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87515
sporadischer Gast
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Post Wed, 18.Aug.04, 10:49      ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich hab ein riesen Problem, das mich mit der Zeit fertig macht.

Ich denke, ich bin nicht dumm, habe einen gut bezahlten Job, Frau und Kind und vor kurzem ein Haus gebaut. Also müsste doch alles passen.

Zum eigentlichen Problem. Ich mache im Büro alles, außer meiner Arbeit. Immer wieder finde ich Sachen, die mich abhalten zu arbeiten. Entweder suche ich stundenlang bei Ebay nach irgendwas, was ich eh nicht kauf, mache Onlinespiele, oder surfe im Internet. Wenn ich dann abends aus dem Büro gehe, und darüber nachdenke, was ich tagsüber an Arbeit (nicht) geleistet hab, bin ich wütend auf mich selbst, bekomme Angst, dass es in der Firma jemand merkt und Existenzängste (wenn ich meinen Job verlieren würde, kann ich auch das Haus nicht abbezahlen, usw.). Für den nächsten Tag nehme ich mir dann vor, von morgens bis abends wirklich zu arbeiten. Dann schau ich mal schnell, was die eine aktuelle Auktion bei Ebay macht und schon bin ich wieder für Stunden abgelenkt.

Mein Sachgebiet erledige ich allein und weitestgehend unkontrolliert. Nach außen gebe ich vor unendlich viel Arbeit zu haben, mache 47-48 Stunden die Woche und schiebe wegen beschriebener Probleme trotzdem oder gerade wegen dem einen riesigen Berg unerledigter Arbeit vor mir her. Bis jetzt glaubt mir der Chef dies noch, doch nur wie lange noch?

Ich glaube zwar, ich hab mein Problem erkannt, weiß aber nicht, wie ichs bewältigen kann.

Das Netzwerk betreu ich auch mit, deswegen fällt das mit dem Internetkonsum keinem sonst auf. Auch kann für mich das Internet nicht gesperrt werden, ohne dass ich meinem Chef alles beichten muss, da ich alle (PC-)Berechtigungen und Freigaben habe.

Wenn ich beichte, glaub ich, dass ich gekündigt werde.

Auch wenn ich abends in mein Büro zu Hause geh, um irgendwas zu erledigen, mach ich dann meist was ganz anderes und vieles bleibt tagelang unerledigt.

Kann mir jemand sagen, ob man da mit Psychotherapie helfen kann. Oder bin ich einfach nur ein fauler Hund?
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Nick Shadow
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Post Wed, 18.Aug.04, 11:25      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo,

hm, wenn ich Deinen Bericht lese könnte ich fast meinen, er wäre von mir geschrieben.

Darf ich fragen, wie lang das bei Dir schon so ist? Warst Du früher "eifriger" als heute oder ist das ein langandauerndes Phänomen (so wie bei mir)?

Immerhin habe ich im Internet schon mal einen Begriff für dieses Symptom gefunden: Arbeitsstörung. Es gibt irgendwo einen Bericht über dieses Symptom, welches anscheinend gehäuft in Ärztekreisen auftritt (in einem der beschriebenen Fälle hatte ein Arzt sogar erfundene Diagnosen erstellt, um die Arbeitsstörung zu verbergen).
Falls ich den Text wiederfinde, kann ich den Link hier posten (ist es ok, hier Links zu veröffentlichen)?

Ich bin zwar kein Arzt, aber ansonsten traf die Fallbeschreibung auch ziemlich genau auf mich zu.

Ich selbst bin (wie in einem anderen Beitrag bereits erwähnt) Informatiker, doch eigentlich mag ich meinen Beruf nicht. Deshalb bin ich oft sehr demotiviert und versuche instinktiv, den an mich herangetragenen Aufgaben aus dem Weg zu gehen, bzw. schiebe sie endlos vor mir her. Und um dies zu verbergen, behaupte ich häufig, die Aufgaben wären sehr schwierig, oder es gäbe unvorhergesehene Schwierigkeiten, usw.

Natürlich suche ich auch eine Lösung des Problems, denn so kann es nicht weitergehen. Irgendwann fliegt die Sache auf und dann bekomme ich ernsthafte Schwierigkeiten.

Kennt jemand in diesem Forum vielleicht auch dieses Verhalten und hat es schon geschafft, darüber hinweg zu kommen?

