Burnout, Depression und jetzt auch noch Trennung

Forums-InsiderIn 317 München M, 41

Hallo Forumsteilnehmer,

seit längerer Zeit habe ich ziemlich schwere Probleme mit beruflichem Burnout und Depressionen. Mit längerer Zeit meine ich: mehrere Jahre.

Ich bin inzwischen seit ca. einem Jahr in psychotherapeutischer Behandlung - mit langsamen Fortschritten.

Tja, und nun kam in der vergangenen Woche der Schlag mit dem Dampfhammer: mein langjähriger Freund will sich von mir trennen (Ihr seht, es ist eine Geschichte aus dem schwulen Leben).
Wir waren über zwölf Jahre zusammen, und eigentlich kann ich mich gar nicht mehr so recht an die Zeit vor unserer Beziehung erinnern; die Beziehung war (vermeintlich) untrennbarer Bestandteil meines Lebens.

Als Trennungsgrund nennt mein (Ex-)Partner meine Depressionen, mit deren Auswirkungen er nicht mehr zurecht käme. Ich weiß, dass ich oft in tiefer Schwermut versunken war und meine ganze Energie benötigt habe, um in ihr nicht zu ertrinken. Mir ist klar, dass die Depressionen eine seelische Erstarrung ausgelöst haben, die für einen Partner wohl schwer zu ertragen ist. Es tut mir auch unendlich leid, dass ich oft nicht in der Lage war, ihm gegenüber angemessen meine Gefühle zu zeigen. Aber ich war (und bin) durch meine psychischen Probleme oftmals wie eingefroren. Und trotzdem habe ich mit allen noch vorhandenen Kräften dagegen angekämpft, ich wollte mich (unterstützt durch eine Therapeutin und eine Selbsthilfegruppe) aus dem Tal der Depressionen befreien.

Eigentlich hatte ich den Eindruck, eine langsame Besserung zu erreichen. Ich hoffte sehnsüchtig auf den Moment, an dem ich wieder in normale Gefühlswelten vordringen würde, um ihm meine Liebe wieder zeigen zu können und ihm die Gefühle zurückzugeben, die er in der Zeit meiner Depression so sehr vermissen musste.

Doch nun stehe ich völlig unerwartet allein da und befinde mich gefühlsmäßig im freien Fall nach unten. Es ist, als ob mich auf dem beschwerlichen Weg nach oben eine Steinlawine erfasst hat und mich mit aller Wucht nach unten reißt.

Ich weiß momentan nicht, wie ich die nächsten Tage überstehen soll, in mir dreht sich alles, ich finde keinen Halt mehr. Und darüber hinaus sollte ich dennoch beruflich funktionieren, obwohl ich nicht mal mehr zu banalen Alltagstätigkeiten in der Lage bin.

Das Wochenende habe ich nur überstanden, indem ich die halbe Nacht sinnlos durch die Stadt gerannt bin. Bloß nicht heimkommen, denn zuhause hätte mich sofort die Verzweiflung übermannt. Erst nach kilometerlangen nächtlichen Gewaltmärschen war ich müde genug, um sofort - ohne weitere Panikreaktionen - einschlafen zu können.

Gibt es denn in diesem Forum evtl. noch andere, die zusätzlich zu ihrer Depression noch mit einer Trennung fertig werden mussten? Wie seid Ihr damit fertig geworden? Gab es jemanden, der Euch dabei geholfen hat? Arzt? Therapeut? Telefonseelsorge?

Vielen Dank,
Nick

Helferlein 44 M, 25

hallo nick

bei mir war die trennung von meiner langjährigen freundin eher der auslöser für meine depression. ich bin nach der trennung in ein soooo tiefes loch gefallen, das ich echt wochenlang wie ein zombie, wie ferngesteuert durchs leben gegangen bin. und du hast recht. man muss ja leider weiterfunktionieren. liebeskummer ist nun mal leider kein grund zuhause zu bleiben. obwohl einen das oft wesentlich mehr einschränkt als eine grippe oder sowas.
was mich damals über wasser gehalten hat, waren freunde. ich habe jedem der mir zuhören wollte mein leid geklagt. und ich habe mich mit "leidensgenossen" getroffen. und ich habe gesehen ich bin nicht alleine. schon alleine das hat mir sehr geholfen. hast du freunde an die du dich wenden kannst? sprich dich bei irgendjemandem aus. das wird dir sicher gut tun.

