plötzliche Vatergefühle...

sporadischer Gast 13 nrw W, 47

Hallo,
vielleicht kann mir jemand einen Rat geben. Mein Mann hat eine inzwischen 20 jährige außereheliche Tochter, für die er zwar regelmäßig zahlt, zu der er aber keinen Kontakt hatte. Die Mutter des Mädchens wollte den Kontakt zwar immer wieder durch Anrufe oder Briefe erzwingen, stieß aber bei meinem Mann auf Widerstand. Darüber lernte er mich kennen, wir heirateten drei Jahre später und bekamen 4 Wunschkinder, die mittlerweile zwischen 7 und 15 Jahre alt sind. Die erste Tochter meines Mannes meldete sich nun brieflich und mein Mann willigte spontan - und überaus erfreut - einem Treffen zu, welches in ein paar Tagen stattfinden soll.
Bei mir beobachte ich nichts als Angst. Ich kann den Wunsch des Mädchens, ihren Vater kennen zu lernen, verstehen, habe aber Angst vor den plötzlichen Vatergefühlen meines Mannes, der sehr froh und gespannt diesem Treffen gegenüber steht. Ich mache mir Sorgen, dass er nun "auf zwei Hochzeiten tanzt".
Lg girasole

Helferlein 51 Österreich-Wien W, 14

Hallo girasole

Ich finde deine Angst, das dein Lebensgefährte nun auf "zwei Hochzeiten tanzt" nicht nötig.
Es wäre doch schön, wenn er sich nun um seine außerehliche Tochter kümmert. (meiner Meinung nach)
Vielleicht könntest du sie ja auch kennenlernen und sie auch wie deine eigene Tochter behandeln. Man muss ja dazu sagen, das dieses Mädchen wahrscheinlich keine "richtige" Familie hat. Naja, die leibliche Mutter nur. So musste sie auf etwas verzichten, auf das viele Kinder nicht verzichtet haben- auf einen Vater. Und das nimmt, wie ich einmal vermute, sehr mit, wenn alle Kinder von dem ach-so-tollen Dad erzählen.
Ausserdem glaube ich doch, Vatergefühle wären nicht so schlimm. Schließlich würden diese Gefühle ja nur seiner Tochter gelten, und nicht deren Mutter.

Na gut, mehr kann ich auch nicht schreiben ;O)

Gr33tinGz Chiby

Guest W

hallo girasole,

kann es eigentlich nicht nachvollziehen, was dich stört. das ist die tochter deines mannes und wenn du verlangst, er solle sich seinen kindern, die er mit dir hat, gegenüber väterlich verhalten - aber seine tochter von einer anderen frau ignorieren - ist das eigentlich eine sehr besitzergreifende haltung.
weißt du, was in dem mädchen vorgeht?
was heißt "auf zwei hochzeiten tanzen"? das hat er ja wohl schon gemacht und sich dennoch seiner verantwortung menschlich entzogen. mir würde das nicht gefallen. ich würde mich eher freuen, wenn er endlich einsieht, dass er auch noch ein weiteres kind hat.

Quote:

Die Mutter des Mädchens wollte den Kontakt zwar immer wieder durch Anrufe oder Briefe erzwingen, stieß aber bei meinem Mann auf Widerstand

hast du das gutheißen können? kommt mir ein bisschen so vor wie "aus den augen, aus dem sinn". das ist aber keine adäquate einstellung für einen vater.
würdest du dich freuen, wenn ihr euch trennen würdet und er die kinder mit dir einfach so weg schiebt?

