Sexprobleme durch Kindheit?

sporadischer Gast 6 Hamburg W, 24

Hallo

Bin 24 Jahre alt. Habe einen festen Freund den ich sehr liebe. Ich vertraue ihn sehr, er würde mich nie mal absichtlich verletzten und finde ihn atraktiv.

Mein Problem ist das ich mich beim Sex nicht gehen lassen kann. Habe glaub angst davor die Kontrolle zu verlieren ...bin immer am denken und kann mich nicht meiner Gefühle hin geben. Das geht soweit das ich zärtliche Berührungen als unangenehm empfinde.
Dabei habe ich vorher voll das verlangen danach mit meinen Freund zu schlaffen. Selbst wenn der Anfang von mir ausgeht weil ich das verlangen nach ihm hab geht es nicht.
Wenn ich doch mal zum O. komme was sehr selten passiert, bin ich nicht wirklich meinen Gefühlen hingegeben. Bin gehemmt meine Gefühle zu zu lassen …kann mich ihnen nicht hingeben. Wie Blockiert.

Kann so was an der Kindheit liegen???? War früher in der Schule eins von den Außenseitern Kindern. Auf denen rum gehackt wurde weil sie sich nicht wären konnten. War zu weich zu brav zu unselbstbewusst und dadurch ein gefundenes fressen. Hab dadurch ziemlich viele Erniedrigungen hinter mehr (seelisch nicht körperlich). Habe Angst gehabt meine Meinung zu sagen Gefühle und Gedanken zu zeigen aus Angst wieder nieder gemacht zu werden. Habe auch heut noch sehr große Probleme mit gleichaltrigen sehr selbstbewussten Menschen klar zu kommen, falle da fast wieder ins alte verhalten (nix sagen keine Meinungen Gefühle Breis geben).

Meine Frage kann meine Kindheit Auswirkung auf mein intim leben haben? Rolling Eyes

Und habt ihr Tipps wie man das wieder in den griff bekommt? Oder kennt ihr gar meine Situation von euch selber?

Svenja

sporadischer Gast 20 Berlin W, 23

Hallo Svenja!

Ich glaube nicht, daß es damit zu tun hat. Mir ging es früher genau so wie dir. Ich war immer ein stilles Kind. Und weil die anderen vermutlich nichts damit anfangen konnten, fingen sie an, auf mir herumzuhacken. Das zog sich bis in die Berufsschule weiter. In der Schule machten sie mich fertig, weil ich als fast einzige gute Noten hatte (ließen ihre Wut darüber aber daran aus, daß ich dick war und bin) und in der Berufsschule hieß es ständig, ich wäre so häßlich. Das hat mein Selbstbewußtsein natürlich kurz und klein gehauen. Neutral

Vielleicht liegt es eher an deiner Erziehung. Gibt es irgendwelche Erinnerungen an Szenen aus deinem Leben, wo vielleicht nur kleine Sprüche fielen, die aber eine große Wirkung auf dich hatten? Ich hatte z. B. mal so ein Erlebnis. Da fing gerade mein Busen an zu wachsen. Ich kam eines Morgens auf die Idee, am offenen Fenster Frühsport machen zu müssen und hampelte da ein wenig rum (natürlich bekleidet). Plötzlich schoß meine Mutter wie eine Furie auf mich los, drückte meine Arme vor meine Brust und keifte: "Das kannst du nicht machen! Du hast jetzt einen Busen." Und abends zog sie noch vor meinem Vater über mich her deswegen. Nur wegen diesem Erlebnis habe ich mich meiner Brüste, die auch nicht gerade klein sind, geschämt bis ich 18 war.
Vielleicht hast du auch nur Angst vor dem "verletzlichen" Moment. Denn man ist in so einer Sekunde am angreifbarsten, finde ich. Mal eine intime Frage, die du aber nur dir selbst stellen sollst und nicht beantworten mußt: Machst du Selbstbefriedigung? Und wenn ja, was empfindest du dabei? Hast du da auch Angst?
Ich konnte mich wegen dem Erlebnis mit meiner Mutter, und auch einigen anderen, lange nicht gehenlassen. Bis ich meinen jetzigen Freund gefunden habe. Vorher war ich immer verkrampft und hatte Versagensängste, durch die ich natürlich auch nie was empfinden konnte. Aber ihm vertraue ich blind. Und nach und nach habe ich gelernt, daß ich mich gehenlassen kann.

