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Englein
neu an Bord!
1
bei Berlin W, 28
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Fri, 20.Aug.04, 23:42 Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Hallo!
Ich bin neu hier in diesem Forum und habe lange überlegt, ob ich meine Erfahrungen hier reinschreibe.
Ich habe hier einige Beiträge gelesen, die mich ziemlich schockiert haben und habe daher entschieden, meine Erfahrungen mit einem Alkoholiker hier reinzuschreiben. Vielleicht rüttelt es diejenigen wach, die sich noch nicht zu einer Therapie entschließen konnten.
1999 hatte ich meinen 1. Mann kennengelernt. Ich war damals 24 Jahre alt, er war 27 Jahre alt. Schon am Anfang merkte ich, dass er dem Alkohol nicht sehr abgeneigt war. Ich empfand es damals als nicht so schlimm, weil er ja nur 2 - 3 Bier am Abend trank. Wenige Monate später fand ich beim Aufräumen aber mehrere "Flachmänner". Ich sprach ihn darauf an und er gestand mir, dass er ein kleines Alkoholproblem hat. Ich bot ihm an, mit ihm zusammen eine geeignete Therapie zu suchen. Er lehnte es ab. Wir versuchten sogar einen kalten Entzug. Er hielt es gerade mal einen Tag durch und dieser Tag war für mich selbst auch die Hölle. Ich hatte bis dahin einen Menschen noch nie so leiden sehen.
Im September 2000 heirateten wir. Ich erhoffte mir durch diesen Schritt, dass er sich ändert, sich endlich richtig helfen lässt. Diese Hoffnung zerplatzte im Oktober 2000. Da nämlich kam er mit inneren Blutungen ins Krankenhaus.
Irgendwie ahnte ich schon, dass er nie wieder nach Hause kommen würde, doch wahrhaben wollten ich es nicht. Die Ärzte im KH machten mir allerdings klar, dass seine Überlebenschancen verschwindend gering seien, da er zu seiner mir bekannten Alkoholsucht auch noch tablettenabhängig ist. Von dieser Tablettenabhängigkeit hatte ich nie etwas mitbekommen.
Mein Mann wurde in ein künstliches Koma versetzt, damit sich seine Organe regenerieren konnten. Die Blutungen konnten gestoppt werden. Ich glaube, er lag 7 Tage im Koma. Dann wurde er langsam wieder geweckt. Er erkannte mich nicht mehr. Ich habe ihm mit Fotos und Erzählungen sein Erinnerungsvermögen zurückgeholt.
Ein paar Tage später fingen die Blutungen wieder an. Er wurde wiederum in ein künstliches Koma versetzt. Wieder konnten die Blutungen gestoppt werden und er wurde langsam wieder geweckt. Dann fing er an, weiße Mäuse zu sehen und mir sogar an den Hals zu gehen. Er wollte nach Hause, brüllte mich nur noch an. Er war einfach nicht mehr Herr seiner Sinne.
Am 5. Dezember 2000 versagten seine Nieren. Daraufhin wurde er operiert. Doch diese OP half ihm nicht mehr. Er starb am 10.12.2000 im Alter von 29 Jahren. Alkohol und Tabletten sind Schuld an seinem Tod!
Ich habe diesen Tod auf Raten zwei Monate lang miterlebt. Es war das Grausamste was ich bisher erlebt habe. Mein Mann hatte teilweise starke Schmerzen.
Nach seinem Tod habe ich mir noch große Gedanken gemacht, dass ich vielleicht auch ein wenig Schuld daran habe, doch das ist völliger Blödsinn. Die Vorwürfe, die ich mir damals machte, sind unbegründet, denn jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Ich habe alles was ich machen konnte für ihn getan.
Mittlerweile bin ich wieder glücklich verheiratet.
Ich möchte mit diesem Bericht einfach die Alkoholiker, die noch nicht trocken sind, wach rütteln. Ihr schafft das! Kippt das Zeug weg und rettet euer Leben dadurch! Nehmt Hilfe an, die ihr angeboten bekommt. Denkt nicht nur an euch, sondern auch an eure Lieben, die unter EURER Sucht leiden!
(Ich habe diesen Bericht stark verkürzt. Mein Mann kam am 24.10.2000 ins KH und starb dort am 10.12.2000. Ich hatte in dieser Zeit Tagebuch darüber geschrieben, doch das würde hier den Rahmen sprengen.)
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Mira 81
Helferlein
55
OB W, 23
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Sat, 21.Aug.04, 20:21 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Hallo.....
toll, das Du über diese Erlebnisse reden kannst um auch andere wach zu rütteln.
Das sollte so manchen zum nachdenken anregen.
Alles Gute für Dich in Deiner jetzigen Beziehung.
Liebe Grüsse Mira
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_________________ Nie die Hoffnung aufgeben..... |
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TheFate
neu an Bord!
