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anderer
sporadischer Gast
17
Thüringen M, 22
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Sat, 09.Oct.04, 14:00 Ich will nicht erwachsen werden... |
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...oder bin ich es schon?
Befinde mich momentan in einer grossen Krise und bräuchte therapeutische Unterstützung. Leider ist es hier bei uns anscheinend nicht möglich, einen Termin zu bekommen.
Seit Jahren bin ich schon irgendwie der Meinung, geistig etwas zurückgeblieben zu sein. Was Verantwortung und Selbständigkeit betrifft.
Versuchs mal von vorn zu erklären:
Als ich 16 war, starb meine Mutter ganz plötzlich an Gehirnblutungen. Mein Bruder war 13, mein Vater da schon Depressiv. Also musste ich mich um meinen Bruder kümmern mit Schule und so. Dazu kam eben, dass ich in ständiger Angst lebte, mein Vater könnte tot in der Wohnung liegen wenn ich nach Hause komme. Irgendwann hab ich dann auch Alkohol gefunden, in mehr als normalen Mengen.
Irgendwann, mit 17 bin ich dann ausgezogen weil ich das nicht mehr ausgehalten habe. Mit ner Freundin. Wir ham uns gestritten, ich bin wieder nach Hause. Dauerte nicht lange bin ich wieder raus, diesmal alleine. Dann mit Freund zusammengezogen. Gestritten, wieder nach Hause. Nach ein paar Monaten, da war ich dann schon 20 wieder raus. Seitdem klappts und mein Bruder hat mittlerweile auch schon ne Wohnung, mein Vater wohnt bei seiner Freundin.
Ich erzähl das hier mal weil ich denke dass es ein Grund für mein Verhalten und meine Krise ist.
Schon lange habe ich das Gefühl dass ich keine Gelegenheit hatte, erwachsen zu werden. Am liebsten würde ich zu Hause in einer intakten Familie leben, wo jemand da ist wenn ich von der Schule nach Hause komme zum Quatschen, wo man zusammen am Tisch isst...
Schule ist auch sowas. Ich kann mir nicht vorstellen (obwohl ich lange gejobbt habe) eine richtige Arbeit zu haben. Wahrscheinlich auch ein Grund für mein Studium. Wenn ich einen richtigen Job hätte, dann auch volle Verantwortung und das alles. Das kann ich nicht! Ich hätte Angst wenn ich dann mal nicht weiter komme, dass mir keiner hilft. Im Moment mache ich Praktikum, da kann ich fragen und rumprobieren und genau dafür bin ich da. Da ist jemand verpflichtet mir zu helfen.
Seit einem Jahr wohne ich mit meiner besten Freundin zusammen, das klappt super und gibt mir auch ein bisschen das Gefühl von "Familie". Sie ist 4 Jahre jünger als ich und trotzdem kommt sie mir manchmal reifer vor.
Komischerweise den Papierkram bzgl. Wohnung und so mache ich, das hab ich dann wieder total im Griff.
Ständig fühle ich mich abhängig von irgendjemand, manchmal stört mich das, manchmal mach ich es absichtlich, dass ich um Hilfe und Unterstützung bitte.
Mein Bruder der ja 3 Jahre jünger ist als ich sieht mich mittlerweile auch schon als seine kleine Schwester. Da hab ich garnix dagegen.
Tut mir schrecklich leid dass das jetzt so viel geworden ist, aber ich hab das alles noch nie jemanden erzählt und trau mich das jetzt auch nur wegen der Anonymität, weil eigentlich ist es mir voll peinlich dass ich so denke und so bin.
... aber ich dachte immer wenn man erwachsen ist kommt man mit dem Leben zurecht und hat alles im Griff
oder ist das garnicht so?
Wenn ich es recht bedenke, ich habe eigentlich Studium, Wohnung, Geld, Freunde usw. im Griff und komme zurecht *verwirrt*
An alle die sich die Zeit genommen haben diesen Müll zu lesen: Vielen Dank für´s Zuhören.
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heulsuse
Helferlein
118
DE , DO :-) M, 35
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Sun, 10.Oct.04, 1:34 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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Hallo biyanka
Komisch, keiner was dazu zu sagen ?
Bin selber auch nicht soo toll aus der Kindheit in die Erwachsenenwelt gerutscht.
Ratschläge kann ich dir auch nicht geben, du sagst ja selber, professionelle Hilfe wäre angebracht.
Habe aber gestern auf dem Trödelmarkt ein Buch zufälligerweise genau zu diesem Thema ergattert.
Vielleicht kannst du dir das mal bestellen/kaufen, zur Überbrückung (und Vorbereitung ? ) der Wartezeit bis zu einer Thera ?
Victor Chu
Die Kunst, erwachsen zu sein
Wie wir uns von den Fesseln der Kindheit lösen
Verlag Kösel
ISBN 3-466-30553-5
Buchrücken:
Warum fühlen wir uns manchmal klein und hilflos, obwohl wir schon längst erwachsen sind ? Warum plagen uns Selbstzweifel, Scham- und Schulgefühle, die uns daran hindern, die volle Verantwortung für unser Leben zu übernehmen und tiefe und dauerhafte Beziehungen zu anderen aufzubauen und zu leben ?
