Völlige Trägheit und ein Haufen von Problemen

sporadischer Gast 6 Osteuropa M, 32

Hallo!

Ich bin zur Zeit fix und fertig ... muss mir einfach mal alles von der Seele schreiben ... vielleicht weiß jemand Rat.

Ich bin Deutschlehrer in Osteuropa, lebe jetzt schon seit einem Jahr hier. Ich komme aus Norddeutschland. Es ist mein zweiter Beruf; ursprünglich bin ich evangelischer Theologe, wollte aber nicht Pfarrer werden, erstens weil ich starke Glaubenszweifel hatte, und zweitens weil mir vor 5 Jahren endlich eingestanden hatte, dass ich schwul bin. Habe ein Aufbaustudium gemacht und habe eine Zweijahresstelle bekommen. Was danach aus mir wird, weiß ich auch noch nicht.

Das erste Jahr war super. Ich habe mit einem anderen Deutschen eine WG gegründet, habe mit meinem Ex-Freund in Deutschland noch einmal versucht, eine Beziehung aufzubauen, kam mit der Arbeit klar (für die ich nur halb qualifiziert bin, weil ich kein Germanist bin).

Anfang Juni begannen die Katastrophen. Mein Freund in Deutschland hatte plötzlich doch kein Interesse mehr an mir und hat unsere Urlaubspläne durchkreuzt - ich bin aus gigantischem Liebeskummer in ein riesiges Loch gefallen. Dann gab's plötzlich Stress auf der Arbeit. Und dann die Sache mit der WG: mein Mitbewohner will mit seiner Freundin zusammenziehen und ich habe "großzügig" gesagt, dass ich ausziehe ... (vielleicht, um ihn nicht als Freund zu verlieren, aber im Moment ist er in Urlaub und lässt mich mit den Wohnungproblemen alleine)

Den ganzen Juli über war ich in Deutschland und war nur nervös. Habe über meine Zukunft nachgedacht (als Deutschlehrer für Ausländer verdient man kaum genug, um den Lebensunterhalt zu bestreiten) und konnte mich weder erholen noch mich auf irgendwelche Arbeiten konzentrieren. Habe viel mehr geraucht als sonst - und das hält bis heute an (ca. 2 Schachteln am Tag). War total depressiv und habe nicht alles erledigt, was ich in D. hätte erledigen wollen. Habe irgendwie schon alles aufgegeben.

Dann kam ich jetzt letztes Wochenende wieder hierher und habe mich auf die Wohnungssuche gemacht. War ziemlich erschöpft und habe den größten Fehler meines Lebens gemacht: Ich habe in einer Alles-Egal-Haltung eine Wohnung gemietet, die mir eigentlihc nicht gefällt, die auf den zweiten Blick so einige kleine "Löcher" hat (es könnte sogar sein, dass es durchregnet), die nicht die Sicherheit bietet, die in diesem Land eine Wohnung für Ausländer haben muss und habe einen Vertrag für ein Jahr unterschrieben ... Keine Ahnung, warum ich das gemacht habe, es war ein ganz blöder Moment, und ich hätte mir viel mehr Zeit zum Suchen nehmen sollen.

Zu den Depressionen von vorher kommen jetzt lauter Ängste, dass ich ausgeraubt werde, dass die Wohnung im Winter zu kalt sein wird usw. Ich müsste eigentlich umziehen, aber ich habe keine Kraft. Mir ist die Sache auch peinlich. Seit drei Tagen sitze ich nur och in der alten Wohnung und grübele, rauche, surfe im Web. Und ich hätte soooo viel zu tun - aber ich kann nichts machen. Bin total gelähmt.