2
reinheim M, 17
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Sun, 22.Aug.04, 1:12 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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das ist hart!!!
das ist der grund warum ich alkohol nicht als "leichte dorge" einschätz!
@alle die alkohol drinken
Hört auf mit der scheisse man die zerstört euch nur und nichts ist es wert sein leben zu verschenken! wirklich nichts!
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konrad_40
sporadischer Gast
5
Ruhrpott M, 40
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Sun, 22.Aug.04, 9:00 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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jepp, das verstehe ich hier im forum nicht.
alkohol gehört für mich mit heroin, kokain und tabletten in die kategorie harte drogen. es mag zwar lange dauern bis man von alkohol richtig körperlich abhängig wird, doch dann ist es die hölle. habe auch sehr viele menschen gesehen die sich totgesoffen haben. das schlimmste ist das es in unserer gesellschaft aktzeptiert und vom vater staat finanziell ausgeschöpft wird.
gruss konrad
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_________________ jeder Tag ist gleich lang aber unterschiedlich breit |
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ritter
Forums-InsiderIn
235
österreich M, 38
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Sun, 22.Aug.04, 9:29 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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englein@
eine erschütterte geschichte die dir widerfahren ist
ich selber trank 13 jahre lang alkohol ich hörte von einen tag auf den anderen damit auf weil ich merkte die gier danach wird immer stärker und mein sozialer abstieg zeichnete sich ab in den nüchternen phasen schwere depressionen finanzielle propleme mangelnde körperhygiene gedächtnislücken verwahrlosung optische durch mangelnde körperpflege die symptome sind manigfaltig all das war der grund das cih damit sofort aufhörte ich kann nur jeden empfehlen das trinken zu beenden
zuerst trinkst du aus der flasche und dann trinkt der alkhol von dir
lg jürgen
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_________________ gib dich nur mit menschen ab die dir gut tun |
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LukeSpencer
Helferlein
67
Berlin M, 38
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Sun, 22.Aug.04, 9:45 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Mein Opa starb am 31.12.2003 an Leberzirrhose. So lange ich ihn kannte hat er immer nur Alkohol getrunken, Bier und Schnaps. Ohne Fahne kannte ich ihn gra nicht. Es war schon schlimm mit dem Sauferei bei ihm. Meine Oma starb 2001 auch an den Folgen des Suffs, beide tranken ja schon nach dem Frühstück ihr Bier.
Zuletzt hatte mein Opa auch Halluzinationen und bekam dann noch eine Lungenentzündung. Schmerzen hatte er keine, aber er war nur noch ein Wrack.
Das hat mir auch zu denken gegeben und ich trinke jetzt nur noch 1 oder 2 Flaschen Bier pro Woche. Und das kann man ja auch verkraften....
Ich finde auch, daß Alkohol keine leichte Droge ist und sehr oft mit dem Tod endet
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josch
Forums-InsiderIn
376
wien M, 57
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Sun, 29.Aug.04, 23:52 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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guten Abend
ich finde den Artikel von Englein hervorragend,klar und anregend geschrieben,möcht nur ein persönliches Erlebnis anhängen,da ich selbst in vielen Dingen unbelehrbar bin...also ich hatte eine "Alkwoche" hinter mir gebracht ,dazu nehme ich regelmäßig Medikamente .Ich kann euch nur abraten,dies Mischung verträgt sich überhaupt nicht,eine "gräßliche Depression und große Angstzustände" war das Endergebnis...lG josch und ein "Bravo"an Alle die den Mut haben,konkretes zu schreiben
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Wattewolke
neu an Bord!
3
Köln W, 40
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Sat, 18.Sep.04, 22:20 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Mein Mann stirbt auch irgendwann daran. Da bin ich mir sicher. Die Geschichte die du erzählst, ähnelt meiner irdendwie. Ich aber mit meinem Mann noch zusammen. Wir kennen uns 8 Jahre und sind seit 6 verheiratet. Anfangs war das mit dem trinken nicht so schlimm. Bier und sonst nix. Dachte ich. Bis ich wie du immer wieder versteckte Flachmänner fand. Überall immer mehr. Aber damals war das immer nur einmal die Woche. Da fand ich das noch nicht so schlimm. Aber jetzt ist es auf dem Höhepunkt angekommen. Aber mein Mann hat noch ein weiteres Problem. Er nässt ein, wenn er getrunken hat und dann schläft. Egal wo er liegt. Seine Matratze ist schon total durch. Ich schlaf auch nicht mehr bei ihm. Schon seit Monaten nicht. Ich schlaf auf dem Sofa. Aber das kann ich heute auch nicht, weil er da auch draufgemacht hat. Ich schaff ihn sonst immer ins Bett, bevor er einschläft, aber heute hab ich einen Moment nicht aufgepasst. Und wenn der einmal schläft, dann krieg ich den nicht hoch. Und ausserdem haben wir zwei Kinder. 6 und 2 Jahre alt. Die kriegen doch alles mit. Manchmal denke ich - das darf ich glaub ich gar nicht sagen - es ist besser wenn er tot ist. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Ich hab ihm alles an Hilfe angeboten was ich konnte. Beratungsstellen, ambulanten Entzug. Alles, aber er sieht nicht ein, das er ein Problem hat. Und verlassen kann ich ihn nicht. Ja ja ich weiss, man kann alles. Aber mit zwei Kindern, ohne Geld und mit einem Haufen Schulden? Und wenn ich gehe - wohin soll ich denn? Und ausserdem hab ich angst das er dann ganz abstürzt. Was soll ich tun?
