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Celeron
neu an Bord!
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Hamburg M, 22
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Fri, 06.Aug.04, 21:53 AIDS-Phobie |
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Lange habe ich nach solch einem Forum gesucht! Hoffe jemand kann mir ein paar Tips geben.
Tja, wie fange ich nun an?
Seit gut einem Jahr leide ich unter einer AIDS Phobie. Ich hatte zwar schon immer irgendwie Angst vor dieser Krankheit, aber es war nicht so intensiv das mein Leben in der Zeit irgendwie beeinträchtigt gewesen wäre. Durch einen Vorfall in der Firma ist es erst wirklich schlimm geworden. Ich bin mit ziemlich rissigen Händen mit relativ frischem Blut in Kontakt geraten (ansich noch sehr geringes Risiko), trotzdem habe ich über Monate die Hölle durchlebt ("Was ist wenn doch? Wenn du der eine von 1.000.000 Leuten bist bei dem sowas zu einer Infektion führt?"). Besonders, weil ich ca. 2 Wochen nach dem Vorfall mit der wohl schlimmsten Erkältung meines Lebens für über eine Woche ans Bett gefesselt war... ("Oh Gott, das muss der Primärinfekt sein"). Nach 17 Wochen konnte ich mich dann zu einem HIV-Test überwinden, welcher negativ war. Erleichterung? Fehlanzeige.
Während dieser Zitterwochen hat sich wohl diese Phobie herauskristallisiert. D. h., wenn ich nun z. B. auf einer Milchtüte einen roten Fleck sehe, kann ich die nur mit Küchenpapier anfassen, weil ich sonst verrückt werden würde und mir mehrere Male die Hände wasche. Oder wenn ich auf dem Bahnhof mit anderen Menschen die Treppe rauf/runtergeh spüre ich auf einmal Stiche auf meiner Haut, obwohl in Wirklichkeit gar nichts passiert ist (Stichwort HIV-Nadel, Junkies auf Bahnhöfen usw.). Und es gibt noch viele andere Situationen... Ich setz mir dann immer Termine ("Ah, da sind die 12 Wochen vergangen, an dem Tag könntest du wieder testen um dich etwas zu beruhigen"). Aber ich weiss, das spätestens ein paar Tage danach alles wieder von vorne losgeht. Ich will so einfach nicht mehr weitermachen!
Neben der AIDS Geschichte hat sich nämlich auch noch eine Zeckenphobie gebildet. Das möchte ich jetzt nicht mehr so genau ausführen, ich muss mich halt mindestens zehn mal am Tag am ganzen Körper untersuchen und bei jedem kleinen Kribbeln gleich an der Stelle nachschauen...
Ich habe Angst das noch mehr dazukommt und ich bald vollkommen den Verstand verliere. Deswegen würde ich gerne mit einer Therapie beginnen. Leider habe ich aber absolut keinen Plan, wie ich anfangen soll?
Brauche ich eine Überweisung vom Hausarzt?
Was ist sinnvoller - Psychater oder Psychologe?
Wie sieht eine Therapie aus - beim Psychater/Psychologen?
Wie finde ich den richtigen Psychater/Psychologen?
Gibt es Bücher oder Internetseiten die sich ausschließlich mit dem Thema AIDS-Phobie beschäftigen?
Danke fürs Lesen, hoffe auf Rat
Celeron
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Fri, 06.Aug.04, 22:15 Re: AIDS-Phobie |
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Lieber Celeron,
die AIDS-Phobie ist eine spezielle Form einer Angststörung, die sich unbehandelt nach einiger Zeit häufig auch auf andere Lebensbereiche ausdehnt. Aus diesem Grund ist es gut, daß Sie dagegen etwas unternehmen wollen.
Sie benötigen keine Überweisung, sondern können einfach eine(n) Psychotherapeuten(in) Ihrer Wahl kontaktieren. Grundsätzlich bietet jede Psychotherapiemethode genügend Ansätze zur Behandlung von Angststörungen.
Tipps zum Finden von PsychotherapeutInnen finden Sie hier im Forum - bitte in den diesbezüglichen Threads im Forumsbereich "Fragen zur Psychotherapie" und auf den Info-Seiten meiner Website (Links ganz oben auf dieser Seite) nachlesen.
Alles Gute!
Richard L. Fellner
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Celeron
neu an Bord!
