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christof1961
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Post Sat, 21.Aug.04, 19:10      Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

Hallo!


Ich war noch nie mit jemandem befreundet. Ich weiß nicht warum. Seit mehr als 20 Jahren denke ich darüber nach und finde keine Antwort.
Ich glaube wirklich, dass ich offen wäre für Freundschaften. Aber immer dann, wenn ich Hoffnung schöpfe, es könnte so etwas wie Freundschaft entstehen, macht mir die betreffende Person klar, dass ich nur ein Bekannter für sie bin. Sobald ich der jeweiligen Person sage, dass ich sie mag, und sie merkt, dass ich ihr von Herzen zugewandt bin, geht sie sofort auf Distanz oder bricht den Kontakt gar ganz ab. Das verletzt mich sehr und tut jedesmal mehr weh.

Ich traue mich allmählich immer weniger, noch irgend jemanden kennen zu lernen, denn ich weiß schon, dass ich wieder nur abgelehnt werde.

Da ich eine Sozialphobie habe, ist mir Kontakt zu anderen Menschen zunächst einmal unangenehm. Erst wenn ich eine Person sehr mag, überwiegt für mich im Kontakt das Positive. Meine Sympathie für diese Person muss schon sehr groß sein, damit ich überhaupt den Kontakt wünsche.
Sympathie ist für mich also die absolute Voraussetzung. Für mich ist es dann eine Katastrophe, wenn, wie es mir scheint, was ich aber nie ganz verstehe, gerade meine Sympathie diese Person dazu bringt, sich von mir zu distanzieren.

Oberflächlichkeit ist mir fast unerträglich. Für mich wäre es z.B. ein Greuel, mit Bekannten in einem Biergarten zu sitzen. Und zwar nicht nur wegen meiner Sozialphobie, vor allem würde ich mich dort viel einsamer fühlen, als wenn ich allein wäre.

Ich suche in Kontakten eher die "tiefen" Gespräche und den seelischen Austausch.

Vor einem Jahr lernte ich in der Tagesklinik eine Mitpatientin kennen, die sich mir gegenüber erst sehr distanziert verhielt. Ich bin ihr deshalb so weit es ging aus dem Weg gegangen. Ganz allmählich hat sich der Kontakt aber verbessert, ich bin ihr nicht mehr aus dem Weg gegangen, sondern habe schließlich sogar den Kontakt zu ihr gesucht. Sie war dann die einzige in meiner Gruppe, mit der ich vernünftig reden konnte und es entstanden auch sehr persönliche Gespräche. Und es war auch nicht einseitig - sie hat genau so oft den Kontakt zu mir aufgenommen wie ich zu ihr, so hat sie mir z.B. vorgeschlagen, gemeinsam in die Cafeteria zu gehen und einmal eine Ausstellung zu besuchen usw... Ich hatte beinahe das Gefühl, es könnte so etwas wie Freundschaft entstehen. Und dann habe ich einen offenbar entscheidenden "Fehler" gemacht: Ich habe gesagt: "Ich mag dich, mit dir würde ich gerne befreundet sein." Darauf reagierte sie eiskalt und fast wütend: "Hier in der Klinik, das war okay. Aber danach möchte ich keinerlei Kontakt mehr zu dir."
Ich war tief getroffen - ich hätte nie mit einer solchen Reaktion gerechnet.
Darauf hin habe ich mich sehr zurückgezogen und hatte etwa ein Jahr lang zu fast überhaupt niemandem mehr Kontakt aufgenommen.
Ich werde immer verletzlicher, was solche Zurückweisungen betrifft, und die Zeiten des Rückzugs werden immer länger.

Ich bin ratlos. Ich merke, dass ich gar nicht verstehe, was Freundschaft ist.

Deshalb habe ich zwei Fragen an euch:

1. Ist es ein Fehler, Sympathie als Grundlage einer Freundschaft anzusehen? Aber was ist es dann, was Menschen in einer Freundschaft verbindet? Welche Rolle spielt die Zeit? Muss man sich schon lange kennen, bevor man befreundet ist?

