Schlimme Kindheit durch Körperproblem, und jetzt?

neu an Bord! 2 Bonn W, 28

Ich hatte eine verdammt beschissene Kindheit. Ich wurde mit einem Hüftfehler geboren, das hat mein vater nie verkraftet. Musste als Baby lange im Krankenhaus liegen, aber mir konnte geholfen werden und ich bin wieder gesund. Leider konnte ich für einen langen Zeitraum dadurch keinen Sport machen (außer schwimmen), weil man kein Risiko eingehen wollte. Und da liegt das Problem. Damit kam mein Alter nicht klar. Er wollte eine sportliche, durchtrainierte Tochter haben, aber das ging nicht. Er wollte dann versuchen mich im Schwimmen immer zu Leistungen zu pushen, aber irgendwann hatte ich dazu keine Lust mehr und habe mich dagegen gewehrt. Sein zweites Problem war meine Figur, er hatte immer Angst, dass ich zu dick werde und Aussagen wie "Du hast ja einen Hintern wie ein Brauereipferd" waren nicht grade selten. Immer sagte er mir, dass ich zu dick sei und kaufte mir sogar, als ich 12 (!) war, in der Apotheke so ein Diätpulver und meinte, dass ich jetzt mit ihm zusammen Diät machen wüürde. Einmal hörte ich wie er zu meiner Mutter sagte, wenn er das virher mit dem Hüftproblem gewusst hätte, hätte er mich abtreiben lassen. Ab und zu sagt er mir zwar, dass er stolz auf mich ist, aber wie ihr euch das vielleicht vorstellen könnt, habe ich wirklich null Selbstvertrauen. Letzte Woche rief er an und fragte mich allen Ernstes, wann ich denn geburtstag hätte und macht auch manchmal so Sprüche, dass ergar nicht sicher wäre, mein Vater zu sein (Meine Eltern sind mittlerweile geschieden). Ich weiß dass er sarkastisch ist und vieles nicht ernst meint, denn ich bin leider auch so. Aber ich kome damit nicht klar. Das Schlimmste ist, dass ich dadurch meine Beziehung total belaste. Ich habe den besten Freund der Welt und ich raste in der lettzen Zeit nur nioch aus, weil ich super eifersüchtig auf alles und jeden bin und damit bald unsere Beziehung kaputt mache. Ich definierre mich total über meinen Körper und wenn ich ein paar Kilo zunehme (wie momentan) denke ich direkt, er will mich nicht mehr und sucht sich einen andere. Kann mir bitte jemand einen Rat geben?? Danke!!!

Anmerkung Kleine Fee: Betreffzeile von "Bitte um Hilfe" zu obiger präzisiert.

sporadischer Gast 5 Deutschland, Bad Wünnenberg M, 15

Ich weiß zwar, das ich nicht grad der älteste bin, also nicht allzu viel erfahrung habe, aber ich hatte auch ne scheiß kindheit, und mein vater wollte mich auch abtreiben lassen... ich könnte dir nur raten ihm das mal ins gesicht zu sagen oder wenn er dich so fertig macht, den kontakt zu ihm abzubrechen. versuch aber am besten das erste. zu deiner eifersüchtigkeit kann ich leider nichts sagen, da ich grade mal meine erste freundin hab, und auch da schon genug probleme hab.
Aber trotzdem, Viel Glück und hoffentlich sprecht ihr euch mal richtig aus!

neu an Bord! 1 Bayern W, 37

Auch wenn mein Problem nicht die Kilos sind – irgendwie hab’ ich mich in Deinem Bericht wieder erkannt.
Meine Kindheit war eine einzige Katastrophe, die Macken, die damals entstanden sind schleppe ich noch heute mit mir rum – mit 37 ! Und auch meine Beziehung hängt deshalb an einem seidenen Faden.
Weil mir sehr viel an meinem Partner liegt (und auch, weil ich mich nicht mehr zum Sklaven meiner Vergangenheit machen will), fange ich eine Therapie an.
Ich war lange Zeit der Meinung, ich würde mit meinen „Altlasten“ selber fertig werden, hab’s aber tatsächlich nie geschafft. Der beste Beweis ist meine stark gefährdete Beziehung, ich kann einfach nicht aus meiner Haut.
Lange Rede, kurzer Sinn: Aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich Dir nur raten, eine Therapie zu machen und Dein Kindheitstrauma (…ich nenn’s mal so) aufzuarbeiten. Tu’s für Deine Beziehung und last but not least für Dich selbst.

Liebe Grüße - blackduffy

neu an Bord! 2 Graz W, 40

Liebe Montecore!

Verzweifle nicht - ich kann dich gut verstehen. Ich kenne aus meiner eigenen Kindheit die Demütigungen, die ich erleiden musste.