ich gehe auch oft spazieren wenn ich es alleine zu hause nicht aushalte. denke das ist nichts schlechtes. man kriegt wieder ein bisschen abstand unf einen klaren kopf.

die trennung von einem geliebten menschen ist schwierig ich weiß. plötzlich scheint das ganze leben vorbeit zu sein. alles was man sich gemeinsam aufgebaut hat und wovon man geträumt hat scheint weg zu sein. das mag jetzt vielleicht blöd klingen und wird dir in deiner situation nicht viel helfen, aber das geht vorbei. such dir jemanden zum anhalten und du wirst sehen es wird wieder bergauf gehen.

lg und alles gute

sporadischer Gast 16 M

Hallo Nick,
also diese lange Zeit des Burn-outs kann naturlich in eine chronische Depression münden wenn da nichts gegen getan wird (Supervision als Angebot eines Arbeitgeber etc.) das ist nicht leicht zu managen, da oft auch gleich Mobbinggeschichten dadurch starten können, merken die erst mal, dass man eigentlich keinen Bock mehr hat. Kenne dieses Thema selbst und habe inzwischen eine Umschulung gemacht.
Nun hat es Dich auch noch partnermässig erwischt oh weh Embarassed

.Kann mir gut vorstellen, dass Du da erst mal am rotieren bist , hoffe Du hast ein paar Freunde, die in akuter Not für Dich da sind und die Du beanspruchen kannst! Und hoffentlich hat man in der Arbeit etwas Verständnis für Deine Situation, vielleicht lenkt es Dich dort auch ab von Deinem häuslichen Kummer.
Bei Depressionen ist es wichtig sich irgendwie zu beschäftigen und sich nicht ständig den negativen Gedanken zu überlassen. Tu was Gutes für Dich (nachdenken wirst Du so und so - aber Dein Körper kann sich wenigsten wohl fühlen) z.B. Sauna, mit Jemand ins Kino, Sport.
Wühle besser jetzt nicht in spekulativen Schuldgefühlen, dass Du Deine Liebe nicht genug gezeigt hättest u.ä. das zieht nur noch runter. Vielleicht hast Du ja nochmal Gelegenheit mit ihm zu sprechen und dann kannst Du Ihn direkt danach fragen.
Ja es ist ein vomit

Gefühl kann ich mir vorstellen Ich hatte mich damals an meine beste Freundin gehalten und versucht einfach durchzuhalten. Es ist auch noch nicht das letzte Wort mit Deinem Partner gesprochen denke ich - redet Euch aus - gründlich.
Vorerst mal soviel ,vielleicht hilfts ein bisschen hug

Grüsse pat

Forums-InsiderIn 317 München M, 41

Hallo langerlulatsch und pat,

danke für die Antworten.

Anscheinend habe ich mit meinen Freunden auch kein großes Glück. Ich habe versucht, verschiedene Leute zu kontaktieren aber trotz modernster Kommunikationsmedien erreiche ich kaum jemanden. Meine Mails bleiben größtenteils unbeantwortet, am Telefon springen die Anrufbeantworter an.
Und falls ich doch jemanden erreiche, hat derjenige grade selber mit anderen Problemen zu kämpfen. Oder jemand verspricht mir ein Treffen am Abend, um es dann später wieder abzusagen.

Momentan fühle ich mich von Gott und der Welt verlassen.

Ich fürchte, ich bin ein ganz schrecklicher Mensch, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte.

sporadischer Gast 16 M

Hi Nick
hoffe, die gesendeten Zeilen geben Dir etwas Hoffnung!
Du bist sicher nicht von allen verlassen, manchmal ist bei mir auch so, dass sich niemand findet, was fürchterlich unangenehm ist aber - das sagt mir immer- da muss ich dann alleine durch!
Dass sich Deine Freunde allerdings zurückziehen finde ich nicht cool-wissen die denn wie es Dir geht?
Es gibt immer wieder Menschen die Du kennenlernen wirst, vielleicht findest Du dann auch bessere Freunde. Alles Gute friend

Gruss pat

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