2. Ist es ein Fehler, Sympathie und den Wunsch nach Freundschaft zu äußern, also z.B. zu sagen "Ich mag dich sehr" oder "Ich möchte gerne mit dir befreundet sein"? Warum wird gerade das zum Anlass für Distanz?

Für Antworten wäre ich sehr dankbar.

lg christof1961
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Nachtfalke
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Post Sat, 21.Aug.04, 20:07      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

Hallo Christof,

Freundschaft ist etwas, was seine Zeit braucht. Dann können sich auch später tiefere Kontakte ergeben. Es gibt da verschiedene Annäherungsphasen. Ich glaube, dass Du viel zu früh jemanden sagst, dass Du ihm magst. Damit überfällst Du ihm mit Forderungen, z. B. tiefere Gespräche und Verständnis, zu der er in der oberflächlichen Phase noch nicht fähig ist. Also lass Dir Zeit.

Es gibt auch Menschen, die keine tieferen Kontakte haben wollen. Dann suchst Du Dir eben nur die Nische, was Du mit ihm machen kannst, z. B. Sport treiben, über Aktuelles sprechen oder einfach nur ein Small Talk. Diese Kontakte verringern Deine Einsamkeit und stärken Deine sozialen Fähigkeiten.

Das mit der Mitpatientin war einfach nur ein Kontakt in der Klinik, sie wollte es so. Vielleicht wäre mehr gewesen, wenn Du lockerer und gelassener wärst. Aber das kannst Du noch lernen.

Zeig den anderen auch, dass Du fähig bist das Leben zu genießen, mit Lachen und Hobbies. So hat der andere nicht immer das Gefühl, schwere Gespräche führen zu müssen, die sehr belasten, wenn er Dich sieht.

Servus

Nachtfalke
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Stöpsel2
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Post Sat, 21.Aug.04, 20:35      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

Hallo Christof,

daß Du mehr als 20 Jahre keine Freundschaften hast, ist ziemlich lange. Ich glaube nicht, daß Du das alleine so gut beurteilen kannst, was da los ist. Du schriebst, Du warst in einer Tagesklinik, vermutlich hast Du danach auch Therapie gemacht? Ist dort nie über sowas geredet worden?

Ich kann mir nicht vorstellen, daß es alleine die Tatsache ist, daß Du jemanden sympathisch findest und das jemandem sagst usw. dazu führt, daß sich die Person von dir abwendet. Da steckt vielleicht noch was anderes dahinter. Vielleicht wirst Du, sobald Du jemanden sympathsich findest und Dich wieder traust, aus lauter Verzweiflung zu, hm, ich sag mal, aufdringlich und "klammerst"? Ist reine Spekulation... Jedenfalls kann es gut sein, daß Du mit der offensichtlichen Botschaft noch was anderes übermittelst, was dazu führt und Dir nicht mal bewußt ist.

Quote:
Oberflächlichkeit ist mir fast unerträglich. Für mich wäre es z.B. ein Greuel, mit Bekannten in einem Biergarten zu sitzen. Und zwar nicht nur wegen meiner Sozialphobie, vor allem würde ich mich dort viel einsamer fühlen, als wenn ich allein wäre.

Ich suche in Kontakten eher die "tiefen" Gespräche und den seelischen Austausch.


Zum einen: was ist daran oberflächlich, in einem Biergarten zu sitzen?
Zum zweiten: Ich führe auch gerne tiefsinnige Gespräche, aber es muß auch oberflächlich sein können. Im Moment bin ich aber auch sehr problembehaftet und führe kaum oberflächliche Gespräche, hab aber den Eindruck, daß ich mit dem z.Zt. ausschließlich tiefsinnigen die LEute auch nerve. Ich kann dein Dilemma durchaus verstehen, sich bei oberflächlichen Gesprächen einsam zu fühlen. Es ist aber trotzdem der falsche Ansatz. Ich denke, Du solltest lernen, oberflächlichen Gesprächen auch etwas positives abzugewinnen.

Quote:
Und dann habe ich einen offenbar entscheidenden "Fehler" gemacht: Ich habe gesagt: "Ich mag dich, mit dir würde ich gerne befreundet sein." Darauf reagierte sie eiskalt und fast wütend: "Hier in der Klinik, das war okay. Aber danach möchte ich keinerlei Kontakt mehr zu dir."


