Sexuelle Unlust meines Freundes

Guest W

Hallo!

Ich und mein Freund (beide mitte 20) sind seit 2 Jahren glücklich.
Am anfang war unser Sexleben sehr prickelnd. Mittlerweile kuscheln
wir uns beim Schlafengehen bloß noch aneinander und nichts weiter
passiert. Das Problem ist, dass ich diese laue Phase vor 4 Monaten
angesprochen habe und nun steht er unter Druck, d.h., er denkt
permanent, ich würde Sex erwarten. Ich allerdings habe keine
Lust, den Anfang zu machen, da ich denke, er will wiedermal nicht.
Was mich so verwirrt, ist, dass bei uns scheinbar die Rollen vertauscht
sind. Sonst ist es doch immer der Mann, der sich über die Unlust
der Frau beklagt...?! Ich weiß, dass in einer guten Beziehung die
sexuelle Leidenschaft nachlässt, um Gefühlen wie Vertrauen, Geborgenheit
und Zusammengehörigkeit Platz zu machen. Aber kann es denn sein,
dass die Anziehung so dermaßen verloren geht??? Weiß mir nicht mehr
zu helfen. Noch nicht mal nach meinem 2-Wöchigem Urlaub ohne
meinen Freund hatte er das Bedürfnis, nach meiner Rückkehr über
mich herzufallen. Kann dies sein?? Oder ist wirklich nur das
indirekte "sie setzt mich unter Druck"-Denken sein Problem???

Psychotherapeut 1589 Wien M

Hallo Inga,

wie hat Ihr Freund denn damals, als Sie das Thema ansprachen, reagiert - was sieht denn er als Ursache für die "laue Phase"?
Und .. warum sind denn Sie nicht nach Ihrem Urlaub über ihn hergefallen?

mfg- rlf

ps: Übrigens, Ihrer Aussage

Inga wrote:

Ich weiß, dass in einer guten Beziehung die sexuelle Leidenschaft nachlässt, um Gefühlen wie Vertrauen, Geborgenheit und Zusammengehörigkeit Platz zu machen.

kann ich so nicht zustimmen.

Guest W

...Als ich meinen Freund damals auf die sexuell laue Phase ansprach, antwortete er, dass ihm das garnicht bewußt gewesen sei. Auch fühlte
er sich offensichtlich angegriffen und fragte, ob denn in einer Beziehung
nur noch der Sex wichtig sei. Früher habe er gedacht, man müsse oft
Sex haben, aber im Moment fände er Kuscheln und innige Gespräche
viel schöner.
Mein Freund ist wirklich sehr aufmerksam und zärtlich. Er küßt mich oft
und umarmt mich - auch in der Öffentlichkeit - und hält fast immer meine
Hand. Er sagt mir oft, wie schön und sexy ich bin. Bei ihm fühle ich mich
geborgen und spüre deutlich unser Zusammengehörigkeitsgefühl.
Kurzum: er liebt mich. Warum macht mich diese Sex-Flaute so nachdenklich? Warum bin ich nicht einfach glücklich??
Wenn er mich so schön und sexy findet, warum verspürt er dann nicht
den Drang, über mich herzufallen?? Sehe ich mir zuviele Hollywood-Filme
an, in denen stets der Mann beim Anblick eines weiblichen Körpers über
die Frau herfällt??? Mein Freund ist oft total fertig vom Sport und Job.
Aber kann es daran liegen???
Ich persönlich verspüre nicht den Drang über ihn herzufallen, weil
mich seine ewige Müdigkeit und Unlust abturnt!!! Wenn ich Sex habe,
möchte ich dies auch mit einem Mann tun, dem es gefällt, Lust zu
geben und zu empfinden!
Dies alles kommt mir wie eine Sackgasse vor, aus der wir
nicht mehr herauskommen.
Die Zeiten, in denen wir uns nach Partys schon im Hausflur gegenseitig
auszogen und in denen man sich morgens nach dem Aufwachen
gleich 2x hintereinander der Lust hingab, sind endgültig vorbei.
Ich bin ratlos.
Wie kann ich seine Lust neu erwecken? Warum sagt er, dass ich
sexy bin und tut aber nichts, um es mir auch körperlich deutlich zu machen? Und warum fühlt er sich unter Druck gesetzt? Ich spreche
das Thema alles Vierteljahr einmal an, so wie auch vorgestern.
Ich wäre glücklich, wenn mein Freund mich in Sachen Sex mal
unter Druck setzen würde. Ich finde, nichts macht mehr Lust auf
Sex, als zu spüren, wie sehr der Andere sich nach einem sehnt...
Warum ist dies bei ihm nicht der Fall????

