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arno01
sporadischer Gast
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Berlin M, 42
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Fri, 24.Sep.04, 10:36 Hoffnung |
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ich habe hier jetzt eine ganze Weile gelesen und wurde wieder in die Zeit meiner Anfänge zurück versetzt.
Ich bin Alkoholiker und seit mehreren Jahren trocken.
Ich habe sehr viele Anläufe gebraucht, um so weit zu kommen, wie ich heute bin. Ich schreibe nicht, ich hab es geschafft, sondern ich bin nur etwas weiter, als andere vielleicht oder auch nicht.
Es wird immer von dem eigenen persönlichen Tiefpunkt gesprochen, den jeder erreichen muß, um was für sich zu tun.
Mein Tiefpunkt war: obdachlos, geschlossene Anstallt und meine Mutter ließ mich nicht mehr in die Wohnung.
Trotzdem mußte es noch so weit kommen, daß ich noch mehrere tausend Mark Schulden machte.
In einer Selbsthilfewohneinrichtung habe ich mich dann verändert und wurde trocken. Ich habe dort und in anderen Wohnprojekten insgesammt 5 Jahre verbracht. Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben.
Heute habe ich eine Wohnung, keine Schulden, mache grad eine Umschulung und bereite mich auf meine Selbsständigkeit in der IT-Brange vor und das Schönste: ich habe einen sehr guten Kontakt zu meiner Mutter und meiner Familie. Es wird trotz der langen Zeit, die ich nüchtern bin, immer noch nicht das volle Vertrauen mir entgegengebracht, aber ich weiß: es ist gut so. Denn wäre es anders, hätte ich vergessen.
Es gibt viele Wege aus der Sucht. Ich möchte hier nicht den Ärtzen u.s.w. ihre Fähigkeiten absprechen, aber für mich war die Selbsthilfe das Beste.
Um ein Beispiel zu geben: Ein Kind fasst an die Herdplatte, verbrennt sich - die Folge es wird nie wieder anfassen. Ein Alkoholiker weiß das er wieder abstürzt, wenn er trinkt - macht es doch. Warum das so ist, kann meiner Meinung nur ein selbst Betroffener verstehen, nicht die Ärzte.
Aber jeder muß seinen Weg finden.
Ich wünsche allen, daß sie ihre Ziele erreichen.
Gruß
Arno
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Affe
Helferlein
121
Wien W, 47
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Fri, 24.Sep.04, 22:01 Re: Hoffnung |
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Hallo Arno01!
Da will ich Dir mal ein großes LOB aussprechen,Du kannst stolz sein es geschafft zu haben!
Kämpfe weiter und lass Dich nicht runterkriegen, schau immer nach vorne und nie zurück, aber denke manchmal an die Vergangenheit, um dort nicht mehr hinzukommen.
Weiterhin Alles Gute.
Liebe Grüße Affe
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arno01
sporadischer Gast
16
Berlin M, 42
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Mon, 27.Sep.04, 12:04 Re: Hoffnung |
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Danke für das Lob
ich bin früher oft gelobt worden. Vor allem habe ich mich immer belobt, wenn ich es mal drei Tage ohne Alkoholgeschaft hatte.
Die Zweifel, ob ich nun Alkoholiker bin oder vielleicht doch nicht, hat mir eine schlimme Zeit bescherrt.
Heute weiß ich es und kann auch dazu stehen.
Auch hier bei meinem Praktikumsplatz habe ich sofort allen erzählt, was mit mir los ist.
Das war auch gut so. Der Chef hatte weil es warm war, Eis ausgegeben und ich habe sofort den Alkohol gerochen. Lachend, da er es ja schon von mir wußte, konnte ich ohne schlechtes Gewissen oder irgendwelcher Ausreden, ablehnen.
Einige werden jetzt denken, schlechter Chef ( er wußte es doch und hat mir es ja angeboten ), aber ich muß mich der Umwelt anpassen und nicht umgekehrt. Ich darf einfach nicht erwarten, daß andere sich mit meinen Problemen beschäftigen, wäre zwar schön, aber ich muß für mich sorgen.
Es macht auch Freude, darüber zu reden bzw. zu schreiben. Wenn man anderen seine Erfahrungen mitteilen kann, wird einer von vielleicht tausend es auch begreifen. Dann habe ich was erreicht, was mich auf meinem Weg bestätigt.
Gruß an alle, die es schaffen wollen.
Arno
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irmi01
neu an Bord!