Auch hier hat vielleicht was ganz anderes eine Rolle gespielt. Und vielleicht hat sie schonmal schlechte Erfahrungen damit gemacht, nach einem Klinikaufenthalt mit jemandem Kontakt zu halten?!

Ich würde sowas an Deiner Stelle in einer Therapie ansprechen, zusammen könnt ihr am besten rausfinden, woran das liegt.

Viele Grüße
Stöpsel
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nofling
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Post Sun, 22.Aug.04, 13:01      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

Hallo Christof1961

1. Ist es ein Fehler, Sympathie als Grundlage einer Freundschaft anzusehen?

Wenn man glaubt, dass die einzige oder die wichtigste Grundlage von sozialen Kontakten oder Freundschaften eine überaus hohe Sympathie ist, dann ist das wirklich ein Denkfehler.

2.Aber was ist es dann, was Menschen in einer Freundschaft verbindet?

Ich bin der Meinung, dass es 3 Dinge sind, die stimmen müssen, damit jemand an einer Freundschaft mit einem anderen Menschen interessiert ist.

Einmal muss der andere im alltäglichen Umfeld regelmäßig anzutreffen sein. Menschen versuchen nämlich mit sozialen Umfeld gut auszukommen und akzeptiert zu sein. Deshalb verschwenden sie nur ungern wertvolle Zeit mit Menschen, die nicht in ihrem alltäglichen Umfeld vorkommen. Würden sie das tun, wären sie nämlich Außenseiter im Alltag und das wollen sie nicht.

Zweitens muss der andere allermindestens eine Art haben, die von den anderen Mitschenen anerkannt wird, besser noch wenn derjenige jemand ist, der viele weitere Kontakte knüpfen kann. Die Leute sind nicht dran interessiert ihre Zeit mit jemandem zu verbringen, der aufgrund einer komischen Art ein schlechtes Licht bei anderen auf sie rückt und mit dem sie unbeliebt werden und keine neuen Kontakte knüpfen können.

Drittens muss auch die persönliche Sympathie stimmen. Allerdings ist dieser letzte Punkt nur ein kleinerer Faktor. Die anderen beiden Punkte oben sind viel wichtiger zumal viele Menschen auch gar kein Problem haben andere sympathisch zu finden. Die sind in dem Punkt gar nicht so wählerisch.

Was du falsch machst aus meiner Sicht ist logisch folgend das : Du bist in deinem alltäglichen Umfeld wahrscheinlich mucksmäuschenstill, passiv und bemühst dich scheinbar kaum um Kontakte (Fehler Punkt 1). Um das auszugleichen suchst du dir irgendwelche anderen Leute, die gar nicht in deinem Umfeld vorkommen, mit denen du aber glaubst besser zurecht zu kommen (Fehler Punkt 2). Du bist sehr wählerisch, was Menschen betrifft (Fehler Punkt 3) und wunderst dich dann, wenn die anderen sich lieber mit anderen Menschen abgeben wollen.

Außerdem ist es übrigens meistens so, dass Menschen sich selten wirklich ganz symmetrisch sympathisch finden. Der eine mag den anderen meistens mehr. Und wahrscheinlich würde deine Klinik Bekanntschaft sagen, dass sie dich gar nicht soooo sympathisch findet. Das liegt aber nicht an dir, das ist bei jedem so. Vielleicht hat dich dort auch jemand sehr sympathisch gefunden nur du ihn nicht.

3.Welche Rolle spielt die Zeit? Muss man sich schon lange kennen, bevor man befreundet ist?

Ja muss man. Allerdings schafft man die Zeitspanne auch nur, wenn die oben genanten Punkte stimmen.

4. Ist es ein Fehler, Sympathie und den Wunsch nach Freundschaft zu äußern, also z.B. zu sagen "Ich mag dich sehr" oder "Ich möchte gerne mit dir befreundet sein"? Warum wird gerade das zum Anlass für Distanz?