Psychotherapeut 1589 Wien M

Hallo Inga nochmals,

nach dem Lesen der etwas detaillierteren Beschreibung Ihrer Gefühle sowie des Verhaltens Ihres Freundes möchte ich Ihnen empfehlen, zur eingehenden und vor allem auch persönlichen Beratung einen Paar- oder Sexualtherapeuten aufzusuchen.

Grundsätzlich orte ich nämlich mehrere mögliche Ursachen für Ihr Problem, was aus der Ferne aber (und ohne persönliches Gespräch, evt. auch mit Ihrem Freund) nicht seriöserweise zu diagnostizieren ist. So wäre es u.a. möglich, daß es sich einfach um eine Phase unterschiedlicher sexueller Bedürfnisse zwischen Ihnen beiden handelt, aber auch, daß sich hier ein Beziehungs- oder Sexualproblem zwischen Ihnen zu manifestieren beginnt, welches von Ihnen allein - ohne vermittelnde und helfende "Stimme von außen" - nur schwer gelöst werden kann.
Aufgrund der verhältnismäßig kurzen Dauer Ihres Problems und Ihrer Gefühle füreinander sollte ein mit Sexualproblemen erfahrener Therapeut in einem persönlichen Gespräch (idealerweise sollten Sie dazu beide erscheinen) die Situation schon bald gut einschätzen und Hinweise oder Orientierungshilfen geben können, die Ihnen beiden wieder zu einem glücklicheren und wohl wieder auch "spannenderen" Sexualleben verhelfen.

Haben Sie keine Bedenken - Partnerschaften dauern heutzutage viel länger und sind wesentlich größeren Herausforderungen ausgesetzt als früher. Es ist deshalb völlig normal, daß hin und wieder jemand zu Rate gezogen werden muß, um diverse Hürden zu meistern! Meiner Erfahrung nach haben gerade diejenigen Paare gute Chancen auf eine Lösung, die Ihre ganz persönlichen Problemthemen bereits möglichst frühzeitig offen angehen, als diejenigen, die erst dann 'die Feuerwehr rufen, wenn das Haus schon lichterloh brennt'.
Insofern toll, daß Sie hier schon einmal den ersten Schritt gewagt haben - ich kann mir gut vorstellen, daß auch der nächste gut gelingen wird.

Alles Gute dafür!
Richard L. Fellner

neu an Bord! 2 ,

Quote:

ps: Übrigens, Ihrer Aussage

Inga wrote:

Ich weiß, dass in einer guten Beziehung die sexuelle Leidenschaft nachlässt, um Gefühlen wie Vertrauen, Geborgenheit und Zusammengehörigkeit Platz zu machen.

kann ich so nicht zustimmen.

Guest W

Liebe Inga,

habe ein ähnliches Problem mit meinem Freund, mit dem ich mittlerweile seit 41/2 Jahren zusammen bin. Seine "Unlust" trat allerdings bereits ziemlich am Anfang auf, und seitdem war es auch ein Problem für mich bzw. für uns. Da wir uns auf anderen Ebenen sehr viel zu sagen haben, hielt die Beziehung trotzdem immer irgendwie, obwohl es auf lange Sicht seeehr problematisch war. Seit Anfang diesen Jahres machen wir eine Sexualberatung/-therapie. Es ist nicht gerade so, dass ich jetzt sage: "Hey, das hat unsere Probleme voll gelöst!", aber es hat schon einiges gebracht, und wir sind ja auch noch nicht "fertig". Ich kann jedenfalls nur empfehlen, das Thema mit jemand Drittem/ Professionellem anzugehen, wenn es Dich belastet, und nicht endlos darauf zu hoffen, dass es sich von alleine löst. In der Zeit, in der mein Freund fremde Hilfe abgelehnt hat, ist einiges an Scherbenhaufen entstanden, das Problem ist ja mittlerweile sowas wie chronisch.
Auch mich irritiert die "Rollenverteilung", was die Lust betrifft, bei uns, aber warum soll es nicht mal andersrum sein? Sex macht Spaß, aber irgendwie scheint das unterschiedlich wichtig und bewußt zu sein.
Viel Erfolg jedenfalls,
Ute. grinsend

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