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Betty
Helferlein
109
Norddeutschland W, 30
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Thu, 14.Oct.04, 21:46 Wie soll ich nur weitermachen? |
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Hallo...
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und vor allem wie...! Vielleicht so:
Vor 3 Jahren und 8 Monaten starb mein bester Freund. Wir kannten uns unser halbes Leben und liebten uns sehr. Wir waren "zwischendurch" 4 Jahre ein Paar, aber es hat nicht sollen sein und so haben wir uns getrennt um unsere Freundschaft zu retten. Es war die richtige Entscheidung. Er hatte einen Unfall mit einer Schußwaffe, schoß sich selbst versehentlich in's Gesicht, war sofort tot... Gute Freunde und ich fanden ihn in seiner Wohnung, in einer Riesenblutlache... Es war schrecklich.
Nun komme ich so langsam wieder auf die Beine, krieg mein Leben wieder in den Griff und jetzt hat meine Mutter Krebs... Sie hat Tumore in der Lunge, der Niere, dem Hirn und den Knochen, außerdem einen Anbruch des Arms und seit gestern Nacht einen Oberschenkelhalsbruch! Der Bruch wird morgen operiert, aber am Krebs kann man nichts mehr ändern, es ist nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten... Alles kam sehr plötzlich.
Ich falle wieder in so ein tiefes schwarzes Loch, daß ich den Horizont nicht mehr sehe, ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich bin so durcheinander, daß ich fast nichts mehr auf die Reihe kriege, kann keinen Satz mehr in einem Stück aussprechen, ohne mich zu verhaspeln, zu stottern oder mittendrin zu vergessen, was ich sagen wollte, ich kann nachts nicht richtig schlafen und bin den ganzen Tag hundemüde, hab Alpträume, Konzentration ist im Eimer und ich heul in einer Tour...
Irgendwie hab ich den Wunsch, mir Hilfe zu suchen, aber ich weiß nicht wie und wo... Gibt es in Bremen Selbsthilfegruppen oder sonst irgendetwas, was mir helfen könnte damit umzugehen?
LG Betty
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Helene T.
Forums-Gruftie
897
Wien W, 47
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Fri, 15.Oct.04, 10:26 Re: Wie soll ich nur weitermachen? |
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Hallo Betty!
Wenn du heute oder morgen deine Mutter besuchen gehst, dann schau dir doch die "Schwarzen Bretter" im Spital etwas genauer an, ich weiß, das tut man nicht, wenn man den Kopf voll Sorgen, Angst und Trauer hat. In den Spitälern gibt es da meistens mindestens einen Aushang für Selbsthilfegruppen und auch Angeboten aus dem Profilager.
Und am einfachsten ist es, du sprichst einen behandelnden Arzt deiner Mutter an, der kann dir sicher konkrete Tipps geben, wer dir helfen kann. In so einer Konstellation wie es bei dir ist, ist so eine Anfrage ganz normal, nur zu, mach nur! Die Ärzte kommen schon klar damit, dazu sind sie da!
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_________________ Liebe Grüße aus Wien,
Helene |
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Betty
Helferlein
109
Norddeutschland W, 30
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Fri, 10.Dec.04, 18:34 Re: Wie soll ich nur weitermachen? |
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Hi!
Hm... Ich fall mal mit der Tür in's Haus:
Meine Mutter ist vor 4 Wochen gestorben. Zunächst war ich einfach nur erleichtert, denn sie hat unglaublich gelitten - und die ganze Familie mit ihr. Ich war nur glücklich darüber, daß ihre Leiden ein Ende haben und konnte gar nicht richtig trauern. Jetzt fällt der ganze Stress der letzten Monate aber von mir ab, mein Kopf wird freier und die Gewissheit, daß meine Mutter nun tot ist, daß sie weg ist, ich sie nie mehr wieder sehe (bis ich selber sterbe) und daß sie nie mehr für mich da sein wird sickert so langsam aber sicher in mein Bewußtsein.
Ich hab seit 1 bis 2 Wochen heftige Depressionen (nehme jedenfalls an, daß man das schon so nennen kann), kriege Heulkrämpfe ohne konkreten Anlass (also z.B. steh ich im Supermarkt und seh eine Tütensuppe, die Mutti gerne mochte und brech umgehend in Tränen aus ), bin zeitweise extrem aggressiv, weiß nicht was ich tun soll oder wo ich hin soll und Entscheidungen zu treffen fällt mir sehr schwer. Gegenüber meinem Vater hab ich immer das Gefühl, stark sein zu müssen, denn er hat noch mehr dran zu knabbern, als ich. Der einzige, bei dem ich mich so richtig aushaulen kann (und das auch tue) ist mein Freund. Der tut mir schon richtig leid, weil er vor vier Jahren genau in dem Moment in mein Leben trat, als mein bester Freund starb und mich da schon immer tröstete und nun, wo ich gerade wieder Oberwasser kriegte, hat er wieder eine Heulsuse daheim. Trotzdem versichert er mir immer wieder, daß es okay ist, daß Freunde dafür da sind usw. Das nehm ich auch so hin. Trotzdem ist es mir unangenehm.
Heute war ich bei meiner Hausärztin, die unheimlich nett und verständnisvoll ist. Sie sagte, wenn irgendwas ist, soll ich zu ihr kommen. Ich kann mich also bei ihr ausheulen und das find ich für einen "normalen" Arzt schon recht erstaunlich. Nunja, ich war also heute dort, eigentlich nur um ein Rezept rauszuholen, ließ mir noch den Blutdruck messen, als sie mich fragte, wie es mir geht. Prompt brach ich wieder zusammen und fragte sie, ob es sinnvoll sei, wenn ich mal zu einem Psychologen gehe und nun hab ich die Überweisung in der Tasche...
Ein komisches Gefühl ist es ja, einem fremden Menschen mein Herz auszuschütten, der mir zuhört, weil er dafür bezahlt wird...
Ich glaub, ich mußte das einfach mal alles loswerden, ohne dabei mitleidig angesehen zu werden und deswegen wieder losheulen zu müssen. Ich hab einfach keine Lust mehr zu weinen...
LG Betty
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HopelessAngel
Helferlein
112
Irgendwo W, 29
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Fri, 10.Dec.04, 20:56 Re: Wie soll ich nur weitermachen? |
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hi, betty!
das mit der therapie war eine wirklich gute idee...
und eines sag ich dir: der therapeut/die therapeutin ist es gewohnt mit menschen umzugehen, denen so was schreckliches passiert ist und er/sie weiss auch, wie sie dir helfen koennen, auch wenn es etwas dauern wird.
uebrigens gibt es auch selbsthilfegruppen fuer menschen, deren angehoerige/gute freunde gestorben sind... vielleicht gibt es auch eine solche in deiner naehe?
alles gute und viel kraft wuensche ich dir,
angel
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