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Tobsen
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Post Sun, 03.Oct.04, 18:49      Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

Es ist einer dieser Abende an denen ich wieder Zuhause rumsitze und mir alles so sinnlos erscheint. Alleine sitze ich in meinem vierzehn Quadratmeter großem Zimmerappartement und fühle mich einfach nur traurig und leer. Meine 6 Selbsthilfebücher liegen verstreut in meinem Zimmer. 2 irgendwo im Regal, das dürftig zusammengesteckt ist, die restlichen auf dem Glastisch in der Mitte meines Zimmers. Ich frage mich wieder einmal, warum ich Zivildienst machen muss und warum ich ihn ausgerechnet hier mache... weit weg von Zuhause und weit weg von "Freunden", obwohl ich wohl nie richtige Freunde hatte. Dann denke ich über die Caritas-Gespräche nach und wie mein Versuch in psychotherapeutische Behandlung zu gehen, auch dank Zivildienst, fehlschlugen. Ich frage mich, was ich wohl vom Leben zu erwarten habe und ich sehe ein Ziel das ich wohl nie erreichen werde. Integer möchte ich werden, liebevoll zu mir selbst, mich selbst so akzeptieren, wie ich bin..... Hach, was für ehrenswerte Ziele und dennoch fühl ich mich selten so weit entfernt davon, wie an einem dieser Abende.... weit weg von Famile und "Freunden".... was mache ich hier nur? Wegen meiner Freundin, die ich über's Netz kennenlernte bin ich hier runtergezogen. Mit einem geringen Selbstwertgefühl. Sie war meine erste Freundin. In der Hoffnung sie würde mir den Wert verleihen, den ich immer spüren wollte. Doch nun ist es aus, schluss. Ich habe mich von ihr getrennt. Ich hänge doch sehr an ihr! Warum dann die Trennung? Benutze ich sie nicht nur? Aber ich will doch nur Liebe!? Ist Liebe für mich Sex? Liebe zur eigenen Selbstbefriedigung. Liebe als ein Nehmen ohne oder mit scheinheiligem Geben? Ich möchte doch liebevoll sein, doch wie nur? Wege scheint es genug zu geben, doch immer wieder versage ich... gebe auf. Nach zwei Wochen schon? Vielleicht auch mal vier? Es ist so schwer? Wo sind Resultate? Keine Resultate.... Ist meine Erwartung zu groß? Ja, vielleicht, aber was dagegen tun... Der Tod als Erlösung? Das wäre schön, aber auch einfach.... Doch ist der einfachere Weg nicht manchmal auch der Bessere. Wer wird mich vermissen.... meine Eltern... Wieso darf ich ihre Gefühle nicht verletzen? Ich verletze mich doch auch täglich mit Gedanken.. Gedanken, Gedanken, Gedanken.... ach könnte ich sie doch nur abstellen..... Alleine sitze ich hier. Ich mag die Einsamkeit, aber ich verabscheue sie gleichermaßen.... Ich möchte Kontakt und habe doch Angst davor... Gefühle und Versand; ein Kampf, den ich beständig verliere. Niemand kann mir helfen außer ich mir selbst oder vielleicht eine liebende Person. Doch ich kenne keine. Ich kenne keine solche Person. Je mehr ich die Welt betrachte, desto stärker erkenne ich die den meisten Menschen innenhabende Angst und stelle fest, dass wir doch alle nur Schauspieler sind.... Wer ist schon ehrlich und nicht der Schönste, Tollste und Beste? Ehrlichkeit!? Jeder predigt sie als Tugend und doch scheinen die Wenigsten sie so ernst zu nehmen, dass sie selbst sie beherzigen!? Doch erzählst du von deinem Leid so erkennst du, dass das, was du berichtest, als "normal" abgetan wird. Doch ist "normal" nicht auch nur das, was die Mehrheit denkt? Ich schreibe und schreibe und schreibe und noch nicht einmal die Spitze des Eisberges ist erkennbar in dem was ich geschrieben habe. Schon wieder Verzweiflung. "Sie werden dich nicht verstehen", dröhnt es in meinem Kopf und die Schultern sinken.... Doch wer soll mir helfen!? Integer, in mir ruhend, das möchte ich nur werden.... doch Sex zur Triebbefriedigung, die Möglichkeit Macht und Reichtum zu erlangen und die Möglichkei sich selbst ständig und beständig zu belügen.... lassen mich NICHT! Sie sind wie Fesseln! Wenn du theoretisch etwas weißt und es praktisch nicht umsetzen kannst, ist es mit das Schlimmste, was es gibt......
Danke an den Mitfühlenden, der die Geduld aufbrachte, diesen meinen "einen dieser Abende"-Text zu lesen.....

