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doomgiver
Helferlein
43
Graz M, 20
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Tue, 03.Aug.04, 19:26 "Kindheitstrauma" - Aufarbeitung - Zukunft? |
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Vor 10 Jahren, ist einer meine beiden jüngeren Brüder an einem "Hirntumor" gestorben. Infolgedessen drohte unsere Familie zu zerbrechen. Wir pendelten zu mehreren "Psychoonkels"
die mir aus heutiger Sicht nicht wirklich geholfen haben (aber wahrscheinlich meinen Eltern). Hier begann ich mich für Religion zu interessieren und zu ministrieren.
Ich war schon immer ein schüchternes Kind mit relativen Kontaktschwierigkeiten (wenig Freunde). Mit dem Tod meines Bruder brach ich endgültig ein, und begann mich zurückzuziehen. Für mich exsisitere in der Welt nur Zuhause/Familie bzw. Schule, das ging fast die ganze Hauptschule so. In der 4. Klasse ging ich zum Fußballklub, ohne dort jemals wirklich Anschluss zu finden, oder mich wohl zu fühlen (ich hatte Angst vorm Einsatz im Spiel). Irgendwann in dieser Zeit war wegen meiner Ängstei ch für 10 Sitzungen bei einem Psychotherapeuten. Er ging aber nie an die "Quelle" der Ängste, sondern suchte mir Mittel beizubringen, die Ängste zu verdrängen/ignorieren... Religion spielte in dieser Zeit immer eine wichtige Rolle, es war allgemein bekannt das ich Priester werden wollte.
Als ich nach der HS an eine HAK wechselte, war die Krise perfekt. Ich fand überhaupt keinen Anschluss, und stürtzte in eine totale Sinneskrise. Vor der Schule hatte ich Angst, vorm Fussballspielen auch. Ich wurde wieder zum Psychotherapeuten geschickt. Aus heutiger Sicht hat es nicht viel gebracht. Ministrieren war eigentlich das einzige worauf ich mich freute. Ich wollte dazugehören, so sein wie die anderen. Ich versuchte mich anzupassen, und je mehr ich mich verleugnete (ich hab einen Drang zum "Anderssein"), umso schlimmer wurde es. In dieser Zeit (1. u. 2. HAK) kamen Selbstmordgedanken in mir hoch. Und die wurden mächtiger und mächtiger, eine geistige Barriere nach der anderen brach. Am Ende standen nur noch meine Eltern u. "Gott" zwischen mir und dem Abgrund.
Irgendwoher hab ich dann doch langsam ein wenig Kraft gewonnen, zumindest genug um dem Fußballklub den Rücken zu kehren, was eine Befreiung für mich war. Trotzdem hatte ich keine Zukunftspersketive und lebte völlig sinnlos vor mich hin. Nach dem Wegfall des Fußballsvereins, hatte ich eigentlich außer der Schule keinen "Kontakt zur Außenwelt". Ich brachte die idealen Vorraussetzungen für einen Außenseiter mit, und war zu einem perfekten Außenseiter geworden. In dieser Zeit brach ich dann auch mit der Religion (ich war einfach frustriert), was mir im Endeffekt Kraft raubte und schadete.
Dann kam ich aber zu einem neuen Arzt. Bei ihm fühlte ich mich von Anfang an wohl und erziehlte auch für mich beachtliche Fortschritte. Zum ersten Mal konfrontierte ich mich mit dem Tod meines Bruder bewußt, arbeitete Verdrängtes auf, ging an die "Quelle meiner Ängste". Es ging aufwärts mit mir. Allerdings hatte dieser Arzt auch wieder meinen Drang zur Religion geweckt, und da er selbst "Basischrist" ist (also nimmt er zB die Bibel wörtlich) hat er mich gleich nebenbei zum "rechten Glauben" bekehrt. Ich war wieder gewillt zu Leben aber ein christl. "Fundi". Nach einigen Gesprächen mit unserem Pfarrer gab sich das aber, und heute hab ich eine gesunde Einstellung zu Religion u. Gott.
Ich kann heute zu mir selbst stehen. Ich bin anders als der "Mainstream", und heute will ich das nicht mehr verleugnen. Ich habe Mut zum Leben, und keine Wunsch es vorzeitig zu verlieren.
Aber ich habe noch einige "Schäden" aus meiner Kindheit. Ich bin nach wie vor von starken Ängsten begleitet (wobei stark relativ ist). Ich habe Angst vor Hunden, Höhenangst (nicht eigentlich vor der Höhe, sondern ich habe kein Vertrauen zu dem Ding (Brücke, Flugzeug, etc...) das mich in dieser Höhe hält. Ich habe noch immer Schwierigkeiten zu Anderen in Kontakt zu treten (aus Angst vor dem zurückgewiesen werden), habe dadurch keine echten Freunde u. gehe auch nicht in Discos, Cafes, Bars etc...
Erstmal danke für's Lesen. Was soll ich tun, was meint ihr?
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katze
Helferlein
59
anywhere W, 21
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Tue, 03.Aug.04, 19:35 Re: "Kindheitstrauma" - Aufarbeitung - Zukunft? |
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also über religion mag man denken was man will (ich selber habe mich komplett von der katholischen kirche abgewandt, aber egal), aber es ist doch gut dass du etwas gefunden hast, das dich aufbaut.
aber: einen therapeuten, der eine religion stark vertritt finde ich überhaupt nicht professionell, schließlich kann auch eine religion deine ursprünglichen probleme nicht lösen. wenn dein therapeut dir ausserdem bei deinen konkreten problemen nicht mal ansatzweise helfen kann, würde ich mir an deiner stelle einen anderen suchen, auch wenn du nach deiner meinung nach sinnlosen besuchen in der kindheit vielleicht kein wirkliches vertrauen mehr zu therapeuten hast... ich würds versuchen, denn die probleme verschwinden nicht durch ministrieren...
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doomgiver
Helferlein
43
Graz M, 20
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Tue, 03.Aug.04, 20:06 Re: "Kindheitstrauma" - Aufarbeitung - Zukunft? |
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Hups, mir scheint ich muss zum Thema Religion noch was nachliefern. Ich bin jetzt Agnostiker (dank unserem rk-Pfarrer - fragt nicht wie das gegangen ist, ich hab selbst keine Erklärung)...
Und ich ministriere auch schon lang nicht mehr...
Der Therapeut der mir die Religion "reingedrückt" hat, hat mir aber sonst sehr viel geholfen (von der Relgion unabhängig).
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