Probleme schön reden

neu an Bord! 3 Graz W, 38

Hallo Ihr,
ich bin neu und froh Euer Forum gefunden zu haben. Ich gehe hier jetzt mal ohne Erwartungen rein, aber vielleicht kann mir jemand helfen oder ist in der selben Situation.

Bin seit 2 Jahren in einer Beziehung, die meine Erfüllteste ist, die ich je hatte. Wir leben getrennt und sehen uns am Wochenende. Ich für mich weiss auch, dass ich mit diesem Mann Familie gründen und alt werden möchte. So und nun zu meinem Problem, das ich nicht nur in Beziehungen habe/hatte sondern generell im Leben: ich kann Probleme nicht ansprechen. Ich gehe sie aus dem Weg oder "rede sie für mich schön". Aber primär stört es mich in meiner Beziehung.

Wie das geht?
Beispiel: Ich kenne weder Freunde noch Familie meines Freundes, und das nach 2 Jahren.
Meine Schönredetheorie: Er fiehl mit seiner letzten Beziehung riesig auf die Schnauze (ist Tatsache; er hat seine Ex mit einem anderen im Bett aufgefunden) und will sich nun viel Zeit lassen um mich zu prüfen etc.
Der Frage an ihn, warum ich die Familie noch nicht kenne, bin ich mit o.a. Ausrede aus dem Weg gegangen.

Und so geht es mir in vielen Dingen und es nervt mich total. Es sind auch wesentliche Fragen, die ich mich nicht stellen traue. Zukunft, Zusammenziehen, Kinder etc. Ich kann oft über Gott und die Welt quasseln, aber wenns ums Eingemachte geht, bleibts im Hals stecken. Wie oft habe ich mir schon meine Fragen zurechtgelegt und mir vorgeredet: heute fragst du. Ganz sicher. Will es endlich aussprechen. Und dann... nix. Geht nix. Verdränge es wieder und ärgere mich dann über mich selber, dass ich mit meinem Alter unfähig bin die einfachsten Dinge anzusprechen. Über Gefühle zu reden ist überhaupt undenkbar. Schreiben ja, aber reden nein. Beim Schreiben bin ich auch mittlerweile entmutigt, weil ich keine Antworten erhalten. Ich gehe auch nicht mit der Erwartung hinein das selbe in meinem Postfach zu finden. Aber ein "ich Dich auch" wäre doch schon Weihnachten für mich.

Im Berufsleben hingegen steh ich voll auf beiden Füssen und habe hier keine Probleme mich zu artikulieren. Diese Mauer steht nur im Privatleben vor mir.

Ich frage mich: Ist es Angst? Angst die falsche Antwort auf meine Fragen zu bekommen? Ist es die Angst nicht zu genügen? Mein Selbstwertgefühl ist seit längerer Zeit nicht mehr da. Aber das Problem wichtiges im Leben anzusprechen besteht seit jeher. Aus meiner Kindheit kann ich mich erinnern, oft Fragen gestellt und keine Antworten erhalten zu haben.

Könnt Ihr mir ein paar Tipps geben diese Hemmungen wegzubekommen?
Ich bin am verzweifeln, weil ich doch soviele Fragen und sovieles zu sagen hätte. Wäre eine Therapie sinnvoll?

Ich danke Euch schon mal fürs Lesen.
vogerl1966

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

du Arme hast schon seit gestern abend wieder mal keine Antwort erhalten zwinkernd..

Also erstmal: Therapie ist dann sinnvoll, wenn du dich belastet fühlst durch diese Hemmungen. Wenn du dich selber kennenlernen willst, an dir arbeiten willst, herausfinden willst, warum das so ist und wie du das abbauen kannst, dann ist Therapie sinnvoll.
Man muss nicht völlig durchgeknallt sein, um eine Therapie zu machen.

Schnelle Tips um die Hemmungen wegzubekommen, gibts glaub ich nicht. Meine idee wäre gewesen, ihm einen Brief zu schreiben, aber du hast gepostet dass du keine Antwort bekommen hast - deshalb gehe ich davon aus dass du das bereits versucht hast.

Im Übrigen kommt es mir auch komisch vor dass dein Freund nicht von allein auf die Idee kommt, dir seine Freunde und Familie vorzustellen...oder nicht? Kennt er denn deine Familie?

Kannst du nicht vielleicht mit nicht so wichtigen Fragen ein bisschen "üben", und dann, wenn du vielleicht Antworten bekommen hast, zu immer wichtigeren übergehen?

neu an Bord! 3 Graz W, 38

incah .... *freu* ... eine antwort *nochmehrfreu*

also zu deinen fragen: beim schreiben fühl ich mich so unsicher, ob es auch so ankommt wie man es meint "zwischen den zeilen lesen und so". sind denn gesprochene worte nicht wichtiger als geschriebene? klar, geschriebene kann man immer wieder durchlesen. aber worte von aug zu aug sind doch ehrlicher? andererseits: sagen kann man viel, wenn der tag lang ist. und so red ich mich halt immer um das problem herum. finde immer einen ausweg nur nicht die konfrontation, was ja keine negative sein soll/muss.

er kennt meine familie und die menschen, die mir wichtig sind.

nun aber so ins detail möcht ich jetzt gar nicht gehen, weil mein hauptproblem ist einfach das be- und ansprechen von zwischenmenschlichem und vor allem bei sehr nahestehenden menschen.

mich würde - bevor ich mal zum hausarzt gehe und mir einen therapeuten empfehlen lasse - interessieren, ob es bücher in der richtung gibt. vielleicht kann mir jemand eines empfehlen? wäre sehr dankbar.

viele liebe grüsse
vogerl

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

Liebes vogerl,
bei geschriebenen Worten hast du aber Zeit genug, die Worte vorher zu checken (oder von jemand durchlesen zu lassen), ob sie so wirken wie du es beabsichtigst.
Und bei geschriebenen Worten gibt es einen Beweis, schwarz auf weiss, bei gesprochenen kann man danach nur mehr aus der Erinnerung sagen was der andere gesagt hat.

Quote:

finde immer einen ausweg nur nicht die konfrontation, was ja keine negative sein soll/muss.

was wäre schlimm an einer Konfrontation? Dass du Antworten (oder Handlungen) bekommst, mit denen du nicht gerechnet hast? Oder dass du gar keine Antworten oder Taten bekommst (ignorieren)?

Büchertips find ich schwierig, weil ich keinen Schimmer habe, wo dein Problem liegen könnte. Du scheinst wenig Selbstwertgefühl zu haben, sonst hättest du keine Angst vor Konfrontation, schätze ich mal. Aber ansonsten weiss ich leider auch nicht woran das liegen könnte.

Gibt es denn gar keinen Menschen, bei dem du keine Angst hast, Fragen zu stellen?
Und was machst du im Berufsleben anders als im privaten Bereich? Fühlst du dich da kompetenter, sicherer?
Wie wäre es z.B. wenn im beruflichen was mit privatem vermischt wird, z.B. sexuelle Belästigung. Würdest du da auchreagieren können

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