben hast muss es sehr ernst sein. Ich hoffe ihr (und damit auch dir) geht es bald besser.
MfG Karu
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mizzy7
Forums-InsiderIn
284
Berlin W, 40
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Mon, 25.Oct.04, 18:36 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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hallo Finny,
das klingt schlimm, was Du schreibst, ohnmächtig. Ich habe auch sehr große Angst vor dem Tod meiner Mutter und denke fast jeden Tag daran, wie es sein wird, wenn der Moment x gekommen ist. (Wie) hat sich Euer Verhältnis denn entwickelt seit Deiner Kindheit? Was Du beschreibst klingt, als wärest Du immer noch die kleine 8-Jährige, die Angst hat, ihre Mutter zu verlieren. Fühlst Du Dich selbständig in Deinem Leben? Ich meine, stehst Du auf eigenen Beinen?
Gute Grüße und viel Kraft
m.
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lui
Forums-InsiderIn
235
Deutschland W, 57
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Mon, 25.Oct.04, 22:25 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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Hallo Ihr,
vielleicht kann ich Euch ein bißchen helfen.
Auch ich konnte mir nie vorstellen, dass meine geliebten Eltern einmal sterben könnten und ich hatte wahnsinnige Angst davor. Nun ist meine Mutter schon seit über 5 Jahren tot und mein Vater sein 1 1/2 Jahren. Es ist immer noch ganz schlimm für mich, und manchmal kann ich es auch immer noch nicht begreifen, aber es ist halt so.
Als ich mich in der Situation fand, dass es bei beiden auf das Ende zuging, hat mir persönlich am meisten geholfen, dass ich in dieser Zeit nicht an mich gedacht habe, sondern nur an meine Eltern. Als meine Mutter starb, hatte ich das Bedürfnis, für sie dazusein, mich um sie zu kümmern, denn sie war es ja, die jetzt diesen Schritt tun musste, die diesen Weg jetzt gehen musste. Es ging da gar nicht so um mich, es ging einfach um sie. Und bei dem Sterben meines Vaters erging es mir ganz ähnlich. Ich wusste, dass er jetzt noch ein paar schlimme Wochen vor sich hat, und ich habe mein bestes getan, um ihm das soweit wie möglich zu erleichtern. Ich habe meine beiden Eltern auf ihrem Weg in den Tod begleiten können, ich konnte bei beiden am Bett sitzen, als sie ihre letzten Atemzüge getan haben, und ich wünsche mir manchmal heute noch, ich hätte noch mehr für sie tun können.
Was ich Euch sagen möchte, ist, denkt in dieser Situation nicht zu sehr an Euch, denkt mehr an denjenigen, um den es da wirklich geht, an denjenigen, der jetzt sterben wird. Und jeder von uns ist ja mal dran.
Ich wünsche Euch viel Kraft, Stärke und Liebe
Lieben Gruß
lui
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Finny
sporadischer Gast
20
Wien W, 21
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Fri, 29.Oct.04, 0:11 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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die chancen meiner mutter stehen 50 zu 50. ich bin selbst recht erstaunt, dass ich damit eigentlich besser umgehen kann, als ich mir erwartet hätte.
meinem vater geht es sehr schlechzt und er hat kaum eine andere bezugsperson als uns kinder. er ist sehr verzweifelt, geht nicht mehr zur arbeit und weint den ganzen tag nur. es belastet mich besonders stark für ihn da sein zu müssen und mich um ihn zu kümmern, zumal wir sonst nie eine innige beziehung gehabt haben.
was mich sehr beschäftigt, ist der gedanke, dass, wenn meine mutter jetzt stirbt, sie nicht so stirbt, wie sie das immer wollte. sie liegt im künstlichen tiefschlaf und weiß nicht wie es um sie steht. aber sie wollte sich immer verabschieden können.
ich möchte sie gern bald besuchen. ich bin ihre wichtigste bezugsperson und ich glaub schon, dass sie meine anwesenheit spüren kann. aber sie schaut sehr schlimm aus und ich möchte mich emotional darauf vorbereiten.
ja, ich steh auf eigenen füßen. es hat mich viel zeit gekostet, mich emotional von meiner mutter abzulösen, außerdem bekomm ich auch noch hilfe von meiner therapeutin und ich hab viele freunde die mir zuhören.