Tobias
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Helene T.
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Post Mon, 04.Oct.04, 9:03      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

.... und wie hast du jetzt vor deine Situation zu ändern oder möchstest du weiter noch viele solche Abende haben?

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Liebe Grüße aus Wien,
Helene
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Hiob
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Post Mon, 04.Oct.04, 20:56      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

Tag Tobsen,

Quote:
Integer möchte ich werden, liebevoll zu mir selbst, mich selbst so akzeptieren, wie ich bin..... Hach, was für ehrenswerte Ziele und dennoch fühl ich mich selten so weit entfernt davon, wie an einem dieser Abende....

...und der Weise sprach: "...Erleuchtung ward nur der Anfang, was darauf folgte war Üben..."

Ich weiß natürlich nicht was für Bücher das sind, die du da in deinem Kämmerchen rumliegen hast, aber mach dir doch deine eigenen Gedanken zu dem Inhalt und versuch Zusammenhänge zu verstehen, nicht am Ende herumlaborieren, sondern zum Ursprung zurückzugehen...zu deinem Ursprung...und dann probier es aus...denn verstandesmäßig wirst du dein Leben nicht leben können...

...ich glaube sie hat Recht.

Viele Grüße
Hiob
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lilu
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Post Mon, 04.Oct.04, 22:13      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

ging mir auch mal so.
wirklich geändert hat es sich, als ICH mich geändert habe. also "getan" habe. ausprobiert habe was ich leben kann und was nicht. und ausprobiere. denn: theorie ist schön und gut - und ich bin meisterlich in der erschaffung neuer theorien: aber leben ist ein JETZT-Zustand. oder wie man so schön sagt: leben ist das was passiert wärend man pläne schmiedet....

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Glück ist kein Recht sondern eine Einstellung
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slave
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Post Tue, 05.Oct.04, 7:12      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

.. Tobsen, wollte nur mal sagen, deine zeilen sind einfach wundervoll geschrieben.

deine situation kenne ich, nicht so krass, aber die einsamkeit...........

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Tobsen
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Post Sun, 10.Oct.04, 17:24      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

An Hiob und lilu:

Es ist exakt das, was ich zu schaffen nicht in der Lage bin. Ich meine nicht das mit den eigenen Gedanken. Die habe ich mir gemacht. Weißt du, was ich danach erschrocken über mich selbst feststellen musste. Wieviel Angst doch in mir wohnt. Doch dann genau da blieb ich stecken. Ich kannte diese Angst, wusste wann ich Angst hatte und auch wovor. Ich schaffte es aber nicht sie zu überwinden. Andere spüren und sehen meine Angst und ich bin hilflos.
@Hiob: Wo ist der Ursprung und wie kommt man dorthin? Was ist der erste Schritt und wie macht man ihn. Ich bin zu gehemmt. Vor kurzem ging ich raus in den Wald. Niemand war da. Niemand war zu sehen. Ich wollte einfach mal schreien, so richtig laut schreien.... aber ich habe nicht mehr als ein Flüstern herausbekommen. So sehr steckte die Angst in mir. Ich habe zu mir gesagt: "Hey es ist nicht schlimm, wenn du das tust und selbst wenn jemand hier ist, es ist nicht wichtig, was jemand über dich denkt" aber ich konnte es nicht.
Alleine fühle ich mich gar nicht mal so schlecht. Ich vermisse zwar den Kontakt zu anderen Menschen. Aber ich fühle mich sicher. Ich kann tun und machen, was ich will. Ich kann singen und tanzen in meinen abgeschotteten vier Wänden. Doch bei anderen Menschen bin ich wie verwandelt. Ich überlege mir, ob ich jemanden anschauen darf oder nicht, ob ich "Hallo" sagen soll oder nicht, was die wohl denken, wenn ich sie nicht begrüße....... doch dann gibt es noch etwas in mir. Eine Art Maske schützt mich vor meiner Angst. Ich bewerbe mich zur Zeit für einen Ausbildungsplatz und muss dazu zu Bewerbungsgesprächen und Assessement Centern. Dort kann ich sogar auftreten, als hätte ich überhaupt keine Scheu vor Menschen und gehe sogar auf diese zu, rede mit ihnen usw... ich bin nicht mehr ich....! Noch ein Problem kommt dazu, wenn mir etwas peinlich ist, was mir bei Fremden Menschen wohl bei jedem 2. Satz von mir so ist, dann werde ich rot. Ich fürchte mich davor und versuche es zur vermeiden. Man nennt dies wohl Erytrophobie. Na ja, dieses Gemenge lässt mich nicht mehr klar denken. Ich habe keine Ahnung, wie ich für den Moment leben kann...., wenn ich mir doch beständig Gedanken mache. Ich meine, wenn ich mir meine Gedanken verbiete, denke ich doch erstrecht daran.....
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Hiob
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Post Sun, 10.Oct.04, 19:35      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

