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Wunderblümchen
sporadischer Gast
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Post Fri, 01.Oct.04, 5:50      Trennungsschmerz bei Gegenständen Reply with quoteBack to top

Zuerst möchte ich loswerden das dass was ich hier schreibe mein bitterer Ernst ist, bitte lacht nicht darüber!

Ich habe mir vor 3 Tagen ein neues Auto gekauft. Eigentlich wollte ich mein Auto NIEMALS hergeben, allerdings werde ich ab April in einer anderen Stadt studieren und benötige somit ein Auto mit dem man auch größere Strecken fahren kann (von dort zu mir nach Hause an den WEs)

Mein jetziges Auto was ich noch diese Woche fahre war mein erstes Auto und ich hänge sehr an ihm. Darum setzte ich auch alles daran dass meine Mutter es weiterhin fährt. Aber nun mein Problem, ich werde mit der Tatsache nicht fertig das mein Auto bald nicht mehr mein Auto sein wird.

Das klingt jetzt bestimmt total albern, aber ich vermenschliche Gegenstände sehr oft. Es geht sogar soweit das ich mich schuldig fühle mein Auto das mich so lange Zeit ohne kaputt zu gehen gefahren hat weggegeben zu haben. Ich fühle mich wie eine Verräterin. Manchmal rede ich auch mit meinem Auto und versuche ihm das alles zu erklären, aber sind wir mal ehrlich, das ist doch irre oder nicht?!

Ich weiß theoretisch, das ist nur ein haufen Blech ohne Gefühle aber trotzdem überkommt mich das Gefühl der Schuld.

Als ich mir Anfang des Jahres ein neues Handy kaufte war das ähnlich. Als mein altes so "traurig" und alleine und verlassen in der Ecke lag tat es mir unendlich leid. Soetwas kann mich wirklich Tage bis Wochen beschäftigen.

Warum ist das so? Hat irgendjemand eine Idee? Mich belastet das wirklich sehr auch wenn es sich bestimmt lustig anhört.

Liebe Grüße, Wunderblümchen
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Anna-Lena
Helferlein
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Wohnort Bremen
W, 38


Post Sun, 03.Oct.04, 14:34      Re: Trennungsschmerz bei Gegenständen Reply with quoteBack to top

Hallo Wunderblümchen,

Ich halte es erstmal nicht für eine Störung an Dingen zu hängen, die einem etwas bedeutet haben. Du könntest Dich fragen, was hat das Auto und das Handy für eine Bedeutung für mich, von welchen Erinnerungen trenne ich mich mit dem Abschied von ihnen?
Wichtig erscheint mir das Dir die Dinge nicht wichtiger sind als Menschen, also eine Art Ersatzfunktion einnehmen.
Viele Menschen haben Dinge mit denen sie Erinnerungen verbinden, oder die sie genutzt haben wenn sie traurig waren (der berühmte Teddybär den mensch dann evt. auch noch im Erwachsenen Alter mit sich rumschleppt). Das ist vielleicht ein bischen neurotisch (Ablösung vom Übergangsobjekt hat noch nicht ganz geklappt), aber nicht weiter schimm. Wenn Du mit Deinen Beziehungen zufrieden bist, red Dir bloss nicht eine eine "Störung" zu haben.


wünsch Dir alles Liebe

Anna-Lena Wink
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Lollo
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Posts 152
Wohnort Dortmund
M, 35


Post Sun, 03.Oct.04, 15:49      Re: Trennungsschmerz bei Gegenständen Reply with quoteBack to top

Hi Wunderblümchen,


Ich kenne dieses Verhalten von mir selber. Zu den verschiedensten Dingen kann ich eine persönlche Beziehung aufbauen, die es mir dann sehr schwer macht, mich von ihnen zu trennen, auch wenn sie ihre Funktionalität verloren haben (z.b. ein alter Füllfederhalter, mit dem ich soviele schöne und unschöne Dinge geschrieben hab, mein Computer, mit dem ich zum ersten Mal im Internet war, eine Tasche, die mit mir immer auf Reisen war, meine erste elektrische Zahnbürste, meine altern Handys liegen immer noch bei mir rum, sie haben mich doch nie enttäuscht, mit ihnen hab ich die Welt erreicht...)

Ja, ich habe Schuldgefühle gegenüber den Gegenständen, sie auszurangieren und gegen neue zu ersetzen...
Habe mir auch oft überlegt, warum dass ich das habe...
Mein Fazit:
- ich habe Angst, dass ich die Erinnerungen damit auch wegwerfe
- ich habe Angst, auch so behandelt zu werden (vergessen zu werden, wenn ich nicht da bin oder "weggeworfen" zu werden, wenn ich zu alt bin)
So wirklich befriedigend sind diese Antworten wohl nicht, aber bisher ist mir nix besseres in den Sinn gekommen, bin darum gespannt, was Dir die Leute noch so antworten werden.

Liebe Grüsse
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Karola
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Posts 354
Wohnort Deutschland
W, 33


Post Mon, 04.Oct.04, 11:38      Re: Trennungsschmerz bei Gegenständen Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich kenne das auch. Ich trenne mich auch ungern von Dingen, an die ich Erinnerungen habe - bin eben sentimental. Aber es geht auch schon soweit, dass ich Schwierigkeiten habe, Alltagsgegenstände, wie z. B. eine (Zahn)-Bürste auszusortieren. Mir tut es einfach weh,wenn ich weiß, dass diese in der Schrottpresse landet. Irgendwie verrückt, denn ich kann mir ja eine neue kaufen und tue das ja auch. Aber der Gedanke, dass die alte zerstört wird, macht mir trotzdem zu schaffen. Ähnlich ist es auch mit CD-Roms, die ich auch nicht mehr brauche. Habe das Gefühl, dass es damit zusammenhängt, dass ich auch nicht verschwenderisch erzogen worden bin. Andere Leute, die unsere Überflussgesellschaft genießen, haben damit wohl kein Problem mit.

Karola
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K.T.
sporadischer Gast
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Wohnort Potsdam
M, 45


Post Wed, 20.Oct.04, 14:42      Re: Trennungsschmerz bei Gegenständen Reply with quoteBack to top

Hallo,
Du also auch? Na dann muss ich mich ja auch nicht mehr dafür schämen. Auch ich hab gelegentlich etwas, das ich "perversen Liebeskummer" nenne, wenn ich mich von Gegenständen trenne. Schau Dir mal meinen Beitrag im Forum "Ängste" an. Ich verschmelze seelisch mit Gegenständen, weil ich mir unbewusst noch wünsche, mit der Mutter zu verschmelzen. In den ersten 6 Monaten des Lebens ist dieser Wunsch normal, aber mit 45? - eben neurotisch!
Ich kenne diesen Zusammenhang auch erst seit kurzer Zeit. Vor allem wüsste ich gerne, wie ich in Zukunft damit umgehen kann.
Gruß, K.T.
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