teilweise hab ich so ein ruhiges gefühl, als wär egal was passiert, schlicht der lauf der dinge.
danke für eure antworten
finny
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_________________ "Und mitten in tiefster Verzweiflung bin ich mir begegnet." (J. Onken) |
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Dela
Helferlein
94
Norddeutschland W, 39
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Sat, 30.Oct.04, 17:22 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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Hallo Finny,
mein Vater ist in diesem Jahr auf einer Intensivstation gestorben, nachdem er dort mehrere Wochen überwiegend im Koma bzw. zumindest nicht bei erkennbar klarem Bewusstsein gelegen hat, mit Beatmung usw..
Als ich das erste Mal dort hinging konnte ich es nur 20 Min. aushalten und indem ich immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt rausging. Aber alle dort waren sehr nett zu mir. Es war entsetzlich. Ich nehme an, für Dich wird es auch sehr schwer sein. Aber vielleicht hilft es Dir wenn ich Dir sage dass man sich daran "gewöhnen" kann, und man muss sich auch immer wieder klarmachen dass es ja der andere ist der dort das WIRKLICHE Leiden erlebt... Das Zusehen müssen ist auch schlimm aber es ist doch eindeutig schlimmer dort liegen zu müssen. Mein Vater hatte ja auch keine Wahl... also habe ich mich nach + nach daran gewöhnt, an den Anblick, an alles was dort drumherum geschah. Eigentlich bin ich sehr empfindlich was so körperliche Dinge angeht, aber im Lauf der Zeit konnte ich "schlimmere" Sachen als Blut etc. mit ansehen oder auch wegwischen. Hört sich jetzt sehr drastisch an aber es ist ja nun mal so. In unserer Familie ging es körperlich nie sehr nah oder zärtlich zu, plötzlich habe ich mit 40 J. gelernt meinem Vater die Hand zu halten und einfach da zu sitzen. Stundenlang so lange ich hier zuhause wegkonnte. Wir hatten lange ein schwieriges Verhältnis aber am Ende bin ich ihm doch noch nahe gekommen.....
Heute tut es mir um jeden Tag leid den ich nicht dort sein konnte wegen anderer Verpflichtungen. Ich bin da schliesslich ein + aus gegangen als hätte ich nie was anderes gemacht. Ich habe da gelernt dass ich manchmal in den Schrecken hineingehen muss um es zu ertragen zu lernen. Das mag ja bei Dir ganz anders sein, kann ich nicht beurteilen. Nur mein Rat: warte nicht zu lange, falls etwas unvorhergesehenes passiert könntest Du es für immer bereuen. Ich bereue so viele Momente die ich nicht genutzt habe, weil man ja auch immer hoffte und dachte er kommt da wieder raus.... auch die Ärzte können einem ja keine Garantie geben ob und wielange jemand sowas überlebt. Es kann so schnell zu spät sein. Ich will Dir ja keine Angst machen, ich meine ja nur aus eigener Erfahrung: vielleicht ist es nachher schlimmer nicht dort gewesen zu sein...
Alles Gute und viel Kraft wünsche ich Dir!
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Finny
sporadischer Gast
20
Wien W, 21
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Mon, 01.Nov.04, 14:53 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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liebe dela!
danke für deine liebe antwort. ich hab auch sehr angst davor, es nicht mehr rechtzeitig hin zu schaffen und sie nicht zu sehen und dass es dann plötzlich zu spät ist. ich tu mir sehr schwer mit der ungewissheit wie es weiter geht. meine mutter ist die einzige person in der familie, die mir wirklich sehr nahe steht.
ich kann nichts mehr für die uni tun weil man sich dafür zu sehr konzentrieren muss und ich versuche eben mit allen möglichen anderen beschäftigungen über den tag zu kommen. meine mutter hat mir auch für alle möglichen dinge geld gegeben wie meine therapiestunden. es hängen also auch ein bisschen existentielle ängste hieran.
es ist generell einfach schwer einen weg zu finden hiermit und vor allem mit meinem vater, der so verzweifelt ist, umzugehen.
