Menschen mögen lernen und Nähe zulassen?

sporadischer Gast 14 Deutschland W, 24

Mein Problem: ich habe den Eindruck, Kontakte zu anderen Menschen immer nur auf sachlicher Ebene zu führen und sobald sich Gesprächsthemen erschöpft haben, verliere ich mein Interesse am weiteren Umgang. Es erscheint mir, als würde ich nur an ihren Meinungen zu gewissen Themen interessiert zu sein, jedoch nicht an ihnen als Mensch. Das führt dazu, von längeren Kontakten immer gelangweilt zu werden und keinen Zweck in der Aufrechterhaltung zu sehen -emotional entsteht für mich auch niemals eine Bindung und dadurch auch keine wirkliche Nähe. Die Erfahrung mit jemanden einfach gerne zusammenzusein, kenne ich nicht, würde sie aber gerne machen. Nur wie? Ich habe schon öfters versucht Kontakte in Schwung zu halten, aber anscheinend ist etwas in mir, dass sich davor scheut, Bindungen über sachliche Zwecke hinaus zuzulassen, was etwa auch dazu führt, noch nie eine Beziehung zu einem Mann gehabt zu haben. Freundschaften entstehen kaum und wenn, stagnieren sie irgendwann. Weiß jemand einen Rat?

Forums-InsiderIn 296 Hamburg M, 23

Ich könnte mir vorstellen, dass es etwas damit zu tun hat, dass du dich selbst nicht richtig magst. Wenn ich damit Recht hätte, dann könntest du dir nicht vorstellen, dass jemand anderes gerne mit dir zusammen ist und du deshalb auch den Anderen nicht richtig wertschätzen kannst.

sporadischer Gast 14 Deutschland W, 24

nofling wrote:

Wenn ich damit Recht hätte, dann könntest du dir nicht vorstellen, dass jemand anderes gerne mit dir zusammen istt.

Das wäre gut möglich. Nur was kann man dagegen unternehmen?

Helferlein 33 Berlin W, 37

Hallo, little.wing.

Was unternehmen kann man, klar. Wenns Dich echt stört, könntest Du zB. versuchen eine Therapie zu machen.
Ich hab auch eine Therapie angefangen, weil ich keinen Kontakt zu anderen Menschen bekommen habe, obwohl ich mich innerlich so danach gesehnt habe. Andererseits bin ich geradezu zurückgeschreckt, wenn mir jemand "zu nahe" kam. Die Schwierigkeit war, daß ich große Probleme habe, Gefühle zu zeigen, nicht nur gegenüber anderen Leuten, sondern auch mir selbst gegenüber. Ich hab zB. gedacht, ich wäre gar nicht fähig zu lieben. Geht Dir das mit den Gefühlen ähnlich?

A propos, meine Therapie ist ganz gut, aber falls Dir jemand ein Geheimrezept verrät, bitte sags mir weiter Wink

Schönen Abend noch.

Forums-InsiderIn 296 Hamburg M, 23

little wing ich glaube auch, dass dein Problem ein schwierigeres Thema ist, das du am besten mit Hilfe eines Therapeuthen reflektieren solltest z.b. Was erwartest du vom Kontakt mit anderen, was könnte einem anderen an dir gefallen / was nicht ? Inwiefern bist du in der Lage Sympathie zu zeigen / anzunehmen usw.

Vielleicht bist du irgendwann einmal in der Vergangenheit abschätzig bewertet worden und das beeinflusst dich vielleicht heute noch im Kontakt mit anderen.

Helferlein 69 Österreich W, 34

Hallo little wing!

Kenne das Problem nur zu gut. Habe bei Lob, Anerkennung, Bestätigung, Aufmerksamkeit ständig das Gefühl, die Leute meinen es nicht ernst und lasse sie deshalb auch nicht an mich heran. Ist auch ein Thema in meiner Therapie.

Solange es um Alltagsthemen oder klar umrissene Sachthemen geht, kann ich mich stundenlang mit den Leuten unterhalten. Aber sobald es auf die persönliche Ebene kommt, verschließe ich mich.

Habe einige sehr gute FreundInnen, bin jedoch noch nie eine Beziehung eingegangen. Das hängt stark damit zusammen, daß ich mich selbst nicht liebe und somit nicht annehmen kann, daß jemand mich wirklich liebt.

Die Therapie hilft mir schon sehr, mich mit mir auseinander zu setzen. Dadurch überlege ich auch, wie ich mit anderen umgehe und ob ich sie durch positive Bestärkung manipulieren möchte. Da dies nicht der Fall ist, fällt es mir leichter, die Aussagen anderer ernster zu nehmen und auch mal zu glauben, daß ich echt lieb bin. Habe große Schwankungen zwischen Selbstliebe und Selbsthaß. Aber ich arbeite seit einem Jahr intensiv daran und denke, daß ich durch die PTh Klarheit bekomme - viele Veränderungen sind ja auch schon sichtbar und ich werde lockerer im Umgang mit anderen. Nehme mir einfach die Zeit, die ich brauche und freue mich über jeden Fortschritt.