Du spricht so lieb über deinen Freund - ich freue mich für dich, dass ihr beide zusammen seid! Ich kann mich den Vorrednerinnen nur anschliessen- atme durch, schaue in DEINE Zunkunft mit deinem Freund und versuche dich zu distanzieren. Ich selber habe erst vor 3 Jahren eine lange Gesprächstherapie gemacht, die mir ganz klar geholfen hat, mich selbst anzunehmen. Ich habe dort gelernt, meine eignen Wünsche zu erkenne und sie auch auszudrücken. Ich habe dort gelernt mein Leben selbst zu gestalten - im Sinne von " was lasse ich zu und was nicht". Kannst du dir vorstellen, was ich meine?

Was ich dir persönlich sagen möchte: das Urteil/die Meinung deines Vaters über dich ist nur eines/e - du hast bestimmt Freunde, die dich anders sehen? Du hast bestimmt Qualitäten, die andere Menschen um dich an dir schätzen? Du weisst bestimmt selbst ganz gut, was du kannst und bist, und schon erreicht hast im Leben? Und ich meine keine grossen Dinge damit! Smile

Ich möchte dich gerne ermutigen, dich von den Aussagen deines Vaters so zu distanzieren, dass sie irgendwann nicht mehr weh tun und keinen Einfluss auf dich haben.
Wenn du kannst, liebe Montecore, dann suche das Gespräch mit fachlich qualifizierten Menschen!

Ich wünsche dir von Herzen, dass du einen Weg findest, damit besser umzugehen. Du hast das ganz bestimmt nicht verdient, was dein Vater zu dir sagt! Es ist gemein, völlig daneben und sollte dich gar nicht beeinflussen!

Ich hoffe, dass du mit meinen Worten was anfangen kannst!

Herzlichst - Petra

neu an Bord! 2 Bonn W, 28

Vielen Dank für eure netten Worte. Das mit der Therapie habe ich mir auch schon überlegft und werde ich wohl auch in Angriff hemne, denn ich denke es ist das einzige, was mir momentan helfen kann! Vielen Dank!

Helferlein 37 Österreich M, 34

Liebe Montecore,

ich kann gar nicht verstehn, wie ein Vater sich so daneben benehmen kann. Ich hoffe, ich krieg das selbst besser hin Wink

Eine Frage stellt sich mir:

Nach meinem zugegeben sehr rudimentären Verständnis der Psychotherapie besteht deren Arbeit in erster Linie darin, dem Patienten klarzumachen, wo die Ursachen für sein Fehlverhalten/empfinden liegen. Soweit bist du ja eigentlich schon. Was danach kommt, war mir noch nie ganz klar, obwohl ich schon öfters Psychologen und Psychotherapeuten darauf angesprochen habe. Du weißt ja, woran es hapert und ziehst sogar den richtigen Schluß auf dein derzeitiges "Fehl-"Verhalten (mangelndes Selbstwertgefühl). Eigentlich müßtest du ja jetzt "nur " noch dein Verhalten ändern Wink

Wie in aller Welt bewerkstelligt das eigentlich der Therapeut. (Die Erklärung sollte sich bitte auf drei bis vier schlüssige Sätzte beschränken - und ja, das ist natürlich ironisch gemeint.)

LG - Kaser

sporadischer Gast 5 Schweiz W, 35

Liebe Montecore
Deinen Beitrag las ich bereits gestern, und er ist mir sehr nachgegangen.
Du schilderst Deinen Vater als übermächtige Figur Deiner Kindheit (in der anscheinend die Mutter kaum Bedeutung hatte), neben der Du Dich bis heute klein, schwach und hässlich, einfach unzureichend fühlst. Du führst seine Missachtung auf Deinen (verheilten!) Körperfehler zurück.
Meine starke Vermutung: wärest Du gesund, sportlich, hyperschlank gewesen: ihm hättest Du dennoch NIE genügt. Das Problem lag und liegt nicht bei Dir, sondern bei ihm. Er hat Dir nicht gegeben, was Du brauchtest - aber nicht, weil Du unvollkommen warst und es nicht verdientest, sondern weil er nichts zu geben hatte. Wie wenig muss er selber in seinem Leben an Lob, Anerkennung und Stärke bekommen haben!
Das alles ist natürlich nur eine These, der Versuch einer Erklärung, ich kann mich auch täuschen, glaube aber aufgrund meiner eigenen Biographie, dass ich richtig liegen könnte.
Du kannst leider nicht ändern, wie Deine Kinderjahre verlaufen sind, Du kannst die Verletzungen nicht ungeschehen machen, nicht die Anerkennung von damals "nachholen". Was Du ändern kannst, ist Deine Einstellung dazu, den Wert dieser speziellen Anerkennung für Dich und vor allem Dein Bild von Deinem Vater.
Schau ihn Dir an mit den Augen der erwachsenen Frau, die Du bist: sieh den selbsthasszerfressenen, liebeleeren und damit letztlich sehr kleinen, machtlosen und auch armen Menschen. So wirst Du Dich selber mit anderen als seinen Kriterien sehen und vor allem irgendwann Deinen Frieden mit ihm machen können.

Das wünsche ich Dir von Herzen
Die Zufallsleserin

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