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amigo
neu an Bord!
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Sun, 30.Mar.03, 3:51 Ratschlag |
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Hallo zusammen,
nachdem ich mich bei einer Psychologin wegen meines besten Freundes und dessen m.E. nach vorhandenen Depression erkundigt habe, habe ich festgestellt, dass auch ich unter Depressionen leide. Seit 3 Wochen bin ich nun auch in therapeutischer Behandlung, was mir im übrigen sehr gut tut. Das lange Verdrängen war nicht gut für mich und hat sich wie ein Teufelskreis dargestellt.
Na ja, um was es mir jedoch geht ist folgendes: Ich mache mir nun erhebliche Vorwürfe, weil mein Freund nicht in Behandlung ist und ich ihn eigentlich hätte darauf hinweisen müssen. Wir kennen uns noch nicht sehr lange (bisschen mehr als ein halbes Jahr), aber ich habe relativ schnell festgestellt, dass er depressiv ist und große Probleme hat. Anfangs konnte ich ihm auch gut helfen, jedoch war der Erfolg immer von kurzer Dauer. Ich habe mich auch nie getraut ihm nahezulegen, sich einer Psychotherapie zu unterziehen - aus Angst, er würde das als Einmischung in sein Leben sehen und mich daher zurückweisen und so die Freundschaft beenden.
Eines Tages sagte er mir dann von selbst, dass er plant, zu einem Psychiater zu gehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich das gut finde. Nur hat er nichts dergleichen unternommen, obwohl seine Probleme immer größer wurden. Wir haben uns dann einmal darüber unterhalten und ich fragte ihn, wie er sich das Ganze denn vorstelle. Na ja, seiner Vorstellung nach würde eine Therapie - entgegen dem Wortsinn - so ähnlich aussehen wie der Besuch beim Hausarzt wegen eines Schnupfens; also reingehen, das Problem schildern, Medikamente aus der Apotheke abholen und fertig. Ich habe ihm dann erklärt, dass das sicherlich nicht so ist, sondern dass eine Therapie durchaus einiges an Zeit erfordert und nicht eine Sache von einer Woche oder zwei ist. Das wertete er daraufhin als Absage und meinte, es sei also nicht notwendig, obwohl ich ihm sagte, er solle es machen! Gemacht hat er jedenfalls nichts.
Einige Zeit später war es dann so, dass er seiner Verlobten durch Ansetzen seiner Pistole damit gedroht hat, sich umzubringen. Einen Suizidversuch hat er bereits hinter sich.
Ich mache mir nun große Vorwürfe, nicht früher gehandelt zu haben. Im Moment ist es auch so, dass er sich immer weiter von mir abkapselt und mir sagt, er braucht Zeit und will seine Ruhe haben. Er sagt mir fast gar nichts mehr - egal ob belangslose oder vertrauliche Dinge. Ich habe ihn dann letztens - fälschlicherweise! - gefragt, ob wir denn überhaupt noch Freunde seien, denn die Entwicklung der letzten Zeit zeigt eigentlich etwas anderes. Wie gesagt, ich weiß, dass auch das wieder ein Fehler meinerseits war, weil ich ihn dadurch mehr oder weniger unter Druck gesetzt habe und ihm zu verstehen gegeben habe, dass ich mit ihm ein Problem habe.
Jetzt weiß ich aber nicht, was ich tun soll! Ich weiß nicht, ob ich ihn nun fragen soll, ob er nicht doch mal eine Therapie ausprobieren möchte oder nicht. Denn vielleicht denkt er dann, ich würde das jetzt nur tun, weil ich selber eine Therapie angefangen habe und ihn jetzt quasi in meine Position drängen will ( - er hat wahnsinnige Angst davor, als "verrückt" zu gelten...).
Was soll ich mit ihm machen?
Danke für eure Antworten,
amigo
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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herzlich willkommen amigo,
du fühlst dich ja sehr verantwortlich für deinen freund! wow. ich meine ZU verantwortlich. du beginnst ja bereits schuldgefühle zu entwickeln.
du machst alles ganz richtig, wie ich finde. du lebst ihm therapie vor. du bist ein gutes beispiel. aber ER scheint nicht therapiewillig zu sein und so jemanden kann man nicht zwingen. es muß sich von allein der wunsch zur behandlung einstellen und dazu sind freunde, die zeigen, dass es nichts ungewöhnliches ist, wunderbar geeignet.
aber die nötige arbbeit an sich selbst, die in einer therapie erforderlich ist, die kann man nur tun, wenn man einsichtig ist.
bleib dabei und setz ihn NICHT unter druck und erzähle unbefangen von DEINER therapie, dann könnte sich die "bockigkeit" eventuell lösen. allerdings sicher nicht kurzfristig.
EINS könntest du vielleicht anders machen.
du hast ihn GEFRAGT OB ihr noch freunde seid.
ich würde ihm SAGEN DASS ihr freunde SEID - egal wie schräg er drauf ist.
alles liebe
und bitte quäl dich nicht so!
Time
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amigo
neu an Bord!
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Hallo Time,
vielen Dank für deine Antwort!
Leider ist die Sache halt so, dass ich mir jetzt Vorwürfe mache, weil er ja eigentlich derjenige war, der von einer Therapie gesprochen hatte. Wie mir seine Verlobte sagte, macht er dies nun nur nicht, weil ich ihm gesagt habe, dass es eben einen beträchtlichen Unterschied zwischen einem Hausarztbesuch und einer Therapie gibt... Ich hättte es damals anders angehen sollen, war mir aber nicht sicher.
Das Problem ist eigentlich auch seine Verlobte, aber dazu kann ich natürlich wenig zu ihm sagen. Dass bisschen was ich zu ihm gesagt habe, denkt er genauso wie ich - leider kann er aber nichts an seiner Situation ändern. Er ist wie gefangen und gelähmt, sie hat ihn zu 100 Prozent im Griff!
Was das mit unserer Freundschaft angeht, so bin ich ja auch der Meinung, dass ich wohl etwas zu schnell reagiert habe mit der Frage, ob wir noch Freunde seien. Ich habe ihm davor oft gesagt, dass ich, egal, was auch passiert, hinter ihm stehen werde und ihm zu helfen versuchen werde. Das wusste er und hat es auch sehr geschätzt. Nur hat er sich in letzter Zeit eben sehr stark distanziert, immer weniger gesprochen, war mehr als gereizt und seine Probleme häuften sich ständig. Ich wollte ihm helfen, aber er hat alles abgewiesen und wollte nur beweisen, dass er alles alleine regeln kann, was allerdings nicht der Fall ist. Dadurch vergrößerten sich seine Probleme wiederum und es ging ihm immer schlechter. Das ist ja eben der berühmte Teufelskreis, den ich auch von mir kenne.
Mein Fehler war, dass ich zu früh aufgegeben habe und mich gefragt habe, ob ich das alles überhaupt noch mitmachen muss (sind einige Dinge vorgefallen...). Die ist und war auch ein Problem von mir, weshalb ich in Behandlung bin - du siehst also, dass der ganze Mist ziemlich kompliziert ist...
Aber ist stimme dir in jedem Falle zu, dass er evtl. doch irgendwann einer Therapie zustimmt, wenn er sieht, dass es andere auch machen. Und das auch noch Leute sind, von denen er weiß, dass sie nicht "verrückt" (seine große Angst, so zu sein) sind. (Ich mag das Wort nicht, aber ...)
Danke nochmal für deine Antwort und freue mich auf neue Gedanken
Viele Grüße
amigo
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