Ich frage mich, ob ich versuchen soll, aus dem Vertrag rauszukommen (unwahrscheinlich, ich Idiot habe für ein Jahr unterschrieben - so lange werde ich ja auch noch hier bleiben), habe Zweifel an der Seriosität der Vermieterin, kann kaum noch schlafen (nur mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln - das geht seit Juni schon so). Das erste Jahr fing so gut an, und jetzt geht es mir total dreckig. Selbstmordgedanken kommen tatsächlich auch auf, aber ich will leben, ich will einfach nur die Probleme gelöst kriegen und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich fühle mich total hilflos und alleine und will meinen wenigen Freunden hier auch nicht alle meine Probleme aufbürden.
Sad

Psychologische Hilfe wäre schon schön, aber hier erst einmal wen finden, der Deutsch oder Englisch kann - die Landessprache spreche ich halbwegs (für Organisatorisches genügt es), aber für vieles andere reicht es eben nicht.

Bin total am Ende und kaputt!

Helferlein 58 W, 37

sorry, wenn ich deine immunität durchkreuze, aber in welchem land lebst du zur zeit?

sporadischer Gast 6 Osteuropa M, 32

Ich lebe in Rumänien.

Nicht, dass ich nach Aufmerksamkeit heische, aber passt mein Beitrag hier nicht her, oder erscheint er zu banal oder zu schockierend, dass keiner darauf antwortet? Ich würde mich riesig über weitere Reaktionen freuen!

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

also ich kann nur für mich sprechen, warum ich erst jetzt schreibe: Ich weiss nicht genug über die Situation und die Möglichkeiten die du hast, vor allem in Rumänien.

Ich schätze mal dass es auch dort einen Mieterschutzbund oder sowas gibt, jemand der sich für die Belange der Mieter stark macht und bei dem man Information einholen kann. Z.b. darüber ob der Vermieter nicht die Schäden richten muss oder ob du von dem Vertrag zurücktreten kannst.
ich und ich denke dass das auch für die anderen Forumteilnehmer gilt, kenne mich da einfach nicht aus.

Alles was ich tun kann, ist dir mut zu machen damit du eben das Hinterteilchen hoch kriegst und dir zumindest mal die nötige INformation holst. Danach kannst du immer noch die Möglichkeiten sondieren und entscheiden was du tun wirst.

sporadischer Gast 6 Osteuropa M, 32

Danke für die Antwort. Mir raten hier alle dazu, die Wohnung zu behalten ... denn die "kleinen Probleme" werden sich doch schon beheben lassen. In Rumänien ist alles nciht so streng organisiert wie in Österreich oder Deutschland, notfalls würde man die Vermieterin für ein, zwei Monatsmieten aus dem Vertrag herauskaufen können, denke ich.

Mir geht's auch mehr darum, dass ich in völlige Trägheit verfalle, dass ich nicht weiß, wie ich mich entscheiden soll. Das macht mich so fertig. Dass ich Ängste habe, die alle als unbegründet abtun, dass ich mich vor der Zukunft mehr fürchte als dass ich mich darauf freue.

Das macht mich so fertig.

Helferlein 51 Österreich W, 25

Hi Nicu!

Danke für deinen netten Eintrag in meinem Thread. Möchte dir nun auch was schreiben, obwohl ich nicht so recht weiß was ich dir raten kann. Für mich klingt deine Trägheit allerdings nach einer handfesten Depression (zu nichts aufraffen können, alles egal...), du solltest einen Psychologen oder sozialen Dienst aufsuchen. Frag einmal in einem Krankenhaus nach oder sieh in einem Telefonbuch nach! Die werden dir dann sicher auch noch Tipps zu deiner verzwickten Lage geben können und denen gehst du sicher nicht mit deinen Problemen auf die Nerven, denn das ist schließlich ihr Beruf!

Also raus mit dir! Ist denn bei euch auch so schönes Wetter wie bei uns?

Sonnige Grüße,
Sternschnuppe

PS:Wenn du magst, kannst du mir gerne auch eine PM schicken.

sporadischer Gast 6 Osteuropa M, 32

Danke, Sternschnuppe, für den Beitrag. Bei psychologie habe ich schon geschaut. Es gibt nur "psichatrie", so weit bin ich, hoffe ich, noch nicht. Die ADS-Sachen fand ich fanszinierend und ich denke, dass ich durchaus zu den potenziellen Kandidaten gehöre.