Viele Grüße,
Nick
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87515
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Post Wed, 18.Aug.04, 13:19      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo, ich bin mir eigentlich nicht bewusst, dass ich meinen Beruf nicht mag wegen anderer Interessen, so wie bei dir mit der Musik.

Angefangen hat das vor ca. 3 Jahren, ich stand kurz vor dem Abschluss meines Abendstudiums (Betriebswirtschaft), nebenberuflich, und habe gleich anschließend mit viel Eigenleistung ein Haus gebaut. Anfangs dachte ich, es liegt am vielen Stress, den ich neben der Arbeit noch hatte. Doch nun ist dies seit Monaten vorbei, das Haus ist fertig!

Aber ich bin immer noch der gleiche Idiot. Darf gar nicht dran denken, wenn alles rauskommt .... Arbeit weg .... Haus weg, an dem ich fast 1,5 Jahre jeden Abend und Wochenende gearbeitet habe ... und dann als Folge vielleicht auch meine Frau weg?

Aber obwohl in mir bei diesem Gedanken Bauchschmerzen aufkommen, schreib ich das hier während der Arbeitszeit?!?!?

Ich glaub langsam, ich bin reif für die geschlossene Abteilung. Sad
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Nick Shadow
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Post Wed, 18.Aug.04, 13:59      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo,

genau wie Du schreibe ich auch meine Beiträge während der Arbeitszeit. Und zwar deshalb weil mich während der Arbeit die Situation am meisten quält. Das Lesen und Schreiben in diesem Forum ist sozusagen eine Art von Ventil, um mit meiner niedergeschlagenen Stimmung irgendwie klarzukommen.

Auch ich habe deswegen Existenzängste und ich weiß, dass ich allein aus Vernunftgründen dieses Verhalten abstellen sollte.
Aber ich kann inzwischen kaum noch einen ganzen Arbeitstag überstehen, wenn ich nicht immer wieder ins Internet oder in meine persönlichen Tagträume fliehe. Doch am Abend nach der Arbeit quält mich wieder das schlechte Gewissen wegen der nicht geleisteten Arbeit und ich nehme mir ganz fest vor, am nächsten Tag fleißig zu sein.

Naja, das kennst Du ja, wie dann der nächste Arbeitstag abläuft.

Ich kann mir schon vorstellen, dass sich das Verhalten bei Dir durch Überforderung (Abendstudium, Hausbau) herauskristallisiert hat.
Auch bei mir vermute ich als Ursache die langfristige Überforderung durch einen Beruf, dem ich eigentlich (von meinen Talenten und Veranlagungen her) nicht wirklich gewachsen bin.

Gruß,
Nick
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Daze
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Post Wed, 18.Aug.04, 18:15      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo "Jungs" Wink , hallo zusammen!

Vor ca. vier Jahren hatte ich dasselbe Problem - ich war zwar gern in der Firma, für die ich tätig war und mochte auch meine Kollegen sehr, doch ich fand eine Menge anderer Dinge um meine Arbeit nicht erledigen zu müssen: essen, SMS schreiben (wenn ich allein im Zimmer war), mails schreiben oder Fotos vom letzten Wochenende anschauen, etc.
Mit der Zeit häufte sich meine Arbeit und es wurde ein fast unbewältigbarer Rückstand daraus - den Kollegen erledigen mußten! Das war mir dann doch peinlich und ich bekam ein schlechtes Gewissen!
Vermutlich war der Grund dafür meine Unzufriedenheit mit meinem Leben und meinem Job (ich konnte mir nicht vorstellen, diese Arbeit bis zur Pension zu machen...) - ich beschäftigte mich sogar während der Arbeitszeit mit Dingen wie "Was kaufe ich mir als nächstes?", "Mit wem könnte ich mich nach der Arbeit treffen?", "Wohin gehe ich am Wochenende?". Das klingt alles sehr oberflächlich, ich weiß, aber mir war fast jede Möglichkeit recht die mich von der Arbeit ablenkte.