2
Hamburg M, 22
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Sat, 07.Aug.04, 16:15 Re: AIDS-Phobie |
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Hallo Hr. Fellner,
danke für Ihre Antwort!
Ich habe mich jetzt aufgrund mehrerer Meinungen hier im Forum entschieden, erstmal einen "Facharzt für Psychiatrie" aufzusuchen. Mal sehen, was es bewirkt.
Gibt es hier im Forum gerade aktuell Leute, die sich wegen einer AIDS-Phobie behandeln lassen? Wäre schön, ein paar aktuelle Meinungen/Erfahrungen zu hören.
Tschau,
Celeron
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r.l.fellner
Psychotherapeut
1589
Wien M
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Sun, 08.Aug.04, 8:01 Re: AIDS-Phobie |
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Hallo Celeron,
hm... meine Antwort hätte ich mir also sparen können? Die "Meinungen hier im Forum" sind bezüglich der passenden Anlaufstellen leider nicht immer korrekt, insbesondere was die Berufsgruppen Psychotherapeut/Psychiater/Neurologe angeht.
Ein "Facharzt für Psychiatrie" ist ein Fachmann für schwere psychische (psychiatrische) Erkrankungen, also Psychosen usw. und der, der Medikamente verschreibt (ebenfalls sein Fachgebiet). Wenn er mit Ihrem Problem fachgerecht umgeht, würde er Sie ohnehin nur weiter zu einem Psychotherapeuten schicken... Sie können also auch gleich selbst dorthingehen - wenn Sie möchten.
Alles Gute
Fellner
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Bolle
neu an Bord!
4
Bielefeld W, 28
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Mon, 30.Aug.04, 19:20 Re: AIDS-Phobie |
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Hallo!
Ich hatte auch eine AIDS Phobie. Das fing ca. mit 14 Jahren an. Ich habe immer im Fernsehen von dieser Krankheit gehört. Ich hatte natürlich keinerlei Ahnung, wie genau das übertragbar ist. Deshalb fing ich an, alles was für mich wie Blut aussah zu meiden bzw. nach Kontakt eine regelrechte Waschorgie anzufangen. Auch bei mir konnte es ein roter Fleck an der Milchtüte sein, der mich fast zum Verzweifeln brachte. Ich hatte panische Angst, sobald sich jemand verletzte. Sogar vor meinem eigenen Blut fürchtete ich mich. Ich hatte keinen Mut mich jemanden anzuvertrauen, ich schämte mich ja gleichzeitig so. Ein schlechtes Gewissen hatte ich auch noch den wirklich Kranken gegenüber. Ich dachte, mein Verhalten ist ja total menschenverachtend. Das wollte ich natürlich auch nicht, kam aber nicht gegen meine Angst an.
Meine Eltern gingen mit mir zur Familienberatung, die fand ich alle blöd. So fremden Leuten wollte ich mich nicht anvertrauen. Meine Eltern haben mich über die wirklichen Infektionsmöglichkeiten aufgeklärt. Aber es half nicht, ich habe mir die Hände trotzdem blutig und rissig gewaschen. Dann kam noch Desinfektionsmittel hinzu. Am liebsten hätte ich darin gebadet.
Doch dann kam meine Rettung! Aber ich erfuhr, dass HIV-Viren nach spätestens 10 Min. an der Luft absterben! Dann konnte ich ja entsprechende "Maßnahmen" einführen. Das heißt, dass wenn ich mit etwas ekeligem in Berührung gekommen bin, muss ich einfach 10 Min warten und alles ist gut. Ich konnte wieder halbwegs normal leben. Das ging ca. 4 Jahre gut und auf einmal kamen wieder diese Gedanken. Diesmal suchte ich mir Hepatitis aus, wovor ich Angst hatte. Da wusste ich nicht, wann sie absterben. Ich hatte nur gelesen, sie sind resistenter. Ich hatte total den Realitätssinn verloren. Was habe ich berührt? Was nicht? Ich habe nur noch ins Gesicht von Leuten und auf Ihre Hände geschaut, ob da irgendetwas blutiges oder aufgekratztes ist. Und natürlich habe ich bei fast jedem etwas "gefunden".
