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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Tue, 18.Mar.03, 14:46 Versteinern |
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Ich weiß nicht, was los ist mit mir. Seit längerer Zeit hab ich immer mehr das Gefühl, innerlich zu versteinern. Ich war immer schon ein wenig phlegmatisch, aber mittlerweile hat sich dieser Zustand in Rigidität verwandelt. Wenn ich zB im Auto fahre, und das tu ich berufsbedingt sehr viel, sitz ich oft die ganze Fahrt über (und ich fahr lang) mit versteinerter, grimmiger Miene hinterm Lenkrad, beweg mich nicht, und kann nichts denken. Oder vor einigen Tagen hab ich mich ertappt, dass ich drei Stunden lang auf ein und derselben Stelle gesessen und völlig weggetreten bin. Als ich wieder "zu mir kam", hatte ich noch immer dieselbe Haltung. Heute wiederum hatten wir eine Operation, und ich machte die Narkose, und ich bemerkte nicht (!!!), dass die Katze einen Atemstillstand bekam! Während die Ärztin und die andere Helferin blitzschnell reagierten und Reanimationsmaßnahmen ergriffen, stand ich daneben, mit völlig leerem Kopf. Allgemein hab ich immense Probleme, mich zu konzentrieren und bei einer Sache zu bleiben; ich schweife immer ab. Hab soviel zu erledigen und zu lernen, und es ist mir unmöglich, aktiv zu werden, was natürlich ein ganz schlechtes Gewissen nach sich zieht. Mittlerweile schaff ich es kaum mehr, zu reden, und meine besten Freunde ermüden mich einfach nur mehr. Ich war immer sehr eloquent und kreativ, aber wie an diesem Text ersichtlich, ist auch von meiner Wortgewandtheit nicht mehr viel übrig. Ich fühl mich wie der dümmste Mensch auf Erden. Hab keine Ideen, hab das Gefühl, als könnte ich nicht mehr denken, hab ein Hirn wie Watte. Und dauernd ist mir kalt. Meine Hobbies interessieren mich schon längst nicht mehr, und ich häng nur noch vorm PC, und bin dort auf der Suche nach ich weiß nicht was, und fresse. Und net mal die Unmengen an Essen wieder rauszukotzen is mir gelungen. Und die einzigen Gefühle, zu denen ich eigentlich noch fähig bin, denn ich werde von Tag zu Tag emotionsloser, sind Wut, Ärger, Zorn, Aggression.
Vielleicht wichtig zu erwähnen: Bin wegen Depressionen und Persönlichkeitsentwicklungsstörung in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung. Und verletze mich selber.
Kann mir jemand helfen?
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Ludmilla
Forums-Gruftie
827
W, -9
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Liebe Ligata,
das ist ziemlich anstrengend, was du da gerade durchmachst. Immer konzentriert sein müssen, aber ständig schweifen die Gedanken ab.
Kannst du dich eigentlich erinnern, was in den Zeiten passiert ist, als du weggetreten/abwesend warst?
Ich würde Dir raten, mit deinem Therapeuten darüber zu reden. Es ist gur möglich, daß dieses Sich-nicht-konzentrieren-können in Zusammenhang mit deinen anderen Problemen steht. Er (bzw. sie) kann Dir am besten helfen. Du solltest keine Scheu haben, das anzusprechen.
Alles Gute wünscht Dir
Ludmilla
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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Danke Ludmilla, für deine Antwort.
Mh, ich weiß nicht, was in den Zeiten des Weggetretenseins passiert; irgendwann schreck ich einfach wieder hoch wie aus einem Schlaf, und find mich lang nicht in der Gegenwart zurecht. Es ist aber kein träumen oder so.
Ich hab morgen Therapie bei Psychotherapeutin und Psychiaterin, und ich hab fest vor, ihnen davon zu erzählen. Mal schauen, was die dazu sagen.