Vor ein paar Monaten fiel mir auf, dass sich nichts geändert hatte - außer mein Arbeitsplatz... Rolling Eyes Ich versuche immer noch, mich mit Tagträumen usw. abzulenken und kann mich oft nur schwer konzentrieren. Hoffentlich bleibt das nicht so - sonst bekomme ich wieder Schwierigkeiten! Confused

Könnte es sein, dass ihr zwei außer im beruflichen Bereich auch sonst nicht ganz glücklich seid? Bei mir ist es so...


Liebe Grüße,
Daze
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sonnenkind
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Post Wed, 18.Aug.04, 23:16      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr alle!

Wow, wie ich mich in Euren Beiträgen wiederfinde.
Momentan ist es bei mir ganz genau so wie ihr geschrieben habt.
Ich sitze in meinem Büro, gehe ständig in's Internet (überwiegend hier in das Forum), träume vor mich hin usw.
Natürlich arbeite ich schon noch, denn ich muß meine ganze Arbeitszeit aufschreiben, aber ich könnte viel mehr schaffen...
Ich kann mich aber zur Zeit nicht aufraffen, ich denke immer mehr, daß mir der Beruf nicht gefällt und daß ich jetzt einfach schon 12 Jahre im gleichen Büro arbeite, das Betriebsklima wird immer schlechter usw.
Wobei ich mit meiner Gesamtsituation, also auch privat, leider nicht ganz zufrieden bin.
Ich frage mich nur, warum es momentan so schlimm ist in der Arbeit?
Ich war z.B. immer sehr ehrgeizig, hab meine Sachen erledigt, war eine Musterschülerin und jetzt interessiert es mich nicht mehr...
Ich kann nur gut arbeiten, wenn ich unter Druck und Streß stehe, ansonsten arbeite ich total langsam und gelangweilt vor mich hin und lenke mich ständig ab!
Ich habe noch nie in einem anderen Büro/Betrieb gearbeitet, viell. liegt es daran, auch unser Betriebsklima ist nicht besonders gut.
Ab nächster Woche habe ich Urlaub, das ist momentan mein einziges Ziel!!!

LG
Sonnenkind
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Nick Shadow
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Post Thu, 19.Aug.04, 8:03      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo Sonnenkind und Daze,

ja genau, ich kann auch nur unter Druck richtig arbeiten. Ansonsten plätschert die Arbeit dahin, ich komme nur langsam vorwärts, habe einfach keine Motivation. Auch ich bin während der Arbeitszeit häufig im Internet, oder ich träume vor mich hin, überlege, was ich am Abend machen könnte, ...

Daze, Du fragtest, ob wir evtl. auch im sonstigen Leben nicht ganz glücklich seien. Hm, ehrlich gesagt bin ich ausserhalb meines beruflichen Lebens zumindest nicht besonders unglücklich. Ich habe ein paar nette Freunde, eine Beziehung, die nicht kriselt, einige Hobbies, die mir Spaß machen.
Nur die Arbeit bzw. der Beruf passt irgendwie nicht in mein Leben. Er fühlt sich an wie ein Fremdkörper und es kostet mich jeden Tag große Mühe, überhaupt hinzugehen.

Ich habe übrigens schon mehrfach den Arbeitsplatz gewechselt (aber immer denselben Beruf ausgeübt). Doch langfristig gesehen hat es sich bisher eher zum Schlechten geändert, d.h. ich werde von Jahr zu Jahr lustloser und unmotivierter.

Gruß,
Nick
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87515
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Post Thu, 19.Aug.04, 9:41      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo zusammen,

hab noch was verschwiegen Wink Wurde vor ein paar Tagen ins Krankenhaus eingeliefert mit Taubheitserscheinungen und Kribbeln Beide Füße bis Knie, beide Hände bis Ellbogen, Kribbeln auf der Stirn, leichtes Fieber. Doch die sehr ausführlichen Untersuchungen ergaben nichts. Nach einem Tag war alles wieder weg, ohne Behandlung. Der Arzt meinte, vielleicht liegt’s am Stress. Question Ich hielt mich bis dahin fast für unbesiegbar Embarassed

Seitdem habe ich viel nachgedacht, erste Erkenntnisse hab ich dann hier im Forum geschrieben. Die sind mir vorher nie so richtig bewusst geworden, oder wurden verdrängt, wer weiss?

@Daze
Quote:
Könnte es sein, dass ihr zwei außer im beruflichen Bereich auch sonst nicht ganz glücklich seid? Bei mir ist es so...

