Vergessen

neu an Bord! 4 Göttingen W, 23

Hallo Leute

Vor kurzem habe ich eine Therapie angefangen, da ich mit Männern überhaupt nicht klarkomme. Obwohl ich meinen Partner geliebt habe fing ich ständig zwanghaft Streit an. Ich konnte nichts dagegen tun. Trotz angefangener Therapie ist die Beziehung nun kaputt.
Die Therapeutin will nun mit mir über meine Vergangenheit sprechen, da ich vor einigen Jahren in einer Beziehung oft vergewaltigt wurde. Ich kann darüber aber nicht sprechen, da ich alles völlig verdrängt habe. Mir ist scheinbar das gelungen was ich immer wollte. Ich habe vergessen! Wenn mir Dinge einfallen berühren sie mich gar nicht, so als wäre ich selber gar nicht betroffen. Das ist mir unheimlich. Bin ich so abgestumpft und wie soll die Therapie nun laufen? Diese Situation macht mich völlig fertig denn ich verstehe nicht wie ich so abgestumpft bin...

Bubuliene

Helferlein 54 wien W, 25

hi,
glaub mir, die gefuehle werden schon kommen. es dauert nur etwas. wenn du gerade erst angefangen hast, ist das ganz klar, dass du viele dinge noch nicht so direkt mit dir in verbindung bringen kannst. aber das ist ganz 'normal' bei so schlimmen dingen.
viel glueck noch,
aura

Forums-InsiderIn 179 @Home W, 35

Hallo,
die Erinnerung wird wieder kommen und mit ihr das Gefühl. Evtl. bist du ja noch nicht soweit um die Erinnerung kommen zu lassen.
Das verdrängen, vergessen, hat die mit Sicherheit das Leben erträglich gemacht.
Ich wünsche Dir superviel Glück.
LG
blackwhite

neu an Bord! 4 Göttingen W, 23

Hallo

Danke für Eure Antworten. Hoffentlich habt Ihr Recht und die Erinnerungen kommen wieder. Meine Therapeutin sagte mir Heute ich solle bei Ihr eine psychoanalytische Therapie machen. Keine Ahnung was das heißen soll. Kann mir da einer was näheres zu sagen? Sie meint die Therapie würde wenn es mir recht ist im Liegen ablaufen, davor habe ich irgendwie totale Panik. Ich fühle mich dann so ausgeliefert. Muss das denn unbedingt so sein???

Bubuliene

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

ja, das hat den Grund, dass du sie nicht sehen kannst und ganz entspannt liegen kannst. Du sollst quasi mehr mit dir selber sprechen als mit ihr.
Es hat nichts mit ausgeliefert zu tun, sondern damit dass du dich auf dich selber konzentrierst und nicht auf die Therapeutin.
Hab keine Angst davor, so schlimm ist das nicht. Mit der Zeit gewöhnst du dich daran. Ihr könnt ja ausprobieren, was für dich am wenigsten "ausgeliefert" sich anfühlt, vielleicht magst du dass sie weiter weg im Raum von dir sitzt und nicht direkt hinter dir oder etwas seitlich für den Anfang, dass du sie zumindest aus dem Augenwinkel sehen kannst, etc. Sprich mit ihr darüber, frag ob ihr den Übergang nicht etwas fliessender gestalten könnt, und nicht ganz abrupt. Das müsste schon möglich sein, denke ich.

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hi Bubuline,

Quote:

Sie meint die Therapie würde wenn es mir recht ist im Liegen ablaufen, davor habe ich irgendwie totale Panik.

Sag ihr das Du Panik vor "ausgeliefert sein" hast!
Im übrigen hat Incah vollkommen recht. Du MUSST das nicht, aber es ist sehr hilfreich im Laufe der Therapie. Und vielleicht hast Du schon ganz viel für Dich gewonnen, wenn Du ohne Panik vor jemandem )also Thera)ohne diese(n) anzusehen, entspannt liegen kannst.

Zum Thema Psychoanalyse kannst Du auf der Homepage hier von Herrn Fellner Infos finden.
Die ganz kurze Version ist die, dass die Analyse mehr auf Deine Konflikte der Vergangenheit, die im Jetzt immer noch wirken, eingeht. Die Therapeutin ist keine "Beraterin" oder "Verhaltensanleiterin".

Lg,

Tanzendes_Irrlicht

neu an Bord! 4 Göttingen W, 23

Danke für Deinen Tip. Hört sich zwar ganz gut an, aber irgendwie ist mir die Situation doch unheimlich. Naja, mal abwarten wie es so läuft. Komme mir aber bei der Vorstellung sie drei mal wöchentlich zu sehen irgendwie vor als wäre ich völlig bekloppt. Das macht es mir erst so richtig bewusst wie "kapputt" ich wohl zu sein scheine. Ist schon echt komisch...