- Die Gründe hierfür liegen häufig in der Kindheit, in der wir abgelehnt, allein gelassen oder auch zu sehr idealisiert wurden.
Es gibt aber Wege aus diesen alten familiären Verstrickungen:
Victor Chu zeigt anhand vieler Beispiele aus der therapeutischen Praxis, wie vor allem Familienaufstellungen dabei helfen können, die Fesseln der Vergangenheit zu lösen und den Platz im Leben zu finden.
Damit wird es auch möglich, den eigenen Kindern das Erwachsenwerden zu erleichtern.
Kostete leider aber als Taschenbuch laut Buchrücken 17,95 Euro
Kann dir auch nicht sagen, ob das Buch gut/lehrreich/hilfreich ist, vielleicht gibt es ja auch noch andere (günstigere) Bücher zu diesem Thema ?
Wünsche dir auf jeden Kraft und Zuversicht.
Und so richtig erwachsen, wer ist das schon (und will es sein ) ?
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Grafkrolok
sporadischer Gast
14
München M, 26
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Mon, 11.Oct.04, 8:42 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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hallo biyanka ,
wie Du selber schon richtig schreibst wäre wohl prof. Hilfe für Dich das beste.
Du hattest leider das Pech das du schon sehr früh selber die "mutterrolle" übernehmen musstest und so für dich keine chance hattest deine jugend richtig zu geniessen und all die sachen zu machen die ein "normaler" jugendlicher macht. und so suchst du noch deinen platz im leben und weist nicht genau wo du hingehörst. das musst du jetzt für dich rausfinden und ich finde das ein studuim und praktikum auch ein sehr guter weg dafür ist.
wer weis, vielleicht lernst du mal einen lieben freund kennen der dich auch unterstützen kann dabei.
ich wünsche dir aufjedenfall viel kraft für den weiten weg...aber vollständig erwachsen werden ist sowieso nicht gut. ich finde jeder sollte sich etwas kindliches bewahren...(tu ich auch)...
GLG
Der Graf
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Hazelnuß
neu an Bord!
3
steiermark W, 29
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Mon, 18.Oct.04, 9:46 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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hallo! ich finde gar nicht, dass du professionelle hilfe brauchst! du hast eh alles schön niedergeschrieben. in der antwort vorher, hab ichs auch schon gelesen - du durftest/konntest nicht lange genug kind sein! mit 13 jahre seine mutter zu verlieren ist verdammt hart, sich dann aber auch noch um den bruder, haushalt etc kümmern zu müssen ist schlimm! hast du deine trauer über den verlust deiner mutter je ausgelebt? anscheinend hat dich damals keiner aufgefangen, mit dir über den tod deiner mutter gesprochen, dass alles wieder gut wird usw.?! ich glaube, dir "fehlt" ein stück deiner kindheit. hast du deiner verstorbenen mutter schon mal vorwürfe gemacht, dass sie dich einfach so im stich gelassen hat? mit all den ganzen problemen die dadurch auf dich zugekommen sind? sei mir nicht böse, dass ich da so reinbohre, aber ich glaube, dass da die antwort liegt!
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kim22
sporadischer Gast
5
Wien M, 28
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Thu, 09.Dec.04, 1:48 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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mir gehts in etwa wie dir nur schlimmer, habe auch auf meinen Bruder aufgrund seiner Krankheit schauen müssen, mit 17 dann eine 8 Jahre ältere Freundin mit 2 Kindern , bin dann mit 18 zu Ihr gezogen mit 21 dann getrennt.
Meine Probleme während der Jugendzeit, habe meine Aggressionen, Ängste zu unterdrücken gelernt,war immer schon ziemlich desorganisiert, fallen mir jetzt am Kopf, bin irgendwie im "kleiner Erwachsener" alter hängengeblieben.
Bin jetzt 28 und habe massive Probleme mit dem Kunststudium (sprich Selbstdisziplin), lebe sehr isoliert, habe irsinnige kontaktschwierigkeiten und tue seit 5 Monaten fast üperhaupt nichts. Mache auch schon Thera seit 3 Jahren. Den Satz "Seit Jahren bin ich schon irgendwie der Meinung, geistig etwas zurückgeblieben zu sein. Was Verantwortung und Selbständigkeit betrifft." kann ich voll unterstreichen.
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Jelka
Forums-Gruftie
885
Köln W, 35
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Thu, 09.Dec.04, 8:07 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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Ich kann dir nur raten, dir rechtzeitig professionelle Hilfe zu holen, also möglichst bald.
Mir geht es in Bezug auf das Arbeiten ähnlich wie dir, mit dem Ergebnis, dass ich jetzt zwei Ausbildungen kurz vor Schluss abgebrochen habe und außer kurzen Nebenjobs noch nie richtig arbeiten konnte. Das Problem ist nur, dass es natürlich immer schwieriger wird, etwas zu finden und ich so auch nicht genug Geld verdiene.