Du hast eigentlich recht. Da ich bisher immer meine Frau für die labilere Seele gehalten haben, habe ich ihr von meinen Problemen nichts erzählt, um sie nicht noch mehr zu belasten. Sie hat mit ihrer Verwandschaft Rolling Eyes schon genug Probleme.

Ich glaub ich bin soweit, dass ich mir einen Therapeuten suche.

Weiß jemand, wie das in Deutschland läuft? Erst Hausarzt? gesetzliche KK?
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prem
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Post Thu, 19.Aug.04, 10:48      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

@87515

alle wichtigen Infos wie immer hier:
http://www.psychotherapiepraxis.at/index.phtml
(in Deutschland stehen Dir fünf Probe(therapeutenfinde)stunden zur Verfügung, die die Kasse anstandslos übernimmt)

@all
Ja, so manches Mal kämpfe ich auch mit diesem Phänomen (so wie jetzt zum Beispiel Donnerstag Mittag kurz vor zwölf). *seufz* Der Kopf ist so voll...

Gruß

prem

_________________
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rheinwald
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Post Thu, 19.Aug.04, 12:25      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich kenne das Problem und habe mich in dem Geschriebenen wiedergefunden. Auch mit geht es so. Ich vertrödel den ganzen Tag und weiß hinterher nicht, was ich eigentlich gemacht habe. Ich habe versucht, der Sache auf den Grund zu gehen. Ist mir allerdings bisher noch nicht gelungen. Eigentlich arbeite ich gern. Ich bin selbständig und alleine im Büro. Bin ich unter Menschen, dann arbeite ich die Sachen schon weg. Ich bin wohl einfach faul. Aber warum? Früher war die Arbeit in normaler Geschwindigkeit zu schaffen, man konnte die Arbeit auf Richtigkeit überprüfen. Heute muß alles viel schneller fertig werden, so daß man das Gefühl hat, man arbeitet zu langsam. Durch das schnelle "Wegarbeiten" passieren Fehler.

Allerdings bin ich derzeit nicht in der Situation, daß ich unter zu viel Arbeit leide. Eher im gegenteil. Doch das animiert noch mehr dazu, nichts zu tun, und alles auf den nächsten Tag zu schieben. Ich glaube nicht, daß ich ärztliche Hilfe brauche. Ich bin eher der Meinung, daß ich meine eigene Faulheit bekämpfen muß. Nur wie?

Wer Ratschläge hat, soll sich doch bitte melden.

Viele Grüße

Rheinwald
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Kapha
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Post Thu, 19.Aug.04, 19:00      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Ja, auch ich kann mich im Geschrieben wiederfinden Confused.

Bei mir kommt noch hinzu, dass ich Studentin bin und außerdem allein wohne. Ich sitze manchmal den ganzen Tag vorm PC, surfe diverse Foren ab, lern quasi amazon.at auswendig...! Wenn ich lernen muss oder Arbeiten abgeben, schaffe ich das quasi am letzten Drücker gerade noch. Ich nehme mir seit Anfang August vor, langsam alles zu erledigen, was ich bis Anfang Oktober zu erledigen habe, aber bisher hab ich noch nichts.

Was mir manchmal hilft, ist mir eine Liste zu machen und alles, was ich erledigen will/muss, aufzuschreiben. Dabei räume ich mir genügend Pausen ein, da ich ja weiß, dass ich keine drei Stunden bei einer Sache bleibe. Hört sich vielleicht komisch an, aber bei mir funktioniert es meistens, weil scheinbar meine Motivation größer ist, wenn ich eine Liste unerledigter Dinge bildlich vor mir habe (quasi als Deadline oder so).

Bei mir persönlich glaube ich, dass es Faulheit kombiniert mit Fadheit und eventuell leichtem Konzentrationsmangel ist. Oder könnte hier etwas "ernsthaftes" dahinterstecken?
Es ist nämlich so, dass mich mein Studium total interessiert, ich brenne manchmal regelrecht darauf, mich mit bestimmten Themen näher zu befassen bzw. sie zu lernen. Aber dann fehlt mir halt doch die Motivation, endlich anzufangen...
Oder ich freue mich auch immer voll, wenn meine Wohnung sauber und aufgeräumt ist, aber ich schaff es einfach nicht, mich zur Hausarbeit zu motivieren bzw. auch nur den Geschirrspüler einzuräumen.