am liebsten würd ich bei der "himmlischen familie" einziehen und mich ohne ende umsorgen lassen.
lg, lisi
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_________________ "Und mitten in tiefster Verzweiflung bin ich mir begegnet." (J. Onken) |
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Finny
sporadischer Gast
20
Wien W, 21
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Wed, 03.Nov.04, 13:55 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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meiner mutter ist es gestern viel besser gegangen und der arzt hat gemeint sie ist erstmals außer lebensgefahr. trotzdem find ich nicht zurück in die normalität. ich geh sie nachher besuchen aber ich fürcht mich so sehr. ich hab herzrasen und mir ist schlecht und ich weiß einfach nicht weiter. ich kann einfach nicht mehr. ich hab einfach nur noch angst.
und selbst wenn sie jetzt wieder halbwegs gesund wird, es ist nur eine frage der zeit bis dieser wahnsinn wieder los geht und sie irgendwann auch sterben wird.
ich seh im moment einfach keinen ausweg mehr.
lg
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Fruitloops
Helferlein
98
*Hessen* W, 31
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Thu, 11.Nov.04, 9:08 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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Hallo Finny,
wie geht es Deiner Mutter heute?! Hast Du sie besucht?? Wie geht es DIR und Deinem Vater??
Ich kenne diese Gefühle ... meine Mutter war letztes Jahr schwerkrank und ich musste plötzlich für sie und vor allem für meinen Vater da sein. Plötzlich war ICH für meine Eltern verantwortlich ... ein schreckliches Gefühl des ERWACHSEN seins. Gottseidank geht es beiden heute wieder besser. Ich hoffe und bete dafür, dass sie lange bei guter Gesundheit leben ... und fürchte mich schon heute vor dem Ende. Helfen tut mir da einzig die Gewissheit, dass man nach dem Leben auf der Erde irgendwo anders hingeht ... irgendwo anders weiterlebt und sich irgendwann wiedersieht ) !!
Gruss
Fruitloops
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lui
Forums-InsiderIn
235
Deutschland W, 57
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Fri, 12.Nov.04, 12:42 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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Fruitloops wrote: | Helfen tut mir da einzig die Gewissheit, dass man nach dem Leben auf der Erde irgendwo anders hingeht ... irgendwo anders weiterlebt und sich irgendwann wiedersieht ) !!
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Ja, das hoffe ich auch zutiefst. Ich hoffe wirklich darauf, dass es ein Wiedersehen mit den geliebten Menschen gibt. Ich möchte gar nicht daran denken, dass ich meine geliebten Eltern niemals wiedersehen würde, wenn es nicht so wäre. Furchtbare Vorstellung für mich heute.
Hoffentlich ist das Wahrheit!
lieben Gruß
lui
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Finny
sporadischer Gast
20
Wien W, 21
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Fri, 26.Nov.04, 0:12 Re: Angst vor dem Tod meiner Mutter |
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hallo!
meine mutter liegt noch immer auf der intensivstation aber nach langem heulen find ich mich in dieser situation zumindestens provesorisch zurecht. wie das alles ausgehen wird weiß keiner und natürlich hab ich angst vor ihrem tod, aber auch vor ihrem überleben..all diese fragen...wird sie wieder noch ein paar schöne jahre leben können, falls sie es schafft, oder wird sie noch ein paar jahre "erleiden" müssen? niemand weiß eine antwort.
ich muss sehr viel für meinen vater da sein, es geht im sehr schlecht und er kann nur sehr schwer damit umgehen. außerdem hab ich an der uni mehr zu tun als je zuvor und stürz mich in die arbeit...dazwischen versuch ich neben dem trauern auch noch ein bisschen normalität zu leben.
was das leben danach betrifft muss ich sagen, dass ich an sowas nicht glaub. aber was für mich am wichtigsten sit, ist ob meine mutter leiden muss oder nicht. und wenn sie sterben muss seh ich das als befreiung von ihrem leid. ich werd vielleicht den wichtigsten menschen verlieren, aber ich bin es nicht die dann tot ist. mein leben geht auf alle fälle weiter und darauf versuch ich mich zu konzentrieren...
lg, finny
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_________________ "Und mitten in tiefster Verzweiflung bin ich mir begegnet." (J. Onken) |
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