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Feder
sporadischer Gast
23
Österreich ,
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Wed, 19.Mar.03, 19:01 Re: Versteinern |
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Hallo Ligata,
Meine Hobbies interessieren mich schon längst nicht mehr, und ich häng nur noch vorm PC, und bin dort auf der Suche nach ich weiß nicht was, und fresse. Und net mal die Unmengen an Essen wieder rauszukotzen is mir gelungen. Und die einzigen Gefühle, zu denen ich eigentlich noch fähig bin, denn ich werde von Tag zu Tag emotionsloser, sind Wut, Ärger, Zorn, Aggression.
Vielleicht wichtig zu erwähnen: Bin wegen Depressionen und Persönlichkeitsentwicklungsstörung in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung. Und verletze mich selber.
Das kommt mir so vertraut vor, ist bei mir ähnlich. Meine Hobbies interessieren auch mich längst nicht mehr, manchmal hab ich das Gefühl, ich existieren einfach nur noch. Meine freie Zeit verbringe ich mit Rumhängen und das ist viel, weil ich wegen meiner Eßsucht und den Depressionen und der Soziophobie keinen Job habe.
Was haben denn Deine Therapeutinnen dazu gesagt?
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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Hallo Feder,
die Psychologin meinte, dass es wohl mit den Depressionen zusammenhängen würde. Mehr nicht, dann hat sie wieder von sich erzählt *g*. Ich weiß net, ich hab kein gutes Gefühl bei ihr, weiß aber auch net, wie ich ihr "beibringen" soll, dass ich eigentlich wechseln möchte.
Meine Psychiaterin hingegen ist eine wunderbare tolle Frau, der ich 1000%ig vertraue. Die Sitzung gestern bei ihr war ziemlich heavy; sie hat mir erzählt, dass all die Symptome, die ich zeige - das Selbstverletzen, der ständige Ärger und Zorn, das nirgendwo daheim fühlen, und die Tatsache, dass ich mich nicht an meine Kindheit erinnern kann - sehr auf einen Mißbrauch, wie auch immer geartet, schließen lassen. Das hat mich sehr erschrocken, und als ich ihr später noch etwas anderes erzählte, von dem ich eigentlich geglaubt hatte, es verarbeitet zu haben, sind mir die Tränen gekommen, aber ich glaub, es war wegen ihrer Vermutung. Und sie meinte, dass ich mich momentan nicht konzentrieren kann und der ganze Dreck, das könne daher rühren, dass mein Unterbewusstsein eben dabei ist, einiges hochzubringen, aber es noch nicht bewusst zu machen, weil ich das Leid nicht ertragen könnte. So, als sei es jetzt quasi "in Augenhöhe", und warte nur darauf, in den Kopf und somit in mein Bewusstsein zu kommen. Darum auch die Unfähigkeit, andere Gedanken zu fassen bzw zu behalten, weil es einfach derzeit so übermächtig ist. (mh, das is jetzt ziemlich verworren - tut mir Leid)
Nun möchte ich natürlich daran arbeiten, den ganzen Müll hochzukriegen. Nur, wie mach ich das? Und sie meinte, ich solle mal fest nachdenken, ob mir nicht doch etwas aus meiner Kindheit einfiele ... Ich werd dazu im Depressionsforum noch nen Thread eröffnen mit der Frage, wie ich das anstellen soll; vielleicht hat jemand Erfahrung.
Liebe Grüße!
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Feder
sporadischer Gast
23
Österreich ,
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Servus Ligita,
ich finds total gut, daß Du mit Deiner Psychiaterin darüber sprechen kannst. Gut möglich, daß sie Dir dabei hilft, Erlebnisse aus Deiner Kindheit, die Du "vergessen" hast, hochzuholen und dann könnt Ihr sie bearbeiten und auflösen.
