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Lil_S
sporadischer Gast
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Frankfurt W, 18
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Tue, 10.Aug.04, 0:45 Arbeitssucht/Workaholic |
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Ich bin total fertig mit meiner jetzigen Situation und schildere diese mal und hoffe dass sich hier jemand findet, der mich helfen kann.
Meine Eltern haben sich vor ca. 3 Jahren getrennt. Anfangs musste ich erst mit der Situation klarkommen und hatte sehr wenig Kontakt zu meinem Vater, der sich nur langsam wieder aufgebaut hat. Dann hat es sich eingependelt, dass ich jede 2 Wochen etwas mit ihm unternommen habe, das war mehr als zu der Zeit als meine Eltern noch zusammen waren, weil er ja nie zu Hause war bzw. kaum Zeit hatte. Vor ein paar Monaten habe ich dann erfahren, dass er Krebs hat und das schon 3 Jahre lang. Es war für ihn aber langsam an der Zeit sich zu entscheiden ob er sich operieren lässt. Nach zich Arztbesuchen und langen Überlegungen hat er sich für eine OP entschieden, die auch, soweit er berichtet hat, sehr gut gelaufen ist. Jetzt kommen wir aber zu meinem Problem. Er hat nach der OP einen Aufenthalt in der Reha gehabt, danach eine ganze Woche Urlaub genommen und dann wieder mit dem Arbeiten angefangen, er meinte zwar weniger als vorher, aber so sicher wär ich mir da auch nicht. Jetzt befindet er sich noch mal in einer 8-wöchigen Bestrahlungstherapie, die jeden morgen durchgeführt wird und ihn ziemlich viel Kraft kostet. Jedoch geht er trotzdem danach den Tag über arbeiten. Ich habe das Gefühl, dass der Krebs sich grade weil er so viel arbeitet so lange in seinem Körper halten konnte, trotz einiger Therapien. Es kann ihn aber keiner dazu bewegen dass er mal ein halbes Jahr Pause machen könnte oder etwas in der Richtung. Auch wenn der Krebs jetzt besiegt ist (wo ich mir nicht sicher wäre, weil mein Vater mir in der Richtung nicht die Wahrheit sagt, weil er mir das nicht antun möchte), dann habe ich die Angst, dass er wieder sehr krank werden könnte aufgrund seiner Arbeitssucht. Es ist ja auch bekannt dass solche Leute davon irgendwann sterben (Herzinfarkt, ...). Mein Vater ist ein Mensch, der es hasst, wenn andere Leute versuchen ihm etwas zu sagen (vor allem seine eigene Tochter), er nimmt vieles auf die leichte Schulter und dass ER ein Problem hat, das würde er nie einsehen. Ich möchte ihn aber helfen, die letzte Zeit war schon schlimm genug, ich möchte dass er in seinem Leben noch einen anderen Sinn hat ausser die Arbeit und würde mich freuen, wenn er mir auch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken würde. Also nun meine Frage: Was kann ich tun? Wie kann ich meinem Vater helfen, wobei er sich nicht angegriffen fühlt?
Danke im Vorraus, Lil!
P.S.: Hier sind einige seiner Merkmale, die mir spontan einfallen welche auf eine Arbeitssucht hindeuten:
1. sein Arbeitshandy ist 24 Std am Tag, 7 Tage die Woche an
2. er meldet sich selten/nie bei seinen Kindern (findet aber schon Zeit für sie, wenn sie sich melden, aber nie sofort)
3. er hat häufig Langeweile
4. er hat kein Hobby welchem er regelmässig nachgeht (er hat ja keine Zeit dafür! :-/ )
5. er legt sich nicht gerne zeitlich fest (z.b. wann er nach hause kommt)
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Lil_S
sporadischer Gast
8
Frankfurt W, 18
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Tue, 10.Aug.04, 0:47 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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eine zusätzliche Frage:
Gibt es vielleicht Personen die in einer ähnlichen Situation sind? Würde mich über einen Gesprächspartner auch sehr freuen.
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Tue, 10.Aug.04, 8:07 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Hallo Lil'S
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hat dein Vater 3 Jahre mit einer OP gewartet???
Du schreibst nicht, welche Art von Krebs er hatte. Ich kann mir nur vorstellen, daß er einen langsam wachsenden Prostatakrebs hatte, wenn es möglich war eine OP so lange raus zu schieben.
(Du brauchst nicht zu posten, ob meine Vermutung stimmt.)
Nun, wenn das so ist, macht das extrem viel mit einem Menschen, da es die Sexualität nach einer solchen OP sehr stark beeinträchtigen kann.
Vielleicht stürzt er sich deshalb so in die Arbeit...
Wobei jede Krebserkrankung sehr belastend ist, denn sie konfrontiert mit dem möglichen eigenen Tod...
Jeder Mensch hat so seine eigenen Methoden mit so einer Erkrankung umzugehen und dein Vater scheint über die Arbeit den Abstand zu suchen, den er sonst nicht findet und doch wohl auch braucht. Gerade weil Du auch schreibst, dass die letze Zeit schlimm genug war.
Laß ihm etwas Zeit und habe ein offenes Ohr für ihn und gehe "normal" mit ihm um.
Mal soweit, was mir adhoc dazu einfällt.