Ich fange jetzt erst an, das Ganze mit meinem Therapeuten zu bearbeiten (insofern kann ich auch noch nichts von Erfolgen berichten, weil wir eben gerade erst angefangen haben). Ich hoffe mal, dass es dadurch irgendwann besser wird.
Wenn du jetzt noch studierst, hättest du die Chance, dass du es vielleicht bis Ende deines Studiums in den Griff bekommst und das wäre dann die Chance, dass du danach doch arbeiten kannst.
Schönes Aufschreiben Können der Probleme ersetzt übrigens keine Therapie. Wenn es so einfach wäre, würde ich damit ja auch besser klar kommen.
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GGG
Forums-InsiderIn
150
Hamburg M, 22
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Fri, 24.Dec.04, 13:06 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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Ich habe den Eindruck, dass einige auf den Punkt warten, an dem sie plötzlich erwachsen sind. Ich möchte diesen Punkt eigentlich gar nicht erreichen, an dem ich knallhart sage, dass meine Jugend jetzt vorbei ist und ich erwachsen bin. Das heisst nicht, dass ich keine Verantwortung übernehmen möchte, dass ich z.B. meine Ausbildung/Studium nicht ernst nehme, mit der Begründung dass ich ja noch jung bin und im Erwachsenenalter keinen Spaß mehr haben werde.
Zum eigeintlichn Problem der Selbstständigkeit kann ich auch meinen Teil beisteuern. Ich würde mich selbst für mein Alter als normal entwickelt bezeichnen. Mit der Selbstständigkeit und der Übernahme von Verantwortung habe ich jedoch auch ganz große Probleme. Bei mir ist das Problem aber unter ganz anderen Vorraussetzungen entstanden. Ich denke, dass ich im Kindes- und Jugendalter besonders von meiner Mutter, jedoch auch von meinem Vater, überbehütet gewesen bin. Meine Mutter ist ein sehr ängstlicher Mensch, die immer versucht hat, mich vor allen Gefahren zu beschützen. Darüber hinaus, habe ich noch einen älteren Bruder, der immer alles für mich übernommen hat. Immer wenn es irgendetwas zu erledigen gab, wurde diese Aufgabe (hier kommt mein Vater ins Spiel) meinem Bruder übertragen. Ich durfte mich quasi zurücklehnen und andere alles machen lasen. Die Quittung erhalte ich jetzt dafür, wenn es darum geht Verantwortung zu übernehmen. Ich mache zur Zeit eine Ausbildung, in der Berufsschule bin ich einer der besten. Im praktischen Bereich zeige ich jedoch allenfalls durchschnittliche Leistungen (das ist für mich sehr leicht zu vergleichen, da ich meine Ausbildung im Bezirksamt mache und wir dort in meinem Jahrgang 18 Azubis sind, die auch alle in meiner Berufschulklasse sind). Aber was bringt es mir, wenn ich theoretisch einer der besten bin, aber nicht in der Lage bin das erlernte praktisch umzusetzen weil es zu viel Verantwortung mit sich brächte.
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Mona135
neu an Bord!
4
Deutschland W, 19
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Tue, 18.Oct.05, 15:39 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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Hey Du!
Ich habe mir nicht alle Antworten genau durchgelsen, deswegen sorry, falls jemand das gleich schon gesagt hat.
Du hast gefragt, ob man wenn man erwachsen ist immer alles im Griff hat. Das ist auf keinen Fall so!! Ich bin zwar selber erst 19, aber ich weiß, dass viele Erwachsenen einiges über den Kopf wächst und sie das Gefühl haben irgendwas nicht zu schaffen.
Ob du professionnelle Hilfe brauchst kann ich dir nicht sagen. Aber ich schätze du biost Mitte 20, oder so? Ich denke, dass es in dem Alter normal ist, wenn man sich noch nicht so erwachsen fühlt. Bei mir ist es auch so, dass ich immer dachte, dass ich mit 19 schon viel erwachsener denke usw. Aber irgendwie komme ich mir auch oft vor wie 16.
Und wenn du jetzt ein ruhigeres Leben hast, wirst du dabei dann halt langsam erwachsen. Das ist dch gar nicht so schlimm.
Vielleicht solltest du dich auch nicht so dadrauf konzentrieren erwachsen sein zu wollen. Sei einfach so wie du bist, egal ob erwachsen oder nicht.
Das soll nicht böse klingen und es kann auch gut sein, dass ich dein Problem unterschätze. Es sollten nur ein paar Denkanstöße sein.
Ich wünsche dir viel Glück!
Mona
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_________________ Alter:19 |
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Colognerin
neu an Bord!
1
Köln W, 26
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Tue, 06.Nov.07, 20:45 Re: Ich will nicht erwachsen werden... |
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Hallo,
ich habe leider auch das Problem, dass es mir schwer fällt erwachsen zu werden. Zur Zeit stehe ich vor meiner Diplomarbeit und ich bin innerlich blockiert, traue mir das nicht zu
Mein Abitur habe ich damals abgebrochen, weil ich schwer depressiv geworden bin.
Während des Studiums ist es mir nicht gelungen erwachsen zu werden
und jetzt am Ende - kriege ich Angst vor der Welt da draußen, vor der Verantwortung...
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