Hallo Tobsen,

hmmm...also an deiner Stelle würde ich mir in aller Ruhe Gedanken machen, ob du nicht mal fremde Hilfe zulassen willst und zum Psychotherapeuten gehst und ihm mal schilderst, was dich plagt. Wenn ihr zwei nen Draht zu einander findet, kann er dir ja vielleicht grob sagen, ob er was für dich tun kann. So wie ich das jetzt empfinde, wird das vielleicht doch besser für dich sein, denn diese ewige Grübelei bringt dich scheinbar nicht so recht vorwärts und dich zuhause einzumauern ist sicher die vorübergehend schmerzfreiere Variante, aber es muss doch nicht sein, dass du dich quälst. Es ist ja nichts Schlimmes dabei, mal Fremde um Rat zu fragen.

Das Grübeln an sich, ohne konkretes Erleben, ist sehr mühselig. Ich denke, den eigenen Zugang, ohne fremde Hilfe, findet man fast immer nur über innere Katastrophen. *sich an seine Nase fasst*
Nach so einer Katastrophe kannst du zwar den Zugang auch alleine finden, aber man kommt sich manchmal vor, als soll man „mit nem Löffel das Nichtschwimmerbecken auslöffeln“ . Nun wünsch ich dir keine Katastrophe, sondern bin der Meinung, dass der Gang zum Therapeuten, die weit schonendere Alternative ist und dir, so dumm sich das vielleicht anhört, Zeit erspart. Deinen Weg finden und gehen, wird dann sowieso mehr oder weniger das ganze Leben dauern, aber den Anfang, kann dir ja jemand erleichtern. Der Therapeut kann dir wenigstens ne große Suppenkelle in die Hand drücken, damit das Schöpfen schneller geht.

Viele Grüße
Hiob
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lilu
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Post Mon, 11.Oct.04, 12:00      Re: Es ist einer dieser Abende... Reply with quoteBack to top

tobsen, vor 10 jahren habe ich exakt das selbe gefühlt und geschrieben... meine angst war aber sogar so groß, dass ich nicht mal in der lage war mir einen job zu suchen....

und wie Hiob sagt - es musste eine katastrophe kommen um aufzuwachen. die ersten tage hielt ich mich mit einem buch über wasser. überleben war das einzig wichtige zu der zeit - den tag rum bringen...

...heute bin ich ein großteils zufriedener und erfüllter mensch. freilich, ich habe auch meine probleme - wer ist frei davon - die mich mal mehr mal weniger hinstrecken - aber ich kann zumindest behaupten, glücklich zu sein und zu leben.

ich kenne übrigends auch das erröten und co...
ich kann dir einfach nur wieder den tipp geben: denke nicht an gestern nicht an morgen. sondern lebe JETZT. vielleicht nützt es, dich hin und wieder von aussen zu sehen. interpretiere deine zweifel in einen menschen dir gegenüber... du wirst erkennen wie egal es für andere ist.

was ich auch mache: wenn mir ein mensch gegenüber sitzt oder steht (auch unabsichtlich in der ubahn) frage ich mich, was er mir zeigen will. er ist sowas wie mein spiegel. was ich an ihm bewundere, bewundere ich an mir - was ich an ihm hasse, hasse ich an mir.... mir hilft diese projektion. denn man kann nur sehen was man kennt.

im wesentlichen glaub ich ist es training. so banal das klingt.

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