LG Yeti
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Lil_S
sporadischer Gast
8
Frankfurt W, 18
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Tue, 10.Aug.04, 11:44 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Also du hast Recht mit dem Prostatakrebs, aber wenn es so wäre wie du beschreibst, dass er nur durch die Krankheit so Arbeitswütig geworden ist, dann würde ich mir auch keine Sorgen machen, denn dann würde es bestimmt wieder vorbeigehen. Jedoch ist die Situation anders, vielleicht habe ich das falsch beschrieben. Ich habe es so eingeschätzt, dass er gerade durch seine Arbeitssuche krank geworden ist, weil es für seinen Körper zu viel war, d.h. er war schon BEVOR er Krebs hatte Arbeitssüchtig. Das hatte sich alles entwickelt im Laufe der Ehe meiner Eltern. Als ich geboren wurde hat mein Vater noch sehr viel mit mir gespielt, jedoch schon als meine Schwester 4 Jahre später geboren wurde hatte er kaum Zeit für die Familie und auch nicht für meine Schwester. Durch diese Entwicklung habe ich auch eine viel stärkere Bindung zu meinem Vater als meine Schwester, weil er für sie nur existiert, aber nie eine Bindung aufgebaut hat. Ich ware mir nie im klaren, dass es sich bei ihm um eine Arbeitssucht handelt, jedoch jetzt, wo es mir klar geworden ist, habe ich angst, dass es seinem Körper wieder schaden wird, denn er ruht sich nicht aus, wie gesagt, er hat eine Woche nachdem er aus der Reha kam, wieder angefangen normal zu arbeiten. Ich mach mir Sorgen, dass er noch an dieser Arbeitssucht stirbt.
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Tue, 10.Aug.04, 13:45 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Hallo Lil's
Also ich kann da jetzt nur spekulieren...
Wenn diese Arbeitssucht schon vorher war, ist das vielleicht seine Methode um Probleme auf Abstand zu bringen.
Bestrahlungen sind anstrengend, ja. Und um einen Prostatakrebs zu operieren gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die z.T. körperlich sehr gut verkraftet werden, so daß er sich nach 3 Monaten durchaus auch wieder fit fühlen kann. Und dann ist es doch auch positiv, wenn er sich seiner Arbeit wieder zuwendet und nicht in Apathie und Depression versumpft. Es könnte sein Versuch sein wieder in die "Normalität" zurück zu kehren.
Ich glaube nicht, daß eine Arbeitssucht eine Prostatakrebserkrankung auslöst, allenfalls den Verlauf ungünstig beeinflusst, wenn bis zur totalen Erschöpfung geschuftet wird.
Laß ihm wirklich erst Mal ein bißchen Zeit.
Und wie stark die Erkrankung ihn psychisch belastet (Angst vor dem Tod, Sexualität), kann keiner so übers Forum wissen.
Ich könnte mir vorstellen, daß es ihm am meisten hilft, wenn Du ihn normal behandelst, Zeit und ein offenes Ohr für ihn hast. In Watte packen hilft den wenigsten...
Liebe Grüße Yeti
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Lil_S
sporadischer Gast
8
Frankfurt W, 18
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Tue, 10.Aug.04, 14:39 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Erst mal danke für deine Antwort.
Gibt es aber nicht eine Möglichkeit wie man ihm ein Hobby nahbringen könnte, sodass er nicht dauernd arbeitet? Es kann ihm nicht guttun wenn er von morgens bis abends arbeitet und nichts anderes macht. Ein gewisser Ausgleich wär doch wichtig, bei dem man mal richtig abschalten kann, denn ich glaube mein Vater KANN einfach NICHT abschalten, ich denke er muss das irgendwie lernen und erst dabei wird er sich richtig ausruhen, was auch wichtig für seine genesung ist.
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Tue, 10.Aug.04, 15:14 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Hallo Lil's
Also ein Hobby muß man selber wollen...
Aber vielleicht könntet Ihr ja mal öfter was zusammen unternehmen, was ihn vielleicht zu einem Hobby bringt..
Z.B. Konzert, Theater, Ausstellung, VHS-Kurse oder Sport ( Badminton, Segeln, Wandern oder...)
Nur mal so als Brainstorming.
LG Yeti
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Lil_S
sporadischer Gast
8
Frankfurt W, 18
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Tue, 10.Aug.04, 16:29 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Das Problem ist, er findet ja viele Sachen ganz gut, aber um sie regelmässig zu betreiben hat er ja "keine Zeit"
naja okay, du hast wahrscheinlich recht, ich muss es so akzeptieren wie es ist.
aber noch eine sache die mir sehr stört ist, dass er halt so viel zu tun hat, dass er sich nie bei mir meldet, immer bin ich diejenige die sich bei ihm melden muss, schon komisch wenn man bedenkt dass er mein vater ist
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Yeti
Forums-InsiderIn
273
weit weg W, 34
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Tue, 10.Aug.04, 18:35 Re: Arbeitssucht/Workaholic |
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Hallo Lil's
Vielleicht habt Ihtr einfach verschiedene Bedürfnisse, was die Kontakthäufigkeit angeht?
(Das soll jetzt nicht heißen, daß Du ihm nicht wichtig wärest, das wäre dann ein womöglich falscher Umkehrschluß!)
Und wer sagt, wie oft sich ein Vater bei seiner Tochter melden muß, weil er ihr Vater ist?
LG Yeti
PS: Ich habe einen guten Draht zu meinen Eltern, aber zu 95% Prozent melde ich mich bei ihnen und nicht umgekehrt.
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