Wie gesagt, ich probiere daran zu arbeiten, indem ich mir wichtige Dinge einfach aufschreibe und die Liste dann "abarbeite" ... ich bin aber für andere Tipps bzw. Ideen, was die Ursachen sein könnten, sehr dankbar Smile.

AllesLiebe.me
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zeruya
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Post Fri, 03.Sep.04, 18:30      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo,

mir ging/geht es ähnlich. Ich profitiere noch sehr von meinem früheren Ruf als zuverlässige und gewissenhafte Mitarbeiterin. Oder ich bin besonders geschickt im Vertuschen und Vortäuschen von Betriebsamkeit und Fleiss. Ich arbeite derzeit im Schnitt weit unter meinen Möglichkeiten, schiebe immer wieder hinaus und halte Termine nur mit sehr viel Mühe, manchmal auch eben nicht und ich muss auf Zeit spielen.

Es wird langsam wieder besser, immer noch nicht zufriedenstellend, aber immerhin besser. Ich versuche momentan, auch mit kleineren Erfolgen/Abschlüssen zufrieden zu sein und erlaube mir da auch, mir persönlich ein Lob auszusprechen, auch wenn es objektiv noch lange nicht dem entspricht, was ich leisten könnte.

Das ist insgesamt gesehen ein echtes Problem, ich bin ganz froh, dass ich mal von anderen lesen darf, die das zugeben. Ich halte das für eine Art Kreislauf, in dem hinein geraten kann und der nur schwierig wieder zu durchbrechen ist. Bei mir hat es ziemlich eindeutig in Zeiten einer persönlichen Krisensituation angefangen. Mir ging es privat nicht sehr gut und ich konnte mich kaum konzentrieren wegen anderer belastender Dinge, die in meinem Kopf herum gingen.

Die Krise ist vorbei, auch schon etwas länger, manche Gewohnheiten aus dieser Zeit sind einfach noch da. Einmal festgestellt, es merkt eh kaum jemand, ob ich mich voll einbringe in meinen Berufsalltag, oder ob ich das lasse, macht es nicht leicht, wieder eine Motivation herzuzaubern. Bis zu einem gewissen Grad kann ich da auch dem Arbeitgeber, bzw. meinem Chef anlasten, dass er es nun wahrlich nicht gerade beherrscht, seine Mitarbeiter zu motivieren. Natürlich kann das nicht alles sein, schliesslich bin ich in der sehr privilegierten Lage, weitgehend selbständig arbeiten zu dürfen. Alles, was ich an Ergebnissen erziele, kann ich auch nach aussen als eigenen Erfolg darstellen und eventuelle Loorbeeren also auch selbst einheimsen. Die Motivation ist also meine Sache und meine Verantwortung.

Ich bin also zur Zeit dabei, mir eine Strategie zu überlegen, das zu durchbrechen. Ob das wirklich erfolgreich ist, weiss ich noch nicht, es wird halt besser, Teilerfolge sind immerhin zu verzeichnen.

Ich versuche, wenn es irgendwie geht, Kollegen in meine Arbeit einzubeziehen. Ich erzähle ihnen etwas oder ich frage um Rat oder ich bitte um Beurteilung meiner Arbeit. Das motiviert und kurzfristige Arbeitsziele kristallisieren sich besser heraus und es macht einfach mehr Spass, wenn jemand Anteil nimmt.

Ich versuche auch, nicht immer gleich das Gesamtbild all meiner Pendenzen und unerledigten Dinge im Kopf zu haben, sondern schiebe bewusst erstmal alles weg, um mich nur auf eine Sache zu konzentrieren, das funktioniert in der Regel besser, als gleich wieder vor einem Riesenberg zu stehen und wegen vermeintlicher Unmöglichkeit, das alles noch zu erledigen, zu kapitulieren.

Drittens, und vielleicht auch als wichtigsten Punkt, sehe ich es als Zeichen für eine absolut notwendige Veränderung. Das muss nicht schlagartig und unüberlegt sein, es kann auch ein längerfristiges Ziel sein, berufliche Veränderung ist angesagt. Ich habe meine Arbeitszeit reduziert und konzentriere mich in der neugewonnen Freizeit auf das Lernen einer neuen Sache. Ebenso versuche ich, privat Veränderungen herbeizuführen, ich baue Interessen aus, strebe eher eine Art Spezialisierung an, anstatt mich alle zwei Tage für etwas Neues zu interessieren und da genauso schnell wieder fallen zu lassen.