Habe auch so 'nen Selbsttest gemacht und alles, ALLES trifft auf mich zu!! Angefangen bei der Schule (o Gott, ist das lange her ...)

Habe immer mehr das Gefühhl, dass ich hier in RO ein Opfer werde, ich habe verhältnismäßig Geld, und ich werde ausgenommen, das wil ich nicht, aber ic<h gebe irgendwie imer wieder nach.

Wien ist übrigens eine tolle Stadt. War im April dort und komme auf der Durchreise immer wieder durch. Ist schön, und das Wetter ist sicher genauso sauwarm wie hier ... Wir haben ca. 25-30 Grad. Ist nett, aber da ich Johanniskraut nehme, kann ich mich nicht so in die Sonne knallen.

Liebe Grüße,
S.

Helferlein 51 Österreich W, 25

Hi!

Also eigentlich ist der einzige Unterschied zwischen Psychologen und Psychiater, dass der erste keine Medikamente und der zweite (weil Arzt) schon welche verschreiben darf. Der Psychologe hat zudem vielleicht eine etwas andere Einstellung zu psychischen Problemen als der Psycholge, der sich um ein paar Jahre länger damit befasst hat.
Aber eine Depression medikamentös behandeln kann nur der Arzt. Das hat nichts mit Verrücktsein zu tun!

Was das mit dem Ausnutzen und deinem Geld angeht, sieh dich vor, dass du nicht mehr Schaden als Nutzen aus deinem Aufenthalt ziehst! Bei aller Nächstenlieb solltest du auch auf dich achten!! Wenn jemand dich ausnutzen will, erklär ihm freundlich, aber bestimmt, warum das halt eben nicht so geht, wie er will. (Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber versuch auch mal "Nein" zu sagen.)

Gib acht auf dich!

Lg, Sternschnuppe

sporadischer Gast 6 Osteuropa M, 32

Ich glaube fast, es ist schon passiert, also dass ich mehr ausgenutzt werde als dass ich Nutzen hiervon habe. sad2

Ich glaube, ich bin mein ganzes Leben schon ausgenutzt worden, aber am schlimmsten ist es halt diesen Sommer gewesen. Zack, plötzlich war mein Freund weg, und ab da habe ich mich an jeden Strohhalm festgehalten, jedem netten Wort, das von irgendwo her kam.

Ich habe aber keine Kraft mehr, ich habe sie einfach nicht mehr. Würde am liebsten sagen, ich mache jetzt, was ich will, aber das kann ich nicht mehr. *heul*

Psychopharmaka helfen doch auch nicht dagegen, wenn man immer nur ausgenutzt wird ...

Danke an euch für all die lieben Worte!

[nicht mehr wegzudenken] 1213 @ home W

ein Psychiater ist ein Mediziner (Arzt) der sich auf Psychiatrie spezialisiert hat, und ein Psychologe hat Psychologie studiert aber nicht Medizin. Das ist der Unterschied. Deshalb darf auch nur der Psychiater Medikamente verschreiben, das hat nichts mit der "Einstellung" des solchen zu tun *g

Bei den Entscheidungen ist es halt schwer, keiner kommt nach getroffener Entscheidung auf dich zu mit einem Blumenstrauss und gratuliert dir zur RICHTIGEN Entscheidung. Das einzige was man machen kann, ist sich entscheiden und dann versuchen das beste daraus zu machen.

Ausnutzen brauchst du dich nicht lassen. es gibt Workshops, wo man lernen kann, sich selbst zu behaupten, es gibt Bücher darüber. Besorg dir ein paar und schau was du davon mitnehmen kannst. Du bist nämlcih nicht allein auf der Welt mit diesem Problem.

Forums-InsiderIn 317 München M, 41

Hallo Nicu,

habe jetzt erst Deinen Thread entdeckt.

Der letzte Eintrag ist ja schon einige Wochen her, deshalb wollte ich mal nachfragen, wie es Dir inzwischen geht. Wie ist denn Deine Wohnungssituation, wie ist Deine psychische Verfassung?

Viele Grüße,
Nick

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

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