Dass Du Dich nirgends daheim fühlst, das kann ich sehr gut nachvollziehen, das ist bei mir auch so. Kommt wohl auch daher, daß meine Mutter mich mit vier Monaten zu fremden Leuten gegeben hat, um arbeiten zu gehen, weil sie nicht beim Kind bleiben wollte. Die Sache ist die, es waren so viele Plätze und soviele wechselnde Bezugspersonen für mich, daß mich das völlig verwirrt hat. Darunter leide ich heute noch. Nun bin ich 33 Jahre alt und ich möchte nicht mehr, daß dies mein restliches Leben beeinflußt. Im Gegensatz zu Dir kann ich mich an meine Kindheit bis zum dritten Lebensjahr zurückerinnern. Ich hab da oft Erinnerungen, wo ich dann meine Mutter fragte, war das so, und sie ganz baff und erschrocken nickte. Sie dachte nicht, daß ich mich so weit zurückerinnern kann.
Ich wünsche Dir, daß Du Deine Kindheit aufarbeitest und dann gestärkt Deinen Weg weitergehen kannst. Dich mal virtuell umarmt
Feder
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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Danke, Dasselbe wünsch ich dir auch!
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wara
Guest
W
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ligata wrote: | die Psychologin meinte, dass es wohl mit den Depressionen zusammenhängen würde. Mehr nicht, dann hat sie wieder von sich erzählt *g*. Ich weiß net, ich hab kein gutes Gefühl bei ihr, weiß aber auch net, wie ich ihr "beibringen" soll, dass ich eigentlich wechseln möchte. |
Hallo Ligata!
Herzlich willkommen auch von mir im Forum!
Du, mich macht das obere stutzig. Wie lang bist du schon bei der Psychologin? In den ersten 5 Sitzungen ist es ja am einfachsten, zu wechseln, aber auch danach moeglich und wichtig, wenn es nicht gut ist. Wenn du dich nicht in guten Haenden fuehlst, dann schau das nochmal gut an, warum - und verlier nicht wertvolle Lebenszeit bei der falschen Therapeutin.
SIE soll fuer dich da sein, dafuer wird sie bezahlt, nicht du fuer sie - wenn sie enttaeuscht waere, haette sie die Chance, was draus zu lernen und fuer sich selbst weiterzukommen...
Weisst du, inneren Widerstand, manchmal sich nicht verstanden fuehlen, Wut auf TherapeutIn etc, das gehoert zum Prozess. Aber wenn das mit der Psychiaterin auf dieser Tiefe war, das haette eigentlich in der Therapie passieren muessen.
Wie oft siehst du die Psychiaterin? Kannst du das mit dem vielleicht-wechseln-wollen mit ihr mal anschauen?
Dein dich-nicht-erinnern wird noch laenger gehen, wenn du dich bei der Therapeutin nicht wohl fuehlst, dann wird dein Unbewusstes noch laenger sich straeuben, was freizugeben.
Dir nen ganz lieben Gruss und wirlich alles Gute
wara
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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Hallo wara,
auch dir vielen Dank für deine Antwort. Das Problem is, die Therapeutin is mir ja von der Psychiaterin empfohlen worden. Ich mein, klar is das kein Grund, nicht zu wechseln, aber es würd mir so vorkommen, als würd ich den "Rat" der Psychiaterin in Frage stellen ... Die Psychiaterin is zum Glück auch Psychotherapeutin, und nach den anfänglichen sehr kurzen Sitzungen, die wohl wirklich nur zum Symptome beschreiben und danach Medikamente "aussuchen" gedient haben, waren das gestern mittlerweile schon die fünften "vollen" 50 Minuten, sie macht also mittlerweile auch mit mir Psychotherapie, wohl weil sie mitbekommen hat, dass ich mich bei ihr so geborgen und sicher fühle.
Dennoch, ein ebensolches Gefühl müsst ich natürlich auch für die Psychologin aufbringen, um der Therapie Sinn zu geben. Schwierig ... (ich trau mich eh nie, was sagen ...)
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juergen
Guest
W
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Thu, 20.Mar.03, 14:14 nur der ordnung halber |
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wara
Guest
W
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Hallo Ligata!
Du, also, was du von deinen zwei Therapeutinnen schreibst, macht mich noch kritischer.