lg
jeannie

sporadischer Gast 13 nrw W, 47

Hallo Chiby und Jeanny,
ich danke euch für eure Antworten.
Ihr habt vollkommen Recht, mein Verhalten bzw. meine Gefühle hören sich sehr hartherzig an. Ich will das eigentlich auch gar nicht und kann das Mädchen sogar sehr gut verstehen. Was ich nicht verstehe, ist die plötzliche Reaktion meines Mannes, der sich nun nicht nur um seine Tochter kümmert, sondern - wie mir scheint - sie auf einmal sehr liebt und durch ständige Briefe, Anrufe, Treffen alles dafür tun will, die Vergangenheit rückgängig zu machen. Mit diesen sehr intensiven Gefühlen, die er für seine Tochter empfindet, und damit verbundenen Heimlichkeiten mir gegenüber, komme ich nicht zurecht. So sitzt er lange am Schreibtisch, um - wie er sagt - unerledigte Arbeit fertig zu machen, schreibt aber, wie ich durch Zufall gemerkt habe, lange Briefe an sie.
Das genau, diese Reaktion meines Mannes, ist es, die mich stört und mich verletzt. Ein gemeinsames Treffen mit mir lehnt er mit der Bemerkung, er müsse sie erst selbst besser kennen lernen, ab, so dass es vorerst gar nicht zu der Begegnung mit seiner Tochter kommen kann.
Lg girasole

Helferlein 51 Österreich-Wien W, 14

Liebe Girasole

Wenn du damit ein problem hast, denke ich persönlich, das du ihn damit konfrontieren solltest. Vielleicht kann er deine Zweifel und Ängste verstehen, und ihr könnt (so wie ich hoffe) das verhältnis zwischen der Tochter, seiner Frau und ihn gemeinsam klären.

Gr33tinGz Chiby

Moderatorin 606 Deutschland, NRW W, 28

Hallo girasole2004,

ich frage mich auch, wieso du meinst, dass er auf "zwei Hochzeiten" tanzt, wenn er seine Tochter kennenlernt. Oder wieso es schlimm ist, wenn er Vatergefühle für sie empfindet. Ist das eine Gefahr für dich oder deine Kinder mit ihm? Diese Tochter kann dir oder deinen Kindern doch nichts wegnehmen.

Ich bin da auf der anderen Seite des Ganzen, denn ich bin eine Tochter, die gerne Kontakt mit ihrem Vater gehabt hätte, aber die Gelegenheit dazu nicht hatte. Die neue Frau meines Vaters war nämlich immer dagegen. So kommt mir deine Haltung natürlich sehr bekannt vor. Auf der anderen Seite aber verstehe ich diese Haltung auch überhaupt nicht.

Denn ich als Tochter habe nichts gegen die neue Frau meines Vaters und weiß nicht, wieso sie böse mir gegenüber ist, obwohl sie mich gar nicht kennt.

Ich denke mir jedenfalls, dass die "Heimlichkeiten", die du jetzt empfindest, keine Heimlichkeiten sein müssten, wenn du mit ihm offen darüber sprechen würdest. Wenn du ihm zeigen würdest, das es kein Problem ist, wenn er Kontakt zu seiner Tochter hat. Denn so wie es sich anhört, hast du ja ein Problem damit. Darum ist es ganz natürlich, dass er das heimlich tut. Ich kann das verstehen, da ich in diesem Problemgeflecht auch stecke. Ich als Tochter hätte es schön gefunden, wenn seine Frau mir gezeigt hätte, dass sie mich respektiert und anerkennt und mich nicht als negatives Anhängsel seinerseits sehen würden.

Viele Grüße demnach von der Kleinen Fee... Wink

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

du hast eigentlich keine Angst vor der Tochter sondern vor der Ex, stimmts?
Aber wenn er so lange den Kontakt verweigert hat WEGEN dieser Frau, warum hast du dann jetzt Angst davor dass sie wieder wichtig werden könnte?