Gruß
PurpleRain

sporadischer Gast 6 Hamburg W, 24

Hallo PurpleRain

Hm meine Mutter, ja daran könnte es vielleicht auch liegen! Sie ist in einer Familie mit Gewalt und Sexuellen missbrauch groß geworden. Dadurch ein sehr ängstlicher und übervorsichtiger Mensch. Auch in der Erziehung von uns Kindern. Wodurch ich und meine Schwestern so brav weich und unselbstbewust geworden sind. Wir durften z.B. als Kind nie bei Oma Opa übernachten oder lange allein sein. Jetzt wo ich groß bin fällt mir das erst auf und ich weiß das meine Mutter überängstlich war und angst hatte das uns Kindern Gewalt wieder fahren könnte wie ihr! Davor wollte sie uns Schützen. Aber schadete uns damit sehr! Das ich soziale Schwierigkeiten hab schieb ich schon auf die Erziehung meiner Mutter. Aber das sich das auf mein Sex leben auswirkt na ja auf die Idee bin ich bis jetzt noch nicht gekommen. Sex war bei uns nie wirklich ein Thema das stimmt. Und es ging bei uns wie bei dir PurpleRain darum, bei den anderen Leuten nicht auf zu fallen (nackt vor dem Fenster zu stehen). „ Was denken sonst die Leute von uns“ Aber eigentlich nicht speziell auf sexuelles bezogen sondern allgemein, weil über intime Sachen wurde halt nicht geredet.

Ich hab jetzt mein eigenes Leben bin früh ausgezogen wohne weit weg von all den Familien stress. Und beim Sex denk ich ja nicht gerade an meine Mutter!!! Aber irgend wie holt mich das alles doch ab und an ein (nicht beim Sex). Vielleicht wirkt sich das doch darauf aus.

„Nach und nach habe ich gelernt, daß ich mich gehen lassen kann.“
Wie hast du das geschafft? „ihm vertraue ich blind“ Ich vertraue meinen Freund auch, er ist sehr geduldig manch anderer würde es nicht mit machen (oft abgewiesen zu werden und beim Sex diese Teilnahmslosigkeit, gehe mir damit selber auf die Nerven). Ich weiß das ich mich beim ihm gehen lassen kann. Nirgend wo anders fühl ich mich so sicher wie in seinen Armen. Aber es geht trotzdem nicht!!!

Svenja

sporadischer Gast 20 Berlin W, 23

Guten Morgen Svenja, Smile

ja, die schlechten Erfahrungen meiner Mutter waren, glaube ich bei ihr auch ausschlaggebend. Irgendwann hat sie mir mal erzählt, daß sie mit 13 von ihrem damaligen Freund vergewaltigt wurde. Ich denke, sie wollte mich auch nur beschützen - deswegen wollte sie mir wohl auch verbieten, mit den älteren Jungs zu spielen, als ich etwa 8 war. *ggg*

Tja, wie habe ich das gelernt? Ich glaube, durch ausprobieren. Erst mal auf emotionaler Ebene. Ich habe ihm erst mal etwas geheimes erzählt. Z. B. daß ich öfter mal eine depressive Phase habe. Ich wollte einfach wissen, wie er auf so intime Dinge reagiert. Ob er mich auslacht oder mir sagt, ich soll den Mund halten (was mir bei Ex-Freunden passiert ist). Aber er nahm mich in den Arm und sagte, daß er mich dann trösten wird, wenn es soweit ist. Und so habe ich ihn Schritt für Schritt "an mich rankommen lassen" in emotionaler Hinsicht. Und das konnte ich dann nach einiger Zeit auch im Bett. Vielleicht hat es mir auch ein wenig geholfen, daß er noch total unerfahren - also Jungfrau - war. Es hat mich irgendwie beruhigt, daß er nicht von mir erwartete, eine unglaubliche Bombe zu sein, da ich ja selbst erst mal zu mir finden mußte.

