Meine Therapeutin macht mich fertig

Helferlein 48 W, 29

Hallo in die Runde!
Da ich aufgrund eines Todesfalles im letzten Jahr unter Angstzuständen und Alpträumen leide, habe ich vor 4 Wochen mit einer Therapie begonnen.

Durch diese Therapie habe ich mir Hilfe und Erleichterung bezüglich meiner Probleme erhofft.

Natürlich war auch die Chronik meiner Familie ein wichtiger Punkt und meine derzeitige, nicht allzu glücklich verlaufende Partnerschaft. Aber für mich selber, ist das sicherlich nicht der Grund, warum ich diese Therapeutin aufgesucht habe.

Bei den letzten Sitzungen bohrte besagte Dame ständig in meiner Gefühlswelt herum und ich konnte und kann ihr dazu momentan nichts sagen, da ich selber nicht weiß, wie meine Beziehung weitergehen wird.

Wie jeder Mensch leide ich natürlich auch unter kleineren Komplexen und Unsicherheiten. Und jetzt kommt der Hammer. Die Therapeutin war gestern so richtig in Fahrt und meinte, ich besitze überhaupt keine Substanz und wäre ein völlig leerer, orientierungsloser Mensch?!

Zu meiner beruflichen Situation muss ich sagen, dass ich arbeite und zusätzlich das Abendgymnasium besuche, was mir auch wirklich viel Spaß macht, mit meinen fast 31 Jahren noch was zu lernen.

Die Dame meinte, ich würde das Abitur eh nur machen, da mein Leben ansonsten keinen Sinn hätte und ich durch das Abitur Anerkennung erhoffen würde, da ich völlig ausgedörrt sei, nach Liebe, Anerkennung etc.

Ich verneinte dies und machte ihr klar, dass das Abitur ein schon lange anfixiertes Ziel in meinem Leben sei.

Dann meinte Sie, dass Leute wie ich (bin Halborientalin) eigentlich eine ganz andere Mentalität besäßen und ich viel zu bürgerlich und spießig eingestellt sei, ähhhh?! Sie meinte wortwörtlich, ich hätte Männern eh nicht mehr zu bieten, als mein Äußeres und ich wäre innerlich eiskalt.

Ich sagte ihr, dass ich das Gefühl habe, sie wolle mich runtermachen und einfach nur beleidigen. Sie meinte, dem wäre nicht so und sie würde hier nur Tatsachen wiedergeben.

Kann mir einer von Euch bitte sagen, ob dass normal ist? Ich bin doch in die Therapie gegangen, um mir Hilfe bei der Verarbeitung des Todesfalles zu holen und die Therapeutin hackt ständig auf meiner Beziehung und meinen Ansichten rum. Ich weiß gar nicht, ob ich da noch mal auftauchen soll.

Lieben Gruß
Schwarze Perle

Moderatorin 606 Deutschland, NRW W, 28

Hallo schwarze_perle,

das hört sich ja wirklich nicht gut an. Eine solche Vorgehensweise würde mich auch sehr irritieren. Aber, bevor du alles "hinschmeißt", solltest du das Problem mit ihr zusammen thematisieren. Es bringt ja nichts, wenn wir hier im Forum darüber philosophieren, wieso sich deine Therapeutin so verhält, sondern es führt kein Weg daran vorbei, mit ihr persönlich darüber zu reden.

In einem therapeutischen Prozess ist Feedback immer sehr wichtig, von beiden Seiten her. Ihr Feedback allerdings ist doch sehr seltsam. Und das würde ich ihr an deiner Stelle auch einmal klipp und klar sagen. Das ist ja nicht in Ordnung.

Offenheit ist ein wichtiger Aspekt im Therapieprozess, darum solltest du dir überlegen, ob du ihr nicht einfach die Meinung sagst. Oder schreibe sie auf (so wie hier im Forum), wenn du dir das nicht zutraust. Wenn dann nichts dabei herumkommt und sie sich immer noch so verhält und auch keine vernünftige Begründung dafür geben kann, kannst du ja immer noch die Therapeutin (vielleicht ja mal ein Therapeut?) wechseln.

Schließlich muss es auch zwischen Therapeut und Klient passen, das heißt, du musst dich wohlfühlen und ihr vertrauen können. Wenn das beim ersten Mal (auch nach vier Wochen) nicht passt, dann ist das nicht ungewöhnlich, sondern dann hast du vielleicht noch nicht die richtige Therapeutin erwischt. Suche dir doch dann lieber eine, mit der du besser zusammen arbeiten kannst. Doch zuvor kläre das mit ihr. Das ist wichtig.