Das kann auf andere sehr bedürftig klingen. Deswegen sollte man meiner Meinung nach damit warten. "Ich will gerne mit dir befreundet sein" würde ich gar nicht sagen. In deinem Profil steht, dass du männlich bist. Männer haben fast alle eine andere Art mit Freundschaften umzugehen. Freundschaften unter Männern bleiben sehr lange oberflächlich. Von daher würde ich "Ich finde dich sympathisch" nur zu einer Frau sagen.
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Jeannie
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Post Sun, 22.Aug.04, 13:15      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

hallo christof,
ich bin auch ein mensch mit sehr viel tiefgang. und ich hatte - nach meiner jugendzeit - nur mehr freundschaften zu ebenfalls tiefgehenden menschen. mit anderen empfinde ich das nicht als freundschaft.
ich denke auch nicht, dass es unbedingt daran liegt, dass man so viel zeit dazu braucht, um eine freundschaft aufzubauen. bei mir geht das entweder gleich oder gar nicht. ganz selten, dass sich etwas nach langer zeit aufbaut. eher ist es so, dass es von anfang an passt. daraus muss sich noch keine freundschaft entwickeln, aber wenn, dann nur auf dieser basis. allerdings verlieren sich dann selbst gute freundschaften wieder, wenn man in eine andere phase kommt - und der andere nicht. hab ich auch schon erlebt. aber im allgemeinen halten freundschaften bei mir sozusagen fast ewig, auch wenn der kontakt dazwischen lange abreißt.
ich kann schon auch fallweise an oberflächlicher unterhaltung gefallen finden - aber nie, wenn es mir schlecht geht. ich denke, sich da mit gewalt dazu zu zwingen, ist völlig sinnlos. so wie es überhaupt äußerst schwierig ist, in "notzeiten" freunde zu finden bzw. die bestehenden freunschaften weiter zu führen.
die reaktion der frau in der klinik fand ich sehr hart. glaube nicht, dass sie ein gewinn für dich gewesen wäre.
wo ich meine freunde fand? in meiner ausbildung, im internet, vielleicht nun in der selbsthilfegruppe, die ich vor kurzem begonnen habe. mehr tipps fallen mir dazu auch nicht ein.
lg
jeannie
Stöpsel2
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Post Sun, 22.Aug.04, 20:53      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

@Nofling

Quote:
Deshalb verschwenden sie nur ungern wertvolle Zeit mit Menschen, die nicht in ihrem alltäglichen Umfeld vorkommen. Würden sie das tun, wären sie nämlich Außenseiter im Alltag und das wollen sie nicht.

Ich verstehe nicht, was Du damit meinst? Wenn ich mit jemandem befreundet bin, werde ich denjenigen häufiger treffen und damit gehört er zu meinem Umfeld.
Und neue Freundschaften kann man auch außerhalb seines bisherigen Umfelds knüpfen.

Quote:
Zweitens muss der andere allermindestens eine Art haben, die von den anderen Mitschenen anerkannt wird, besser noch wenn derjenige jemand ist, der viele weitere Kontakte knüpfen kann. Die Leute sind nicht dran interessiert ihre Zeit mit jemandem zu verbringen, der aufgrund einer komischen Art ein schlechtes Licht bei anderen auf sie rückt und mit dem sie unbeliebt werden und keine neuen Kontakte knüpfen können.

Das kannst Du so pauschal auch nicht sagen. Denn wenn die Leute so reagieren, haben sie ein Problem mit ihrem Selbstbewußtsein. Gibt aber Leute, die über sowas drüber stehen oder eh ihre Freundschaften seperat pflegen, d.h. nicht mit mehreren Freunden zusammen was unternehmen.

Quote:
Um das auszugleichen suchst du dir irgendwelche anderen Leute, die gar nicht in deinem Umfeld vorkommen, mit denen du aber glaubst besser zurecht zu kommen (Fehler Punkt 2). Du bist sehr wählerisch, was Menschen betrifft (Fehler Punkt 3) und wunderst dich dann, wenn die anderen sich lieber mit anderen Menschen abgeben wollen.