Es ist schoen und gut, dass du dich bei deiner Psychiaterin so sicher und aufgehoben fuehlst - aber es ist auf Dauer nicht gut, dass du 2 Therapeutinnen hast. Wenn die mal grad nicht die gleiche Strategie in der Therapie anwenden wollen, sitzt DU zwischen den Stuehlen und weisst nicht mehr, wem vertrauen...
Deine Situation ist auf Dauer kontraproduktiv.
Kannst du das nicht deiner Psychiaterin gegenueber ansprechen und sie fragen, ob SIE dich RICHTIG in Therapie nehmen wollte? Wenn sie ja sowieso schon therapeutisch mit dir arbeitet.
Also, ich wuerde dir wirklich den Rat geben, diese Situation zu klaeren! Auch wenn es fuer den Moment hart ist. Aber auf Dauer hilft dir ne geklaerte Situation sicher wesentlich mehr.
Ich hoffe, ich war nicht zu hart.....
fuehl dich lieb gegruesst
wara
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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Hallo wara,
vielen Dank für deine Antwort! Nein, du warst nicht zu hart.
Mh, ich dachte ja eigentlich, dass sich zwei Therapeutinnen ergänzen, aber so läuft es wohl doch net hier. Die Psychologin ist (sofern sie net eh von sich erzählt *g*) eher diejenige, die vorhandene ... sagen wir mal, Verhaltensmuster, Vorlieben (ich steh zB auf Schmerzen) in ihre Einzelteile zerlegt und mir dann erklärt, aus welchem Grund ich mich so oder so benehme oder diese oder jene Eigenart entwickelt hab. Aber sie bietet keine Lösungsansätze an. Die Psychiaterin hingegen is mehr der rationelle Typ, analysiert alles "mit dem Kopf", und einige Male bin ich wirklich zornig geworden, weil ich, wenn ich meine Probleme so hinstelle, wie sie es tut, eigentlich gar keine haben dürfte. Dennoch ist an ihren Worten sehr viel Wahres dran, und manche Dinge sind vielleicht doch auch nur "Ansichtssache". Jedenfalls geht sie eher davon aus, dass meine Probleme aus der Kindheit rühren. Und sie ist sehr sensibel. Als ich bei der letzten Sitzung weinen musste, hab ich bei ihr feuchte Augen gesehen ... Hm. Weißt du keinen "Tipp", wie ich meine Psychologin möglichst "schonend" wechsle ...?
Liebe Grüße!
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Time
[nicht mehr wegzudenken]
2687
Deutschland W, 70
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hi ligata,
Quote: | Hm. Weißt du keinen "Tipp", wie ich meine Psychologin möglichst "schonend" wechsle ...?
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klingt sicher hart, abeeer
deine psychologin hält das sicher AUS. du möchtest also DICH verschonen?
wovor hast du angst?
MIR kommt es so vor, als ginge es dir gar nicht um DICH, du willst irgendwie keiner auf die füße treten und bist deshalb besonders schwammig.
wenn es dir um DICH ginge, würdest du u.U. eine echte auswahl treffen.
aber offenbar bist du dir selbst nicht wichtig genug..
was meinst DU dazu?
alles liebe
Time
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ligata
sporadischer Gast
28
Salzburg ,
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Ich hab einfach Angst, jemanden zu verletzen. Bin zu taktvoll, und behalt alles für mich. Trau mich einfach net, ihr das zu sagen.
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wara
Guest
W
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Tja, dann musst du halt weiterleiden. DAS wird niemand fuer dich tun. Auch niemand aus unserem Forum hier.
Tschuldige, wenn es hart klingt, aber auch keine Hypnose oder sonstwas wird dir die Arbeit an dir selbst abnehmen.
Entweder du WILLST oder du willst NICHT.
Und du kannst JETZT anfangen, was zu aendern!
Die Therapie ist kein Selbstzweck sondern ein Uebungsfeld.
Ich wuensch dir ganz viel Mut!!!!
wara
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