Hast du ihn mal gefragt, ob er den Kontakt zur Tochter gehalten hätte, wenn die Ex dabei außen vor gewesen wäre? Wenn es ohne sie ablaufen hätte können, er ihr nicht begegnen und nicht mit ihr sprechen hätte müssen?
Könnte doch sein dass die Liebe zu seiner Tochter nicht stark genug war, um diese Frau zu ertragen...für eine Mutter unvorstellbar, ich weiss. Aber für einen Vater?

sporadischer Gast 13 nrw W, 47

Hallo Chiby, kleine Fee und Incah

erst einmal vielen herzlichen Dank für eure Antworten. Ich versuche mal, darauf einzeln zu antworten:

Liebe Chiby,
konfrontiert mit meinen Problemen und Ängsten habe ich meinen Mann, er kann das allerdings nicht nachempfinden und reagiert - vielleicht gerade aus diesem Unverständnis heraus - mit Heimlichkeiten, die wiederum mich verletzen.

Liebe Kleine Fee,
danke dir, dass ich durch deine Zeilen auch mal die "andere Seite" höre.
Verstehe mich nicht falsch, ich habe keineswegs etwas gegen seine Tochter, die ich ja nicht einmal kenne, sondern ich war sogar anfangs diejenige, die wollte, dass er diesen Kontakt hat. Er hat das strickt abgelehnt und ich habe lange versucht, ihn doch davon zu überzeugen, das Kind kennenzulernen. Dann war jahrelang nichts - außer Versuchen seitens der Mutter, ihren Ex wiederzugewinnen - und nun die in meinen Augen zu plötzlich auftretenden Vatergefühle. Diese Tochter nimmt mir und meinen Kindern nichts weg, das ist richtig, aber mein Mann verlangt durch den Wunsch nach Kontakt zu ihr sehr viel von uns: so ist er, der beruflich ziemlich eingespannt ist und unter der Woche kaum Zeit für die Familie hat, in seiner Freizeit (sprich am Wochenende) einen Tag mit ihr zusammen, den unsere Kinder gerne mit ihm verbringen würden.

Liebe Incah,
vielleicht hast du Recht und meine Angst ist keine Angst vor der Tochter, sondern vor der Ex meines Mannes, die wirklich penetrant über Jahre hinweg versucht hat, ihn zurückzugewinnen. Es stimmt auch, er sagte es zumindest, dass er den Kontakt zur Tochter hätte gehalten, wenn nicht zwangsläufig die Mutter mit ins Spiel gekommen wäre. Dennoch fühle ich mich verletzt und ich weiß auch, dass es rational nicht zu begründen ist, aber es trifft mich eben sehr stark, wenn ich ein Wochenende, welches wir hätten gemeinsam verbringen können, ohne meinen Mann verbringe, weil er seine Tochter besucht.

Lg Girasole

Guest W

hallo girasole,

Quote:

Es stimmt auch, er sagte es zumindest, dass er den Kontakt zur Tochter hätte gehalten, wenn nicht zwangsläufig die Mutter mit ins Spiel gekommen wäre.

tja - das mag schon sein. aber man (auch mann) muss schon ein bisschen was dem entgegen zu setzen haben, finde ich. vor allem, wenn es um das eigene kind geht. so seh ich das halt. und wahrscheinlich seine tochter auch.
wenn du dir unsicher bist, ob er nicht auch noch gefühle seiner ex-frau gegenüber empfindet, dann vertraust du ihm eigentlich nicht wirklich. aber es ist nicht dein "fehler". vielleicht ist es auch so.
ich sehe diese situation für euch alle jedenfalls als chance, alles endlich zu klären.

lg
jeannie

sporadischer Gast 13 nrw W, 47

Liebe Jeannie,
danke dir für die schnelle Antwort Smile

,
es mag sein, dass ich ihm in diesem Punkt nicht vertraue;

Jeannie wrote:

wenn du dir unsicher bist, ob er nicht auch noch gefühle seiner ex-frau gegenüber empfindet, dann vertraust du ihm eigentlich nicht wirklich.