Auf das es hilft!

Viele Grüsse an die anderen "faulen Säcke"

zeruya
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Nick Shadow
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Post Tue, 07.Sep.04, 8:19      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo Zeruya,

Du schreibst, Du bist gut im Vortäuschen von Fleiß? Witzigerweise ist das bei mir so ähnlich. Auch bei mir dauert es immer recht lange, bis die Kollegen drauf kommen, dass ich gar nicht viel arbeite. Ausserdem mache ich immer einen recht kompetenten Eindruck (mir ist es ein Rätsel, woher das kommt, weil ich mich ausgerechnet in meinem Beruf - der mich eigentlich nicht interessiert - nicht besonders gut auskenne).

Bei mir steckt - so glaube ich - auch noch was anderes dahinter. Hinter meiner beruflichen Zurückhaltung steckt das Verlangen, diesen Beruf endlich an den Nagel hängen zu können. Ich will es mehr oder unbewusst nach aussen zeigen, dass ich das alles nicht mehr machen will. Denn langfristig sehe ich keine Zukunft für mich in diesem Beruf. Eine Veränderung ist wohl unvermeidbar.

Allerdings muss dieses Aufschiebeverhalten noch andere Ursachen haben, weil es auch in anderen (ausserberuflichen) Bereichen auftritt. Hier bedaure ich es besonders, weil ich mir damit immer wieder selbst ein Bein stelle.
Beispielsweise würde ich sehr gerne ein Musikinstrument erlernen. Und obwohl ich nichts lieber täte als das, schiebe ich das Üben von einen Tag auf den nächsten. Und so sind meine Fortschritte recht bescheiden.
Hier kann ich mein eigenes Verhalten nicht verstehen.

Genau dies ist auch meine größte Sorge: ich befürchte, dass mir die Aufschieberei auch bei meinen Berufswechselplänen im Weg steht. Dass ich auch hier wieder alle Aktivitäten so lange vor mir herschiebe, bis alles zu spät ist.

Inzwischen habe ich schon ein wenig im Internet recherchiert und festgestellt, dass es sich durchaus um ein weitverbreitetes Problem bei vielen Menschen handelt. Es gibt sogar einen (etwas gefährlich klingenden) Fachbegriff: Prokrastination. Wörtlich bedeutet das wohl "Vertagung auf morgen".
Doch leider konnte ich noch keine vernünftige Lösungsmöglichkeiten entdecken.

Vielleicht können wir hier in diesem Thread auch ein paar Lösungsvorschläge zusammentragen?

Viele Grüße,
Nick
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zeruya
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Post Tue, 07.Sep.04, 17:02      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo nick,

wie so oft im Leben, gibt es da keine Patentlösung für unser Problem, befürchte ich. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als mit dieser unserer Unzulänglichkeit zu leben, möglicherweise findet sich ja ein Weg damit versöhnlicher um zu gehen oder schrittweise kleine Verbesserungen zu etablieren.

Eine Umschulung, bzw. ein neuer Job, kann natürlich eine Lösung sein, ich würde mir aber auch da keine Wunder erwarten. Es fällt mir doch einigermassen schwer zu glauben, dass sich da plötzlich eine Kehrtwendung um 180 ° einstellt und alles leicht von der Hand geht. Zumal, wie du auch schon erkennst, der Weg dahin schon mit grösseren Motivationsschwierigkeiten behaftet ist.

Das primäre Problem ist vermutlich nicht der Job. Es gibt ganz sicher sehr viel mehr Menschen, die ihren Job hassen als welche, die ihn lieben und gern machen. Es gibt unter all diesen Menschen, die ihren Job entweder hassen oder lieben, wiederum sehr viele, die ihn auch nur mittelmässig bis schlecht ausführen.

Wie ist also die Lage? Ich mag meinen Job nicht besonders und ich bin nicht besonders gut darin, ich kann, wenn es denn sein muss, in relativ kurzer Zeit annehmbare Ergebnisse bringen, die immerhin soweit in Ordnung sind, dass ich nicht rausgeschmissen werde. Na und? Damit gehöre zur Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung, macht ja eigentlich nichts. Ich kann mir nun keine Passion herbei reden oder erzwingen, die ist da oder nicht, also was soll`s.