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Aisha
Forums-InsiderIn
187
Schweiz W, 44
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Sun, 19.Sep.04, 12:31 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Hallo Wattewolke,
bevor Du selber völlig zu Grunde gehst, hole Dir Hilfe. Auch Angehörige von Alkoholkranken sind in Suchtberatungsstellen für Alkoholiker herzlich willkommen. Des weiteren, könntest Du Dir auch in einer Selbsthilfegruppe Unterstützung holen, wie Al-Anon.
Du kannst Deinem Mann nicht helfen, solange er nicht selber einsieht, dass er Hilfe braucht, das ist was Du als erstes einsehen musst. Dann lass DU Dir inzwischen mal helfen und hol Dir Unterstützung.
liebe Grüsse
Aisha
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_________________ Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. (Ellie Wiesel) |
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Wattewolke
neu an Bord!
3
Köln W, 40
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Sun, 19.Sep.04, 15:43 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Ja, das mach ich auch. Ich habe eine Adresse von der Frauenhilfe bei mir in der Nähe. Da werde ich mal als erstes hingehen. Er sieht nicht ein, das er ein Problem hat. Aber ich weiss inzwischen, das ich ihm nicht helfen kann. Das ist ja das schlimme. Ich würde es tun. Und überall mit ihm hingehen. Aber er will nicht. Dann muss ich sehen, das ich mir helfen lasse. Danke dir für deine lieben Worte.
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Überlebende
neu an Bord!
4
im Süden W, 34
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Fri, 01.Jul.05, 19:26 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Hallo Englein.
Ich habe deinen Beitrag gelesen und wollte nur mal sagen, dass ich auch weiß, wie ein Alkoholiker stirbt. Bei mir waren es beide Eltern. Bei meiner Mutter hat es sehr lange gedauert. Die körperlichen Erscheinungen kamen nach und nach, aber bei meinem Vater ging es schnell. Er hat auch sehr starke innere Blutungen bekommen und hat dann noch 2 Wochen gelebt. Es war eine Qual sich das mit an zuschauen. Nun sind sie beide schon seit 1992 tot. Einfach ihr Leben weggeworfen. Für was???
Ich habe auf diese Frage, nie mehr eine Antwort kriegen können.
Überlebende
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liv1
[nicht mehr wegzudenken]
1223
CH W, 32
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Sat, 02.Jul.05, 15:13 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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hi Wattewolke,
es tut mir sehr leid, was Du da mitmachen musst! Und ich kann gut verstehen, dass Du Dich manchmal fragst, ob es nicht besser wäre, wenn er sterben würde. Irgendwann ist ja auch die Kraft der Angehörigen am Ende. Ich finde gut, dass Du Dir Hilfe von Aussen suchst .... . Ich kenne von daher nur die Al-Anon-Gruppen. Aber "Frauenhilfe" ist sicher auch gut.
Ich muss gestehen, selber zu viel zu trinken (war früher viele Jahre auf Heroin, Koks, Tabletten, ... alles was es so gibt, um sich zu berauschen), aber ich bin froh, nicht mehr auf "harten Drogen" zu sein. Das lässt einen mal wieder zur Ruhe kommen und sich Gedanken zu machen ... .
Ich drück Euch die Daumen, dass Dein Freund noch genug früh "erwacht" und einsieht, was er mit seiner Trinkerei anrichtet .... .
ganz liebe Grüsse,liv
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NeuAnfang
Helferlein
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Rheinland M, 45
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Mon, 25.Jul.05, 16:41 Re: Mein Mann starb durch seine Alkoholsucht |
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Auch wenn es hier alles schon drin steht, auch von mir -
trockener Alkoholiker -
nochmal.
Die Angehörigen sind nichts schuld.
Sie leiden drunter.
Sie können natürlich versuchen, Rat zu erteilen, zu reden, sie können sich informieren, für sich selbst Hilfe suchen, aber -
jeder Süchtige muss aus sich selbst, aus eigener Einsicht heraus aufhören.
Es gibt übrigens Al-Anon, für die Angehörigen von Alkoholikern.
Gruß
NeuAnfang
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_________________ Ich breche gerade auf in ein Neues Leben. Also nenn ich mich so. |
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