Lieben Gruß von der Kleinen Fee, die immer gerne ihre Meinung in der Therapie sagt... Wink

sporadischer Gast 25 Deutschland W, 25

Hallo schwarze_perle,
das Verhalten dieser Therapeutin finde ich ganz und garnicht in Ordnung, natürlich gibt es auch Momente in einer Therpie, in der der ein Therapeut dem Klienten manchmal mit ihrer Wahrnehmung der Situation konfrontiert, die vielleicht auch erschreckend und schmerzhaft sein kann.
Dies darf meiner Meinung nach jedoch nur ganz vorsichtig in einer Therapie passieren, in der sich bereits Vertrauen und eine intensive Arbeitsbeziehung entwickelt haben und das scheint ja bei euch in keinster Weise der Fall zu sein.
In der Therapie geht es nur um dich und wenn der Grund weswegen du professionelle Hilfe gesucht hast, der Verlust eines lieben Menschen ist, den du betrauerst, dann sollte sie dich in deinen Bedürfnissen ernst nehmen.
Ich würde mir an deiner Stelle nicht mehr die Mühe machen, alles mit ihr zu besprechen, zu hoffen, dass sie dich, wenn du nur deutlicher wirst verstehen wird und du die Hilfe bekommst, die du brauchts. "Aus der Ferne" hört es sich so an, als wäre es für dich besser, dir eine andere Therapeutin zu suchen, die deinen Bedürfnissen näher kommt, die methodisch anders arbeitet und bei der es nochmal eine neue Chance gibt, Vertrauen aufzubauen. Dafür gibt es ja auch die 5 ersten Stunden, in denen sich beide Seiten beschnuppern und gucken, ob sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Du hattest wahrscheinlich, wenn du seit vier Wochen bei ihr bist, erst vier Sitzungen oder? Dann könntest du einfach nochmal ein neues Erstgespräch bei einer anderen Therapeutin abmachen.
Ganz liebe Grüße,
Sophie

Helferlein 62 W, 32

Hallo Perle!

Also grundsätzlich sind Therapeuten schon auch dazu da, unangenehme Dinge anzusprechen- wenn man zB Problemen ausweicht, statt sie anzugehen.
Sie müssen aber auch die positiven Ansätze verstärken.
Für beides braucht es eine gewisse Zeit und Vertrauen.
In Deiner Schilderung hat mich vor allem erstaunt, dass die Therapeutin eine Eigenschaft (ob vorhanden oder nicht) auf eine "orientalische Mentalität" zurückführt und Dir auf Grund Deiner Herkunft bestimmte Fähigkeiten (Lernfähigkeit) abspricht. Diese Einstllung wäre einfach rassistisch und die Therapeutin dafür auf den Mond zu schießen.

Inwieweit hat sie das aber so geäussert? Ist vielleicht ein Teil dieser Aussage Deine Interpretation? Ich würde diesen Punkt unbedingt ansprechen, denn sollte sie in dieser Beziehung ein Problem haben, dann solltest Du Deine Zeit nicht mit ihr verschwenden. Hast Du aber einfach nur empfindlich auf einen Punkt reagiert, dann ist das genau der Punkt, den es sich zu bearbeiten lohnt- und zwar in der Therapie.

Helferlein 48 W, 29

Hallo,

erstmal Dankeschön für Eure Beiträge.

Maggi:

Quote:

In Deiner Schilderung hat mich vor allem erstaunt, dass die Therapeutin eine Eigenschaft (ob vorhanden oder nicht) auf eine "orientalische Mentalität" zurückführt und Dir auf Grund Deiner Herkunft bestimmte Fähigkeiten (Lernfähigkeit) abspricht. Diese Einstllung wäre einfach rassistisch und die Therapeutin dafür auf den Mond zu schießen.

Sie meinte damit das Gegenteil. Ihrer Meinung nach bin ich viel zu kleinkariert und spießbürgerlich. Dies sei bei Menschen, die zwei Wurzeln haben, normalerweise nicht so. Also in der Hinsicht ist es auch Rassismus, wenn auch sogenannter positver Rassismus und davon mal abgesehen, völliger Blödsinn.

Heute habe ich dort wieder eine Sitzung und ich lasse es einfach drauf angekommen bzw. habe vor, mich mit ihr mal über die letzte Sitzung zu unterhalten. Normalerweise wollte ich dort nicht mehr hingehen. Aber so klang- und sanglos zu verschwinden ist auch irgendwie nicht meine Art.

Ich habe echt keine Ahnung, was sie mit ihrer provokativen Art der letzten Stunde erreichen wollte. Gut ging´s mir danach jedenfalls nicht.

Ich befürchte, dass sie zu der Sorte Therapeuten gehört, die einem Probleme einreden, die gar nicht vorhanden sind. Vielleicht hat jemand mal die Spiegelausgabe vor einigen Monaten gelesen. Da ging es auch darum, dass Ärzte oder Psychologen teilweise Diagnosen stellen, von denen noch nie ein Mensch gehört hat. "Es tut mir leid ihnen mitteilen zu müssen, dass sie unter dem Wohlfühlsyndrom leiden." Wink

!