Die Frage ist doch nun, warum lassen wir uns von der Tatsache, eigentlich ganz normal und im Durchschnitt zu sein, so fertig machen, dass es Auswirkungen hat auf das Privatleben, auf Hobbies und überhaupt Dinge, die uns ganz eindeutig Spass machen.

Vielleicht ist es ja Überforderung? Überzogene Ansprüche an sich selbst. Meine Eltern haben sehr viel ihres Selbstverständnisses daraus bezogen, dass sie ihr gesamtes Arbeitsleben so gut wie nie krank waren, sich vielleicht in fiebrigem Zustand noch zur Arbeit geschleppt haben und immer fleissig waren. Was haben deine Eltern dir vorgelebt?

Vielleicht ist es auch Unterforderung? Vielleicht fehlt Herausforderung, die Arbeit ist zu leicht? Ein gewisser Kick oder Anspruch lässt sich durchaus durch Herauszögern bis zum letzten Moment erzielen. Vielleicht bist du gar nicht mittelmässig, sondern sehr gut, wenn man mal das Verhältnis von Aufwand zu Ergebnis betrachtet?

Und vielleicht sollten wir eher versuchen, uns frei zu machen vom Anspruch, unbedingt einen tollen, befriedigenden und erfüllenden Traumjob haben zu müssen, haben die meisten anderen auch nicht. Und die, die das behaupten, könnten problemlos lügen oder beschönigen.

Ich für meinen Teil gehe jetzt nach Hause, natürlich schreibe ich diesen Text im Büro, und natürlich hat mich das wieder wunderbar von einer anderen Sache abgelenkt, die ich jetzt mit gutem Gewissen auf Morgen verschiebe! Weil Morgen will ich ganz früh anfangen und den ganzen Tag intensivst arbeiten, eh klar…

Optimistische Grüsse

zeruya
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Post Wed, 08.Sep.04, 8:24      Re: ich mach alles, bloß nicht meine Arbeit. Reply with quoteBack to top

Hallo zeruya,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Allerdings glaube ich trotzdem, dass ich mit vielen anderen Berufen wesentlich weniger unzufrieden wäre. Immerhin finde ich kaum irgendwelche Tätigkeiten so langweilig und uninteressant wie das Administrieren von Computern. Und da es mich so sehr langweilt, bin ich auch schlecht (vor allem, weil mir die Kenntnisse fehlen. Und die fehlen mir wiederum, weil ich keinerlei Interesse für die entsprechende Fachliteratur aufbringen kann. Ein Computerfachbuch zu lesen finde ich enorm ermüdend und anstrengend).
Inzwischen kennen sich hier im Betrieb die meisten Praktikanten besser aus als ich. Denn denen macht die Sache Spaß, sie bauen sich sogar zuhause noch eigene Rechnernetze auf und eignen sich dabei viel Fachwissen an.
Ich hingegen habe - ehrlich gesagt - noch nie eine Festplatte oder sonstige Computerbauteile ein- oder ausgebaut. Und jeden Tag habe ich Angst davor, dass man auf meine gravierenden Wissenslücken stößt.
Es ist einfach diese Angst, endgültig zu versagen, die mein Berufsleben so stressig macht.

Insbesondere in der Informatik tummeln sich sehr viele hochmotivierte Menschen, die sich auch in ihrer Freizeit nichts anderes vorstellen können, als an ihren Computern herumzubasteln. Und mit denen werde ich NIE ernsthaft konkurrieren können.
Ausserdem bin ich - im Gegensatz zu meinen Kollegen - überhaupt kein Technikfreak. Ich habe kein Handy, keinen Palmtop, kein Fax, etc. Irgendwie fehlt mir einfach das Gen, um ein guter Ingenieur sein zu können.

Hm, eigentlich möchte ich nur einen Job, in dem ich gute Arbeit leisten kann. In dem ich kein "Minderleister" bin. Ein Job, der mir nicht meine ganze Energie absaugt.

Darf ich denn fragen, in welchem Berufszweig Du tätig bist?

Viele Grüße,
Nick
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