was mir sehr zu schaffen macht, denn fehlendes Vertrauen ist ja eigentlich keine Basis für eine Partnerschaft. Vielleicht liegt es auch an dieser Frau, die ich kennengelernt habe und die kein Mittel gescheut hat, meinen Mann wiederzugewinnen.
Vielleicht sollte ich zum besseren Verständnis dieser Frau noch erwähnen, dass damals, als sich mein Mann von ihr getrennt hatte, er noch nichts von der Schwangerschaft wußte und dass die Frau ihn auch insofern belogen hatte, als sie ihm erzählt hat, sie nähme die Pille, was keineswegs der Fall war. Sie wollte schwanger werden, ohne meinen Mann, d.h. ihren damaligen Freund, überhaupt davon in Kenntnis zu setzen.
Lg girasole

Guest W

liebe girasole,

ich denke, du musst mit deinem mann erstmal reinen tisch machen. das verhältnis zu seiner tochter wühlt da einiges auf, ist mir schon klar.
aber da hängt ein mensch dran - das solltet ihr nicht so einfach abtun.
die mutter mag ein miststück gewesen sein - aber ihre tochter kann nichts dafür!
lg
jeannie

sporadischer Gast 13 nrw W, 47

Liebe Jeannie,
du hast Recht, die Tochter kann absolut nichts dafür und das sage ich mir auch immer wieder, dennoch empfinde ich Angst, gegen die ich - momentan - nicht ankomme und die ich auch nicht logisch erklären kann. Vielleicht einfach deshalb, weil ich befürchte, dass nun das ganze Theater, was sich so zwischen meinem Mann und seiner Ex abgespielt hat und von dem ich ja auch nicht ausgenommen war und unter dem ich sehr gelitten habe, von vorn beginnt?
Lg girasole

Guest W

liebe girasole,
nein - du solltest dich nicht fürchten. er ist dein mann und ihr habt ein langes gemeinsames leben miteinander.
ich glaube auch nicht, dass er davon abrücken will.
aber sei ihm doch freundin und versuch ihn zu verstehen. ich find's so gut, dass er endlich auch seine "andere" tochter denkt. das ist ein gewinn! ich glaube auch nicht, dass du irgendwas zu befürchten hast bezügl. seiner ex-frau. lass ihn doch und unterstütze ihn dabei, seine tochter - das ist ja auch eines seiner kinder - zu sehen. das mädchen ist wirklich arm dran. sie selbst kann nichts dafür, dass er ihr vater ist. aber er ist es.
wenn du ein herz und gefühl hast - verdirb es ihm und ihr nicht! es ist schwer für dich - keine frage. da taucht plötzlich eine vergangenheit auf,die du nie wolltest. aber sie ist nun mal realität. nimm sie an.
ihr werdet euch alle damit besser fühlen, davon bin ich überzeugt.
lg
jeannie

sporadischer Gast 13 nrw W, 47

Liebe Jeannie,
danke dir für die Zeit, die du dir nimmst, um mir auf meine Probleme zu antworten.
Ich hoffe, du hast Recht und wir werden uns wirklich besser fühlen... im Augenblick kann ich das noch garnicht so recht nachempfinden.
Lg girasole

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

wie steht denn die Tochter zu dem ganzen? Ich meine, die ist jetzt 20...wäre es ihr recht wenn ihr Vater mit ihrer Mutter zusammenkommen würde? Oder sind ihr die Aktionen ihrer Mutter vielleicht sogar peinlich?

Ich würde aber schon drauf bestehen dass bei den nächsten Treffen du dabei sein kannst. Damit sie sehen kann dass ihr jetzt ein Paar seid, dass es euch nur im Doppelpack gibt. Und dass du sie auch gern kennenlernen willst, in euer Leben integrieren willst und willkommen heisst. Du willst ja nicht die böse Stiefmutter sein.

Vielleicht ist es anfangs hart, aber versuch wirklich konsequent die Tochter von der Mutter zu trennen.

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