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Amstetten W, 33
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Mon, 11.Oct.04, 12:02 Re: Hoffnung |
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Hallo Arno,
ich freu mich immer wieder, zu lesen, wenn es wieder jemand geschafft hat, trocken zu bleiben. Ich hab bereits meinen Onkel durch den Alkohol verloren, er war 39. Mein Ex ist auf dem besten Weg dazu. Das Gräßliche ist, daß man nicht wirklich helfen kann, wenn sich derjenige nicht helfen lassen will. Obwohl, teilweile kann ich mich in die Situation hineinversetzen. Ich bin als Kind mißbraucht worden, schleppte es jahrelang mit mir herum, bis es mir mit 27 so schlecht ging, um mir dann doch endlich helfen zu lassen. Von da an ging es ganz langsam, aber sicher bergauf. Nur die Jahre bis zum Beginn der Therapie waren die Hölle. Immer wieder starke Depressionen, keine Vertrauensperson, keine Familie, die sich um einen kümmert, Sinnesfragen, immer wieder zuviel getrunken, um den Schmerz, der nicht mehr auszuhalten war, zu vergessen.... Irgendwann hab ich gemerkt, daß Trinken auch nichts nützt. Obwohl, ich war nur Gelegenheitstrinkerin, nicht abhängig. Heut geht es mir wieder gut. Während der Therapie mußte ich Antidepressiva nehmen, ist jetzt 2 Jahre her. Ich ärgere mich oft über die "verlorenen Jahre", muß aber auch froh sein, viele leiden ihr Leben lang drunter. Finden nicht den richtigen Therapeuten, haben niemanden, mit dem sie reden können, etc.
Alles Liebe, Irmi01.
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arno01
sporadischer Gast
16
Berlin M, 42
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Tue, 12.Oct.04, 10:15 Re: Hoffnung |
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ja das Leben hat manchen sehr schlimm mitgespielt.
Seit ich trocken bin, habe ich auch mein Leben wieder ganz neu anfangen müssen.
Da Du von Deinem Ex-Freund sprichst, hast Du meiner Meinung sehr viel für Dich getan. Ich habe auch alle meine "Freunde" hinter mir gelassen und bin in eine andere Stadt gezogen, habe ganz von vorn angefangen.
Aber glaube mir, es hat sich gelohnt.
Gruß
Arno
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irmi01
neu an Bord!
4
Amstetten W, 33
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Tue, 12.Oct.04, 11:47 Re: Hoffnung |
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Hallo,
danke für deine Antwort. Im Forum unter "Erfahrungsberichte" hab ich was von mir selber reingeschrieben, kannst nachlesen, gibt doch einiges von mir preis. Von meinem Ex mußte ich mich trennen. Er hatte jeden Tag einen gewissen Spiegel, es gab keine Gemeinsamkeiten mehr, und außerdem baut er körperlich und psychisch seit ca. 4, 5 Jahren komplett ab, d.h. erstens wenn er abends etwas getrunken hat (muß nicht extra viel sein), und er geht dann schlafen, muß er vielleicht nach ca. 2 Stunden mal auf die Toilette, er steht zwar auf, aber verliert komplett die Orientierung, ist nicht mehr ansprechbar, findet nicht mehr aus dem Zimmer raus, etc. Zweitens läßt seine Konzentration sehr stark nach. Kannst du mir da vielleicht weiterhelfen, ich wüßte gern, von wo diese Orientierungslosigkeit kommt, was sich da im Körper abspielt bzw. was bei ihm schon zerstört sein muß. Er ist erst 29, eigentlich kein Alter für so einen Zustand. Irgendwie hab ich ihn gern, so wie einen Bruder. Möcht eigentlich nicht, daß er sein Leben mit dem Alkohol zerstört.
Liebe Grüße, Irmi.
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arno01
sporadischer Gast
16
Berlin M, 42
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Tue, 12.Oct.04, 12:04 Re: Hoffnung |
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ich kann Dir nicht sagen, welcher Teil des Körpers da schon wie weit geschädigt ist. Jeder starke Alkoholkonsum zerstört viele Gehirnzellen, die auch nicht wieder reparabel sind.
Die "Orientierungslosigkeit" kam bei mir eigentlich immer vom Kreislauf her. Das schnelle Aufstehen und die schlaffen Muskeln in den Beinen hatte ich auch immer, wenn ich nach dem Einschlafen aufwachte.
Ich brauchte dann immer einige Minuten auf dem Bettrand, bis ich langsam aufstehen konnte. Zum Schluß bin ich dann auf allen vieren, wenn überhaupt noch, zur Toilette gekrochen.
Da ich nicht durch Ärzte oder anderem geschulten Menschen trocken geworden bin, hatte mich die Psyche nicht so interessiert.
Ich wollte nur noch nüchtern werden und wieder klar denken können.
Das habe ich mit der Selbsthilfegruppe geschafft, welche die körperlichen Dinge durch Bewegung in Form von Arbeit bekämpft hatte.
Das hatte für den Entzug den Vorteil, nicht nur im Bett zu liegen und über sich nachzudenken, sondern sich abzulenken. Das wurde durch intensive Gespräche, die nichts, absolut nichts mit Alkohol zu tun hatten, unterstützt.
Es würde Dir auch nichts helfen, wenn er es nicht möchte. Da fängt alles an, er muß wollen, dann können andere helfen.
Gruß
Arno
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