Gruß
PurpleRain

neu an Bord! 2 Fürth/Bayern M, 45

Hallo,

auch ich habe mich aus einer schmerzhaften Außenseiter-Rolle in der Schule nach und nach freigearbeitet, aber bis heute fehlt mir jedes sexuelle Selbstbewusstsein. Ich erlebe es genauso wie du, Svenja, ich kann mich nicht entspannen, nicht loslassen und bezahle als Mann dafür heute mit einer "erektilen Dysfunktion".
Schon seit meiner allerersten Sexuellen Erahrung plage ich mich mit Minderwertigkeitsgefühlen und Versagensängsten, obwohl ich das anfangs noch gut überspielen konnte, denn ich hatte meinen kleinen Schlingel noch unter willentlicher Kontrolle. Nur halt: Schmalspurlust und keine Entspannung.
Aber nach 10 Jahren oder so wurde es immer schwieriger: Ich hatte kaum noch Lust auf Sex und auch mein kleiner Schlingel fing an sich aus der Sexakrobatik zurückzuziehen und hat mich letztlich als "schwanzlose Ruine" zurückgelassen. Keine Spiele mehr!
Jetzt stehe ich da und bin ziemlich hoffnungslos. Eine 15-jährige Bezeihung geht nicht mehr weiter, wenn nicht mindestens Sinnlichkeit wieder Einzug hält. Aber auch da bin ich total "wund" und halte mich unwillkürlich auf Sicherheitsabstand.
Ich ertappe mich schon bei dem Gedanken, mich dann eben in 3 Teufels Namen mein restliches Leben auf Onanie zu beschränken und auf eine Beziehung zu verzichten. Was sonst bleibt mir übrig? So entmutigt bin ich.
Manchmal habe ich die Vision, dass mich eine erotische Begegnung mit einer selbst sehr schüchternen, unschuldigen Frau/Mädchen von meinem Fluch heilen könnte. Aber das gehört leider ins Reich der Märchen. Heilen kann mich wohl am ehesten entschlossene Arbeit an mir selbst. Nur hab ich die Schnauze so voll vom "arbeiten", insbesondere im Bereich Sex.

Das war gut, das alles mal gesagt zu haben. Jedenfalls verstehe ich dich sehr gut Svenja und bin froh deinen Beitrag gefunden zu haben. Danke!

Reinhard

Helferlein 126 Deutschland W, 24

Huhu Svenja und andere!

Ich glaube schon, daß es daher kommen könnte.
Ich selbst habe eine recht gewalttätige Kindheit hinter mir. In der Schule war ich aufgrund meines Aussehens, aber auch wegen meiner Freunde stets Außenseiter. Nach Beenden der Realschule nicht mehr, aber es sitzt tief.
Ich bin ungern mit anderen Menschen zusammen, denke auch oft, daß man sich über mich lustig macht (was daher kommt, daß sogar wildfremde Menschen mich oft wegen meines Aussehens verspottet haben).
In meinen Beziehungen hatte ich immer Probleme mit Nähe, war oft lieber für mich allein. Dennoch sehnt man sich ja nach der Nähe, aber wenn man sie dann hat will man da wieder raus.
Ich glaube inzwischen, daß bei mir das Urvertrauen in die Menschen bzw. die eigenen Eltern fehlt. Ein Kind, das in einem "gesunden" Elternhaus aufwächst, kann anderen vertrauen und muß nicht grundsätzlich auf sich selbst vertrauen.
Vielleicht könnte es - falls es dein Problem ist - dir helfen, so eine Art "Vertrauensspiele" mit deinem Partner zu machen. Dir die Augen verbinden lassen und dich von ihm führen lassen, etc. Klingt vielleicht etwas albern, aber ich könnte mir schon vorstellen, daß es eure Beziehung vertieft und du vielleicht wirklich mal "abschalten" kannst grinsend

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