Das sehe ich nicht per se als Problem. Ich mache es z.B. auch so, kenne hier jemanden und da jemanden und bin recht wählerisch. Na ja, mittlerweile versuche ich auch, mit oberflächlicheren Menschen klarzukommen, aber ich suche weiter nach leuten, die besser zu mir passen. Ich denke, das ist ein guter Ansatz, zu versuchen, auch mal mit Leuten zu tun haben, die nicht so ganz auf der eigenen Linie sind (aber auch die sind ganz nett) und trotzdem nach Leuten suchen, die besser passen. Und das kann sein, daß man da außerhalb seiner bisherigen Kreise suchen muß.

Viele Grüße
Stöpsel
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christof1961
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Post Mon, 23.Aug.04, 21:57      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

Vielen Dank für Eure Antworten!

@ Nachtfalke:
Wenn der Eindruck entstanden ist, ich würde bereits ganz am Anfang der Bekanntschaft sagen: "Ich mag dich, ich möchte mit Dir befreundet sein", so ist das ein Missverständnis. Das wäre gar nicht meine Art - mir fällt es sehr schwer Kontakte zu knüpfen und so entwickelt sich der Kontakt anfangs auch nur langsam. Erst wenn eine schon eine gewisse Vertrauensbasis entstanden ist und ich das Gefühl habe, dass die andere Person mich wenigstens ein bisschen mag, habe ich das Bedürfnis, meine Zuneigung auszusprechen und wage es schließlich auch.
Aber gerade deshalb trifft mich die Reaktion dann so sehr, weil sie eine große Enttäuschung darstellt und ich erkennen muss, dass ich mich über die Beziehung zu dieser Person offenbar geirrt habe. Und sich in diesem Punkt zu irren ist ganz besonders schmerzlich.
Dass ich an Oberflächlichkeit und Smalltalk kein Interesse habe, habe ich schon in meinem Eingangsposting geschrieben, und ich glaube nicht, dass sich daran noch groß was ändern wird, denn so ist einfach meine Perönlichkeit. Denn ich bin einfach ein sehr sensibler und trotz meiner Schüchternheit auch ein sehr emotionaler Mensch. Ich suche ja gerade die seelische Berührung, es geht mir ja gerade um menschliche Nähe und Wärme, ohne die mir die Welt eine Hölle zu sein scheint. Ich finde Sympathieäußerungen einfach schön und finde es traurig und schade, dass das so problematisch zu sein scheint.
(Diejenigen, die sich durch meine Art abschrecken lassen, waren dann sowieso nicht die Richtigen. Vielleicht sollte ich einfach mehr Kontakte knüpfen, damit wenigstens einige wenige übrig bleiben.)
Aber Du hast recht, etwas mehr Gelassenheit und Lockerheit könnte nicht schaden.

- Fortsetzung folgt -
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Post Mon, 23.Aug.04, 21:58      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

- Fortsetzung -

@ Stöpsel2:

Über die unterschwellige ("aufdringliche", "klammernde") Nebenbotschaft habe ich auch schon nachgedacht, also dass die Sympathiebekundung als Versuch, den anderen zu vereinnahmen ankommt, worauf dieser auf Distanz geht, weil er sich nicht verpflichtet fühlen will.
Zu dem von Dir erwähnten Dilemma, das man auch als Einsamkeitsfalle bezeichnen könnte: Wenn man so einsam ist wie ich, steht einem nicht der Sinn nach "Oberflächlichkeiten" und man wirkt wohl deshalb eben wegen dieser Einsamkeit abschreckend auf andere. Ich habe früher schon oft gedacht, wenn ich wenigstens mit einer Person echte Nähe und Vertrautheit erleben könnte, dann könnte ich auch mit "Oberflächlichkeit" viel besser umgehen. Aber so wird mir in jedem oberflächlichen Kontakt nur bewusst, was mir fehlt, und das ist solch ein Schmerz, dass ich "Oberflächlichkeit" nicht ertragen kann. Die Einsamkeit ist wie eine Falle, aus der man umso schwerer wieder heraus kommt, je tiefer man darin sitzt.
Therapie mache ich zur Zeit leider keine. Ich habe schon viel Therapie gemacht, aber das war leider noch nie Thema.