Der PTh spiegelt ja sehr oft, wie ich selbst über mich denke, spreche und dementsprechend handle. Das hilft mir schon sehr - in dieser geschützten Atmosphäre einfach über alle Zweifel, Ängste, Freuden, Verzweiflungen usw sprechen zu können und eine konstante Bezugsperson zu haben.

Bin gespannt, wie es bei Dir weiter gehen wird.

sporadischer Gast 14 Deutschland W, 24

Danke für eure Antworten.

Sanddorn:
Gefühle kann ich anderen gegenüber nur sehr schwer zeigen, mir selbst gegenüber funktioniert es besser.
Allerdings habe ich den Eindruck, generell unfähig zu sein, jemanden zu lieben. Auch auf mich selbst bezogen. Ich finde mich jetzt nicht schrecklich, aber meine Beziehung zu mir erscheint mir eher als eine Art "Zweckgemeinschaft". Und vermutlich gehe ich daher auch davon aus, für andere nur eine Art "Zweckgemeinschaft" sein zu können, also das andere sich nur mit mir abgeben, weil gerade keine bessere Alternative existiert.

nofling:
Ich war vor einigen Jahren schon in Therapie, wobei ich keinen Nutzen daraus zog. Sicher auch aus eigener Schuld, da ich nicht bereit war, mich dem Therapeuten gegenüber völlig zu öffnen. Meine Krankenkasse deckt jetzt leider keine Therapie mehr ab und selbst bin ich nicht in der Lage, mir eine zu finanzieren.

Ich fürchte, Sympathie weder zeigen zu können, noch anzunehmen. Auf Komplimente reagiere ich ständig erklärend, als müsste ich mich dafür rechtfertigen, wenn jemand etwas nettes zu mir sagt. Zwar versuche ich, einfach nur "danke" zu sagen, aber es fällt mir sehr schwer. Wie du schon gemeint hast, fehlt mir in gewisser Weise die Wertschätzung gegenüber Menchen, die Interesse an mir zu haben scheinen, da ich mir selbt gegenüber viel zu wenig Wertschätzung entgegen bringe. Ich gehe einfach davon aus, ein tiefergehender Kontakt mit mir wäre nicht zum Vorteil für eine andere Person, da ich selbst nicht wirklich mit mir zurecht komme und in Folge auch die andere Person nicht ihren Wert entsprechend behandeln könnte.
Überlege ich somit, was jemanden an mir gefallen könnte, stoße ich nicht wirklich auf etwas und wenn, gehe ich davon aus, es würde in den Hintergrund treten, kämen erst meine großen Selbstzweifel völlig zu Tage.

Meeresrauschen:
Ja, genauso geht es mir auch. Bei Aufmerksamkeit oder Anerkennung gehe ich davon aus, dass es nicht ernst gemeint ist, sich um einen Irrtum -einen falschen Eindruck- handelt oder aus Mitleid heraus passiert.
Und wie schon in meiner Antwort an Sanddorn geschrieben: ich liebe mich selbst nicht wirklich und gehe in Folge davon aus, auch niemand anderen lieben zu können bzw. geliebt zu werden.

Helferlein 33 Berlin W, 37

Liebe little.wing

Darf ich Dich so nennen? Ich möchte Dir einen ganz dicken hug

rüberschicken. Ich bin mir ganz sicher, daß Du lernen kannst, zu lieben, auch Dich selbst. Ich bin mir so sicher, weil ich ähnlich fühlte wie Du. Ich habe lange gebraucht, und ich lerne immer noch. Schade, daß Du kein Geld für die Thera hast. Ich kann Dir nur raten, es wieder mit einer Thera zu versuchen - vielleicht bei einem anderen Therapeuten, vielleicht, wenn Du etwas Geld übrig hast...
hallo

sporadischer Gast 15 hessen W, 20

hallo little.wing

ich finde es wirklich bewundernswert wie klar du deine gefühle beschreibst. ich glaube du reflektierst dich und andere sehr stark, und das ist eigentlich eine tolle eiegnschaft. ich komme nur mit solchen menschen wirklich klar und fühle mich von ihnen ernstgenommen. ich glaube du kannst wenn du daran arbeitest freundschaften haben, vielleicht nicht sofort aber mit der zeit und dabei kommt es ja auch nicht nur auf dich an. mach dir bitte nicht soviele gedanken um die anderen, ob du ihnen genug geben kannst, die kommen schon klar. viel wichtiger ist daß du dich selber fragst welche menschen du eigentlich magst und mit wwelchen du enger befreundet sein möchtest als jetzt.
das hört sich jetzt bestimmt alles total oberschlau an aber ich kenne diese gefühle die du beschreibst sehr gut und ich glaube ein weg das zu ändern (für dich) ist mehr auf deine eigenen gefühle zu achten zum beispiel indem du hier postets und siehst daß man auf sich selbst und auf die andern achten kann, also das dans eine das andere nicht automatisch ausschließt. sich selbst mögen ist schon ok aber auf sich selbst achten ist, finde ich nochmal was anderes.
ich weiß nicht ob ich jetzt hier nur sch... geschrieben hab, und total am thema vorbei bin aber es kam mir so bekannt vor

sg und gute nacht allen (oder guten morgen Wink

sanitarium

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