Bin jedenfalls auf heute gespannt und kann ja mal berichten, ob´ s vielleicht besser gelaufen ist.

Liebe Grüße
schwarze_Perle

Helferlein 137 Tübingen W, 28

Hallo scharze Perle,
hoffentlich ist es heute bei Dir besser gelaufen!! Habe den thread verfolgt und bin schon ganz gepannt, was Du zu berichtent hast.
Ich habe mich am Anfang auch immer massiv angegriffen gefühlt in der Therapie. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich ständig und völlig undifferenziert und ungerechterweise kritisiert obwohl sie mich doch noch gar nicht kennt. Ich war stinksauer und habe ihr das auch deutlich gesagt.
Das ist jetzt völlig anders. Sie provoziert mich zwar immer noch und manchmal fühle ich mich immer noch "unverstanden," aber das Gefühl von "ich bin hier total falsch und was bildet die sich ein" habe ich schon lange nicht mehr. Das liegt an verschiedenen Gründen: 1. kennt sie mich nun wirklich besser und trifft viel eher ins Schwarze als am Anfang, 2. habe ich mitterlweile sehr großes Vertrauen in sie und höre mir leichter etwas an, ohne gleich "dichtzumachen". 3. läßt sie neben der Stunde eine Kassette mitlaufen, die ich mit nach Hause nehmen kann.
Das mit der Kassette ist Gold wert. Am Anfang war ich völlig verwundert, als ich beim hören gemerkt hab, dass ich ihre "Kritik" oft in meinem Kopf völlig aufgebauscht hatte und die Nuancen gar nicht mehr gehört habe. Auch konnte ich hören, wie ich mich selbst oft an einem Wort festbiss und aggressiv reagierte, ohne danach noch irgend etwas zu hören oder gelten zu lassen.
Ich weiss natürlich nicht, wie das mit Deiner Therpeutin ist. Nach all dem was Du geschrieben hast, scheint sie sich ja wirklich ziemlich weit aus dem Fenster zu lehnen und sogar Vorurteile zu haben. Du wirst ja wahrscheinlich bald merken, ob Du ihr noch eine Chance geben willst, oder ob sie einfach wirklich nichts ist für Dich.
Bei mir hat sich das dabeibleiben allererings gelohnt!
Liebe Grüße und viel Glück,
Deine Coco

Helferlein 48 W, 29

Hallo Zusammen,

erst mal wünsche ich Euch allen einen guten Start in die Woche.

So, letzte Woche Donnerstag war ich wieder bei meiner Therapeutin und wir haben uns ausgesprochen. Sie sagt, dass sie mich jetzt tatsächlich besser versteht, weil ich mal zusammenhängend über meinen bisherigen Lebenslauf gesprochen habe.

Also, ich bin jetzt frohen Mutes, dass wir das hinkriegen. Und meine Albträume habe ich zum Glück auch nicht mehr gehabt (bis jetzt). Sie ist eben sehr an meinem Hintergrund interessiert und ich wollte ihr nichts über mein derzeitiges Beziehungschaos erzählen.

Freue mich jetzt wirklich auf die kommende Sitzung, auch wenn ich nicht weiß, ob sie mir bei der Bewältigung meiner tiefsitzenden Ängste helfen kann.

Bin gespannt.

Tschöööö

schwarze_Perle

Helferlein 137 Tübingen W, 28

Hallo schwarze Perle,
Dir auch einen guten Start in die Woche. Wie schön, dass es letzte Woche bei Dir besser gelaufen ist. Ich glaube, auch, dass allerbeste ist, sich einfach immer auszusprechen und klar zu sagen, wenn man sich verletzt gefühlt hat.
Alles Gute für Deine nächste Stunde,
Coco

sporadischer Gast 25 Deutschland W, 25

Liebe schwarze_perle,
ich freue mich für dich, dass ihr euer Problem in der letzten Sitzung so gut besprechen konntet und entschuldige mich für meine pessimistische Einschätzung traurig

Ich war mal bei einer Therapeutin, da hat es mir die Schuhe ausgezogen, beim ersten Termin wurde mir gesagt, was meine Eltern alles falsch gemacht haben, dass man ja an mir schon sehen würde, zu was so ein Verhalten führt, dass ich ohne langjährige Analyse keine Chance hätte, ein halbwegs lebenswertes Leben zu führen usw und dazu will ich mal kurz anmerken, dass ich keine schlimme Vorgeschichte habe und auch ansonsten meine Probleme eher ein durchschnittliches Niveau haben, wenn man das so einteilen kann.
Also ich fühlte mich beim lesen deines Beitrages so sehr an dieses Gespräch erinnert....aber glücklicherweise scheint es zwischen euch gut geklärt worden zu sein und ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Therapie und dass du weiterhin den Mut hast, Dinge anzusprechen, die die belasten.
Liebe Grüße,
Sophie

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