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

ja, das kenne ich auch. Meine Therapeutin hat auch von 1x pro Woche auf 2x erhöht und ich bin mir vorgekommen wie...naja, du weisst schon, dir gehts ja gleich.

Aber inzwischen weiss ich dass das nur deshalb ist weil es für den Prozess der Psychoanalyse besser ist, wenn kürzere Abstände dazwischen sind. So ist es viel effektiver, es hat nichts damit zu tun dass du nun völlig bekloppt oder so bist.

Nicht weil du so verrückt bist, wird die Frequenz erhöht, sondern weil es so besser funktioniert.

neu an Bord! 4 Göttingen W, 23

Klar ist es sicher besser für den Therapieerfolg sich öfter zu sehen, zumal die Therepeutin meinte dann würde ich es nicht mehr schaffen meine unkomplizierte Fassade aufrecht erhalten zu können.

Am Beginn jeder Stunde will sie immer, dass ich anfange ihr was zu erzählen. Was soll ich denn erzählen, mein Kopf ist dann völlig leer uiind wenn ich das sage meint sie nur dann würde sie mit mir warten bis mir was einfällt. Das ist jedesmal schrecklich! Ich kann doch nicht einfach irgendwo im Leben anfangen!
Ein weiteres Problem ist, dass ich einen neuen Freund habe, der nichts davon weiß. Ich habe zwar gesagt, dass ich wegen Vergewaltigung zu ner Therapeutin gehe, hab es aber total runtergespielt. Habe Angst er will dann nichts mehr von mir wissen, da er früher wohl mal üble Erfahrungen mit ner totalen "Psychotante" gemacht hat. Was soll ich da tun. Habe Angst, dass alles rauskommt wenn es mir wegen der Therapie mal schlecht geht. Wir sehen uns doch eh nur am Wochenende und das ist schon so kurz. Da wäre schlechte Laune bei mir echt ätzend.
Mit der Therapeutin mag ich darüber nicht sprechen, da ich mich erst vor kurzem völlig hysterisch von meinem Ex getrennt habe und dann in ner Klinik erstmal kurzzeitig mit Medikamenten versorgt wurde. Die hält mich doch für ein männermordendes Monster!!!
Das wächst mir gerade alles über den Kopf...

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

schau dir mal den Thread "Schweigen in der Therapie" http://www.psychotherapiepraxis.at/forum/viewtopic.php?t=10478
an, es gibt mehrere Leute mit diesem Problem.

Bei deinem neuen Freund wartest du, bis du dich sicher genug fühlst und ihm auch genug vertraust, bis du ihm davon erzählst. Dann wirst du auch besser abschätzen können, ob ihn das zu sehr schockieren würde oder er schlecht von dir denken könnte (was ich nicht denke), wenn er es erfährt. Lass dir Zeit damit.

Quote:

Habe Angst, dass alles rauskommt wenn es mir wegen der Therapie mal schlecht geht

versuch an den Wochenenden abzuschalten und die Zeit mit ihm zu geniessen. Die Angst vor der Angst ist meistens grösser als wenn es dann tatsächlich zu der angstmachenden situation kommen sollte.
Du kannst nicht immer gut drauf sein, und dein Freund muss das akzeptieren, er ist ja bestimmt auch nicht immer gut drauf. Vielleicht hilft dir allein schon das Zusammensein mit ihm dass es dir besser geht auch wenn in der Therapie ein paar aufwühlende Dinge passiert sind? Grade wenn ihr euch so wenig seht ist die Freude dann ja grösser und man kann die schlechte Laune und das schlechte Gefühl eher beiseite schieben als sonst.

Und wenn nicht, dann hast du eben schlechte Laune. Du hast das Recht dazu.

Quote:

Mit der Therapeutin mag ich darüber nicht sprechen, da ich mich erst vor kurzem völlig hysterisch von meinem Ex getrennt habe und dann in ner Klinik erstmal kurzzeitig mit Medikamenten versorgt wurde. Die hält mich doch für ein männermordendes Monster!!!

aber nein. Meinst du ihr ist noch nichts Schlimmeres untergekommen? Was glaubst du was sie für Geschichten Tag für Tag hört? Da kann deine Story wahrscheinlich nicht mithalten, belegt nicht mal einen Platz auf den ersten 10 Rängen!
Auch hier gilt dasselbe, erzähl ihr davon wenn du dich sicher fühlst. Du musst es nicht sofort erzählen. Sie wird dir nicht böse sein deswegen oder schlecht von dir denken, sie weiss ja dass es vielen Menschen schwer fällt so viel von sich preis zu geben. Sie kann damit umgehen - das ist ihr Job!

Nur Mut, lass dir die Dinge nicht über den Kopf wachsen.

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