Es wurde immer schlimmer und ich suchte mir immer neue Sachen: Geschlechtskrankheiten, Angst vor Toiletten, vor Krankenhäusern etc. Eigentlich vor allem wo Menschen waren. Oft lief ich nur noch heulend weg und habe mich zitternd, schreiend irgendwo versteckt. Bis ich wieder "klar" kam und eine Desinfektions- Duschorgie veranstaltete.
Irgendwann konnte ich nicht mehr und sah ENDLICH ein, dass ich eine Therapie machen muß. Ich war erst bei einer Ärztin, die wollte mir sofort Medikamente verschreiben. Da bin ich nie wieder hin. Dann habe ich eine Gesprächstherapie begonnen. Es war sehr schwer mich dort zu öffnen.
Und es hat sehr lange gedauert. Und es half am Anfang nur sehr wenig. Ich musste sehr an mir selbst arbeiten. Wir haben Autogenes Training gegen Angst-Attacken gemacht und meine gesamte Lebenssituation erörtert. Ich bin ein Mensch, der nie NEIN sagen kann und immer allen alles recht machen will. Das muss ich ändern. Damit nicht mehr die Angst über mein Leben entscheidet, sondern ICH.
Ich dachte immer, ich muss wissen, WARUM ich solche Ängste habe. Ich weiß es bis heute nicht, aber es ist mir auch nicht mehr so wichtig. Und ich dachte immer, dass ich sie nicht haben darf und abstellen muss. Doch ich habe begriffen, dass ich sie wohl nie ganz abstellen kann, aber ich habe einen Weg gefunden mich mit meinen Ängsten zu arrangieren.
Ich habe es geschafft, nicht mehr etwas zu suchen, was mir Angst macht. Ich kann befreit nach draußen gehen. Es gibt zwar noch immer Sachen und Situationen, die mir Angst machen und mich etwas einschränken, aber ich finde sie nicht mehr so bedrohlich.
So, dass war mein erster Beitrag und gleich ein sehr langer. Ich hoffe, ich konnte dir Einblick in meine "einigermaßen" bewältigte Phobie geben. Und hoffe, dass es dir zeigt, dass du nicht alleine bist und es dir Kraft gibt, gegen deine Angst zu kämpfen. Ich wünsche dir alles Gute.
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Jacelyn
sporadischer Gast
12
Geheim W, 26
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Tue, 31.Aug.04, 13:10 Überweisung in Deutschland nötig |
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Hallo,
hab grad gesehen, das der erfasser des Beitrags in deutschland lebt, dort braucht man seit einführung des neuen gesetzes eine überweisung vom Hausarzt,nach errichtung der Praxisgebühr!
Gruß
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andi11085
neu an Bord!
3
Lautern M, 18
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Mon, 13.Sep.04, 21:09 Re: AIDS-Phobie |
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Hallo,
also bei mir war das genauso! Ich hatte vor ca. 7 Monaten einen kleinen "Unfall", als ich ein wenig zu tief in die Bierflasche schaute und später bei einer Frau gelandet bin.. wir hatten kein Kondom... als ich am nächsten Tag wurde mir klar, wie dumm ich eigentlich bin! ich hätte mir in den arsch beissen können! ich war sauer und enttäuscht von mir selbst.. dann fing ich an nachzudenlken... Ich malte mir die schrecklichsten Szenarien aus und dachte, ich habe mich mit Aids infiziert.. Ich suchte im Internet nach Symptomen iund musste diese sofort mit meinem Körper vergleichen.. Dazu muss ich sagen, dass ich eh an Hypochondrie leide.. ich bekomme seit ca 3 wochen ein antidepressiva.. über die wirkung kann ich noch nicht viel sagen.. ich habe zar seit dem keine angst mehr gehabt.. aber ich dachte von antidepressiva ist man gut gelaunt? ich hab festgestellt, dass ih zwar nicht traurig sein kann (ja das geht bei mir irgendwie net seit ner woche )... aber dafür bin ich öfters voll schlecht gelaunt! Dinge gehen mir total auf die nerven und meine Umwelt auch.. könnte das eine Nebenwirkung sein?! Naja.. zurück zu der Aids-sache... ich wartete dann 12 wochen.. diese 12 wochen waren wirklich die Hölle! Ich bin dann scjhließlich zum Gesundheitsamt... 1 Woche musste ich auf das erlösende Ergebnis warten... Danach dachte ich,m ich habe krebs.. Naja diese Krankheit ist echt scheisse!
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