@ nofling:

Deine scharfsinnige soziologische Theorie (Studierst Du Soziologie?) finde ich sehr interessant, hat mich aber auch ein bisschen schockiert. Was Du schreibst, hat mich an das Konzept des "sozialen Kapitals" von Pierre Bourdieu erinnert, doch während Bourdieu ein durchaus kritisches Potential hat, scheint mir Deine Darstellung der Verhältnisse rein affirmativ zu sein.
Ehrlich gesagt, möchte ich in einer so kalten und egoistischen Gesellschaft nicht leben.
Aber Du hast meine Situation sehr genau erkannt: Ich bemühe mich kaum um Kontakte in meinem Umfeld, da ich mit diesem Umfeld sehr unglücklich bin. Ich suche praktisch nur Kontakt zu Menschen die anders sind als die in meinem Umfeld, weil ich glaube, dass nur diese mich verstehen könnten. Außerdem bin ich tatsächlich sehr wählerisch!
Aber gibt es das einheitliche Umfeld tatsächlich? Sind nicht für die meisten Menschen die Arbeitswelt und die Freizeitkontakte ganz verschiedene Umfelder?
Dei Asymmetrie des Sympathisch-Findens erklärt einiges und ist leider auch immer wieder meine Erfahrung.

@ Jeannie:
Auch ich denke, dass man meist sehr schnell merkt, ob man mit jemandem etwas anfangen kann oder nicht. Nur leider wird meistens mein Eindruck von der anderen Seite nicht geteilt.
Ich glaube übrigens auch nicht mehr, dass die erwähnte Mitpatientin ein Gewinn für mich gewesen wäre.


Liebe Grüße
Christof
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Post Wed, 25.Aug.04, 0:12      Re: Zu unsympathisch für Freundschaft? Reply with quoteBack to top

Hallo Christof,

Aber ich schätze, das Tiefsinnige ist für Dich nicht nur per se wichtig, sondern auch, weil das so eine Art Test ist, ob die leute es wert sind, daß Du Dich mit ihnen abgibst?!
Ich glaube, wenn Du einen Menschen gefunden hast, mit dem Du über etwas tiefsinniges reden kannst, kannst Du mit dieser Person auch Smalltalk haben, Witze reißen usw. denn Du wirst bei dieser Person den Smalltalk anders empfinden.

Quote:
Dass ich an Oberflächlichkeit und Smalltalk kein Interesse habe, habe ich schon in meinem Eingangsposting geschrieben, und ich glaube nicht, dass sich daran noch groß was ändern wird, denn so ist einfach meine Perönlichkeit.


Insofern glaube ich nicht, daß das Deine Persönlichkeit ist. Ich denke, die Schwierigkeit mit anderen Leuten ist eine Last für Dich, und wenn diese Last von Dir abfällt, kommst Du auch mit Smalltalk besser klar (Smalltalk ist ja nicht gleich Smalltalk).

Quote:
Aber so wird mir in jedem oberflächlichen Kontakt nur bewusst, was mir fehlt, und das ist solch ein Schmerz, dass ich "Oberflächlichkeit" nicht ertragen kann.


Hast Du mal versucht, zu einer oberflächlichen Person einen längerfristigen, persönlichen Kontakt aufzubauen? Ich habe das gemacht, nachdem mir mein Th. geraten hat, das doch mal zu machen. Und je länger der Kontakt ist, umso vertraulicher wird er, auch wenn es immer noch nicht vergleichbar ist zu den Kontakten die ich mir wünsche (und die ich schon früher hatte). Es ist nicht einfach, das durchzuhalten, aber schon ein Weg aus dem Dilemma (man kann damit auch sicher besser umgehen, mein Th. hat mal verschiedene Umgangsmöglichkeiten damit angedeutet, leider ist für dieses Thema im Moment keine Zeit).

Quote:
Therapie mache ich zur Zeit leider keine. Ich habe schon viel Therapie gemacht, aber das war leider noch nie Thema.


Dann mach doch wieder eine und mach genau das zum Thema.

Viele Grüße
Stöpsel
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